Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 4. Walter-Jörg Langbein

Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 4 - Walter-Jörg Langbein


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Seite der »Glimmerkammer« gab es einen massiven natürlichen (?) Einbruch von Gesteinsmassen. Die moderne Betondecke endet an einer abschließenden Wand? Steht da – hinter den Brocken – wirklich eine gemauerte Wand? Endet hier wirklich der Raum? Oder setzt er sich hinter den Steinbrocken unterschiedlicher Größe fort? Wer (oder was) ließ das Geröll den Raum an einer Seite verschließen? Sollen neugierige Besucher daran gehindert werden, weiter vorzudringen?

      Manches deutet auf eine bevorstehende Sensation hin: Ein vor mindestens 1.800 Jahren verschlossener Gang soll geöffnet werden. Werden Herrscher aus uralten Zeiten mit kostbaren Grabbeigaben gefunden werden? Werden wir auch über Funde informiert werden, die nicht in das Geschichtsbild der Schulwissenschaften passen? Zweifel sind angebracht. Könnten die Funde doch beweisen, dass die Geschichte der Pyramidenbauer viel weiter in die Vergangenheit zurückreicht als die Schulwissenschaft das für statthaft hält!

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      Betonpfeiler und Betondecken verbergen viel

      Sollte der Name »Straße der Toten« doch kein Fantasieausdruck sein, sondern auf Gräber von Herrschern aus uralten Zeiten hinweisen?

      Fußnote:

      (1) Däniken, Erich von: »Der Tag, an dem die Götter kamen«, München 1984, S. 255 u. 256

      Der altehrwürdige Name Chichén Itzá wird von »humorvollen« Touristen gern zu »Chicken Pizza« verballhornt. Er lässt sich mit »Am Rand der Quelle von Itzá« übersetzen. Im Jahre 455 christlicher Zeitrechnung, so heißt es, haben die Itzá, die Quellen entdeckt, die dem mystischen Ort ihren Namen gaben.

      Etwa 300 Meter nördlich von Chichén Itzá lockt ein unheimlicher »Brunnen der Opfer« Touristen wie Einheimische an. Wie entstand der »Cenote de los Sacrificos«? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Brach ein unterirdischer Hohlraum ein, so dass sich ein Schlund auftat? Oder schlug ein Himmelskörper ein, der das kreisrunde Loch schuf?

      Wie auch immer: Die scharf umrandete Wunde der Erde füllte sich mit Wasser. Sahen sie die Mayas als einen Eingang in die Unterwelt an? Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kaufte der ehrenwerte Konsul und Hobbyarchäologe Eduard Thompson die Grundstücke an den Grenzen der Stadt Chichén Itzá. Dafür bezahlte er einen Spottpreis: 75 US-Dollar. Was Eduard Thompson beabsichtigte, wurde schnell klar. Es ging ihm nicht um die Suche nach wissenschaftlicher Erkenntnis, sondern um Plünderei! Sofort wurde mit der methodischen Untersuchung begonnen. Der Ausdruck Räuberei ist wohl eher angebracht.

      Einer der großen Pioniere der Erforschung Chichén Itzás war Augustus Le Plongeon (*1825; †1908), der Comte de Coqueville. Der leidenschaftliche Wissenschaftler war alles andere als ein ahnungsloser Hobbyforscher, der am Schreibtisch fantasiereiche Thesen austüftelte. Plongeon war ein Archäologe der alten Schule. Er suchte vor Ort nach Hinweisen auf die Geschichte der Mayas. Zwölf Jahre verbrachte er zum Teil unter spartanischsten Bedingungen in Mexiko. Allein fünf Jahre davon hauste er in den Ruinen der Maya-Metropole Chichén Itzá. Der tschechische Maya-Experte Miloslav Stingl würdigte den wissenschaftlichen Querdenker so: »Wir verdanken ihm die erste wirklich archäologische Erforschung des gesamten Stadtareals (gemeint ist: Chichén Itzá). Vergessene Pyramiden und Tempel befreite er von ihrer grünen Selvahülle (Urwald).«

      In den Jahren 1904 bis 1907 wurden Taucher hinab in den Cenote geschickt. Sie wurden rasch und immer wieder fündig. Neben etwa fünfzig Skeletten wurden Tausende wertvoller Objekte geborgen. Offenbar war der Brunnen einst genutzt worden, im den Göttern Opfer zu bringen: kostbare Kunstobjekte und Menschen. Gingen die Menschen freiwillig in den Tod, etwa um die Götter in Dürrezeiten gewogen zu machen und Regen zu schenken? Wie dem auch sei: Zahllose Kostbarkeiten wurden im Schlamm am Boden des Cenote gefunden und – verbotener Weise – per Geheimkurier in die USA geschafft. Thompsons Diebstähle fielen auf, trotz seiner hohen Position als Konsul musste er das Land verlassen.

