Butler Parker Jubiläumsbox 8 – Kriminalroman. Günter Dönges
sich nicht dazu.
»Parker...«, begann Pritton. »Sie sind sich doch klar, daß Sie sehr leichtsinnig und fahrlässig gehandelt haben, wie?«
»Ich muß bedauern, Sir«, gab Parker zurück. »Falls ich wirklich fahrlässig gehandelt haben sollte, so doch nur gegen meinen ausdrücklichen Willen.«
»Sie hätten die Hülle von James Ortner sofort der Polizei übergeben müssen.«
»Damit wüßten wir aber jetzt nicht, was eigentlich gespielt wird«, schaltete sich Mike Rander ein. »Es hat keinen Sinn, Parker Vorwürfe zu machen. Hätte Parker die Hülle einem Polizisten übergeben, dann wüßten wir jetzt nichts von der Existenz zweier Gangster, die sich Buck und Louis nennen.- Wir wären nicht im Besitz zweier Waffen, die für die Polizei recht wichtig sein werden. Darüber hinaus wäre die Fotoausrüstung Calbots unbekannt geblieben. Wir wüßten ferner nichts von dem jungen Mann, der Parker verfolgt hat und der ebenfalls hinter der Hülle her ist. Seine Verbindung zu dem Antennen-Spezialisten wäre ebenfalls unbekannt. Kurz, es hat keinen Sinn, Vorwürfe zu machen. Ich muß zugeben, daß Parker in erstaunlich kurzer Zeit recht viel Material gesammelt hat.«
»Okay, ziehen wir einen Schlußstrich«, sagte Pritton grinsend. »Ich hatte ohnehin nur die Absicht, Parker einmal gründlich die Hölle heiß zu machen.«
»Parker schreckt auch die Hölle nicht«, lachte Mike Rander laut auf. »Wahrscheinlich würde er sich an irgendeinen Trick erinnern und dem Teufel ein Bein stellen.«
»Ich denke, wir sollten Zusammenarbeiten«, schaltete sich nun der FBI-Vertreter Stormers ein. »Parker, für mich ist es uninteressant, wie Sie an die einzelnen Feststellungen und Kenntnisse gekommen sind. Soviel aber kann ich Ihnen sagen, vertraulich, versteht sich, daß wir es tatsächlich mit einem raffiniert aufgezogenen Spionagering zu tun haben. Was ich jetzt sage, ist streng geheim. Wir wissen aber, daß wir Ihnen, Mike Rander und Mr. Parker, vertrauen können. Wir haben bereits Erkundigungen eingeholt, sage ich ganz offen. Kurz, Ortner gilt und galt nach außen hin als dubioser Agent, der nach zwei Seiten hin arbeitete. In Wirklichkeit stand er aber immer nur auf der Seite der Staaten. Er war der Mann, der wichtige Verbindungen zu anderen Agenten der Gegenseite herstellte, Spielmaterial in Bewegung setzte und sich in letzter Zeit um einen Spionagering kümmerte, der vollkommen neu aufgezogen war. Zu diesem Ring hatte Ortner bisher keinen Zugang. Möglicherweise war man auf der Gegenseite mißtrauisch geworden.
Vor einigen Tagen verließ Ortner Kalifornien. Wir wissen, daß er irgendeinen Kontakt in Chikago aufnehmen sollte, einen Kontakt zu dem neuen Ring. Ortner informierte nicht nur uns, sondern auch andere Dienststellen, die ich hier aus Gründen der Geheimhaltung nicht nennen möchte. Ortner wurde an uns weitergeleitet, wir übernahmen seine Überwachung und Abschirmung. Dennoch wurde er im Friseursalon erschossen. In der Hülle, die er bei sich trug und die Sie verbrennen sollten, müssen sich Aufzeichnungen befinden, die sich auf seine letzten Beobachtungen beziehen.«
»Warum sollte ich sie denn verbrennen?« erkundigte sich der Butler sofort. »Ortner hatte noch so viel Luft, daß er mir auch hätte sagen können, ich sollte die Hülle der Polizei übergeben.«
Wie richtig Parkers Einwand war, konnte man deutlich feststellen, als sich Pritton und Stormers einen Blick zuwarfen, was ganz schnell geschah. Mike Rander grinste.
