Die Entdeckung Alaskas mit Kapitän Bering. Georg Wilhelm Steller

Die Entdeckung Alaskas mit Kapitän Bering - Georg Wilhelm  Steller


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Befunde und Exponate der neueren archäologischen Untersuchungen auf der Bering-Insel sowie eine Rekonstruktion der Büste Berings präsentiert werden. Auch in der UdSSR stehen heute allerorten Denkmäler, die an Bering als einen großen russischen Entdecker und Seefahrer erinnern.

      Wissenschaftlich wurden die Leistungen Berings von anderen großen Entdeckern und Seefahrern gewürdigt. So schrieb James Cook, als er auf seiner letzten Weltreise (1776–1779) Alaska, das Beringmeer und Kamtschatka aufsuchte: »Berings Andenken recht zu ehren, muss ich sagen, dass er diese Küste gar wohl beschrieben und gezeichnet und ihre Längen und Breiten besser dargelegt hat, denn man bei den Methoden, welche ihm zur Verfügung gestanden, erwarten durfte« (nach: James Cook, Entdeckungsfahrten im Pazifik. Die Logbücher der Reisen 1768–1779, hrsg. v. A. Grenfell Price. Edition Erdmann in der marixverlag GmbH, Wiesbaden 2011).

      Auch der spätere Bezwinger der Nordostpassage, der schwedische Forscher Adolf Erik Nordenskiöld, der mit seinem Schiff »Vega« von 1878 bis 1880 den nordsibirischen Seeweg entlangfuhr, bestätigte vollauf und anerkennend die Ergebnisse Berings. Doch kam es zu einer umfassenden internationalen Rehabilitierung Berings erst im 20. Jahrhundert, als der amerikanische Wissenschaftler Golder nach umfangreichen Quellenstudien das Werk des Sibirienforschers und Amerikafahrers vor der Weltöffentlichkeit ausbreitete und dessen Bedeutung mit den knappen Worten zusammenfasste: »Es wurde einhundertfünfzig Jahre vor Nordenskiöld bewiesen, dass die Nordostpassage ohne praktische Bedeutung war, dass Nowaja Semlja eine Insel ist, dass sich die asiatische Küste viel weiter nach Osten erstreckte, als früher angenommen wurde, und dass Japan eine Insel ist. Hierzu kommt schließlich das Hauptergebnis – die Entdeckung Alaskas.«

      Georg Wilhelm Steller und die Reise nach Amerika

      Georg Wilhelm Steller (der deutsche Name lautete eigentlich »Stöller« bzw. »Stöhler«, wurde jedoch infolge der schwierigen Transkription in Russland abgewandelt) wurde am 10. März 1709 in der kleinen freien Reichsstadt Windsheim in Franken geboren. Sein Vater, Johann Jakob Stöller, der aus Nürnberg stammte, war seit 1702 in Windsheim ansässig und wirkte dort als Kantor des Gymnasiums und Organist der Stadtkirche. Nach dem Besuch des traditionsreichen Windsheimer Gymnasiums nahm Georg Wilhelm Steller mit einem Stipendium seiner Vaterstadt das Studium der Theologie in Wittenberg auf, studierte dann auch in Leipzig, Jena und schließlich in Halle, dem damaligen Ausgangspunkt der deutschen Russlandkunde. Hier widmete sich Steller intensiv dem Studium der Medizin und Naturwissenschaften (der Arznei- und Kräuterwissenschaft); sein Examen als Arzt legte er 1734 in Berlin ab.

      Da sich ihm in Preußen jedoch keine Aussicht auf eine akademische Laufbahn oder eine andere angemessene Anstellung eröffnete, beschloss er, sein Glück in Russland zu versuchen. Er schloss sich dem russischen Heer an, das damals (1734) im polnischen Erbfolgekrieg zur Unterstützung des Thronkandidaten August II. von Sachsen vor Danzig lag, und begleitete, um kostenlos nach Petersburg zu gelangen, als Arzt einen Verwundetentransport. Hier trat er als Hausarzt in die Dienste des Erzbischofs von Nowgorod, Feofan Prokopowitsch, der zu den Günstlingen Zar Peters des Großen gehörte und der ihn der Petersburger Akademie der Wissenschaften empfahl. Im Jahre 1737 wurde Steller zum Adjunkten der Naturwissenschaften an der Akademie ernannt und als Mitglied des wissenschaftlichen Stabes der »Großen Nordischen Expedition« auf die Reise geschickt.

      Für ein Jahresgehalt von sechshundert Rubel sollte er als Gehilfe von Professor Gmelin tätig sein und sich insbesondere der Erforschung Kamtschatkas widmen. Vor seiner Abreise von Petersburg erlebte Steller noch eine herbe persönliche Enttäuschung. Er hatte die Witwe des verdienten deutschen Sibirienforschers Daniel Gottlieb Messerschmidt geheiratet, Helene Messerschmidt, geb. von Böckler, und gehofft, in ihr nicht nur eine Lebens-, sondern auch eine Reisegefährtin gefunden zu haben. Auch andere Mitglieder der Expedition, wie z. B. Bering oder Müller, wurden von ihren Ehefrauen auf den beschwerlichen Reisen durch Sibirien begleitet. Doch im letzten Augenblick entschied sich die junge, lebenslustige Frau, in Petersburg zu bleiben, wo sie in vollen Zügen das gesellschaftliche Leben genoss und sich später – nach Stellers Tod – wieder verheiratete. Doch unterließ sie es nicht, ihren abwesenden Gatten immer wieder mit Geldforderungen zu belästigen. Der junge Deutsche schrieb später, er habe seine Frau vergessen und sich mittlerweile »in die Natur verliebt«.

