Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman. Maria Czigler Bianca
braunen Augen ein derart skrupelloser Charakter verbergen? Unmöglich!
Fiona sah Katharina direkt in die Augen. »Ich kenne Philipp und seine Familie schon eine Weile länger als Sie. Ich kannte auch seine Eltern. Glauben Sie mir, die von Hohensteins wissen, worauf es ankommt.«
Katharina kam ein anderer Gedanke. »Und Sie? Wie können Sie sich auf eine solche Ehe ohne Liebe einlassen?«
»Aber ich liebe Philipp«, erklärte Fiona schlicht. »Und er liebt mich. Sie haben ihm vielleicht ein wenig den Kopf verdreht. Vorübergehend. Doch ich bin schon seit Jahren für ihn da. Wann immer er mich braucht. Das hat er jetzt eingesehen.«
»Das kann nicht sein«, wiederholte Katharina.
Sie war völlig fassungslos, wusste nicht, was sie denken oder fühlen sollte.
Fiona griff nach ihrer Hand und schenkte ihr ein Lächeln, das wohl Mitgefühl ausdrücken sollte. »Ich weiß, das ist hart. Aber Philipp hat Ihnen gegenüber nie mehr empfunden als eine flüchtige Verliebtheit. Es tut mir leid.«
Katharina wollte nur noch weg. Weg von diesem falschen Lächeln und dieser falschen Anteilnahme. Sie konnte die Gegenwart der anderen nicht mehr ertragen. Sie murmelte eine Abschiedsfloskel und floh nahezu.
Wie hatte Philipp sie so belügen können! Warum hatte er abgestritten, noch mit Fiona Daldorf zusammen zu sein? Wie konnte er nur so gemein und grausam sein, ihr, Katharina, Liebe vorzuspielen? Er hatte doch sicher schon am Samstag gewusst, dass er Fiona am folgenden Tag einen Antrag machen würde.
Heiße Tränen stiegen Katharina in die Augen. Sie wischte sie zornig weg. Dieser Schuft! Er verdiente ihre Liebe gar nicht! Sollte er doch mit der Daldorf glücklich werden. Oder besser: unglücklich!
Ohne es zu merken, war Katharina zu ihrem Auto gelaufen. Eigentlich hätte sie in die Kanzlei zurück gemusst, doch sie konnte einfach nicht. Sie ertrug den Gedanken nicht, Tante Irene und Frau Fischer zu sehen und harmlose Konversation machen zu müssen. Konzentrieren konnte sie sich ohnehin nicht. Sie würde Irene von zu Hause anrufen und ihr sagen, sie sei krank geworden.
Immer wieder ihre Tränen fortwischend, stieg Katharina ins Auto und fuhr los.
*
Fürst Philipp ging seinen Geschwistern aus dem Weg. Er musste zunächst mit sich selbst ins Reine kommen, bevor er sie über seine Verlobung informieren konnte. Er fürchtete sich vor ihren Argumenten gegen diese Ehe. Schließlich kannte er sie alle. Jeden einzelnen Einwand hatte er gegenüber Fiona vorgebracht, um ihr deutlich zu machen, wie widersinnig diese Verbindung war. Nun würde er Fionas Argumentation übernehmen müssen. Alles in ihm sträubte sich dagegen. Lediglich der Gedanke an Markus, Laura und die Angestellten machte die Entscheidung für Philipp erträglich. Solange er geglaubt hatte, Katharina liebe ihn, war ihm Fionas Plan völlig zuwider gewesen. Doch Katharina liebte ja einen anderen. Welchen Grund hatte er da noch, Fionas Angebot auszuschlagen?
Am Montagmorgen war Philipp auf dem Weg in sein Arbeitszimmer, als Prinzessin Laura ihn abfing.
»Philipp! Wo hast du gestern den ganzen Tag gesteckt? Man könnte fast den Eindruck haben, du gingst mir und Markus aus dem Weg. So lange bin ich auch nicht mehr hier. Dann fliege ich wieder nach England.«
»Ich habe viel zu erledigen«, sagte Philipp ausweichend und wollte an Laura vorbei ins Arbeitszimmer.
Sie hielt ihn am Arm fest und sah ihn mit gerunzelter Stirn forschend an. »Du siehst aus, als hättest du die ganze Nacht nicht geschlafen. Was ist los?«
Philipp erwog kurz zu sagen, dass alles in Ordnung sei, entschied sich aber dagegen. Er musste seine Geschwister sowieso von seiner Verlobung in Kenntnis setzen. Dann konnte er das auch gleich hinter sich bringen. Besser, als wenn sie es von anderer Seite erfuhren.
