Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Blick war so bittend, dass sie es nicht übers Herz brachte abzulehnen.

      »Also gut. Aber viel Zeit habe ich wirklich nicht. Meine Mitarbeiterin wird sich fragen, wo ich bleibe.«

      Da hatte Moritz schon die Tür geöffnet und trat ein.

      »Guten Morgen, Schwesterherz.« Er beugte sich über Stella, die hellwach im Bett lag. »Wie geht es dir?«

      »In zwei Stunden bestimmt besser als jetzt.« Ihre Blicke flogen hinüber zu Tatjana, die am Fußende des Bettes stehen geblieben war.

      Moritz bemerkte die Blicke.

      »Ich habe Tatjana auf dem Flur getroffen. Sie wollte dir Glück wünschen.«

      »Tatsächlich?« Stella wunderte sich zu Recht und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. »Ich hoffe nur, dass Ihr Trainingspartner das mit den zwei Wochen nicht nur gesagt hat, um mich zu beruhigen.«

      Ehe Tatjana Gelegenheit hatte, das Missverständnis aufzuklären, ergriff Moritz das Wort.

      »Dr. Norden ist mit Sicherheit niemand, der falsche Hoffnungen weckt. Ich habe Tatjana von dem Hotel erzählt und wie wichtig unsere Pläne für uns sind. Sie war selbst viele Jahre im Ausland und kann das gut verstehen. Deshalb wird Dr. Norden alles tun, was er kann, damit du so schnell wie möglich gesund wirst.«

      Über seinen Worten war Stellas Lächeln erloschen.

      »Ach ja? Du meinst also, wenn du seiner Trainingspartnerin schöne Augen machst und ihr deine Lebensgeschichte erzählst, gibt er sich mehr Mühe?«, fragte sie spitz.

      Moritz war sichtlich konsterniert.

      »Ich muss doch sehr bitten. Was soll das denn?« Er machte keinen Hehl aus seinem Unmut, doch Stella schien sich nicht dafür zu interessieren.

      »Denkst du etwa, ich wüsste nicht, dass sie dir gefällt?« Tatjana war Luft für sie. »Ich finde es einfach geschmacklos, dass du in dieser schwierigen Situation nichts Dümmeres zu tun hast, als dich Hals über Kopf in einen Flirt zu stürzen.«

      Moritz suchte noch nach einer passenden Antwort, als Tatjana die günstige Gelegenheit nutzte.

      »Tja, ich glaube, ich geh dann mal!« Sie nickte Stella zu und verließ ohne in weiteres Wort das Zimmer.

      Die Tür war noch nicht hinter ihr ins Schloss gefallen, als Moritz aus seiner Erstarrung erwachte und ihr nachlief.

      »Warte … Es tut mir wahnsinnig leid. Das habe ich nicht gewollt«, versicherte er ihr. »Normalerweise ist Stella nicht so. Ihre Stimmung ist sicher der Situation geschuldet.«

      Tatjana lächelte unverbindlich.

      »Schon gut, Moritz. Ich muss jetzt wirklich los.« Sie hob die Hand zum Gruß, ehe sie sich umdrehte und sich zielstrebig auf den Weg Richtung Ausgang machte.

      *

      Danny Norden war bei der zweiten Tasse Kaffee und dem dritten Brötchen angelangt, als seine Freundin endlich ins Café ›Schöne Aussichten‹ zurückkehrte.

      »Guten Morgen, Prinzessin. Gut, dass du kommst, sonst hätte ich dir noch den ganzen Laden leer gegessen.«

      »Ich bin nicht deine Prinzessin«, widersprach Tatjana und küsste ihm einen Klecks Marmelade aus dem Mundwinkel. »Wenn, dann will ich deine Königin sein.«

      »Oh, Verzeihung, Teuerste.« Danny lachte und freute sich, dass sie den vertrauten, liebevoll-neckischen Ton wiedergefunden hatten.

      Das machte ihm Mut, von seinem Gespräch mit Marla zu berichten, die kurz nach Tatjanas Aufbruch in die Bäckerei gekommen war und ihn eingelassen hatte.

      »Jedenfalls ist Marla davon überzeugt, dass das bei dir nichts anderes als ganz normale Torschlusspanik ist«, teilte er seiner Freundin das Ergebnis der morgendlichen Unterhaltung mit. Er hatte gedacht, dass sie über diesen Scherz lachen würde.

      Doch Tatjana dachte nicht daran. Ganz im Gegenteil schnappte sie nach Luft.

