Butler Parker Special Edition 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Special Edition 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Eindruck. Nachdem sie im Wagen verschwunden waren, schoß dieser mit durchtourenden Pneus davon.

      Der Butler beendete die Übertragung, begab sich hinunter ins Souterrain des Hauses und betrat hier sein privates Refugium. Er verfügte über zimmerhohe, großzügig geschnittene Räume: einen Wohnraum, ein Schlafzimmer und eine kleine Teeküche für persönlichen Bedarf.

      Neben dem Bad und der Toilette befand sich die Tür zu seinem sogenannten Labor. In diesem mit moderner Technik ausgestatteten Raum entwickelte der Butler seine vielen kleinen Überraschungen, mit denen er seine Gegner düpierte. Er war ein sehr begabter Erfinder und Bastler.

      Josuah Parker las noch ein wenig in einem technischen Magazin, ging dann zu Bett und rechnete mit weiteren Überraschungen in dieser Nacht nicht mehr. Seiner Schätzung nach waren die drei Besucher gemietete Spezialisten, die keine Ahnung hatten, für wen sie tätig wurden. Die Bau-Mafia hatte Unbedarfte vorgeschickt, um für sie die Kastanien aus dem Feuer zu holen.

      *

      Nach ihrer Panne in der Nacht versuchten sie es am anderen Morgen erneut. Man hatte wohl ihre Erfolgsprämie erhöht und sie neu motiviert.

      Drei Männer saßen in einem Austin und nahmen die Verfolgung auf, als Parker mit seinem hochbeinigen Gefährt Myladys Anwesen verließ.

      »Eine Verfolgung?« freute sich die ältere Dame, nachdem Parker ihr diesen Tatbestand gemeldet hatte. »Das klingt recht gut, Mister Parker. Natürlich werde ich den Lümmeln einen ordentlichen Denkzettel verpassen.«

      »Haben Mylady in dieser Hinsicht besondere Wünsche?« fragte Parker.

      »Ich werde Ihnen freie Hand lassen«, lautete ihre Antwort. »Überraschen Sie mich, Mister Parker.«

      »Wie Mylady zu wünschen geruhen.« Parker steuerte sein Gefährt in Richtung City, um hier die ein wenig lästige Verfolgung so schnell wie möglich zu beenden. Er kannte eine Tiefgarage, die er gern aufsuchte, um lästige Beobachter abzuschütteln.

      »Zu wem bin ich eigentlich unterwegs?« wollte Agatha Simpson nach einer Weile wissen.

      »Mylady haben die Absicht, Mister Stew Webster aufzusuchen«, erinnerte der Butler. »Mister Webster ist laut Mister Martin Landby mit den Machenschaften der Bau-Mafia vertraut.«

      »Ich weiß, ich weiß«, entgegnete sie ungeduldig. »Und ich rechne mit einer Falle, Mister Parker.«

      »Darauf wird man sich sicherheitshalber einrichten müssen«, sagte der Butler. »Eine gewisse Vorsicht kann in der Tat nie schaden. Darüber hinaus wollen Mylady sicher aber auch noch einen Vertreter der Baubehörde aufsuchen.«

      »Richtig. Hatte ich das nicht bereits vorgeschlagen?« behauptete sie schleunigst.

      »Mylady ließen dies in der Tat anklingen«, meinte der Butler in seiner höflichen Art. »Bauausschreibungen und Angebote der Firmen werden von einer zentralen Behörde bearbeitet.«

      »Das sagte ich wohl auch«, fügte sie hinzu. »Sie haben sich inzwischen um eine entsprechende Adresse gekümmert, Mister Parker?«

      »Sehr wohl, Mylady.« Parker verzichtete darauf, jetzt bereits einen Namen zu nennen. Agatha Simpson haßte es, mit Namen gefüttert zu werden. Um solche Details kümmerte sie sich grundsätzlich nicht, wie sie immer wieder betonte.

      Man hatte inzwischen die Einfahrt zur Tiefgarage erreicht.

      Parker hielt vor der Sperre, zog ein Ticket und wartete, bis der Balken hochschnellte. Als er anfuhr, blickte er in den Rückspiegel seines Wagens.

      Der Austin hatte sich herangeschoben. Die linken Türen waren aufgestoßen worden, wurden aber schnell wieder zugeschlagen. Die beiden Mitfahrer hatten wohl die Absicht gehabt, das hochbeinige Gefährt bereits hier zu entern.

      Doch Parker zeigte Entgegenkommen.

      Er fuhr langsam weiter und schob sich auf die Wendel, die nach unten führte. Er wollte den Austin nicht abhängen, sondern im Gegenteil dazu animieren, dicht aufzuschließen. Dies gehörte mit zu seinem Plan.