»Stormers«, sagte er, sich jetzt an den FBI-Beamten wendend, »Sie dürfen Parker keinen Bären aufbinden.«
»Hat Ortner nicht vielleicht doch ein Doppelspiel getrieben?« fragte der Butler rundheraus. »Man verbrennt nur etwas, was man unbedingt vernichten will! Entweder wollte sich Ortner aus bestimmten Gründen nicht nachträglich etwas nachsagen lassen, oder aber er hatte finanzielle Gründe dafür. Vielleicht, so wenigstens kann ich es mir vorstellen, wollte er irgendeine Prämie oder eine auf ihn abgeschlossene Lebensversicherung nicht gefährden. Diese Dinge würden doch wohl zunichte, wenn sich herausstellte, daß Ortner wirklich ein doppeltes Spiel getrieben hat.«
»Also gut...«, sagte Stormers nach kurzem Überlegen. »Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen, Parker! Ortner scheint tatsächlich ein falsches Spiel mit seiner Behörde getrieben zu haben. Wir vermissen nämlich Raketenunterlagen. Sie können nicht wissen, daß Ortner vor seiner Reise nach Chikago einen Wissenschaftler aufgesucht hat, der jetzt tot ist. Er ist vergiftet worden. In dem geknackten Safe befanden sich Unterlagen über Steuermechanismen für Raketen.«
»Das erklärt die Sache«, meinte Josuah Parker zufrieden. »Dann darf man also unterstellen, daß Ortner diese Unterlagen verkaufen wollte. Als er tödlich getroffen worden war, schaltete er blitzschnell. Fand man diese Unterlagen bei ihm, dann erwies sich eindeutig, daß er nicht nur ein Dieb, sondern auch ein Mörder war. Das wollte er aus den bereits von mir angeführten finanziellen Gründen verhindern.«
»Wir nehmen an, daß es so gewesen ist.«
»Damit dürften sich einige Fragen ergeben«, redete Parker weiter. »Von wem wurde er erschossen? Von dem neuen Ring? Wenig wahrscheinlich, denke ich, denn dort wollte er die Unterlagen loswerden. Also könnten die Täter doch nur in einem Konkurrenzunternehmen zu finden sein, das Ortner die Beute abjagen wollte. Noch wichtiger aber ist die Frage, wie so ein raffinierter Mann wie Ortner diese wichtigen Unterlagen mit sich herumtrug! Normalerweise hätte er die Beute doch an einem sehr sicheren Platz untergebracht und erst auf Kontakt und Zahlungsbedingungen gewartet. Er aber trug die Unterlagen mit sich herum! Wie ich kühl schlußfolgere, dann doch nur, weil er auf dem Weg zu einer Person war, die die Unterlagen in Empfang nehmen wollte. Ich möchte noch einen Schritt weitergehen. Ein Agent, der solche Unterlagen in seiner Brusttasche stecken hat, wird schwerlich auf den Gedanken kommen, sich rasieren zu lassen. Wenigstens nicht auf solch einem Weg. Sein Sinnen und Trachten dürfte wohl darauf gerichtet sein, Geld zu bekommen. Mit anderen Worten, um die Schlußfolgerung zu beenden: James Ortner betrat den Friseursalon, um die Unterlagen hier, im Salon, zu übergeben. Und damit dürfte Roger Calbot im Mittelpunkt unseres vorläufigen Interesses stehen, denke ich...!«
Pritton und Stormers sahen sich grinsend an.
»Gut, daß Sie auf der richtigen Seite stehen, Parker«, bekannte Pritton endlich. »Wir können auf Ihre Mitarbeit rechnen?«
»Mr. Rander hat mitnichten mir gesagt, solche...«
»Das Verbot ist hiermit aufgehoben«, unterbrach Mike Rander seinen Butler. »Doch nur unter der Voraussetzung, daß ich mitmachen kann. Unter dem Schutz der Behörden arbeiten zu können, also, das möchte ich mir wirklich nicht entgehen lassen...!«
*
»Wir müssen erst einmal davon ausgehen, daß Pritton und ich beobachtet worden sind, als wir hinauf zu Ihnen gingen, Mr. Rander«, meinte der FBI-Agent Stormers. »Das ließ sich einfach nicht vermeiden. Ich denke mir allerdings, unser Besuch sieht nach einem eingehenden Verhör aus.«
»Wäre zu hoffen«, sagte Mike Rander, »sonst wird aus der schönen Absicht, Zusammenarbeiten zu können, recht wenig.«
»Oh, das werden die Agenten und Gangster schon recht bald merken«, schaltete sich Pritton ein. »Wir werden Parker gleich mit zum Hauptquartier nehmen. Zudem soll Ihre Mitarbeit ja in gewissen Feinheiten bestehen. Sehen Sie, wenn wir uns nach dem Mord an Roger Calbot offiziell mit dessen Freunden und mit sonstigen Zeugen befassen, so geht das in Ordnung und kann keinen Verdacht erwecken. Sie hingegen, Mr. Parker, könnten sich doch einmal mit dieser June unterhalten, deren Name auf der Fotografie zu sehen ist!«
»Hilfestellung wollen wir Ihnen dabei nicht leisten«, sagte Stormers. »ich vergaß zu erwähnen, daß die Polizei im Zimmer Calbots kein einziges Bild mehr entdecken konnte. Nach Ihrem Weggang, Parker, wurden diese Bilder noch aus dem Zimmer geholt. Wenn Sie nun in Eastport auftauchen und Nachfrage halten, wirkt das unverdächtiger jedenfalls, als wenn wir dort erscheinen.«
»Gut, ich habe verstanden«, sagte Josuah Parker. »Ich werde also herauszubekommen versuchen, wer June ist und wo sie wohnt.«
»Genau das sollen Sie tun«, sagte der FBI-Beamte. »Wir würden uns weiterhin darüber freuen, wenn Parker sich auch mit dem jungen Mann befassen könnte.«
»Sollten