Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 6 – Western - William Mark D.


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jetzt wird sich uns der große Wyatt Earp als Fährtenleser produzieren. Geben Sie nur acht, Doc, der rote Cochise ist ein Stümper gegen ihn.«

      Der Gambler würdigte ihn keiner Antwort.

      Hardac war seit seiner Ergreifung ziemlich wechselvollen Stimmungen unterworfen. Anfangs war er sehr niedergeschlagen und stumm gewesen, dann war seine alte Frechheit wiedergekehrt, die schließlich zu einem ständigen Spott auf den Marshal ausgeartet war. Die beiden eisenharten Männer reagierten aber nicht im mindesten darauf. Die Reden des entsprungenen Sträflings waren für sie das Gekläff eines streunenden Hundes. Dies hatte in dem Banditen eine rasende Wut auf seine beiden Begleiter aufkommen lassen. Vor allem aber konzentrierte sich sein Zorn auf den Marshal, der mit unbeweglichem Gesicht nun schon seit Tagen vor ihm herritt.

      Wyatt Earp und Doc Holliday! Wie oft hatte er früher schon von den beiden Männern gehört, von ihren weiten Ritten und von ihren Erlebnissen. Oben in Oregon, wo er als Keeper in einem Saloon gearbeitet hatte, war der Name Wyatt Earp vor nun fast schon einem Jahrzehnt zum erstenmal an sein Ohr gedrungen. Damals hatte der junge Keeper Jack Hardac davon geträumt, vielleicht auch einmal ein Gesetzesmann wie der große Wyatt Earp zu werden. Das war jedoch schon ziemlich lange her.

      Dabei war es nur eine ganz kleine Sache gewesen, die sein Leben von Grund auf geändert hatte. Ein kanadischer Pelztierjäger hatte seine Geldtasche auf der Theke liegengelassen, dem Keeper den Rücken zugekehrt und sich mit zwei anderen Gästen unterhalten.

      Der schlechtbezahlte Jack Hardac hatte gemeint, daß er diese ›Chance‹ nutzen müßte, daß es direkt seine Pflicht war, diesen ›Weg des Schicksals‹ zu nutzen.

      Ehe er sich recht versah, hatte die harte Faust des Pelztierjägers bereits in seinem Gesicht gesessen. Dann war der Sheriff gekommen, und man hatte ihn ins Jail gesperrt. Daheim in Dark Blend, wo er geboren worden war und wo ihn jeder kannte. Seine Schwester Sylvia verlor den Bräutigam, der nicht mit der Schwester eines ›Verbrechers‹ verwandt sein wollte, und sein alter Vater, ein ehrbarer Schreiner, hatte Selbstmord begangen.

      Es war eine Reihe verschiedener Dinge gewesen, eine unselige Verkettung mehrerer Umstände, die den weiteren Lebensweg Jack Hardacs bestimmt hatten.

      Aber wer wollte dem Bräutigam seiner Schwester einen Vorwurf machen, daß er lieber ein Mädchen aus ›anständiger‹ Familie nehmen wollte? Wer hätte mit seinem Vater rechten mögen, weil er die ›Schande‹, die ihm der ungeratene Sohn zugefügt hatte, nicht zu ertragen vermocht hatte?

      Was ihm jedoch vielleicht den letzten Stoß versetzte, war die Tatsache, daß seine Mutter ihm die Tür wies, als er nach fünf Monaten aus dem Jail entlassen worden war. Damals hatte sich die Seele des ohnehin haltlosen jungen Menschen verhärtet; damals erst war er ein Verbrecher geworden.

      Und dennoch, wer hätte sagen wollen, daß ihn andere auf den Grauen Trail getrieben hätten? Hatte er doch wie jeder andere Mensch sein eigenes Geschick in der Hand. Aber der Oregon Man Jack Hardac hatte nicht die Kraft aufgebracht, zu einem guten, ehrbaren Leben zurückzufinden. Im Gegenteil: er hatte sich treiben lassen und war einer der übelsten Verbrecher geworden, der je über die grauen verwachsenen Pfade des alten Westens geritten war.

      *

      Die drei Pferde standen völlig still. Wyatt Earp richtete sich vom Boden auf und blickte nach Nordosten.

      Er hatte eine Fährte entdeckt, die in schnurgerade Richtung auf die ihm bekannte einsamgelegene Pferdewechselstation zuführte.

      Der Missourier wußte in diesem Augenblick keineswegs, daß er hier vor der Spur seines haßerfüllten Gegners Frank McLowery stand. Aber irgend etwas war in ihm, das ihn warnte. Er hatte das Gefühl schon gehabt, als er noch bei Tageslicht die Zwillingsspur der Overland verließ.

