Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 6 – Western - William Mark D.


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Kugel traf ihn rechts hinten an der Schläfe.

      Wie ein Deckenbündel fiel er vom Pferd und schlug hart auf den Sand auf, wo er reglos liebenblieb.

      *

      Als der Overland Man die Augen wieder aufschlug, lehnte er in seiner eigenen Küche in der Herdecke, war an Händen und Füßen gebunden und mit einem seiner eigenen Lederriemen am Ofenbein angebunden worden. In seiner Schläfe hämmerte ein rasender Schmerz. Seine Kehle war wie ausgetrocknet. Dünn wie ein Stück Pergament klebte ihm die Zunge am brennenden reibeisenrauhen Schlund.

      Der Durst brachte ihn fast um.

      Drüben, am anderen Ende des rohbehauenen Tisches saßen drei Männer.

      Der mittelste von ihnen hatte ein braun-grünes Gesicht, dunkle Augen und einen Mund, dessen Winkel hart nach unten wiesen. Das vorspringende Kinn war von einem spitzen Knebelbart besetzt.

      Dieser Mann war der Tombstoner Desperado Frank McLowery.

      Links neben ihm saß, mit einer gewaltigen ölgefetteten Haartolle, sein jüngerer Bruder Tom.

      Der dritte Mann am Tisch war der Rustler Phin Clanton.

      Die anderen, die an der Tür und am Fensterrahmen herumlungerten, ge­hörten alle zur Ike Clanton Crew. Früher einmal, vor Jahren, als der alte Clanton noch allein auf der Ranch das Regiment führte, waren sie alle Cowboys gewesen. Jedenfalls die meisten von ihnen. Unter Ike war das dann anders geworden. Es ging den Boys zwar auch nicht besser, aber ihr Boß hatte es verstanden, ihnen das einzureden.

      Billy Clanton war übrigens nicht dabei.

      Frank McLowery lehnte sich weit über den Tisch und blickte den greisen Overland Man, der eben aus schwerer Betäubung erwacht war, finster an.

      »Vorwärts, mach das Maul auf, Alter.«

      Carruther schluckte.

      »Frank McLowery«, kam es heiser über seine Lippen.

      »Du kennst mich also?« fragte der einfältige Bandit nicht ohne Stolz.

      »Yeah«, knurrte der alte Driver. »Wer kennt dein Galgenvogelgesicht nicht. Ich habe es jahrelang in zahllosen Städten an den Vorbaubalken der Sheriffs Bureaus hängen sehen, damals, als du noch wegen der Sache mit Mice Donaldson gesucht wurdest, aber das ist ja wohl verjährt.«

      Ohne seinen Bruder anzusehen und die Zähne voneinanderzunehmen sagte Frank:

      »Bestrafe ihn, Tom. Er hat nicht so über mich zu sprechen.«

      Tom, dessen Verstand sich nicht weit vom Schwachsinn bewegte, machte sich sofort daran, der Aufforderung seines Bruders nachzukommen. Er drosch so rücksichtslos auf den wehrlosen Greis ein, daß der wieder die Besinnung verlor.

      Frank zupfte an seinem Bart und knurrte dann ärgerlich:

      »Du bist ein Idiot, Tom. Ich habe dir nicht gesagt, daß du ihn halbtot schlagen sollst, denn schließlich habe ich mit ihm zu reden.«

      Phin lehnte sich an die Stuhllehne zurück und streckte seine langen Beine von sich. Gähnend meinte er:

      »Was willst du von ihm erfahren, Frank? Die beiden Braunen waren zwar gestriegelt, machten aber noch keinen frischen Eindruck. Da die Overland hier nur in der Woche einmal kommt, steht also fest, daß sie erst vorgestern, vielleicht sogar erst gestern morgen, hier war. Wir haben also wenigstens fünf Tage Zeit.«

      Frank McLowery schob sich eine Virginia zwischen seine gelben Zähne.

      »Fünf Tage«, stieß er in die blaue Tabakwolke hinein. »Ich brauche keine fünf Tage. Ich brauche nur einen Tag. Wenn Wyatt Earp überhaupt hier vorbeikommt, dann morgen früh. Und wenn die Overland diese Nacht nicht mehr zu erwarten ist, schwimmt der Stecken, wie er schwimmen soll.«

      Der selbstherrliche Bandit erhob sich und trat ans Fenster. Sinnend blickte er zum Corral hinüber, um sich dann mit einem Ruck umzudrehen. Er nahm die Zigarre aus den Zähnen und stieß sie in Richtung auf einen seiner Leute, einen krummbeinigen Burschen mit schielendem Blick und viel zu weiten Hosen zu.

