Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.
der Nacht mehrmals aufgewacht und hatte sich ans Fenster gestellt, um zur Mainstreet hinüberzulauschen.
But hatte ihn mehrmals aufgefordert, ins Bett zu gehen. »Schlaf doch endlich, Bill. Er wird es schon machen…«
Billy nickte. »Yeah, ich glaube es auch.«
Aber er glaubte es absolut nicht. Im Gegenteil, er war fest davon überzeugt, daß auch dieser große Kämpfer keine echte Chance gegen die Break-Bande haben könnte.
Zu groß war die Übermacht der anderen. Gab es denn keinen anderen Weg, dieser Horde beizukommen?
Bill hatte oft gehört, daß die bedrängten Bürger anderer Städte Militär angefordert hatten.
Dieser stolze Wyatt Earp würde das ganz gewiß nicht tun. Lieber würde er im Kampf untergehen. Davon war Bill überzeugt.
Es war gegen sechs Uhr, als er sein Pferd sattelte und es aus dem Hof führte. Er würde nach Glereny reiten, um dort im Fort um Hilfe zu bitten.
So sehr er diesen Wyatt Earp verehrte, es war unvorstellbar für ihn, wie dieser Mann allein mit einer solchen Schar von Verbrechern fertig werden sollte.
*
Der kahlköpfige Jonny Fuller, der früher bei Hochbetrieb oft im Utah Saloon ausgeholfen hatte, sah die Stunde seines Lebens gekommen.
Im Laufe mehrerer Jahre hatte er einige hundert Flaschen und Gläser zusammengetragen, die er vorn in seiner großen Stube auf Borden und Tischen aufgebaut hatte.
Es war nur eine winzige Theke, die er sich selbst zurechtgezimmert hatte. Der Wohnraum war schlauchartig und verhältnismäßig groß. Fuller hatte ein paar Tische und Stühle hineingestellt und sogar einen der Tische grün gestrichen.
Seit Tagen hatte er beobachtet, daß die Männer den gefährlichen Utah Saloon mieden, der sonst immer überfüllt war. Das würde seine Stunde werden.
Als es tagte, schloß er die Tür auf und nahm ein Holzschild, auf das er mit ungelenker Schrift und schmieriger roter Farbe geschrieben hatte: Fullers-Bar.
Schon gegen acht nahte der erste Gast.
Es war der Holzarbeiter Ferguson, der auf dem Wege zu seiner Arbeit war. Als er das Schild sah, das Fuller an einen Vorbaupfosten genagelt hatte, blieb er stehen und kraulte sich den wolligen Schädel.
»He, was war das denn? Hat der vielleicht wirklich eine Bar aufgemacht?«
Ferguson stieg auf den Vorbau und blickte in das hochgeschobene Fenster. »Tatsächlich!« Und weil er den neuen Salooner hinter der ›Theke‹ stehen sah, sagte der Holzarbeiter: »He, das ist ein Ding! Schenk ein. Fuller, ich bin schon unterwegs.«
Um neun Uhr hatten sich schon sieben Männer in der neuen Schenke eingefunden.
Aber der kahlköpfige Jonny Fuller hatte doch nicht den richtigen Zeitpunkt zur Eröffnung seiner Schenke gewählt.
Saunders hatte es zuerst gesehen. Er stieß die Tür auf und blickte in den schlauchartigen Raum, stieß die Männer auseinander und ging nach vorn an die Theke.
»Wer bist du?« schnauzte er.
Fuller, der sich sein bestes weißes Hemd und seine neue rote, mit gelben Stickereien besetzte Weste angezogen hatte, nannte seinen Namen.
»Und wie kommst du dazu, hier den Laden aufzumachen, he? Hast du vielleicht bei Mister Break die Erlaubnis dazu eingeholt?«
»Was geht Break das an?« knurrte Fuller.
Der Bandit schoß ihm einen wütenden Blick zu, wandte sich um und ging mit raschen Schritten hinaus.
Drei Minuten später wußte Break von der Sache. Und sie kam ihm wie gerufen, seine Wut über den Sheriff an irgend jemand auszulassen.
Er stülpte seinen Hut auf und gebot seinen Männer, ihm zu folgen.
Mit stampfenden Schritten näherte sich der Riese der Konkurrenz.
