Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 6 – Western - William Mark D.


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Möglichkeit hin, daß der liebe Jonny Ihnen einen Job angeboten hat, Mister, muß ich bei meinem Entscheid bleiben: »Holen Sie Ihren Gaul und verschwinden Sie.«

      Von der einen Stunde, die der entsprungene Flüchtling Hardac noch als freier Mann zu verleben hatte, war bereits die Hälfte verstrichen. Aber auch die andere Hälfte war mit Ereignissen erfüllt.

      Jack Hardac senkte den Kopf unter dem Blick Vergil Earps und schob davon.

      In der Rage hatte er die falsche Richtung eingeschlagen und sich nach Norden statt nach Süden gewandt.

      Er kam in die Fremontstreet und stampfte sie hinunter.

      Vor dem Eingang eines großen Wagenabstellplatzes, der auf einem in die Straße hinausragenden Holzschild die Bezeichnung OK Corral trug, stand ein etwa sechzehn- oder siebzehnjähriger Bursche mit langem ungescheiteltem Haar, olivbraunem Gesicht und dunklen Augen. Er trug abgewetzte Weidereiterkleidung und hatte tief über dem rechten Oberschenkel einen Revolver im Halfter stecken.

      Dieser Bursche war Billy Clanton, der jüngste der berüchtigten Clanton-Brüder, die zwanzig Meilen vor der Stadt eine Ranch hatten.

      Hardac hatte jetzt erst bemerkt, daß er auf dem falschen Weg war. Er wandte sich an den Burschen und fragte nach dem Nelly Cashman ­House.

      Der Bursche, der einen Zigarettenstummel im Mundwinkel hielt, wies über die rechte Schulter.

      »Sie können hier durch den Corral gehen, Mister. Da kommen Sie auf die Allenstreet. Da fragen Sie noch einmal.«

      Der Oregon Man nickte mit mürrischem Gesicht und durchmaß den Platz, der in weniger als in einem Vierteljahr durch das blutige Gefecht der Earp-Brüder gegen die Clantons berühmt werden sollte.

      Jack Hardac hatte die Mitte des Hofes eben erreicht, als ein Reiter in den Eingang gesprengt kam. Es war ein großer Mann, sehr schlank und mit verschlagenem Gesicht.

      Es war Phin Clanton, Billys älterer Bruder.

      »He, Bill«, schnauzte er den Bruder an, »wie kommst du dazu, den Burschen hier durchlaufen zu lassen?«

      Billy schnaufte und zog sich den Hut tief in die Stirn.

      »Er fragte nach dem Cashman House…«

      »Ist das vielleicht ein Grund, irgendeinen hergelaufenen Kerl hier durchstolpern zu lassen?«

      Der Bursche versetzte wütend einem faustgroßen Stein einen Tritt, daß dieser weit über die Straße flog.

      »Gehört dieser Platz eigentlich uns?« fragte er ärgerlich.

      Phin rutschte aus dem Sattel.

      »Nein, das ist auch gar nicht nötig Wir stellen seit Jahr und Tag hier unsere Gäule ab, wenn wir in der Stadt sind, und nicht selten unsere Wagen.«

      »Das tun andere Leute auch«, beharrte der Bursche. »Vielleicht hat er auch einen Wagen hier oder einen Gaul.«

      Phin stemmte die Fäuste in die Hüften.

      »Ach, das ist also möglich? Und darf ich vielleicht fragen, weshalb Ike dich hier ans Tor gestellt hat? Solltest du nutzloser Bursche die Leute nicht hier wegschicken?«

      Da warf Billy den Kopf herum und tippte sich unmißverständlich an die Stirn.

      »Ihr seid ja alle übergeschnappt«, knurrte er. »Der Corral gehört doch nicht uns. Hier kann jeder für ein paar Cents seinen Gaul unterstellen. Und nicht nur der großspurige Ike Clanton.«

      Phins Augen bildete jetzt schmale Schlitze.

      »Sag mal, was fällt dir verdammten Kröte eigentlich ein, he? Mir scheint, daß du nach einer Tracht Prügel schreist.«

      Da fuhr die Rechte des Burschen zum Revolverkolben.

