Im Sonnenwinkel Staffel 5 – Familienroman. Patricia Vandenberg
auch einmal so ergehen«, versuchte Katja zu scherzen.
»Du bist deiner Mutter nur äußerlich ähnlich«, stellte Jan fest, »und dies auch nur in gewisser Beziehung.«
»In welcher?«, fragte Katja beklommen.
»Haarfarbe und Figur. Deine Augen sind anders und dein Mund auch.«
Der Tonfall irritierte sie.
»Du lehnst Mama ab«, sagte sie nachdenklich.
»Dafür mag ich dich umso mehr«, erwiderte Jan rasch.
»Mama ist aber noch immer eine sehr schöne Frau«, erklärte Katja mit einem gewissen Trotz.
»Für mich ist die Seele eines Menschen wichtiger, Kleinchen«, versicherte Jan, und da erschien Malwine wieder.
»Der Senior erwartet euch in seinem Zimmer«, verkündete sie.
*
Als Katja abends von Jan heimgebracht wurde, wartete Gerlinde Reck bereits auf sie. Ihr Blick und ihr ganzes Gebaren waren ruhelos. Nervös zündete sie sich sogleich eine Zigarette an.
»Du wolltest doch nicht mehr rauchen, Mama«, bemerkte Katja. »Es schadet dem Teint.«
»Werde nicht anzüglich!«, brauste Gerlinde auf. »Ich bitte mir mehr Respekt aus!«
Respekt hatte Katja eigentlich nie vor ihrer Mutter gehabt, doch das war ihr nie so bewusst geworden wie jetzt.
»Entschuldige«, sagte sie gleichmütig.
»Habt ihr den Termin nun festgesetzt?«, fragte Gerlinde.
»Ja, wir heiraten am 10. Oktober. Wir haben Michael ein Telegramm geschickt.«
Gerlindes Augenbrauen ruckten empor.
»Wenn sie kommen sollten, müsst ihr zusehen, wo ihr sie unterbringt«, stieß sie hervor. »Ich kann Kindergeschrei in meinem Haus nicht ertragen.«
»Eigentlich solltest du doch den Wunsch haben, deine Enkelkinder einmal kennenzulernen«, meinte Katja. »Ich verstehe dich einfach nicht, Mama.«
»Nein, du verstehst mich nicht«, sagte Gerlinde mit erhobener Stimme. »Michael hat mir ja auch keinerlei Verständnis entgegengebracht. Er heiratet eine dahergelaufene kleine Person, ohne mich davon vorher in Kenntnis zu setzen, und du hast mich ja auch nicht gefragt.«
»Daisy ist eine sehr nette, gebildete Frau«, erklärte Katja. »Sie haben dich zur Hochzeit eingeladen. Hast du das vergessen? Aber du bist lieber nach Griechenland gefahren.«
»Ich hatte die Reise gebucht. Bei euch muss ja alles Hals über Kopf gehen, und bei Michael war es ja sowieso eine Mussheirat.«
»Sie lieben sich«, äußerte Katja betont. »Sie sind sehr glücklich.«
»Und sie brauchen mich nicht«, sagte Gerlinde in beleidigtem Ton.
Dafür gibt es gute Gründe, ging es Katja durch den Sinn, aber sie wollte sich darüber nicht auslassen.
»Ich möchte wissen, was Heinz sagt, wenn er die Einladung zu eurer Hochzeit bekommt«, fuhr ihre Mutter fort.
»Er wird keine bekommen«, erklärte Katja.
Gerlindes Augen verengten sich.
»Will dein zukünftiger Mann ihn ganz verdrängen?«, fragte sie gereizt.
»Keineswegs. Onkel Sebastian legt keinen Wert auf seine Anwesenheit.«
»Was wird da gespielt, Katja? Mir ist das alles unbegreiflich. Was hat Heinz euch denn getan?«
»Wir wollen dieses Thema lieber lassen«, entgegnete Katja ruhig.
»Vielleicht legt ihr auch keinen Wert auf meine Anwesenheit bei der Hochzeit«, stieß Gerlinde hervor.
