Die Vampirschwestern 10 - Ein Date mit Bissverständnis. Franziska Gehm

Die Vampirschwestern 10 - Ein Date mit Bissverständnis - Franziska Gehm


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besonders eilig zu haben, in die Schule zu kommen, denn sie flopste sich auf den Fußweg. Jetzt gingen die Schwestern die Treppe zum Schultor hinauf. Silvania trug ein violettes Kleid mit schwarzer Spitze an den Ärmeln und am Kragen. Ihr Hut, der schräg auf ihrem Kopf saß, erinnerte an eine Schildkröte.

      Daka hatte eine kurze Hose mit Fransen an, an denen lauter kleine Spinnen baumelten. Sie hoben sich deutlich von der knallroten Strumpfhose ab. Auf Dakas T-Shirt stand „Boi Noap!“. Helene wusste, dass das „Gute Nacht!“ hieß. Schade eigentlich, dass es die Lehrer nicht verstehen würden.

      Helenes Nacht war alles andere als gut gewesen. Und daran waren die Vampirschwestern schuld. Allerhöchstwahrscheinlich jedenfalls. Helene kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, presste die Lippen aufeinander und fixierte die beiden wie ein Scharfschütze sein Opfer. Silvania und Daka stiegen mit federleichten Schritten die Treppe hinauf und quasselten dabei. Sollten sie ein schlechtes Gewissen haben, sah man es ihnen nicht an. Schöne beste Freundinnen hatte Helene sich da ausgesucht!

      „Hoi boi, Helene!“, rief Daka und nahm die letzten beiden Stufen mit einem Satz. Sie gab Helene eine Kopfnuss, wie es in Bistrien üblich war und es sich auch zwischen den Freundinnen eingebürgert hatte.

      Silvania klopfte von der anderen Seite auf Helenes Kopf und lächelte. „Boi Motra, Inimajuschka!“

      „Lasst das!“ Helene wedelte mit den Armen, als wollte sie Fliegen verscheuchen. „Und eure Inimajuschka könnt ihr euch zwischen die dreckigen Fußzehen stecken.“

      „Oho, oho.“ Daka wackelte in ihren Schnürschuhen mit den Zehen, zwischen denen immer etwas transsilvanische Heimaterde klemmte.

      „Was ist los?“, fragte Silvania. „Schlechte Laune?“

      „Grottenmordsmuffenschlechte Laune“, erwiderte Helene.

      „Das klingt ernst“, fand Silvania.

      „Krypton Krax sind unterwegs nach Bindburg, du wirst deinen Murdo bald wiedersehen und hast schlechte Laune? Wie geht das denn?“, wunderte sich Daka.

      „Ach, hört doch auf mit dem blöden Verstellen.“ Helene stemmte die Hände in die Hüften. „Gebt es wenigstens zu!“

      Silvania und Daka sahen sich fragend an.

      „Zieht jetzt bloß keine Unschuldsshow ab von wegen, ihr wisst nicht, wovon ich rede.“ Helenes Stimme quietschte wie Kreide an der Tafel.

      „Wir wissen echt nicht, wovon du redest“, sagte Silvania.

      Helene schüttelte enttäuscht den Kopf. „Ihr macht es nur noch schlimmer. Einfach so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Das ist echt das Letzte. Wenn ihr wenigstens selbst zugeben würdet, dass ihr es genommen habt. Dazu wart ihr mutig und fies genug. Aber jetzt habt ihr nicht einmal die Eier in der Hose, es mir zu sagen.“

      „Welche Eier in der Hose?“, fragte Daka.

      „Und was denn genommen?“, fragte Silvania.

      „Worum geht es überhaupt?“ Daka sah Helene ratlos an.

      „Als wüsstet ihr das nicht, ihr scheinheiligen Zwitterwesen!“ Helene warf den Vampirschwestern einen finsteren Blick zu.

      „Also mir reicht’s langsam“, sagte Silvania.

      „Liebe macht echt blöd“, fand Daka.

      „Selber blöd.“ Helene schnaufte.

      Silvania verdrehte die Augen. „Moment, wenn wir schon streiten, möchte ich wenigstens wissen, worüber. Also, du denkst, wir haben irgendetwas von dir genommen, richtig?“

      Helene sah die Vampirschwestern mit gesenktem Kinn an und nickte.

      „Was denn? Dein Hörgerät? Deinen Kugelschreiber? Dein Pausenbrot?“, fuhr Silvania fort.

