Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.
der selbst von seinen Kameraden gleichermaßen gehaßt und gefürchtet wurde. Es gab niemanden, der gern mit dem einäugigen pockennarbigen Texaner umging.
Luptons Freund, der schwarze Tino, hatte ein olivfarbenes Gesicht und schimmernde Kohlenaugen. Er war ein Messerwerfer, wie es wohl gefährlicher kaum einen zweiten gab.
Dann war da noch Jube Pegger, der untersetzte bullige Muskelklotz aus Tennessee, der sich hüten mußte, an einem Sheriff Office vorbeizureiten, denn von ihm gab es mehr Steckbriefe als von sonst irgendeinem der Crew.
Pete Lestinov war ein Balte, ein fahler, verschlagener Bursche, der niemandem in die Augen sehen konnte.
Lupton, Pegger, der Mexikaner Tino, von dem niemand den Nachnamen kannte, und der fahlgesichtige Lestinov – das war Gordon Breaks Elite. Es waren die gefährlichsten Burschen seiner Bande. Well, Jim Hunter und Cass Saunders standen ihnen in nichts nach, aber die Burschen, die Lupton mitgebracht hatte, hielten zusammen. Sie waren immer zu viert…
Troub hatte sich auf den Weg gemacht. Nach einer knappen Stunde war er so weit oben in den Hills, daß der Posten Luptons ihn sehen mußte.
Troub ritt langsam durch eine Niederung, hielt auf eine Buschgruppe zu, und plötzlich schwirrte ein Lasso durch die Luft, dessen Schlinge sich blitzschnell um seinen Oberkörper legte.
Troub wurde vom Pferd gerissen und stürzte hart auf den nur von dünnem, struppigem Präriegras bewachsenen Boden.
Er warf sich herum, brachte sich in sitzende Stellung und starrte aus wütenden Augen zu den Büschen hinüber, wo ein mittelgroßer Mann stand, der breit lachte und das Lassoende noch fest in der Hand hielt.
Welch ein Gesicht! Die linke Hälfte war wie abgetrennt und schien überhaupt keine Ähnlichkeit mehr mit einem menschlichen Antlitz zu haben. Die Augenhöhle war leer und feuerrot. Der Nasenflügel abgeteilt, und der linke Mundwinkel war durch eine scharfe flammendrote Narbe, die sich von dort bis zur Stirn hinaufzog, abgeschnitten.
Die Kleidung dieses Mannes wirkte auf eine seltsam farbige Art komisch. Er trug auf seinem struppigen roten Kopf einen Biberpelz mit langem, abgegriffenem Schwanz. Sein Hemd konnte vor langer Zeit einmal weiß gewesen sein. Es stand am Hals offen. Die Joppe war aus Leder, vielfach zerfetzt und mit zahllosen Flicken besetzt. Die Hose war so breit, daß mühelos zwei Männer darin Platz gefunden hätten. Die Stiefel waren hochschäftig und mußten einem wahren Goliath gehört haben. Über dem Lederrock trug er einen Waffengurt aus schreiend hellem Leder, der drei Revolvergurte hielt. Ein Umstand, der dem ohnehin skurrilen Aussehen des Mannes ein geradezu martialisches Aussehen gab.
Rechts und links an den Hüftseiten steckten je ein achtunddreißiger Single Action Colt. Vorn, fast in der Mitte, trug er noch einen Revolver, dessen Knauf mit Perlmutt beschlagen war. Es war ein Berangia Colt vom Kaliber zweiundzwanzig.
Und dieser Mann war der Banidt Ben Lupton. Er kam aus dem Panhandle, aus einer Gegend in Texas, aus der schon andere berüchtigte Banditen gekommen waren. Dieser Tex war wohl der höllischste Bursche in der Break-Bande.
Wild lachend stand er jetzt da. »He, Troub, war das nicht ein prächtiger Wurf? Du kannst von Glück sagen, daß ich mich an deine Visage erinnerte, andernfalls hätte Tino dir in dem Augenblick, als du auf dem Boden ankamst, eine Ritze ins Fell geworfen. Stimmt’s, Tino?«
Ein mittelgroßer schlanker Mann trat auf der anderen Seite aus den Büschen. Sein Gesicht war olivbraun, seine schrägsitzenden Augen schimmerten wie schwarze Achate. Über seiner Oberlippe saß ein fadendünner, scharf ausrasierter Schnurrbart. Sein Haar war lackschwarz und ölig; es wuchs ihm hinten in den Hemdkragen hinein. Der Mexikaner Tino hatte ein Gesicht, das man hübsch hätte nennen können, wenn nicht der lauernde Zug in seinen Augen gewesen wäre. Er trug ein weißes Hemd mit boleroartigen Ärmeln, im linken Ohr einen goldenen Colt; dafür hatte er zwei Messer im Gurt stecken. Seine Stiefel waren aus weichem Leder und saßen eng an seinen Beinen.