Fuller sah dem Desperado und seinen Kumpanen mit bangen Augen entgegen. Er war zwar ein gerissener, listiger Bursche, aber allzu mutig war er nicht.
Break baute sich mitten in der inzwischen völlig leeren Schenke auf. »Was soll das? Wie kommst du dazu, einfach eine Bar aufzumachen?«
»Weshalb sollte ich es nicht tun, Mister Break?« versetzte der neue Wirt mit unsicherer Stimme. »Schließlich war es seit langem geplant und vorbereitet. Ich habe jahrelang dafür gedarbt, daß ich die Bar aufmachen kann. Und jetzt ist es eben soweit.«
»Aha, es ist jetzt also soweit. Schade!«
Der Riese nahm einen Stuhl und zertrümmerte ihn auf einer Tischplatte. Dann gab er seinen Boys einen Wink.
Innerhalb von wenigen Minuten sah die neue Bar des Jonny Fuller aus, als habe ein Hurrikan in ihr getobt.
Break hatte dem Vernichtungswerk seiner Männer mit ausdrucksloser Miene zugesehen.
Jetzt, als die Arbeit getan war, kam er auf den wie versteinert dastehenden Fuller zu und sagte herrisch: »Was hier in der Stadt getan und nicht getan wird, bestimme ich. Ich nehme an, daß du das von jetzt an weißt!«
Damit wollte er zur Tür.
Die aber war versperrt. Der Sheriff stand in ihrem Rahmen.
Break war stehengeblieben. Aus schmalen, bösen Augen fixierte er den Marshal. »Was wollen Sie hier, Earp?«
»Das wollte ich Sie gerade fragen.«
»Lassen Sie diesen Unsinn. Aus dem Weg jetzt!«
Wyatt blieb stehen. Und während die Banditen von dem grellen Sonnenlicht, das an ihm vorbei in den Raum drang, fast geblendet wurden, sah er scharf und deutlich.
»Sie sollen den Weg freigeben, Earp!« knurrte der riesige Bandenführer gefährlich.
Aber damit machte er nicht den mindesten Eindruck auf den kaltnervigen Mann in der Tür.
»Sagen Sie dem plattnäsigen Jungen da, der links neben Ihnen steht, daß er seine Hände ganz ruhig halten soll. Es kann sein, daß er zittert, aber das kann ihm übel bekommen.«
»Sie bedrohen uns also, Earp!« belferte Break.
»Bedrohen?« Wyatt lachte plötzlich hellauf. »Sie haben eine merkwürdige Art, die Dinge aufzufassen, Gordon Jim Break. Als Sie in Montana Falls den Trader Bigg niederschossen, hatte er Sie geschlagen. Und als Sie in Sioux Falls den Bankier Lonegan niederknallten, war er es, der Sie gekränkt hatte. Und der Sattler Turner hier aus Orange City mußte sterben…«
»Kein Wort mehr!« bellte der Hüne.
»Sie haben das Pech, daß ich meine Sätze zu Ende führe, Break«, kam es drohend von den Lippen des Marshals. »Turner mußte sterben, weil er Ihnen im Wege war.«
»Das ist eine ganz ge…«
»Vorsicht, Break, ich warne Sie!« mahnte der Marshal.
»Warnen? Yeah, Sie können mich warnen. Aber ich denke nicht daran, mich von Ihnen des Mordes verdächtigen zu lassen.«
In fast freundlichem Ton antwortete Wyatt: »Verdächtigen zu lassen? Davon kann keine Rede sein, Break. Ich beschuldige Sie des Mordes an dem Sattler Turner.«
Der Desperado wich einen Schritt zurück. Es dauerte mehrere Sekunden, ehe er zu einer Entgegnung fand.
»Sie wagen zuviel, Earp. Erst haben Sie Hunter niedergeschlagen, und Sie haben es sogar gewagt, mich anzugreifen…«
»Ich habe Sie niedergeschlagen, Break. Und Sie können sich darauf verlassen, daß ich es sofort wieder tun werde, wenn es notwendig ist. Well, ehe wir jetzt über Turner weitersprechen, wollen wir das hier regeln. Salooner, wie hoch schätzen Sie den Schaden, den Ihnen diese Gentlemen verursacht haben?«
Break schoß dem kahlhäuptigen Mann einen warnenden Blick zu. Aber das half nichts.
Fuller