Butler Parker Special Edition 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Special Edition 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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den ›Nullen‹«, erwiderte der Journalist. »So nennen sich diese Gangster.«

      »Ein ungewöhnlicher Name«, fand Parker.

      »Nur dann ungewöhnlich, wenn man nicht weiß, wie diese Gauner arbeiten«, entgegnete Stew Webster und lächelte flüchtig. »Die Nullen spielen bei diesen Kriminellen eine sehr wichtige Rolle.«

      »Die Sie Mylady erklären sollten«, schlug Josuah Parker vor.

      »Alles zu seiner Zeit«, machte die ältere Dame sich bemerkbar. »Haben Sie nicht einen Kreislauf-Stabilisator zur Hand?«

      »Einen was?« Webster blickte Mylady entgeistert an.

      »Einen Cognac«, übersetzte sie, »oder von mir aus auch einen Brandy. Guter Gott, Sie wohnen ja fast unter dem Himmel, so viele Treppen mußte ich steigen.«

      »Ich verstehe.« Webster lächelte wieder flüchtig. »Ich könnte mit einem Sherry dienen, Mylady.«

      »Wie schön«, sagte Agatha Simpson und nickte wohlwollend. »Wenn er trinkbar ist, können Sie zur Sache kommen, junger Mann.«

      Sie hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als es an der Tür läutete.

      *

      »Sind Sie... sind Sie beschattet worden?« fragte Webster, der zusammengezuckt war.

      »Dies ist selbstverständlich nicht auszuschließen, Mister Webster, obwohl man drei Verfolger ausschalten konnte.«

      »Die wollen mich mürbe machen«, flüsterte der Journalist. »Die läuten in unregelmäßigen Abständen und verschwinden dann wieder im Treppenhaus.«

      Parker verzichtete auf eine Antwort und schritt zur Tür, hielt sich aber an der Wand des kleinen Ganges. Sein Instinkt sagte ihm, daß dies im Moment sicherer war.

      Es klingelte erneut. Dann rief eine Stimme, man hätte ein Telegramm abzugeben.

      Parker hatte die Tür erreicht, hütete sich aber, durch den Spion nach draußen zu blicken. Seine innere Alarmanlage signalisierte ihm höchste Gefahr. Seine Haut war wie elektrisiert, ein sicheres Zeichen dafür, daß Lebensgefahr bestand.

      Josuah Parker hielt inzwischen eine kleine Spraydose in der rechten, schwarz behandschuhten Hand. Sie stammte aus einer seiner vielen Westentaschen. Er führte die Spray-Düse dicht an das recht große, normale Schlüsselloch heran und sprühte nach draußen. Er sorgte für eine große Dosis, denn er ging davon aus, daß ein Teil des Sprays im Schlüsselloch festgehalten wurde.

      Plötzlich war ein Hüsteln zu vernehmen, das sich von Sekunde zu Sekunde steigerte und in quälendes Husten überging. Parker nutzte die Geräuschkulisse, um die drei Riegel zurückzuziehen. Doch vorerst hielt er die Tür noch geschlossen.

      Lady Agatha und Stew Webster standen am Ende des Korridors und beobachteten Parker. Er hatte sich dünn gemacht und blieb hart an der Wand stehen. Er rechnete noch immer mit Schüssen durch die Tür, obwohl das Kribbeln auf seiner Haut sich inzwischen wieder gelegt hatte.

      Das Husten ging fast schon in ein Röcheln über. Dann war ein dumpfer Aufschlag zu hören. Und genau jetzt riß Parker die Tür auf und sah sich einem Mann gegenüber, der auf die Knie gefallen war und den es durchschüttelte.

      Neben dem Mann lag eine Schrotflinte, deren Läufe abgesägt waren. Der Mann spürte wohl, daß die Tür geöffnet worden war. Er wollte nach der Schußwaffe greifen, doch ein neuer Hustenanfall hinderte ihn daran.

      Parker, der die Luft angehalten hatte, langte nach der Flinte und brachte sie erst mal in Sicherheit. Dann zog er sich zurück und versorgte sich im Korridor mit frischer Luft. Er schritt zurück, richtete die beiden Läufe auf den Hustenden und winkte ihn mit der linken Hand zu sich in den vorderen Teil des Korridors.

      Der Mann verstand.

      Er rutschte im Zeitlupentempo auf den Knien in die Wohnung, deren Tür Parker schloß und sicherte. Dann bat er Webster, für viel frische Luft zu sorgen. Der Journalist lief zurück zu der schrägen Fensterfront und zog einige der oberen Fensterpartien auf.

