Die Vampirschwestern 10 - Ein Date mit Bissverständnis. Franziska Gehm

Die Vampirschwestern 10 - Ein Date mit Bissverständnis - Franziska Gehm


Скачать книгу
muss ich es gewesen sein, verstehe“, sagte Ludo. Seine Augen waren plötzlich ganz dunkel. Er schüttelte den Kopf und sah seine Freundinnen nacheinander traurig an. „Bei Freundinnen wie euch verbringe ich meine Zeit lieber mit einer Spülbürste.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand mit zwei Schritten im Schulgebäude.

      „Was für eine Spülbürste?“, wunderte sich Daka.

      „He, was ist mit meinem Tagebuch?“, rief Helene Ludo hinterher. „Rückst du das gefälligst mal wieder raus oder erst, wenn du es ganz durchgelesen hast?“

      Silvania legte den Arm um Helene. Daka sah Ludo nach, bis es klingelte. Ihre gute Laune war auf einmal zu Staub zerfallen.

      Plakate rotzen

      Silvania trug an diesem Nachmittag ganz besonders ausgefallene Armreifen. Es waren zwei Rollen mit Paketklebeband. Helene hatte eine Schere in der Hand und schnitt lange Streifen vom Klebeband ab. Daka rollte ein Plakat auf, hielt es an eine Häuserwand und nahm von Helene einen Klebestreifen entgegen.

      „Etwas höher“, sagte Silvania, die das Plakat musterte.

      Daka hob ein paar Zentimeter vom Fußboden ab und klebte das Plakat an die Hauswand.

      „DAKA! Denk an die radikale Regel Nummer eins! Kein Fliegen bei Tageslicht“, zischte Silvania.

      „Du hast doch gesagt, etwas höher!“ Daka zuckte mit den Schultern und landete wieder auf dem Bürgersteig. „Außerdem bin ich nicht geflogen, nur etwas geschwebt.“

      Helene betrachtete zufrieden ihr Werk. „KRYPTON KRAX in Concert“ stand in fetten schwarzen Buchstaben auf blutrotem Hintergrund. „Die Senkrechtstarter aus Transsilvanien – VampPunk, der ins Blut geht!“ Darunter konnte man lesen, wo und wann das Konzert stattfand.

      „Das wird so was von zensatoi futzi“, sagte Helene, als sie weitergingen und an einem Ahornbaum stehen blieben. „Ich kann es kaum erwarten. Schon bei dem Gedanken an das Konzert kitzelt es in meinem Bauch, als hätte ich ein Dutzend Flohkrebse verschluckt.“

      Silvania hielt Helene ein Döschen mit Reißzwecken entgegen. Helene nahm vier Stück heraus und reichte sie Daka, die das nächste Plakat am Stamm des Ahorns aufrollte. „KRYPTON KRAX – sind sie zu laut, bist du zu schwach“ stand darauf. „Vampirisch abfeiern und Blut schwitzen!“

      Daka steckte die Reißzwecken in den Mund. Dann spuckte sie jede einzelne gekonnt und kraftvoll genau an eine Ecke des Plakats. Sie schielte zu ihrer Schwester. „Gegen Reißzwecken-Rotzen hat Mama keine radikale Regel aufgestellt.“

      „In zwei Tagen sind sie da!!!“, sagte Helene, die nur noch an eins denken konnte – das Konzert von Krypton Krax.

      „Du meinst vor allem: Dann ist Murdo da“, warf Silvania ein.

      Helene grinste.

      Silvania musterte ihre Freundin besorgt. „Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie sehr du dich auf das Wiedersehen mit Murdo freust. Aber bitte versprich mir, dass du vorsichtig bist. Immerhin ist Murdo …“

      „… ein Vollblutvampir, der vom besonders blutrünstigen Geschlecht der Transgiganten abstammt. Ich weiß.“ Helene trat ein Stück vom Ahornbaum zurück.

      „Nach dem langen Flug aus Transsilvanien hat er sicher ’nen Riesendurst“, warf Daka ein.

      „Ihr müsst euch keine Sorgen machen. Das mit Murdo und mir, das ist mehr als nur eine Essensverabredung“, erwiderte Helene.

      „Hat er das gesagt? Hat er gesagt, dass er mehr von dir will als nur dein Blut?“, hakte Silvania nach.