      Ende 1737 verließ Steller Petersburg, erreichte jedoch erst im Herbst 1738 Tomsk und im Januar 1739 die Professoren Gmelin und Müller, die mit ihrem Stab in Jenisseisk überwinterten. Steller bot an, anstelle der beiden durch die schon mehrjährigen Ärgernisse und Strapazen der Expedition recht erschöpften älteren Kollegen nach Ochotsk und Kamtschatka zu reisen, um dort die bereits von dem vor Jahren vorausgeschickten russischen Studenten Krascheninnikow begonnenen Forschungsarbeiten auszuweiten. Im März 1739 reiste Steller ab und gelangte zunächst bis Irkutsk, wo er Sommer und Herbst verbrachte, Abstecher zum Baikalsee und den mongolischen Grenzgebirgen machte und zoologische sowie botanische Sammlungen anlegte. Begleitet wurde er neben anderen von dem Maler Johann Christian Berckhan (Zeichenmeister bei der kaiserlichen Kunstkammer), nach dessen Zeichnungen später die Stiche in den Werken Stellers angefertigt wurden. Im März 1740 wurde die Reise über Jakutsk nach Ochotsk fortgesetzt, von wo aus Steller per Schiff nach Kamtschatka fuhr und am 21. September des Jahres Bolscherjetsk erreichte. Dort traf er mit Krascheninnikow zusammen, der bereits seit 1737 auf Kamtschatka selbständige Forschungsarbeiten durchgeführt hatte. Zu dieser Zeit trug sich Steller mit der Absicht, den Kapitän Spangberg auf einer seiner Japanfahrten zu begleiten; im Jahre 1740 hatte er eine entsprechende Bittschrift an die Regierung gerichtet. Doch erreichte ihn im Februar 1741 ein Schreiben aus dem Peter-und-Paul-Hafen (heute: Petropawlowsk-Kamtschatskij), in dem ihn Bering ersuchte, die Fahrt nach Amerika mitzumachen. Da der Expeditionsarzt kürzlich zurückgetreten war, benötigte Bering dringend einen Arzt für die Reise; ebenso, um seine Instruktion erfüllen zu können, einen Wissenschaftler zur Untersuchung der Mineralien des zu entdeckenden Landes. Nach anfänglichem Zögern erklärte sich Steller erst dann zur Mitreise bereit, als Bering die Verantwortung für diese Entscheidung voll auf sich nahm.

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       Erzbischof Feofan Prokopowitsch

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       Bildnis von Gmelin

      Die Nachwelt kann Bering für diese Entscheidung nur dankbar sein, denn mit Steller hatte er sich einen Chronisten der Reise verpflichtet, der den anschaulichsten und lebendigsten Bericht über die Amerikafahrt gab. Die Schiffsjournale und Berichte der Seeoffiziere enthalten demgegenüber meist nur trockene Daten und Fakten. In Stellers Bericht offenbart sich als beständiger Grundzug die latente Spannung zwischen dem Wissenschaftler und dem See-Kommando, die sich manchmal auch offen entlud. Wenn der junge Deutsche überhaupt einmal zur Beratung hinzugezogen wurde, dann schlug man in aller Regel seine Ratschläge in den Wind.

      Steller hielt nichts davon, zunächst auf Südostkurs das sagenhafte »Gama-« und »Kompanieland« zu suchen; aufgrund von mündlichen Berichten vermutete er die kürzeste Verbindung nach Amerika gegenüber der Tschuktschenhalbinsel und schlug daher Nordostkurs vor. Als er während der Seereise treibende Pflanzen und Tiere beobachtete und daraus auf die Nähe von Land schloss, glaubte man ihm nicht; vergeblich empfahl er auch »antiskorbutische Kräuter« zur Heilung der gefährlichen (Vitamin-C-)Mangelkrankheit Skorbut und warnte vor der Aufnahme brackigen Trinkwassers. Insbesondere zu den beiden Offizieren Berings, dem schwedischen Leutnant Sven Waxell und dem russischen Schiffsmeister Kitrow, geriet Steller immer wieder in Gegensatz. Demgegenüber schien sich Bering oftmals der Meinung Stellers anzuschließen, vermochte sich jedoch – geschwächt durch Alter und Krankheit – offensichtlich im Schiffsrat nicht mehr durchzusetzen.

      Am 29. Mai 1741 legten sich die beiden Schiffe »St. Peter« (mit dem Kapitän-Kommandeur Bering und mit Steller) und »St. Paul« (mit Kapitän Tschirikow und mit Delisle de la Croyère) auf die Reede des Peter-und-Paul-Hafens und liefen am 4. Juni aus der Awatscha-Bucht in die offene See aus. Bereits wenige Tage später verloren sich die Schiffe bei schlechter Sicht und fuhren nun – nachdem sie sich tagelang vergeblich gesucht hatten – getrennt nach


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