Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 6 – Western - William Mark D.


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noch ehe sie das Haus erreichten, kam Abe Carruther zu sich. Instinktiv spürte er trotz seiner Benommenheit, daß eine Gefahr auf ihn zukam, die von den beiden Männern ausging.

      Unwillkürlich stieß er einen heiseren Hilfeschrei aus.

      Tom versetzte ihm einen derben Fußtritt.

      Und Phin preßte ihm erschrocken die Hand auf den Mund.

      »Wirst du wohl schweigen, alter Halunke!«

      Während Phin den Overland Driver bewachte, rannte Tom los, um das Lasso von seinem Sattel zu holen.

      Plötzlich zuckte Phin zusammen.

      Irgend jemand hatte ihm auf die Schulter getippt.

      Er wandte sich rasch um – und erkannte trotz der Dunkelheit die Konturen eines Mannes, dessen Anblick und Gegenwart ihm das Blut in den Adern erstarren ließ.

      Aber ehe er dazu kam, auch nur den geringsten Laut auszustoßen, fällte ihn die Faust des Dodger Marshals.

      Wyatt bückte sich, packte ihn und schleifte ihn hinter die Hausecke, wo der Gambler den Besinnungslosen in Empfang nahm und rasch zu einem handlichen Paket verschnürte.

      Carruther sah an dem großen Mann hinauf, der jetzt neben ihm kniete.

      »He«, keuchte er, »was war das denn?«

      »Kleiner Spaß unter Freunden, Mister. Schließlich müssen wir uns ja auch unterhalten in dieser langweiligen Gegend.«

      Carruther seufzte schwer.

      Da nahten sich vom Corral her Schritte.

      Tom McLowery kam zurück.

      Wyatt kniete neben dem Alten nieder, da er befürchten mußte, daß der Bandit sofort merken würde, daß hier ein größerer Mann stand als Phin Clanton einer war.

      Tom kam heran. Er hatte das Lasso unterwegs schon zu einer Schlinge geworfen.

      »He, was krauchst du da unten herum, Phin? Es geht los.«

      Wyatt federte hoch.

      »Yeah, Tom, es geht los!«

      Das Reaktionsvermögen des Desperados war erheblich größer als das seines Komplicen. Er fuhr zurück und stieß die Hand zum Colt.

      Aber der gedankenschnelle und punktgenau hochgerissene Uppercut des Missouriers riß ihn von den Beinen, ehe er auch nur zu der geringsten Abswehrreaktion gekommen war.

      Holliday holte ihn sich gleich ab und band ihn ebenfalls.

      Die beiden reglosen Verbrecher bekamen Knebel zwischen die Zähne geschoben.

      Holliday erhob sich und meinte:

      »Sie müssen die Anlieferung von schlafenden Banditen stoppen, Marshal – die Riemen sind alle.«

      Wyatt wies auf das Lasso.

      »Zerschneiden Sie ihn, der Stationshalter kann Ihnen helfen.«

      Der Georgier beugte sich über den Alten.

      »He, der Mann ist verletzt!«

      Der Alte keuchte: »Nicht so schlimm. Aber was war das? Ist er ein Marshal?«

      »Yeah«, versetzte Holliday, »und wenn es mit Ihrer Verletzung nicht so schlimm ist, dann können Sie mir ja helfen, das Lasso zu zerschneiden.«

      Der Alte rieb sich das Kinn.

      »He – das ist ein Ding! Er ist ein Marshal, und Sie sind ein Deputy! Zwei Staatenreiter! Heiliger Himmel! Wer hat Sie ausgerechnet in dieser höllischen Stunde hergeschickt?«

      »Psst!« mahnte der Marshal. »Es ist nicht notwendig, daß uns die anderen hören.«

      Holliday stieß die Luft leise durch die Nase aus.

