Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman - Marie Francoise


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leben jetzt in einem Haushalt, stimmt’s?«

      Sandra nickte erstaunt. »Woher wissen Sie das?«

      Dr. Daniel schmunzelte. »Das ist mein kleines Geheimnis.« Dann wurde er wieder ernst. »Haben Sie Vertrauen zu mir, Frau Köster?«

      Sandra mußte nicht eine Sekunde überlegen. »Ja, Herr Doktor.«

      »Dann ist es gut. Zusammen kriegen wir das schon hin, das verspreche ich Ihnen.« Er lächelte. »Mir wird schon etwas einfallen, um Ihre Schwiegermutter mal ein paar Wochen von Ihnen loszueisen. Vielleicht schaffe ich es sogar, ihr – ganz sanft – ein wenig ins Gewissen zu reden. Bis dahin verbleiben wir so, daß Sie jederzeit zu mir kommen können, wenn es mal ganz schlimm wird. Scheuen Sie sich nicht, mich aufzusuchen, gleichgültig zu welcher Zeit.«

      Dr. Daniel stand auf, und auch Sandra erhob sich. Ihr Lächeln wirkte jetzt sehr viel gelöster als noch vor einer halben Stunde.

      »Danke, Herr Doktor.«

      Dr. Daniel tätschelte ihr väterlich die Hand, dann begleitete er sie in sein Sprechzimmer, in dem Johanna noch immer wartete.

      »Und?« fragte sie sofort. »Was ist?«

      Dr. Daniel zwinkerte Sandra aufmunternd zu, dann wandte er sich an Johanna. »Alles bestens, Frau Köster. Sie brauchen sich um Ihre Schwiegertochter absolut keine Sorgen zu machen. Und was den Kindersegen betrifft, so bin ich sicher, daß er sich bald einstellen wird.«

      Fassungslos starrte Johanna ihn an. »Das konnten Sie in dieser kurzen Zeit feststellen? Sie müssen wirklich ein guter Arzt sein.« Sie wandte sich ihrer Schwiegertochter zu. »Siehst du, und du wolltest gar nicht herkommen! Wie wird sich Horst freuen, wenn ich ihm sage, daß mit dir alles in Ordnung ist.«

      Sie verabschiedete sich von Dr. Daniel, dann drängte sie ihre Schwiegertochter zur Tür hinaus. Kopfschüttelnd sah Dr. Daniel den beiden Frauen nach. Da lag ja etliches im argen! Und er spürte, daß ihm rasch eine Lösung einfallen mußte, wenn er Sandra Köster wirklich helfen wollte. Denn solange ihre Schwiegermutter im Haus war und sich offensichtlich in alles einmischte, würde Sandra nie schwanger werden. Dazu war die psychische Belastung viel zu groß.

      *

      Dr. Daniel war erstaunt, als er nach der Sprechstunde nach oben kam und seine Tochter ihm die Tür öffnete.

      »Karina!« rief er überrascht aus. »Was tust du mitten in der Woche in Steinhausen?« Und dann erschrak er. »Ist irgend etwas passiert?«

      Seine Tochter lächelte beruhigend. »Keine Sorge, Papa, es ist alles in Ordnung.« Dann senkte sie den Kopf. »Ich wollte dich nur etwas fragen… das heißt… vermutlich wird es ein längeres Gespräch werden.«

      Dr. Daniel runzelte die Stirn. »Hast du Probleme, Mädchen?«

      »Probleme?« wiederholte Karina nachdenklich. »Nein, eigentlich nicht. Ich sollte sogar sehr glücklich sein, aber…« Sie zuckte die Schultern.

      »Na komm, Karinchen, setzen wir uns ins Wohnzimmer, und dann sprechen wir über alles.«

      Doch als sie sich gegenübersaßen, hüllte sich Karina vorerst in Schweigen. Dann atmete sie plötzlich tief durch.

      »Papa, darf ich dir ein paar Fragen stellen?« Sie zögerte. »Ich will dir aber nicht weh tun.«

      »Es geht also um deine Mutter«, vermutete Dr. Daniel, dann griff er nach Karinas Hand und drückte sie sanft. »Frag nur, Kleines. Wenn es mir zu weh tut, darüber zu sprechen, dann werde ich es dir schon sagen.«

      Karina lächelte. »Papa, als du Mutti kennengelernt hast… warst du da manchmal auch unsicher? Ich meine, was deine Liebe betrifft.«

      »Nein, nicht eine Sekunde«, antwortete Dr. Daniel voller Überzeugung. »Ich habe deine Mutter gesehen und sofort gewußt, daß wir zusammengehören.« Er schwieg einen Moment. »Geht es um den jungen Mann, mit dem du vor ein paar Wochen diesen Ausflug gemacht hast?«

      Karina nickte. »Weißt du, Papa, ich mag ihn… ich mag ihn sogar sehr, aber… irgend etwas fehlt mir. Dieses berühmte Herzklopfen…« Sie senkte den Kopf. »Das gibt es aber wahrscheinlich nur im Roman.«

      Doch Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Nein, Karina, das gibt es im wirklichen Leben auch. Ich hatte es schon, wenn mich deine Mutter nur angeschaut hat.«

      Karina dachte an Markus’ liebevolle Blicke und ihre eigene Reaktion darauf. Das bewirkte, daß sie sich ihrer Liebe immer unsicherer wurde.