      Im Verlauf der letzten vierzig Jahre besuchte ich wiederholt die mysteriöse Ruinenstadt von Chichén Itzá. So manches Mal schlenderte ich durch die parkähnliche Anlage, die die einstige Größe der Stätte allenfalls nur noch erahnen lässt.

      Im Verlauf der letzten drei Jahrzehnte bereiste ich die Welt von Ägypten bis zu den Neuen Hebriden. Nirgendwo auf der Welt faszinierte mich eine Botschaft aus uralten Zeiten wie die der Schlange aus Licht. Jahr für Jahr steigt in Chichén Itzá ein himmlisches Wesen auf die Erde herab. Jahr für Jahr kann so etwas wie ein Film beobachtet werden, den geniale Baumeister der Mayas vor vielen Jahrhunderten schufen, für die Menschen der Zukunft? Für uns? Jahr für Jahr lockt das uralte Spiel aus Licht und Schatten Zigtausende in ihren Bann.

      Immer wieder schlenderte ich zum »Tempel der Krieger« (»Templo de los Guerros«). Von einer gewaltigen Vorhalle sind nur 60 martialische Säulen erhalten. Flachreliefs lassen die meisten von ihnen als Darstellungen von Kriegern erkennen. Viele von ihnen sind bewaffnet, mit Speerschleudern und Wurfspießen. Andere sind mit gebogenen Stöcken ausgerüstet. Damit konnten geschickte Krieger feindliche Wurfgeschosse abwehren. Gegen Attacken mit mit messerscharfen Steinklingen gespickten Keulen konnten sie allerdings nichts ausrichten.

      Einst waren die bis an die Zähne bewaffneten Gestalten bunt bemalt. Bis auf kleine Farbreste ist davon nichts mehr erhalten. Einst trugen die starken Männer aus Stein das Dach einer Vorhalle… alle oder einige? Wie mag das Dach ausgesehen haben? Wie groß mag es gewesen sein? Welchem Zweck mag es gedient haben? Versammelten sich hier die Gläubigen, bevor sie den Tempel betreten durften?

      Von besonderer Bedeutung war für den »Tempel der Krieger« eine geheimnisvolle Steinplastik, Chac Mo'ol genannt. Der Maya-Forscher Augustus Le Plongeon gab im Jahr 1875 der mysteriösen Figur diesen Namen. Wie sie bei den Mayas hieß, das wissen wir nicht. Ein menschliches Wesen liegt da rücklings. Die Beine sind angewinkelt, die Ellenbogen in den Grund gestemmt. Auf der Brust trug Chac Mo'ol (zu Deutsch etwa »Roter Jaguar« oder »Großer Jaguar«) so etwas wie ein Gefäß. Es ist reine Horrorfantasie, wenn behauptet wird, menschliche Herzen seien in diesem Gefäß als Opfer dargebracht worden. Vorsicht: Wir dürfen nicht in das »Denken« der spanischen Mordplünderer verfallen, die ihr grausiges Vorgehen mit Hinweisen auf die angeblich so primitiven Mayas begründen wollten. Es ging ihnen aber nicht um das Auslöschen einer vermeintlich primitiven Kultur, sondern um primitive Gier nach Gold und Reichtum!

      Fußnote:

      (1) Wunderlich, Hans Georg: »Die Steinzeit ist noch nicht zu Ende«, Reinbek bei Hamburg 1977, S. 184

      Sie ist für mich eine der schönsten Pyramiden der Welt: »Castillo« nannten sie die Spanier, geweiht war sie dem Gott Kukulkan. Die heute sichtbare Pyramide wurde über eine ältere gebaut. Die »Urpyramide« steckt wie ein Kern in der »neuen«.

Tempel_auf_der_Kukulkan_Pyramide_Chichen_Itza

      Tempel auf der Kukulkan-Pyramide Chichén Itzá

      Der plündernde »Eroberer« Francisco de Montejo (*um 1479; †1553) baute hier sein Lager auf, im Zentrum einer einst gewaltigen Metropole. Einst war die Mayastadt mindestens fünfundzwanzig Quadratkilometer groß. Sie ist heute weitestgehend vom Erdboden verschwunden. Weite Teile müssen noch rekonstruiert werden. Wo mögen sich noch Fundamente im Erdreich verborgen finden? Die Spanier haben gewaltig gewütet und unermesslich kostbare Kulturgüter verwüstet und zerstört.

      »Heidnischer Glaube« war den Vertretern des christlichen Abendlandes ein Gräuel. Dabei dürften die meist des Lesens unkundigen Europäer, die gen Mittel- und Südamerika zogen, wohl kaum wirklich fromm und gottesgläubig gewesen sein! Man muss es immer wieder wiederholen: Zeugnisse der uralten Kulturen Zentralamerikas wurden rücksichtslos vernichtet. Kultstätten wurden verwüstet, fortschrittliche Siedlungen abgefackelt, Menschen wurden gefoltert und ermordet.

      Prof. Dr. Hans Georg Wunderlich


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