      Der Fahrer des Austin gab Gas, als er freie Fahrt hatte, und schloß erneut auf. Parker wurde immer schneller, schien erst jetzt zu bemerken, daß er verfolgt wurde, schraubte sich mit seinem Wagen hinunter auf das erste Parkdeck, wurde hier noch schneller, beschrieb einen Bogen durch das Deck und näherte sich dann wieder der Wendel, um das nächste Parkdeck zu erreichen.

      Der Austinfahrer paßte sich der Geschwindigkeit an und merkte nicht, wie er von Parkers hochbeinigem Gefährt nachgezogen wurde. Als der Butler fast das nächste Parkdeck erreicht hatte, legte er einen der vielen Kipphebel auf dem damit reichhaltig ausgestatteten Armaturenbrett um und ließ eine schwarze Rußwolke unter dem Heck seines Wagens hervorschießen.

      Dieser fette Film klatschte förmlich gegen die Windschutzscheibe des Austin und nahm dem Fahrer jede Sicht. Der Mann verriß automatisch das Steuer und ließ die Längsseite seines Wagens entlang der Betonwand schrammen.

      Er produzierte damit ein mehr als häßliches Geräusch. Blech knirschte und Glas splitterte. Dann war ein Hupton zu vernehmen, der irgendwie anklagend-quälend klang.

      Parker fuhr weiter, als wäre nichts geschehen.

      Er befuhr die Wendel, die nach oben führte, und schob sein Ticket in die Zahl-Automatik. Gleichzeitig drückte er die Ruftaste für den Notdienst.

      Der Lautsprecher krächzte und wimmerte, dann war eine menschliche Stimme zu vernehmen. Parker machte auf einen kleinen Unfall auf der Abfahrwendel aufmerksam, zahlte den Betrag für die Fahrt durch die Tiefgarage und fuhr zurück ans Tageslicht.

      Die Verfolger waren abgehängt.

      *

      »Wer ist da?« fragte eine helle, nervös klingende Stimme, nachdem Parker an der Tür des Ateliers geläutet hatte. Diese Wohnung befand sich im Dach eines ehemaligen Hafengebäudes und schien recht geräumig zu sein.

      »Lady Simpson mit ihrem Butler«, beantwortete Parker die Frage.

      »Bauen Sie sich vor dem Spion auf«, verlangte die Stimme.

      »Eine Falle«, flüsterte Agatha Simpson, doch Parker schien nichts gehört zu haben. Er ging ein wenig zurück, trat genau vor die Tür und zeigte sich. Dann lüftete er höflich und gemessen die schwarze Melone.

      »Einen Moment«, kam es von drinnen. Danach wurden wenigstens drei Riegel zurückgezogen und eine Sperrkette ausgehakt. Spaltbreit öffnete sich die Tür, ein rundliches Gesicht war zu sehen.

      »Lady Simpson ... Butler Parker«, hörte Stew Webster noch mal. »Sie können versichert sein, Mister Webster, daß Ihnen kein Ungemach droht.«

      »Kommen Sie rein«, erwiderte der Mann. Er war untersetzt, ein wenig dicklich, etwa dreißig Jahre alt und hatte eine graue Gesichtsfarbe. Als Mylady und Parker im Korridor standen, schlug er die Tür hastig zu und verriegelte sie wieder. Es handelte sich tatsächlich um drei Riegel, wie Parker sah.

      »Entschuldigen Sie mein Mißtrauen«, sagte Webster, »aber ich lebe seit einiger Zeit gefährlich. Man hat schon etliche Male versucht, mich in ein Hospital zu bringen.«

      »Die Bau-Mafia scheint Ihre Recherchen nicht sonderlich zu schätzen, Mister Webster«, vermutete der Butler. Er folgte dem Journalisten in einen fast riesigen Wohnraum, der früher wohl als Maler-Atelier gedient hatte.

      Es handelte sich um eine Art Einraum-Wohnung mit einer Schlafecke, einem Küchenabteil und einem Badezimmer, dessen Tür halb geöffnet war. Ein Teil der Ziegel war auf der Steilseite des Daches durch große Fensterscheiben ersetzt worden. Alles in diesem Atelier sah ein wenig unordentlich aus.

      Unter dem riesigen Schrägfenster hatte Webster sich seinen Arbeitsplatz eingerichtet. Es gab eine Schreibtisch-Kombination in Winkelform, einen PC-Computer und einige Aktenböcke, die mit Zeitschriften und Magazinen beladen waren. Auf dem Teppich lagen Manuskripte und Papierknäuel.

      »Martin Landby hat mich in der Nacht angerufen und von Ihnen erzählt«, sagte Webster. »Ich hatte


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