Wyatt Earp Staffel 4 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 4 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
Wyatt.

      Jim nickte. Offensichtlich hatte der derbe alte O’Brian das Selbstbewußtsein in dem Burschen etwas aufrichten können.

      Bei Einbruch der Dunkelheit saßen die drei in der Küche um den Tisch.

      Es war still im Haus.

      Plötzlich fuhr Wyatt herum.

      Die beiden anderen sahen den Revolver in seiner Hand blinken.

      Der Marshal erhob sich und schnellte in den Türwinkel.

      Da wurde die Tür aufgestoßen.

      Sam O’Brian und der Junge starrten auf die Gestalt, die in dem farblosen, hölzernen Rahmen lehnte.

      Dem alten Sheriff lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Hart preßte er die Zähne aufeinander.

      Es war die Frau. Mit strähnigem angegrautem Haar und fahlem Gesicht lehnte sie im Türrahmen. Tränen rannen aus ihren Augen über das faltige Antlitz.

      »Wo ist er?« stieß sie schreiend hervor.

      Jim faßte sich und stand auf. »Mabel, leg dich hin. Komm, ich bringe dich ins Bett...«

      Plötzlich fuhr der Bursche wie vor einer aufzüngelnden Giftschlange zurück.

      Die Frau hatte einen Revolver in der Hand.

      Einen großen vierundvierziger Revolver, dessen Lauf sie schwankend auf den Bruder richtete.

      Wie abwesend schweifte ihr Blick durch den Raum. »Er ist tot, hat der Fremde gesagt. Tot ist er – tot!«

      Da trat Wyatt vor.

      Die Frau sah ihn ohne Verwunderung an.

      Wyatt hielt die Hand auf. »Geben Sie mir den Revolver, Miß Vaugham.«

      Sie starrte ihn mit zur Seite geneigtem Kopf an. »Was wollen Sie?«

      »Geben Sie mir den Revolver.«

      O’Brians Rückenhaut zog sich zusammen. »Wyatt, gehen Sie zur Seite! Sie ist imstande und...«

      »Bitte«, sagte der Missourier.

      Ihre Augen weiteten sich. Aber immer noch hielt sie die Schußwaffe in der vorgestreckten Hand.

      »Bitte!«

      Da sank die Hand der Frau herab.

      Wyatt nahm ihr den Revolver weg – und schwer schlug ihr Körper nach vorn auf die Dielen.

      O’Brian fuhr entsetzt hoch. »Ist sie etwa auch...?«

      Jim schüttelte den Kopf, während er neben seiner Schwester niederkniete. »Nein, aber sie kann nicht gehen. Ich weiß nicht, wie sie hergekommen ist.«

      Wyatt öffnete die Tür.

      Draußen im dunklen Korridor stand der Räderstuhl.

      Die Frau lag bewußtlos im Raum.

      O’Brian warf einen schnellen Blick auf den Marshal. Dann halfen die beiden Männer dem Jungen, die Frau hinauszutragen.

      Als sie wieder in der Küche waren, meinte O’Brian: »Reiten wir morgen weiter?«

      Wyatt sah ihn an. »Wohin?«

      O’Brian kratzte sich den Kopf. »Keine Ahnung. Wenn Sie es nicht wissen...«

      Wyatt zündete sich eine Zigarre an, rieb sich das Kinn und meinte dann: »Ich muß noch einmal mir ihr sprechen. Sie allein ist es, die uns weiterhelfen kann.«

      Aber mit Mabel Vaugham war nicht zu sprechen. Stumm und apathisch lag sie im Bett und starrte an den Menschen vorbei, die zu ihr ins Zimmer traten und sie ansahen.

      Nach drei Tagen meinte Sam, während er den Hammer aus der Hand legte, mit dem er eine neue Latte am Corralgatter festgenagelt hatte: »Verlieren wir nicht kostbare Zeit?«

      »Vielleicht. Aber die Hinweise, die die Frau uns geben könnte, sind vielleicht wertvoller als mehrere hundert zurückgelegte Meilen.«

      »Yeah – Sie haben recht.«

      So blieben die beiden denn noch eine volle Woche auf der kleinen Farm und machten sich nützlich.