      Doc Holliday, der bis jetzt im Sattel seines Schecken geblieben war, stieg ab und nahm eine seiner langen Zigaretten aus der Tasche, er schob sie sich zwischen die Lippen, ohne sie jedoch anzuzünden.

      Der Marshal sah ihn an und nickte.

      Da riß der Spieler ein Zündholz am linken Daumennagel an.

      Die beiden schweigsamen Männer, die nun schon seit sieben Jahren häufig miteinander ritten, verstanden einander auch ohne Worte. Holliday hatte jetzt gefragt, ob er rauchen könne oder ob Wyatt der Ansicht sei, daß irgendeine Gefahr in der näheren Umgebung lauere.

      Nein, so nahe war die Gefahr nicht, die der Missourier mit einem sechsten Sinn zu spüren glaubte, als daß der winzige Glutpunkt einer Zigarette hätte anlocken können.

      Der Marshal blickte immer noch über den dunklen Streifen, der sich schnurgerade durch den Sand nach Nordosten zog und im Dunkel der Nacht irgendwo am Horizont verschwamm.

      Der Georgier hatte die Spur auch gesehen. Sein Blick streifte fragend das scharfe Profil des Marshals.

      Wyatt überlegte noch einen Augenblick, dann zog er sich in den Sattel.

      Holliday ließ die nur halbgerauchte Zigarette fallen und schob mit der linken Schuhspitze den Sand über die Glut. Dann stieg auch er auf.

      Jack Hardac hatte nichts entdeckt. Der Verbrecher war einfach blind für die Dinge in der Savanne. Mit schweißnassem Körper hing er im Sattel und schaukelte auf torkelndem Gaul neben dem Mann her, der ihn ein zweites Mal eingefangen hatte.

      *

      Als Wyatt in der Ferne die Pferdewechselstation wie einen grauen Schatten über dem fahlgelben Sand auftauchen sah, hielt er an, rutschte aus dem Sattel und zog auch Hardac vom Pferd.

      Der Verbrecher wurde geknebelt und so gefesselt, daß er sich unmöglich aus eigener Kraft von der Stelle entfernen konnte. Auch Holliday war abgestiegen. Er nahm die drei Pferde beim Zügel und folgte dem voranschreitenden Missourier.

      Nur etwa hundert Schritte entfernte sich Wyatt von der Stelle, an der sie Hardac zurückgelassen hatten.

      »Da drüben ist eine Pferdewechselstation.«

      Holliday nickte. »Ich dachte mir so etwas.«

      Wyatt senkte den Kopf und blickte auf die Spur.

      »Es sind mindestens acht Reiter.«

      »Zwei mehr als in der Felsenge hinter Tombstone.«

      Der Missourier wandte den Kopf zur Seite und durchforschte das in der Dunkelheit seltsam maskenhafte Gesicht des Spielers. Er hatte also seine Gedanken erraten, der Mann aus Georgia.

      Wyatt bückte sich und hobbelte die beiden Vorderbeine seines Pferdes zusammen. Holliday tat sofort das gleiche.

      Langsam gingen die beiden Männer nebeneinander her.

      Der Marshal blieb noch eine Weile auf der Spur und entfernte sich dann in östlicher Richtung von ihr.

      Als sie die Konturen der Pferdewechselstation schon deutlich gegen den Nachthimmel erkennen konnten, kauerte sich der Missourier an den Boden nieder.

      Der Gambler ließ sich neben ihm nieder. Wyatt spähte zur Station hinüber.

      »Wahrscheinlich ist es Unsinn«, sagte er dann. »Was sollten die Clantons hier?«

      »Frank McLowery, dieser gallige Halunke, führte den Trupp neulich an. Dem Kerl ist alles zuzutrauen.«

      »Aber wie soll er hierhergekommen sein? Er müßte eine unwahrscheinliche Eile vorgelegt haben.«

      Holliday nickte. »Und außerdem sind es acht Pferde…«

      *

      Auf der kleinen Pferdewechselstation herrschte in diesem Augenblick eine beklemmende Stille.

      Tom McLowery und Phin Clanton hatten gerade den alten Carruther auf den Hof geschleppt und vorm Corralgatter niedergelassen.

      Tom sah sich um.

      »Da drüben kann er auspusten.«

      Der gewissenlose Bandit wies auf einen Balken, der über den Dachrand des Hauses ragte.

      Phin


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