»Ist Markus noch hier, oder ist er schon zur Rehmann Pharma gefahren?«
In Lauras braunen Augen zeigte sich Erstaunen. »Er ist im Esszimmer.«
Als sie das Zimmer betraten, goss sich Prinz Markus gerade eine Tasse Kaffee ein. »Philipp, schön, dich zu sehen. Auch einen Kaffee?« Er schwenkte die Kanne.
Philipp setzte sich auf seinen Platz und goss sich Kaffee in die feine Porzellantasse.
»Also, was ist los?«, nahm Laura das Gespräch wieder auf.
Philipp atmete tief durch. Er hatte keine Idee, wie er die Angelegenheit vorsichtig ansprechen sollte, und sagte daher direkt: »Ich habe mich verlobt.«
»Verlobt?« Freude trat in Lauras Augen. »Mit Katharina? Das ist ja prima!«
»Und wieso machst du ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter?«, wollte Markus wissen.
Philipp sah Laura an. »Ich habe mich nicht mit Katharina verlobt. Sie liebt einen anderen.«
»Was?«, rief die Prinzessin aus. »Das glaube ich nicht.«
»Sei still, Laura«, wies Markus sie zurecht. »Mit wem hast du dich denn verlobt?«
Philipp zögerte den Bruchteil einer Sekunde. »Mit Fiona.«
Sprachlose Stille folgte auf seine Worte. Seine Geschwister starrten Philipp an, als habe er den Verstand verloren. Es gab Augenblicke, da fragte der junge Fürst sich selbst, ob es so sei.
»Fiona?«, fragte Laura erschüttert. »Fiona Daldorf?«
»Eine andere kenne ich nicht.«
»Die alte Ziege? Bist du verrückt? Was willst du denn mit der?«
»Das frage ich mich auch, Philipp«, stimmte Markus Laura zu. Er sah seinen Bruder unter gerunzelten Brauen an. »Warum von den vielen Frauen auf diesem Planeten ausgerechnet sie? Du liebst sie nicht. Ich hatte sogar den Eindruck, dass du sie nicht einmal mehr leiden kannst.«
»Es geht auch nicht um Liebe. Jedenfalls nicht von meiner Seite.« Philipp wandte sich direkt an Markus. »Was weißt du von den Qualitätsproblemen bei der Rehmann Pharma?«
Markus lehnte sich zunehmend verwirrt in seinem Stuhl zurück. »Viel habe ich davon nicht mitbekommen. Ich arbeite in der Forschungsabteilung, nicht in der Qualitätssicherung. Aber deren Chef, Herr Hagen, sieht aus wie ein Gespenst. Es gibt Gerüchte über Schwierigkeiten und dass er sie nicht in den Griff bekommt. Aber was hat das mit dir und Fiona zu tun?«
»Dazu komme ich gleich. Wusstest du, dass Vater den gesamten Besitz belastet hat um einen Kredit der Rehmann Pharma bei der Daldorf-Bank abzusichern?«
Markus und Laura schüttelten die Köpfe. Ihre Gesichter schauten ernst. Sie ahnten Übles.
»Kurz gesagt: Herr Rehmann kann den Kredit nicht zurückzahlen.«
Wieder breitete sich schockiertes Schweigen im Raum aus.
Laura brach es zuerst. »Und das will Fiona nutzen, um sich dein Eigentum einzuverleiben?« Ihre Augen blitzten empört.
Philipp schenkte seiner Schwester ein bitteres Lächeln. »Im Grunde gehört ihr schon alles hier. Wie ich sagte: Vater hat den gesamten Besitz belastet. Das Schloss und die Ländereien. Wenn Herr Rehmann die Raten nicht zahlen kann – und ich fürchte, das kann er nicht – dann kann Fiona hier alles versteigern. Vom Traktor auf dem Feld bis zu dem Esstisch, an dem wir gerade sitzen.«
Markus sagte mit heiserer Stimme: »Du meinst, uns – dir – gehört gar nichts mehr?«
Philipp lachte bitter auf. »Rechtlich gehören mir natürlich das Schloss und die Ländereien. Aber faktisch hat Fiona die Hand auf allem. Im Grunde sind wir Gast im eigenen Haus.«
»Deswegen hast du Fiona einen Antrag gemacht?«, fragte Laura. »Um den Besitz zu retten?«
»Genaugenommen habe ich ihren Antrag angenommen«, stellte Philipp richtig. »Aber sonst hast du Recht.«
»Ist es das wert?«, fragte Markus ruhig.
Philipp sah seinem Bruder gerade in die Augen. »Von diesem Besitz und von der Rehmann Pharma sind über dreihundert