      »Es sind gute alte Bekannte, Wyatt. Der erste ist Phin und der zweite Tom. Ich wette, daß der liebe Frank auch in der Nähe ist.«

      Wyatt fing zunächst die beiden Posten ab, die am Corral Wache hielten, dann schnappte er sich die beiden Banditen, die das Gebäude bewachen sollten.

      Doc Holliday und Abe Carruther hatten alle Hände voll zu tun.

      Wyatt schleppte die leblosen Gestalten zu den beiden hin.

      Dann ging er auf die Haustür zu.

      Heavens, da oben stand ein Mann mit einem Gewehr in der Hand.

      Es war ausgeschlossen, unbemerkt an ihn heranzukommen.

      Da ging der nervenlose Mann aus Missouri aufrechten Schrittes auf den Desperado zu.

      Erst kurz vor der Treppe stutzte der Bandit.

      »He, Nic, wie siehst…« Er stockte.

      Da sprang ihn der Marshal an und riß ihn nieder. Ein heiserer Laut entrang sich der Kehle des Verbrechers, ehe ihn die Besinnung verließ.

      Doc Holliday stand unterm Fenster.

      Er deutete in den Küchenraum und machte das unverkennbare Zeichen eines Spitzbartes.

      Frank McLowery war also noch drinnen.

      Der letzte Mann.

      Wyatt ging ins Haus und öffnete die Küchentür.

      Der Bandit kehrte ihm den Rücken zu und kaute auf seiner Virginia.

      »Irgendwas Neues?« schnarrte er.

      »Eigentlich nicht«, entgegnete Wyatt.

      Mit stocksteifem Rücken stand der Verbrecher da und lauschte dem Klang dieser Worte nach.

      Und dann flog er herum.

      Aber gleichzeitig zersprang hinter ihm die Fensterscheibe, und Hollidays schneidende Stimme drang an sein Ohr:

      »Laß den Revolver stecken, Frank. Ich weiß nicht, was dein Bruder Thomas von einem Grab hier in der Savanne hält.«

      Der Tramp stand wie angenagelt da.

      Wyatt ging auf ihn zu und nahm ihm die Waffen weg.

      McLowery lauschte nach draußen.

      Aber der Gambler lehnte sich in das jetzt hochgeschobene Fenster und meinte:

      »Ich hoffe, du wartest nicht auf die anderen. Die liegen versandfertig hinter der Südseite des Hauses. Ike wird eine Menge Postgeld zahlen müssen.«

      Die Erwähnung des Bandenchefs ließ Frank fast unmerklich zusammenzucken.

      Hell und devils! Wie war das nur möglich gewesen. Wyatt Earp und Doc Holliday hatten ihn regelrecht überrumpelt. Wie war es ihnen nur gelungen, einen seiner Leute nach dem anderen zu überwältigen? Und dann noch mit einer so unheimlichen Lautlosigkeit!

      Der Verbrecher starrte den Marshal aus engen Augen an.

      »Und…?« fauchte er. »Weshalb schießen Sie mich nicht nieder?«

      Wyatt gab ihm keine Antwort.

      *

      Eine halbe Stunde später verließen er und Holliday die Station. Zwischen ihnen ritt der an Händen und Füßen gefesselte Desperado Frank McLowery.

      Hinter ihnen folgte der alte Carruther mit seinen beiden Gäulen.

      Und dann folgten die Pferde der Banditen, deren Leithengst Carruther an der Leine führte.

      Auf der Station waren sieben gefesselte waffenlose Banditen zurückgeblieben.

      Mit flackernden Augen hatten sie zusehen müssen, wie ihr Anführer aufs Pferd gebunden worden war und mit den beiden verhaßten Männern reiten mußte.

      Wyatt schlug, als er Hardac wieder im Trupp hatte, einen scharf nordöstlichen Kurs ein.

      Im leichten Trab ging es über die nächtliche Savanne.

      Fast siebenundvierzig Meilen hatte der Trupp zurückgelegt,


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