      Der Bursche kam am Sonnabend gegen den späten Nachmittag zu Wyatt, der gerade mit Sam an einer neuen Stalltür arbeitete, und meinte, während er mit dem Kopf auf den kleinen Kreuzhügel drüben auf der Anhöhe deutete:

      »Mister Earp, wenn Vater noch lebte, würde er das sagen, was ich Ihnen sage: Ich danke Ihnen und Mister O’Brian von ganzem Herzen für alles, was Sie getan haben.«

      *

      Der Zustand der Kranken besserte sich nicht.

      Wyatt beschloß am folgenden Dienstag den Weiterritt.

      In der Morgenfrühe sattelte Jim die beiden Pferde auf.

      Er reichte den Männern die Hand zum Abschied, dann blickte er Wyatt an. »Mister Earp, ich wünsche Ihnen alles Gute! Und wenn Sie ihn finden, dann...«

      Wyatt nickte. »Ich weiß schon, was ich dann tun muß, Jim.«

      Plötzlich erschien oben an einem der Fenster die Gestalt der Frau.

      Mabel Vaugham hatte sich ans Fenster geschleppt. Sie blickte mit stieren, glänzenden Augen in den Hof. »Wyatt

      Earp!« rief sie schrill. »Yeah – von Wyatt Earp hat er auch oft gesprochen. Und von As-co-la, der ja alle Fährten findet... hahahah!«

      Wyattk schob die Unterlippe über die Oberlippe und sah zu der Frau hinauf. Dann blickte er Jim an. »Kann ich noch einmal mit ihr sprechen?«

      »Bitte.«

      Wyatt ging hinauf. Er trat ein, nahm den Hut ab und sah die Frau drüben am Fenster stehen. »Miß Mabel. Ich bitte Sie sehr, sagen Sie mir doch, wie der Mann aussah, der auf Sie geschossen hat. War er groß?«

      Sie sah ihn an, als wolle sie durch ihn hindurchsehen. Und das Geschick wollte es, daß der Marshal in seiner letzten Minute auf der Vaugham Farm eine gute, gnädige Minute gefunden hatte.

      »Yeah – er war groß – sehr groß. So groß!«

      Die Kranke hob die Hand und deutete eine übernatürliche Größe an.

      Dann erklärte sie, ohne danach gefragt worden zu sein: »Und breit war er. Vor allem breit. Viel zu breit. Er hatte strähniges Haar. Und seine Augen waren Raubtieraugen. Er kam auf mich zu, und dann hob er den Revolver... ah... nein, nicht schießen!«

      Der Schrei gellte durch das Haus und über den Farmhof.

      »Nicht schießen!«

      Die Frau warf sich herum und wollte sich aus dem Fenster stürzen.

      Im allerletzten Augenblick gelang es dem heranschnellenden Missourier, sie zu fassen. Er zerrte sie zurück.

      Aus dem Hof waren unten ein Doppelschrei erklungen.

      O’Brian und der Junge starrten hinauf.

      Wyatt winkte dem Burschen und führte die Frau dann an ihr Lager.

      Jim kam herein.

      »Komm, bleib bei ihr...«

      Die beiden Reiter machten sich auf den Trail.

      Zur Verwunderung des Alten hielt der Marshal einen ganz festen Kurs nach Südwesten ein.

      Tagelang.

      Es ging durch Felsschluchten, die von yardhohem Schnee wie zugeweht waren, über Berggrate, Steilpässe hinauf und jenseits wieder hinunter, dann durch Bergtäler, über zugefrorene winzige Seen und Flußläufe, über reißende Wildbäche, in denen Eisschollen trieben.

      Glücklicherweise blieb das Wetter gut.

      Zwar herrschte eisige Kälte, aber auch die nahm ab, je weiter die beiden Reiter nach Süden kamen.

      Nach


Скачать книгу