      Helene wickelte eine blonde Haarsträhne um den Zeigefinger. „Na ja, er hat geschrieben, dass er mit mir in den Wolken schweben möchte und mir gerne das Herz stehlen würde. Und dass er mich zum Fressen lieb hat. Und dass er mich zum Anbeißen findet.“

      Silvania und Daka warfen sich einen vielsagenden Blick zu.

      Eine Frau in einer rosafarbenen Strickjacke trat mit einem Mops an den Ahornbaum. Sie studierte interessiert das Plakat, während ihr Mops unten am Baumstamm seinem Geschäft nachging.

      „Wir müssen auf sie aufpassen“, flüsterte Daka ihrer Schwester zu.

      „Was tuschelt ihr denn da?“, fragte Helene und reckte den Hals. Zur Sicherheit überprüfte sie, ob sie ihr Hörgerät eingeschaltet hatte.

      „Ach, nichts. Ich habe nur gerade gesagt, dass ich es cool fände, wenn ich mit Krypton Krax auf der Bühne stehen könnte“, erwiderte Daka. „Ich am Schlagzeug und du am Cello, das wär’s doch!“ Daka nickte Silvania zu.

      Silvania spitzte nachdenklich die Lippen. Eigentlich wollte sie Jacob zum Konzert einladen und eigentlich ganz dicht neben ihm stehen. Für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass Krypton Krax ein langsames, romantisches Lied spielten. Aber mit einer Band wie Krypton Krax auf der Bühne zu stehen – wann hatte man schon diese Gelegenheit? Und wenn Jacob sie auf einer Bühne am Cello sah und das Publikum ihr zujubelte, das würde sicher Eindruck machen.

      „Meinetwegen könnt ihr stehen oder hängen, wo ihr wollt“, sagte Helene. „Ich stehe beim Konzert auf jeden Fall in der ersten Reihe, direkt vor Murdo.“

      „Was ist mit Ludo?“, fragte Daka auf einmal.

      „Was soll sein mit dem Verräter?“ Helene presste die Lippen aufeinander.

      „Wollen wir ihn nicht auch zum Konzert einladen?“, fragte Daka.

      „Pah!“, machte Helene. „Schon vergessen? Ludo Schwarzer hat mein Tagebuch geklaut!“

      „Und es immer noch nicht zurückgegeben“, fügte Silvania hinzu.

      „Meint ihr echt? Ich weiß nicht. Was soll Ludo denn mit deinem Tagebuch?“, fragte Daka.

      „Wahrscheinlich macht er gerade Kopien und tapeziert damit sein Zimmer.“ Helene schnaufte.

      „Gumox! Ludo kann hellsehen. Was sollte er an deinem Tagebuch spannend finden?“, fragte Daka.

      „Immerhin hat er nie abgestritten, dass er es genommen hat. Vielleicht interessiert er sich ja für Helene.“ Silvania zog eine Augenbraue hoch.

      „Hä?“, machte Daka und Helene guckte wie „Hä“.

      „Na schön. Vielleicht hat er es aus Versehen eingepackt, aus reiner Neugierde – warum auch immer. Er könnte sich langsam mal entschuldigen und es zurückgeben“, fand Silvania.

      „Es sei denn, er hat es nie genommen“, sagte Daka. „Dann müssten wir uns langsam mal entschuldigen.“

      Einen Moment dachten Silvania und Helene darüber nach.

      „Wenn Ludo mein Tagebuch echt nicht genommen hat, dann …“, begann Helene.

      „… hat es vielleicht jemand anderes genommen. Irgendjemand, der sich für dein Leben und deine Gedanken interessiert“, sagte Daka.

      „Dein Vater?“, fragte Silvania.

      „Der würde sich eher mit dem Bohrer ein Loch ins Knie bohren, als etwas von mir zu klauen!“, erwiderte Helene.

      „Wer auch immer dein Tagebuch hat – ob es Ludo ist oder ein anderer –, er weiß jetzt alles über dich, deine Gedanken, deine Träume …“, sagte Silvania.

      „Und alles über meine Freundinnen“, warf Helene ein.

      Silvania und Daka horchten auf.

      „Na ja. Schließlich steht alles über euch in meinem Tagebuch. Dass ihr Halbvampire seid, dass euer Papa ein echter Vampir ist, dass ihr fliegen und flopsen könnt, all das.“

      Silvania und Daka sahen sich an. „Fumpfs!“

      Haushaltstag

      Mit spitzen Fingern streute Dirk van Kombast etwas Kresse auf sein Frischkäseschnittchen. Dabei summte er einen Schlager aus der Zeit, als seine Mutter noch jung und


Скачать книгу