Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 6 – Western - William Mark D.


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Er darf mich nicht erkennen!

      Aber die Zeit des entsprungenen Lebenslänglichen aus Fort Worth war abgelaufen. Sein Mummenschanz bestand nicht vor den eiskalt forschenden Augen des Missouriers.

      »Komm runter, Hardac!« drang es metallen an sein Ohr.

      Für drei Sekunden war der Verbrecher wie gelähmt, mehr vom Klang dieser Stimme als von der Bedeutung dieser Worte.

      Dann raffte sich der Bandit zu einer Verzweiflungstat auf, warf sich zurück, riß Phin Clantons Revolver aus dem Halfter – und stierte mit blöden Augen in die Revolvermündung des Georgiers.

      Noch hatte er den Revolver Phins in seiner Hand!

      »Zwing mich nicht zu schießen!« mahnte ihn der Spieler.

      »Nein, Doc – ich soll dich nicht zwingen. Und zu was zwingst du mich jetzt? Der Marshal? He? Er zwingt mich zurück ins Lager – und da zwingen sie mich an den Galgen! Ist das vielleicht besser? He? Schießt du mich da nicht lieber über den Haufen, Doc…«

      Blitzschnell jumpte der Marshal übers Vorbaugeländer und hieb dem unseligen Menschen die Waffe aus der Hand.

      Zwei Revolver lagen am Boden.

      Und Jack Hardac, der Mörder aus Oregon, war erledigt.

      Wyatt packte ihn am Arm und führte ihn auf die Straße.

      Da brüllte Frank McLowery, der dem Vorgang die ganze Zeit über scharf gefolgt war:

      »Er hat schon wieder einen armen Teufel geschnappt, der große Earp! Bravo!«

      Wyatt ging weiter.

      Und Tom, der jüngere McLowery, schrie. »Was hat der Mann denn getan, he? Vielleicht erklären Sie uns das mal, Wyatt! Sie können doch nicht einfach hier unsere Freunde…«

      Der Missourier war stehengeblieben.

      Aus kalten Augen maß er den jüngeren McLowery.

      »Freunde? Ist dieser Mann Ihr Freund, Tom McLowery?« fragte er klirrend.

      Der Desperado biß die Lippen zusammen. Er atmete auf, als er drüben aus Harry Kuhns Spielsaloon einen Mann kommen sah, den die ganzen Earp-Gegner jetzt geradezu herbeigesehnt hatten.

      Es war der unversöhnlichste und auch gefährlichste Feind, den der Missourier und seine Helfer je gehabt hatten.

      Ein großer schwerer Mensch, der dennoch einen elastischen, kraftvollen Schritt hatte. Sein Gesicht war nicht häßlich: kantig, olivfarben und dunkeläugig. Er trug sich wie ein Vormann, hatte eine stolze Haltung und war sich seiner Bedeutung in dieser Stadt offensichtlich bewußt.

      Ike Clanton!

      Langsam kam er auf die Straße und stellte sich Wyatt und dem Fort Worth-Sträfling in den Weg.

      Wyatt ging unbeirrbar weiter.

      Da warf der Boß der Clanton-Gang den Kopf ins Genick und wandte sich mit der Gebärde eines raffinierten Schauspielers an die Männer auf den Vorbauten.

      »Was denkt ihr, Leute? Sollte uns der Marshal nicht wenigstens verraten, welchen armen Teufel er da wieder am Kragen hat?«

      Wyatt blieb mit einem Ruck stehen.

      »Armen Teufel? Dieser Mann ist ein mehrfacher Mörder und vor fast einem Monat aus Fort Worth entsprungen, wo er im Camp der Lebenslänglichen saß!«

      Phin Clanton beugte sich weit über den Vorbau.

      »Das ist eine dreiste Lüge! Der Mann ist mein Freund und heißt Jeff Gilbert!«

      Eine helle spöttische Jungenlache kam von einer gegenüberliegenden Vorbautreppe. Da saß der kleine Billy und stützte den Kopf in die Hände.