Da kam drüben hinter Lupton ein fahlgesichtiger Mann mit tief in den Höhlen liegenden Augen zum Vorschein: der baltische Auswanderer Peter Lestinov. Ihm folgte der vierkantige Jube Pegger. Beides Gestalten, die durchaus zu der übrigen Break Crew, die in Orange City gastierte, paßten.
Troub raffte sich hoch.
»Laß endlich den Riemen los, Lupton. Du schnürst mir ja die Luft ab!«
Der Einäugige lachte krächzend. »Kleiner Vorgeschmack auf den Galgen, Brother!« Dann endlich lockerte er das geflochtene Seil, und Troub konnte sich aus der Schlinge winden. Lupton und die anderen kamen auf ihn zu.
»Was bringst du denn?« wollte der Texaner wissen.
»Nichts Gutes, leider.«
»Schieß los!«
»Der Boß sitzt im Jail…«
»Was?« kam es entgeistert von vier Lippenpaaren.
»Aber das ist doch ausgeschlossen. Wie kommt er denn da hin? Wer hat ihn eingelocht? Wo sind denn die anderen? Hunter und Saunders?«
»Hunter sitzt auch. Ing Seld ebenfalls!«
Lupton schneuzte sich mit einem gewaltigen blauen Taschentuch und rieb sich durch den Nacken.
»Los, spuck schon aus, Mensch, was ist passiert? Ist Militär in die Stadt gerückt?«
»Nein.«
»Wie kommt Break denn in den Käfig?«
»Der Sheriff hat ihn eingelocht.«
»Der…« Die vier waren sprachlos.
Troub mußte berichten, so schwer es ihm fiel.
Endlich fauchte Lupton: »So sieht das also aus! Dieser verdammte Blechorden-Transporteur ist zurückgekommen und hat sich einen Schießer mitgebracht.«
»Einen Schießer?« Troub überlegte. »Nein, so sah der Mann eigentlich nicht aus.«
»Schießer sehen nie so aus«, belehrte ihn Pegger, »das ist eben ihr Trick.«
»Wir werden ihn in die Horizontale bringen«, warf Lestinov mit einem linkischen Grinsen ein.
»Das sowieso!« erklärte Lupton. »Auf, Boys, wir reiten in die Stadt.«
Troub hob die Hand. »Wartet noch. Saunders sagte…«
Lupton hatte einen hellen Pfiff ausgestoßen; drüben aus den Büschen trabte ein starkknochiger Brauner heran.
Lupton zog sich sofort in den Sattel. »Was Saunders sagt, interessiert mich nicht. Er ist nicht der Boß.«
Schweigend bestiegen auch die anderen ihre Gäule.
Troub blieb nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen. Als er Lupton eingeholt hatte, rief er ihm zu: »Ihr sollt erst nach Einbruch der Dunkelheit kommen!«
Lupton hielt seinen Gaul an und stützte sich auf das Sattelhorn. »Hat Saunders das gesagt?« knurrte er.
»Es hieß, das Break es gesagt haben soll«, suchte Troub einzulenken.
Der starrsinnige Texaner fiel auf den Trick herein.
»Yellow Jim weiß schon, was er will. Es ist richtiger, wenn wir erst im Dunkeln in die Stadt kommen. Die Halunken brauchen uns ja nicht gleich zu sehen.«
Troub grinste still vor sich hin. So konnte er wenigstens auch für ein paar Stunden aus dieser vertrackten Stadt wegbleiben.
*
Als es dunkel geworden war, ritt der Missourier aus der Stadt. Er hielt auf die Hills zu in die Richtung, in der er den Tramp hatte wegreiten sehen.
Wyatt dachte genau das, was auch Doc Collins gedacht hatte: Break hat draußen vor der Stadt noch Verstärkung. Noch weitere Männer, die ihn notfalls aus der Klemme reißen sollen.
Wyatt ritt nicht sehr gern aus der Stadt, aber er wußte Doc Holliday ja in der Nähe des Jails. Es gab keinen Mann, den er lieber in seinem Rücken gehabt hätte. Der Gambler würde Augen und Ohren offenhalten und