Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
Jüttland sey.
Wohl bin ich der! Und wohl hießen meine armen Kindlein so! antwortete der Greis, von Schmerzen der Erinnerung ergriffen.
Da sahen die beyden fragend, zuerst voll Verwunderung sich an, dann warfen sie sich weinend vor dem blinden Greise nieder, umschlangen seine Knie und küßten seine Hände, und entdeckten ihm, daß sie seine geraubten und wieder gefundenen Kinder seyen.
Clodoald und Hildegardis waren von den räuberischen Normanen, jener nach Afrika an einen Schäfer, diese in das Herz von Sachsen an Priester verkauft. Clodoald war mit dem Sohne seines Herrn, seinem Begleiter Faustinus, in allen ritterlichen Künsten und Uebungen auferzogen worden, und befand sich jetzt auf dem Zuge, sein Vaterland und seine geliebten Eltern wieder aufzusuchen. Hildegardis war zum Dienste der Götter geweihet worden, und vergebens hatte sie seit langen Jahren auf ein Mittel gesonnen, aus den dichten Wäldern in ihre mit Schmerzen zurückersehnte Heymath zu entfliehen.
Wer wagt es, die Freude der Glücklichen zu beschreiben! Eine Umarmung folgte der Anderen, und lange lagen sie sich an den liebenden, überseligen Herzen. Der Greis aber erkannte, daß hier eine höhere Hand gewirkt habe, als die seiner heidnischen Götzen; und er bat den Kayser, ihm und allen den Seinigen das heilige Wasser der Taufe geben zu lassen. Und wie nun nach einiger Zeit in Gegenwart des kayserlichen Hofes und des ganzen Heeres der Franken ein frommer Priester den Statthalter und seine Kinder mit dem heiligen Wasser einsegnete und sie in den Schooß der Kirche aufnahm, da entschwand plötzlich das Dunkel, das auf den Augen des Greises gelegen hatte; er sah wieder das reine Himmelslicht, und doppelt heiß flossen die Dankgebete der Glücklichen.
Lange hat er noch in Freude und Freudigkeit gelebt, umgeben von, seinen Kindern, zu denen auch bald, mit Hildegardis vereinigt, der Ritter Faustinus gehörte.
Die Volkssagen der Altmark
1. Das Haus des Kaisers zu Stendal
2. Erbauung des Doms zu Stendal
5. Die gottesschänderischen Juden
6. Das wunderbare Feuer zu Stendal
8. Der Betrug um die Leichengebühren
10. Die alte Glocke in Koblake
11. Das steinerne Kreuz bei Großen-Möhringen
13. Die Pferdetrappe bei Darnstedt
14. Der Teufel und der Schreiber zu Klein-Schwechten
16. Der Teufelsstein zu Ostheeren
17. Die Wahrzeichen an der Stephanskirche zu Tangermünde
19. Die Papenkühle bei Bellingen
22. Das Gespenst zu Schorstett
24. Die alte und die neue Stadt Gardelegen
25. Die Sanct Georgen-Capelle vor Gardelegen
26. Die Wette um das Thor zu Gardelegen
28. Die Isern-Schnibbe bei Gardelegen
30. Die goldene Laus bei Bismark
33. Das Stadtholz bei Salzwedel
36. Der Elternmörder in Salzwedel
39. Die großen Steine bei Ballerstedt