»Sei bitte nicht ungerecht, Mama«, sagte Katja, aber sie musste doch denken, dass Jan dieser Ansicht sein könnte.
Irgendetwas war und blieb ihr rätselhaft, umso mehr, als ihre Mutter Jan nicht ein einziges Mal erwähnte.
Ihr lauernder Blick verwirrte sie, und er ließ ein Unbehagen in ihr zurück.
*
»Katja lässt gar nichts von sich hören«, beklagte sich Stella bei ihrem Mann.
»Doch«, erwiderte er, »da hast du einen Brief von ihr. Der Postbote hat ihn versehentlich bei den Eltern eingeworfen.«
Stella riss den Umschlag auf und stieß einen kleinen Schrei aus.
»Katja heiratet!«, rief sie. »Wir sind zur Hochzeit eingeladen!«
»Das kommt aber überraschend«, meinte Jörg.
»Sie hatte schon etwas angedeutet, aber ich habe es nicht ernst genommen«, erklärte Stella.
»Wen heiratet sie denn?«, fragte Jörg.
»Den älteren Bruder von Heinz Roden.«
Jörg runzelte die Stirn.
»Merkwürdig«, murmelte er. »Ist das auch so ein Typ?«
»Ich kenne ihn nicht, aber nach Katjas Worten ist er ganz anders. Diese Eile wundert mich aber auch.«
»Vielleicht pressiert es«, äußerte Jörg schmunzelnd.
»Was du immer gleich denkst!«, ereiferte sich Stella. »Nein, da bist du falsch gewickelt. Es muss wohl mit der Krankheit seines Vaters zusammenhängen. Wir werden die Einladung doch annehmen, Jörg? Bambi soll auch mitkommen.«
»Wann ist die Hochzeit?«
»Am 10. Oktober.«
»Das ginge ja gerade noch. Bambi geht ja so gern auf Hochzeiten.«
»Katja würde gern die ganze Familie einladen, aber der Gesundheitszustand ihres Schwiegervaters lässt keine große Gesellschaft zu.«
»Es wäre ja auch die reinste Invasion, wenn wir alle anrücken würden. Aber jetzt willst du Bambi sicher erzählen, dass sie wieder mal eine Hochzeit mitmachen darf. Ich sehe es dir doch an der Nasenspitze an, dass du diese Kunde nicht schnell genug loswerden kannst.«
Bambi strahlte, als sie es erfuhr.
»Das ist lieb von Katja, dass sie mich nicht vergessen hat«, meinte sie. Aber dann schmiegte sie sich an ihre Mutter. »Da muss ich doch aber wegfahren von euch, und dann sehe ich euch gleich ein paar Tage nicht«, flüsterte sie.
»Du kannst es dir ja überlegen, Bambi«, bemerkte Inge Auerbach.
»Katja wäre aber sicher sehr betrübt, wenn du nicht mitkommen würdest«, wandte Stella ein, »und zwei Tage sind doch nicht lang.«
»Das weiß ich nicht so recht. Ich war doch noch nie allein fort.«
»Wir sind doch bei dir«, erklärte Stella. »Und wenn man mal fort ist, findet man es zu Hause wieder doppelt schön.«
»Ich finde es zu Hause immer schön«, behauptete Bambi. »Was meinst du, Mami?«
»Vielleicht hat Katja sonst niemanden, der Blumen streuen könnte«, erwiderte Inge Auerbach.
»Das wäre natürlich traurig«, gab Bambi zu. »Jemand muss ja Blumen streuen.«
So war es denn beschlossen, dass sie mit zur Hochzeit fahren würde. Und die Tage gingen schnell herum.
*
Von Heinz war keine Nachricht gekommen. Sebastian Roden äußerte sich mit keinem Wort dazu. Selbst Jan erfuhr nicht, was er inzwischen unternommen hatte.
Das jedoch bekam Heinz zu spüren, als er Geld von der Bank abheben wollte und höflich, aber bestimmt darauf hingewiesen wurde, dass das Konto gesperrt worden war.
Nun saß er da. Er wagte nicht, es Liliane zu sagen. Die Hotelrechnung musste bezahlt werden, und er hatte kaum noch Bargeld.
Sein