      Ike schoß dem Burschen einen bösen Blick zu und winkte seinem etwas einfältigen Bruder Phin herrisch zu, zu verschwinden.

      »All right, Marshal!« sagte er ironisch, »dann führen Sie den Mann ab! Und – meinen Glückwunsch zu der Prämie!«

      Da stampfte Virgil vom Vorbau hinunter.

      »Niemand hat eine Prämie auf den Kopf dieses Verbrechers gesetzt, Mr. Clanton! Nur damit Sie Bescheid wissen! Aber vielleicht nehmen Sie meinem Bruder mal die Arbeit ab und schaffen dieses Scheusal hinüber nach Texas!«

      Das saß. Ike wandte sich ab und ging in den Spiel-Saloon zurück.

      Der Missourier brachte den Gefangenen ins Jail des Marshals Office.

      Virgil kam mit.

      Doc Holliday blieb als einziger Verbündeter der Earp-Seite am Spanish House zurück und wohnte auch der Verhandlung bei.

      Ed Claiborne wurde übrigens der Tat überführt. Wyatt Earp, der eine Viertelstunde später kam, hatte ihn am fraglichen Tag am Südrand Tombstones getroffen. Und plötzlich gab es auch andere Leute, die den Banditen bei der Stadt gesehen hatten.

      *

      Am Abend saßen die Earps im Office.

      Doc Holliday saß im Crystal Palace und spielte.

      Alles war wie immer.

      Virgil blickte den Bruder an.

      »Ihr wollt also morgen wieder weg?«

      »Wer?«

      »Du – und Holliday.«

      »Wie kommst du darauf?«

      »Der Doc sagte, daß er wegwolle. Und da er ja wohl kaum allein zurück nach Dodge reitet…«

      »Weshalb nicht? Das hat er schon öfter getan.«

      Virgil stand auf und ging zum Fenster.

      »Hier braut sich was zusammen. Ich weiß nicht, was es ist, aber ich fühle es.«

      Wyatt erhob sich ebenfalls und zündete sich eine seiner schwarzen Zigaretten an.

      »Ich reite nicht nach Dodge. Ich werde erst Hardac nach Worth zurückbringen.«

      Virgil wandte den Kopf zur Seite und sah den Bruder an.

      »Weshalb? Sie sollen einen Sheriff schicken oder zwei Leute vom Wachpersonal, die ihn holen kommen. Solange sitzt er bei mir fest.«

      Der Marshal schüttelte den Kopf.

      »Nein. Ich werde ihn zurückbringen. Der Mann ist ein Teufel und kann gar nicht schnell genug wieder hinter Schloß und Riegel sitzen.«

      Virgil, der den Bruder gern noch in Tombstone gewußt hätte, fragte:

      »Und von Worth aus reitest du nach Dodge City?«

      »Ich muß. Schließlich habe ich da einen Job.«

      Virgil nickte langsam und atmete schwer. Er wußte ja, daß der Bruder oben in Kansas den Stern trug und ganz sicher nicht weniger Arbeit und Sorgen am Hals hatte als er selbst.

      Aber es war etwas hier in dieser verteufelten Stadt, das auf ihn zukam, etwas Bedrohliches, das greifbar in der Luft zu liegen schien und doch nicht zu packen war. Es würgte ihm zuweilen in der Kehle, wenn es ihn anfiel.

      War es die Vorahnung dessen, was in den späten Oktobertagen die Stadt aufwühlen würde? Jene Ereignisse, die einen schwarzen Schatten über die Stadt breiten würden, der nie mehr von ihr weichen würde…?

      *

      In der Frühe des nächsten Tages machte sich Wyatt auf den Weg nach Osten.

      Neben ihm ritt der an den Händen gefesselte entsprungene Sträfling Jack Hardac.

      Bereits zwei Stunden waren die beiden so verschiedenen Männer schweigend nebeneinander hergeritten, als Hardac plötzlich knurrte:

      »Weshalb haben Sie den Doc gehindert, mich niederzuschießen?«

      »Er hätte Sie nicht niedergeschossen. Außerdem hätte ich so etwas auf jeden Fall verhindert.«

      »Weil


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