      »Du solltest es wagen, mich noch einmal anzufassen.«

      Phin war ein hinterhältiger Bursche. Ein faunisches Lächeln kroch über sein Kreolengesicht. Er winkte ab und meinte: »Du bist ein kleiner starrsinniger Bursche, Billy. Ich glaube ganz sicher, daß du eines Tages genauso sein wirst wie Ike.«

      Und da hatte der listige Phin den Nagel auf den Kopf getroffen. Der große Bruder Ike war Billys heimliches Vorbild. Er bekrittelte ihn zwar immer laut, bewunderte ihn aber insgeheim sehr. Und, daß er einmal ein Mann wie Ike werden würde, war der Lebenstraum des kleinen Cowboys Billy Clanton, der fast auf der gleichen Stelle, auf der er jetzt stand, ein knappes Vierteljahr später die tödliche Kugel bekommen sollte.

      Jack Hardac hatte dem Gespräch der beiden Brüder aufmerksam zugehört. Das waren also die Clantons. Jedenfalls zwei von ihnen. Hardac hatte schon vor Jahren von ihnen gehört und wußte genau, daß sie die verschworenen Feinde Earps waren.

      Ein übler Gedanke hatte sich in sein Verbrecherhirn eingeschlichen. War das nicht die Gelegenheit, von der er jahrelang drüben in Fort Worth geträumt hatte? Bot sich ihm da nicht vielleicht die einmalige Chance, mit dem verhaßten Mann abzurechnen, der ihn gestellt hatte?

      Langsam ging der Mörder Hardac auf den Rancherssohn Phin Clanton zu, der im Grunde auch nichts weiter war als ein Desperado, ein Bandit, der drüben in Mexiko Rinder stahl und der zusammen mit der Crew seines Bruders das ganze County unsicher machte.

      »Mein Name ist Gilbert, Mr. Clanton. Es freut mich, Sie kennenzulernen.« Er streckte Phin die Hand entgegen, die der jedoch übersah.

      »Was wollen Sie?«

      »Ich glaube, Mister, daß wir ein paar gemeinsame Freunde haben.«

      »Kann ich mir nicht vorstellen«, entgegnete Phin lauernd.

      »Sie werden gleich anderer Ansicht sein«, schnarrte Hardac, während er sich eine Zigarette drehte.

      »Und?« fragte Phin schließlich, der seine Neugierde nur schwer zurückhalten konnte.

      Hardac lächelte melancholisch.

      »Einer meiner Freunde ist Virgil Earp«, begann Hardac vorsichtig. Als er es in Phins Gesicht aufblitzen sah, fuhr er rasch fort: »Die beiden wichtigsten aber sind Wyatt Earp und Doc Holliday.«

      Hardac spürte genau, daß er richtig getroffen hatte.

      Phin wischte sich über den Mund und musterte den Fremden forschend.

      »Yeah«, krächzte er schließlich, »wir scheinen tatsächlich ein paar gemeinsame Freunde zu haben, Gilbert.«

      Dann streckte Phin die Hand nach Hardacs Tabakzeug aus.

      Der reichte es dem neuen Kumpan bereitwillig.

      Billy lehnte vorn am Eingang.

      »Ich will Ihnen keine Ratschläge geben, Mr. Gilbert, aber wenn Sie klug sind, nehmen Sie Ihren Gaul und reiten Sie weiter.«

      Der Verbrecher wandte sich nach dem Burschen um.

      »Diesen Satz habe ich heute schon einmal gehört«, sagte er böse. »Es war Virgil Earp, der mir diesen Rat glaubte geben zu müssen.«

      »Ein guter Rat«, knurrte der Bursche, »so leid es mir tut.«

      Phin stieß einen Fluch aus.

      »Ich habe dir schon öfter gesagt, daß du dein dummes Maul halten sollst, Billy«, schnauzte er den Bruder an.

      »Ja, ja«, murmelte der Junge, »ich weiß, ich bin ein Idiot. Ein wahres Glück für Ike, daß er noch einen so klugen Bruder hat wie dich.«

      Während Phin sich die reichlich krumme Zigarette zwischen seine Zähne steckte, antwortete er ohne Ernst:

      »Ich sollte dir das Maul stopfen.« Dann wandte er sich an Hardac. »Sie hatten einen Gang mit Virgil?«

      »Yeah, mit ihm und mit dem Spieler. Holliday pöbelte mich drüben im Crystal Palace an, und dann kam noch sein Freund mit dem Stern dazu.«

      Der Verbrecher hütete sich, die wahren Gegebenheiten dem anderen auf die Nase zu binden. Und der gerissene Phin


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