      »Man wollte mich also wieder mal ermorden«, stellte die ältere Dame grimmig fest und versuchte energisch auf den Knieenden zuzugehen.

      »Mylady sollten den Dunstkreis der Person vorerst tunlichst meiden«, warnte Josuah Parker. »Der Kleidung des Gastes könnten immer noch hustenauslösende Dämpfe entsteigen.«

      »Papperlapapp«, meinte sie wegwerfend. »Ich bin gegen so etwas gefeit, Mister Parker, das sollten Sie doch wissen.«

      Sie beugte sich über den Mann und hüstelte dann leicht.

      *

      »Das werde ich Ihnen so leicht nicht verzeihen, Mister Parker«, grollte Lady Agatha noch eine halbe Stunde später. Sie saß im Fond des Wagens neben Stew Webster und hüstelte noch immer. Sie hatte sich aber von ihrem veritablen Hustenanfall inzwischen erholt.

      »Vielleicht hätte meine Wenigkeit noch eindringlicher warnen sollen und müssen«, erwiderte Parker höflich und gemessen wie stets.

      »Darüber wird noch zu reden sein, Mister Parker«, räsonierte sie und wandte sich an Webster. »Daß Sie mir Ihr Leben zu verdanken haben, wissen Sie doch hoffentlich.«

      »Die ... die werden mich umbringen, wenn sie mich erwischen«, meinte Webster leise. »Die scheuen vor nichts zurück.«

      »Darum bot Mylady Ihnen auch an, die Umgebung zu wechseln«, erinnerte der Butler. »Sie haben den Vorzug, sich als Myladys Gast betrachten zu dürfen, falls Sie kein sicheres Ausweichquartier haben sollten.«

      »Ich setze mich ab«, antwortete Webster. »Ich verschwinde ...«

      »Vorher werde ich aber noch von Ihnen hören, junger Mann, wer diese Ziffern sind«, verlangte die ältere Dame energisch.

      »Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch was sagen soll«, überlegte Webster halblaut.

      »Ob Sie etwas sagen oder nicht, Mister Webster, man wird seitens der von Ihnen erwähnten Nullen alles daransetzen, Sie zum Schweigen zu bringen«, warnte der Butler. »Sicher sind Sie erst in dem Moment, in dem die sogenannten Nullen überführt und abgeurteilt sein werden.«

      »Ziffern oder Nullen, was spielt das für eine Rolle?« machte die ältere Dame sich bemerkbar. »Ich will endlich Tatsachen hören, junger Mann. Ich habe mein Leben schließlich nicht umsonst riskiert.«

      »Sie ließen anklingen, Mister Webster, das sprichwörtliche Weite suchen zu wollen«, erinnerte der Butler. »Darf man erfahren, was Sie sich konkret darunter vorstellen?«

      »Ich habe Bekannte im Süden von London, da kann ich erst mal verschwinden.«

      »Sind Sie sicher, daß man Sie dort nicht finden wird?«

      »Ich denke schon«, meinte Stew Webster, »doch, doch, ich bin mir da absolut sicher.«

      »Man wird Sie ein Stück des Weges begleiten und die Zeit nutzen, sich über die von Ihnen erwähnten Nullen zu unterhalten«, schlug Josuah Parker vor. »Den Zeitungen werden Sie dann später entnehmen können, wann Sie wieder nach London zurückkehren können.«

      »Eine gute Lösung«, fand die Detektivin spontan. Ihre Stimme klang erleichtert und zufrieden. »In meinem Haus hätten Sie sich doch nur gelangweilt. Viel zu bieten habe ich wirklich nicht, das bezieht sich auch auf die Lebensumstände, junger Mann. Ich führe ein frugales Leben.«

      Parker hatte die Fahrtrichtung gewechselt und steuerte nach der Überquerung der Themse Londons südliche Stadtteile an. Er benutzte eine der großen Ausfallstraßen und blieb während der Fahrt sehr wachsam. Er blickte immer wieder in den Rückspiegel und hielt Ausschau nach etwaigen Verfolgern.

      Später verließ er dann die Ausfallstraße und benutzte wesentlich stillere Routen. In einer bereits ländlichen Umgebung in der Nähe von Croydon bog er noch mal ab und hielt dann vor einem kleinen Hotel.

      »Es wurde aber auch wirklich höchste Zeit«, meinte


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