      »Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich mit ihm zusammen bin und er von Liebe spricht«, gestand Karina leise. »Er scheint sich seiner Gefühle so sicher zu sein, aber ich…« Sie brachte den Satz nicht zu Ende.

      »Vielleicht solltest du deine Mutter und mich nicht gerade als Maßstab nehmen«, meinte Dr. Daniel nach einer Weile des Schweigens. »Was zwischen uns passierte, kam einem Naturereignis gleich, aber es gibt auch Fälle, in denen die Liebe erst langsam gewachsen ist. Bei Schorsch und Margit bespielsweise. Als sie sich kennenlernten, konnte Margit ihn nicht ein mal besonders gut leiden, und jetzt führen sie eine beispielhafte Ehe. Sie lieben sich grenzenlos.«

      Karina lächelte. »Du weißt genau, wie du einem wieder Mut machen kannst. Und vielleicht hast du ja auch recht. Ich mag ihn ja wirklich sehr gern, und ich könnte mir schon vorstellen, daß irgendwann wirkliche Liebe daraus wird.«

      »Ich wünsche es dir«, meinte Dr. Daniel, dann sah er seine Tochter prüfend an. »Du hast noch nie seinen Namen erwähnt. Hat das einen Grund?«

      »Nein, eigentlich nicht. Vielleicht nur, weil ich mir meiner Gefühle nicht ganz sicher bin.« Sie zögerte einen Moment. »Er heißt Markus. Markus Wagner. Und er studiert Jura, obwohl sein Vater es lieber gesehen hätte, wenn er Automechaniker geworden wäre.« Jetzt lächelte sie. »Das wäre bei seinem betagten Wagen allerdings auch besser gewesen. Markus muß ihn öfter reparieren, als er damit fahren kann.«

      Dr. Daniel schmunzelte. »Eine solche Kiste hatte ich als Student auch. Bevor ich mir den Wagen kaufte, hatte ich keine Ahnung vom Innenleben eines Autos, später war ich dann schon ein halber Automechaniker.«

      Karina lachte. »Das kann ich mir bei dir gar nicht vorstellen.«

      »Ha, du kennst deinen Vater eben noch nicht richtig«, scherzte Dr. Daniel. »Ich habe auf jedem Gebiet meine Fähigkeiten.«

      Da umarmte Karina ihn. »Und vor allen Dingen bist du der beste Vater, den es gibt.« Sie küßte ihn auf die Wange. »Ich liebe dich, Papa.«

      *

      Birgit Hertle hatte lange gezögert, ehe sie Dr. Daniel ein zweites Mal aufsuchte. Und jetzt saß sie genauso verschüchtert und verkrampft vor ihm wie beim ersten Mal.

      »Ich hatte Sie eigentlich schon früher erwartet, Frau Hertle«, erklärte Dr. Daniel. »Das Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung liegt mir nämlich schon eine ganze Weile vor.«

      Birgit senkte verlegen den Kopf. »Ich… ich hatte einfach Angst.«

      »Das ist verständlich«, meinte Dr. Daniel. »Aber vor dem Ergebnis müssen Sie keine Angst haben, Frau Hertle. Wie ich schon vermutet hatte, war der Polyp gutartig.«

      »Das beruhigt mich sehr«, behauptete Birgit, doch Dr. Daniel merkte, daß sie noch etwas auf dem Herzen hatte.

      »Nun, Frau Hertle, was ist denn noch?« fragte er behutsam.

      Birgit atmete tief durch. »Müssen Sie mich heute wieder untersuchen?«

      »Tja, das wird sich leider nicht vermeiden lassen«, meinte Dr. Daniel. »Aber Sie wissen inzwischen doch, daß ich sehr vorsichtig bin.«

      »Ja… schon, aber… trotzdem…«, stammelte Birgit, dann schlug sie die Hände vors Gesicht. »Meine Güte, Sie müssen mich für schrecklich wehleidig halten.«

      »Ganz und gar nicht, Frau Hertle«, entgegnete Dr. Daniel ernst. »Ein rücksichtsloser Frauenarzt kann


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