      »Eigentlich habe ich sie angestellt, damit sie für mich arbeitet und nicht, um mit dir zu tratschen«, fauchte sie ärgerlich.

      Beschwörend hob Danny die Hände.

      »Huhu, es gab mal Zeiten, in denen du Humor hattest.«

      »Entschuldige, dass ich es nicht lustig finde, wenn unser Privatleben ständig Gespräch in der Backstube ist.« Sie baute sich vor ihm auf und stemmte die Hände in die schmalen Hüften. »Ich renne doch auch nicht in die Praxis und diskutiere mit den Patienten über deine Hühneraugen.«

      »Ich hab keine Hühneraugen!«, verteidigte sich Danny energisch.

      Tatjana lächelte böse.

      »Und ich keine Torschlusspanik«, konterte sie.

      Als sie hinter den Tresen ging, um den Inhalt der großen Körbe zu kontrollieren, sah er ihr nachdenklich nach.

      »Warum bist du in letzter Zeit eigentlich so gereizt?«, stellte er eine berechtigte Frage.

      Tatjana dankte Marla, die ein Backblech mit frischen Roggenbrötchen brachte. Sie schüttete sie zu den anderen in den Korb und gab das Blech zurück.

      »Ich bin nicht gereizt«, erwiderte sie, als Danny die Hoffnung auf eine Antwort schon aufgegeben hatte. Inzwischen hatte sie sich der Theke zugewandt und ordnete kunstvoll Mohnschnecken, Bienenstiche und Mandarinen-Rouladen in der Auslage an. »Ich bin im Augenblick mit meinem Kopf nur woanders.«

      »Ach ja?«, hakte Danny verstimmt nach. »Darf ich fragen, wo? Vielleicht bei dem Bruder meiner Patientin?«, konnte er sich eine provokante Frage nicht verkneifen. »Mit ihm scheinst du dich ja ziemlich gut zu verstehen.«

      Tatjana hatte gewusst, dass diese Bemerkung irgendwann kommen würde. Trotzdem verletzte sie das mangelnde Vertrauen ihres Freundes. Sie hob den Kopf und funkelten ihn an.

      »Stimmt. Mit Moritz kann ich mich wenigstens über was anderes unterhalten als über die Einrichtung von Kinderzimmern und die neuesten Frühfördermaßnahmen«, ätzte sie, bevor sie sich umdrehte und durch den Vorhang in die Backstube verschwand.

      Danny starrte ihr ungläubig nach. Doch er hatte keine Zeit mehr, darauf zu warten, dass sie das Gespräch fortsetzen konnten. Die Arbeit rief, und er musste sich auf den Weg in die Klinik machen.

      »Was ist nur los, dass wir im Augenblick einfach nicht den richtigen Ton finden?«, fragte er seinen Freund und Kollegen Matthias Weigand, als er wenig später neben ihm im OP stand. »Ich hab das Gefühl, als ob wir ständig aneinander vorbei reden.«

      »Woher soll ich das wissen?« Hinter seiner Maske zog Matthias eine Grimasse. »Ich kann zwar ziemlich gut operieren. Aber Hellsehen hab ich noch nicht gelernt.«

      »Bescheidenheit scheint auch keine deiner Stärken zu sein.« Dannys Lächeln war nur an den Fältchen um seine Augen zu erkennen. Der Rest des Gesichts wurde von der Maske bedeckt.

      »Na und? Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein würde dir auch ganz gut stehen«, schmunzelte Matthias, ehe er sich über die Patientin beugte, um mit dem wichtigen Eingriff zu beginnen.

      *

      »Na, mein Schatz, so früh schon auf den Beinen?«, frage Dr. Felicitas Norden frech, als sie sich von hinten über ihren Mann beugte und ihm einen Kuss auf den Mund gab. Gleichzeitig griff sie nach einer Scheibe Brot.

      »Das klingt ja so, als würde ich jeden Tag bis mittags im Bett liegen«, beschwerte sich Daniel Norden und sah ihr dabei zu, wie sie das Brot mit Käse belegte und mit einer Tomatenscheibe garnierte.

      »Statt mir beim Essen zuzusehen, könntest du mir Kaffee einschenken«, schlug sie vor.

      »Oh, Verzeihung, Gnädigste.« Lächelnd erfüllte er ihren Wunsch. »Du siehst so zufrieden aus.«

      »Das bin ich auch«, gestand Fee. »Dieses Weihnachtfest war wunderschön. Ich freue mich darüber, dass es Anne und Paps gut geht und sie noch ein Weilchen in Deutschland


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