Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 4. Walter-Jörg Langbein

Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 4 - Walter-Jörg Langbein


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die vielen Tausend Treppenstufen oder die heiligen Megalithen. Das wahre Machu Picchu, die Seele der Stadt in den Wolken, ist für unsere Augen unsichtbar. Aber nicht für unser Herz.«

      Machu Picchu ist eine geheimnisvolle Stadt. Und sie ist ein Symbol: Fern der plündernden Spanier überlebte hoch in den Anden eine friedliche kleine Gemeinde von Inkas. Sie hatten sich in eine »unwirtliche« Region zurückgezogen. Sie trieben keinen Raubbau gegen die Natur, sondern mit ihr. In Machu Picchu wurden überwiegend Mumien von Frauen gefunden. Sollte dies auf eine matriarchalische Religion hinweisen? Angeblich wurde Pachamama - »Mutter Erde« - in Machu Picchu verehrt. Uralte matriarchalische Glaubenssystem verehrten Muttergottheiten häufig in unterirdischen Höhlen.

      In der Nähe des »Heiligen Felsens« haben argentinische Studenten ein unterirdisches Labyrinth entdeckt. Es wurde von Archäologen erkundet und zugemauert. (2) Bei einem meiner Besuche in Machu Picchu kletterte ich unter einer Absperrung hindurch und quetschte mich in einen Felsspalt. Er verlief schräg nach unten, wurde offenbar breiter. Bevor ich aber weiter erkunden wurde, beorderten mich zwei recht unwirsch aussehende Aufpasser zurück.

      Trotz intensiver Recherchen über Jahre, auch in Cuzco und Lima, konnte ich keine wissenschaftliche Publikation über die unterirdischen Gänge von Machu Picchu ausfindig machen. Wartet das eigentliche Geheimnis von Machu Picchu in der Unterwelt?

      Fußnoten:

      (1) Fieber, Martin: »Machu Picchu/ Die Stadt des Friedens«, Bad Salzuflen 2003, Klappentext

      (2) Schmidt, Kai Ferreira: »Peru Bolivien«, Markgröningen, 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 6/ 2000, S. 271

      Ein Besuch in Machu Picchu ist eine Reise in die Vergangenheit: in die Bergwelt der peruanischen Anden. Erbaut hat die geheimnisvolle Stadt, so heißt es, Pachacútec Yupanqui. Der legendäre Herrscher der Inka gilt als der eigentliche Vater des großen Inkareiches. Er war es, der den Sonnengott Inti ins Zentrum des offiziellen Glaubens rückte. Aber war Pachacútec Yupanqui (Regierungszeit 1438-1471) wirklich der Architekt von Machu Picchu? Ließ er um 1450 die verlorene Stadt der Anden 400 Meter über dem Rio Urubamba erbauen?

      Wichtiger ist die Frage, ob Machu Picchu zu Inkazeiten aus dem Nichts entstand… oder auf Fundamenten einer weit älteren Kultstätte errichtet wurde. Nach wie vor gilt Hiram Bingham als »Entdecker« der mysteriösen Stätte. Entdeckt hat er sie aber nicht, sondern ausgeplündert. Bing-ham hat Vilabamba und Machu Picchu heimgesucht und 200 Kisten mit kostbaren Goldobjekten und anderen archäologischen Preziosen auf 60 Mulis über Bolivien außer Landes schaffen lassen.

      173 Mumien »entdeckte« Bingham in Machu Picchu. 150 davon waren Frauen. Welche Kostbarkeiten mögen den Toten mit auf die Reise ins Jenseits gegeben worden sein? Wir wissen es nicht. Hiram Bingham ließ sich zwar weltweit als großen Forscher feiern… in den Augen vieler Peruaner war er aber eher ein erfolgreicher Dieb. Bis zum heutigen Tag wartet man in Peru vergeblich auf die Rückgabe der Kostbarkeiten, die Bingham außer Landes schaffen ließ. Sie dürften sich noch heute im Besitz der renommierten Yale Universität befinden. Bingham hinterließ keinerlei Aufzeichnungen seiner Funde. So dürfte der Beweis, was nun alles in der Ruinenstadt gefunden und ins Ausland geschafft wurde, mehr als schwierig sein!

      Blick auf Machu Picchu

      Wie Hiram Bingham Machu Picchu »entdeckte«, das ist inzwischen hinlänglich bekannt! Fakt ist: Als Mr. Bingham am 24. Juli 1911 die majestätischen Stadtmauern bestaunte, da prangte bereits eine eingeritzte Inschrift im moosbewachsenen Stein: »Augustin Lizarraga, Enrique Palma und Gabino Sanches – 1901«. Jene drei Herren hatten zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach archäologischen Schätzen gesucht, die sich versilbern ließen. Sie fanden immerhin eine gut erhaltene Mumie, die sie wegschleppten.