      »Garry, du bleibst am Corral bei den Pferden!«

      Die Zigarre zuckte auf einen anderen der Banditen zu, der eine gewaltige Stirnbeule hatte.

      »Du, Charlie, bleibst ebenfalls am Corral, und wenn dir noch einmal so eine Pleite passiert wie vorhin, weißt du, was dir blüht. Wie kann sich bloß ein vierzigjähriger Bursche von einem so uralten Kerl überrumpeln und niederschlagen lassen. Ihr Halunken seid aber auch keinen Schuß Pulver wert.«

      Die beiden ›Corralwächter‹ trotteten hinaus auf ihren Posten.

      »Cass! Du bleibst hier hinterm Haus!« gebot McLowery einem Mann mit rotunterlaufenen Augen. »Der Alte hat auch dich hier am Haus niedergeschlagen. Sieh zu, daß du die Scharte wieder auswetzen kannst.«

      Der großspurige Desperado Frank McLowery verteilt die Posten wie ein Offizier. Seit langem schon drängte der Bandit, den Ike Clanton nur widerwillig in seine Crew aufgenommen hatte, vorwärts. Er träumte davon, daß er eines Tages der Anführer der Crew sein würde. Mehr als einmal hatte er einen Coup auf eigene Faust unternommen, und wenn der Boß hinterher davon erfahren hatte, war es zu ernsten Differenzen zwischen den beiden gekommen.

      Auch von diesem Ritt wußte Ike Clanton nichts. Es war dem raffinierten knebelbärtigen Desperado gelungen, Ikes Bruder Phin zu dem Ritt zu überreden, womit er für sich eine gewisse Sicherheit einhandelte, keinen erneuten Streit mit Ike zu bekommen.

      Schließlich standen die drei Banditen noch allein in der Küche. Tom blickte auf den in sich zusammengesunkenen Alten.

      »Was wird mit ihm?« fragte, er wobei sich seine Nasenflügel blähten.

      Phin Clanton zog die Schulter hoch.

      Frank hatte die Frage überhaupt nicht gehört. Er stand am Fenster und sah mit düsteren Blicken in den Hof.

      Da trat Tom an ihn heran und stieß ihn an.

      Frank fuhr herum und zischte: »Was willst du?«

      Schon von frühester Jugend an hatte er den Bruder mit seinem herrischen, unberechenbaren jähzornigen Wesen geknechtet.

      Aber Tom war schon so sehr daran gewöhnt, daß er es gar nicht mehr merkte.

      »Was wird mit dem Alten?« krächzte er.

      »Mir einerlei«, versetzte Frank.

      »All right«, nickte Tom. »Wir werden ihn aufknüpfen.«

      Der gefühlrohe Bursche löste die Fesseln des Greises, riß ihn hoch, forderte Phin auf, mit anzupacken, und schleppte den Alten in den Hof.

      Frank McLowery stand allein in dem kleinen Küchenraum, verließ ihn und ging hinüber in die Schlafstube des Mannes.

      Der Desperado starrte in die Nacht hinaus, blickte über den Sand, der in der Dunkelheit seltsam fahl wirkte, lauschte dem sanften Südwind nach, der den Flugsand der Savanne zum Klingen bringen konnte, und dachte daran, daß er diesmal dem verhaßten Dodger Marshal eine Falle gestellt hatte, aus der es kein Entrinnen gab.

      *

      Wyatt Earp und Doc Holliday hatten tatsächlich die Route der South Mexico Overland Line eingeschlagen.

      Der Marshal kannte den Weg; er war schon einmal vor zwei Jahren, allerdings in umgekehrter Richtung, von Texas herübergekommen.

      Der Georgier, der den Schluß des kleinen Trupps bildete, vor allem, weil dann dem Gefangenen ein jeglicher Ausbruchsversuch unmöglich gemacht war, wunderte sich schon seit einer Weile, daß der Marshal von dem in der Nacht allerdings sehr schlecht sichtbaren Weg der Overland abgewichen war.

      Wyatt Earp hatte einen leichten Halbkreis nach Süden eingeschlagen.

      Es war gegen halb zehn Uhr dunkel geworden.

      Kurz vor zehn stieg der Missourier plötzlich aus dem Sattel und untersuchte


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