      Helene musterte die Vampirschwestern misstrauisch. „Wisst ihr echt nicht, wovon ich rede?“

      „NEIN!“, rief Daka. „Mann, das ist ja heute zum Eckzähneausreißen mit dir.“

      „Aber es ist verschwunden“, fuhr Helene fort.

      „WAS???“, riefen Silvania und Daka. Einige der vorbeieilenden Schüler drehten sich nach ihnen um.

      „Ihr habt wirklich nicht den allerleisesten Schimmer?“, fragte Helene.

      „Nein. Weil wir, was auch immer verschwunden ist, nicht genommen haben.“ Silvania legte ihre Hand auf Helenes Schulter. „Also, was ist weg?“

      Helene sah Silvania und Daka einen Moment an. Dann holte sie tief Luft. „Mein Tagebuch.“

      Die Vampirschwestern brauchten ein paar Sekunden, um die Nachricht zu verarbeiten. „Schlotz zoppo!“, rief Silvania schließlich.

      „Fumpfs!“, sagte Daka.

      „Gestern nach dem Videoabend wollte ich noch etwas ins Tagebuch schreiben. Ich habe es überall gesucht. Im Rucksack, auf dem Schreibtisch, im und unter dem Bett, einfach überall in meinem Zimmer und in der ganzen Wohnung. Sogar im Kühlschrank. Es ist weg.“

      „Und du meinst, wir haben es geklaut?“ Silvania sah Helene traurig und fassungslos an.

      „Na toll. Dein Tagebuch ist weg und wen verdächtigst du sofort: deine besten bissigen Freundinnen. Datiboi auch“, murmelte Daka.

      Helene zuckte mit den Schultern. „Wer soll es denn sonst genommen haben? Auf dem Friedhof gestern Nachmittag hatte ich es noch. Ich habe es in meinen Rucksack gesteckt und bin nach Hause. Danach habe ich die Wohnung nicht mehr verlassen und am Abend seid ihr gekommen.“

      „Verstehe. Weil wir gestern Abend bei dir waren, sind wir total verdächtig“, sagte Daka.

      Helene sah zu Boden und blickte dann zweifelnd zu den Vampirschwestern auf. „Na ja, ich hatte mein Tagebuch noch, bevor ihr gekommen seid. Und als ihr wieder weg wart, war das Tagebuch auch weg …“

      „Helene! Wir haben dein Tagebuch nicht“, erklärte Silvania. „Das schwöre ich bei der Liebe meines Lebens.“

      „Äh … also ich schwöre beim Barte meines Vaters“, fügte Daka hinzu.

      „Wenn ihr es nicht genommen habt, wer dann?“, fragte Helene.

      „Gut’n Morgen.“ Ludo stand auf einmal neben ihnen und sah die drei Mädchen verschlafen an. Seine halblangen braunen Haare fielen ihm vor die Augen.

      „LUDO!“, riefen Helene, Daka und Silvania im Chor.

      „Stimmt. So heiße ich.“ Ludo blies sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht. Mit der linken Hand spielte er an einem Faden an der Hosennaht, in der rechten hielt er eine alte braune Ledertasche.

      Ein paar Sekunden starrten die Mädchen ihren Freund an. Auf ihren Gesichtern spiegelten sich Unglaube, Wut und Argwohn.

      Ludo schielte von einer Freundin zur anderen. „Ist was? Hab ich was Fieses im Gesicht oder so?“

      „Kann schon sein, dass du etwas hast“, begann Silvania schließlich.

      „Sehr wahrscheinlich sogar.“ Helene nickte. „Aber nicht in deinem Gesicht, sondern zu Hause oder vielleicht in deiner Tasche da.“

      „Und weil du die ganze Nacht darin gelesen hast, siehst du so verpennt aus.“ Daka machte ein Gesicht wie eine Kriminalkommissarin.

      Ludo, der hellsehen konnte, machte wiederum ein Gesicht, als wäre in seinem Gehirn gerade alles zappenduster. „Was soll ich gelesen haben? Redet ihr von der Deutsch-Hausaufgabe?“

      „Nein. Wir reden von Helenes Tagebuch“, sagte Silvania.

      Ludos Augenbrauen wanderten in die Höhe.

      „Es ist verschwunden. Seit gestern Abend“, fuhr Helene fort. „Seit DU bei mir zum Hammer-Horror-Videoabend gewesen bist.“

      Ludo riss seine ockerfarbenen Augen weit auf. „Ihr meint, ich habe dein Tagebuch geklaut?“

      Helene und Silvania nickten. Daka sah zu Boden.

      „Warum sollte ich das machen?“, fragte Ludo.

      „Du


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