      Augustin Lizarraga, der 1901 seinen Namen auf einer der steinernen Wände in Machu Picchu verewigte, führte 1894 Don Luis Bejar in das Gemäuer. Und eben jener Augustin Lizarraga gehörte 1911 zum Team von Mr. Bingham. Und der ließ sich zu Unrecht bombastisch als der »Entdecker« einer »vergessenen« Stadt feiern. »Verlassen« war Machu Picchu anno 1901 übrigens nicht. Inka-Nachkomme Anacleto Alvarez hatte die heute weltberühmten Terrassen gepachtet. Übrigens: Schon drei Jahrhunderte zuvor gehörte die Stadt ganz offiziell einem gewissen Don Martin de Concha.

      Uraltes Mauerwerk

      Machu Picchu liegt auf einem Bergrücken, der von unbekannten Meistern vollkommen umgestaltet worden ist. Gewaltige Stein- und Erdmassen müssen unter Aufbietung unvorstellbarer Kräfte bewegt worden sein. Und doch scheinen sich die Bauten und Terrassen dem mächtigen Berg anzuschmiegen. Am Eingang zur Stadt misst man eine Höhe von 2.370 Metern, an der höchst gelegenen Terrasse immer eine Höhe von 2.530 Metern.

      Unbekannte Baumeister waren es wohl, die lange vor den Inkas, das ursprüngliche Heiligtum errichteten. Sie hinterließen den Inkas einen massiv umgeformten Bergrücken und riesenhafte Steinkolosse. Auf diese monolithischen Ungetüme setzten die Inkas Jahrhunderte später ihre Mäuerchen aus kleinen Steinen.

      Es kommt mir so vor, als hätten die Erbauer der Inka-Stadt Machu Picchu ungeheuren Respekt vor ihren Vorgängern gehabt. Sie passten ihre »Neubauten« millimetergenau den uralten Fundamenten an. Sahen sie sich als Erben einer uralten Tradition? Wie auch immer: Die Inkas selbst haben nie riesige Steinkolosse zurecht gemeißelt und eingesetzt, sondern stets übernommen und als Fundament verwendet.

      Von den Megalithbaumeistern des »Ur-Machu Picchu« aus Vorinkazeiten dürften monströse Steinskulpturen stammen, deren Sinn und Zweck wir nicht kennen. Es werden »Erklärungen« in die Welt gesetzt, die sich – bei Licht betrachtet – als reine Fantasiegebilde erweisen. So heißt es, dass auf einem sauber zugehauenen Stein einst Mumien zum Trocknen auf ihre spätere Bestattung warteten. Diese Spekulation entbehrt jeder Grundlage.

      Hiram Bingham taufte eine mysteriöse Steinhöhle mit intensiver Steinbearbeitung »Mausoleum der Könige«. Bingham stützte sich bei dieser Titulierung auf die Tatsache, dass im Inneren zwei Mumien gefunden wurden, die von edler Herkunft gewesen sein müssen. Wertvolle Stoffe umhüllten die sterblichen Überreste, denen man wertvolle Beigaben aus Gold und Silber für die Reise ins Jenseits mitgegeben hatte.

      Binghams These ist allerdings mehr als fragwürdig. Es gibt keinen Beweis dafür, dass zu Zeiten der Inkas je »Könige« in Machu Picchu residierten. Mumifiziert wurden überwiegend Frauen. Sollte es sich um »Tempeljungfrauen« etwa eines Sonnenkults gehandelt haben?

      Der »Intiwatana« wurde aus einem einzigen Granitblock gemeißelt. Er wird als »Sonnenstein« bezeichnet. Sein Name lässt sich mit »Ort, an dem die Sonne gebunden ist« übersetzen. Nach Aufzeichnungen des Inka-Chronisten Poma de Ayla diente der eigenartige Stein der Beobachtung des Sonnenlaufs. Auch soll er dazu benutzt worden sein, Planetenbahnen zu bestimmen und wichtige Sternbilder zu beobachten. Angeblich standen auf der Plattform einst vier Säulen, deren Schatten den Intiwatana zu einer Art Sonnenuhr machten.

      Unklar ist, ob das steinerne Messinstrument von den Inkas gebaut oder bereits vorgefunden wurde. Vielleicht wurde es ja von den Meistern der Steinmetzkunst übernommen, deren unglaubliche Fähigkeiten uns noch heute in Erstaunen versetzen. Über welche Erkenntnisse astronomischer Art mögen sie verfügt haben? Leider liegen keinerlei schriftliche Aufzeichnungen aus jenen Tagen vor.

      Die sorgsame astronomische Beobachtung deutet auf sakrale Bedeutung von Sternen und Planeten hin. Der ewige Kreislauf von Sonne, Mond und Sternen war so etwas wie das Sinnbild uralter Religion. Ewiges Leben war fester Bestandteil ältester Religionen: die ewige Wiederkehr von natürlichen Abläufen wie Aussaat und Ernte, von Frühling, Sommer, Herbst und Winter schenkte den Menschen Zuversicht und Trost.

      Bei Dreharbeiten für den Werbespot einer Brauerei wurde das Zeugnis uralter Wissenschaften leider beschädigt: trauriger Beleg für die Missachtung


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