Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher


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ist kein Problem«, meinte Florian, der offenbar gar nicht mitbekam, wie nachdenklich sie geworden war. »Sonntags geht’s immer ruhiger zu. Und Vater wird nix dagegen haben, wenn ich mir frei nehme.«

      Während sie sich über die Fahrt nach Österreich unterhielten, sprachen Sebastian und Max noch einmal über die Nonne im Pfarrhaus von St. Anna.

      »Es will mir net aus dem Kopf geh’n, daß mit der Frau was net stimmt«, sagte der Bergpfarrer zu seinem Bruder.

      Max zuckte die Schultern.

      »Aber wie willst das beweisen?«

      »Indem ich morgen den Bischof aufsuch’ und ihn frag’, ob er etwas über den Orden weiß.«

      »Und wenn net?«

      Diesmal war es der Geistliche, der die Schultern zuckte.

      »Dann weiß ich auch net«, gab er zu. »Vielleicht werd’ ich Blasius noch mal einen Besuch abstatten und mich eingehend mit dieser Schwester Klara unterhalten.«

      Max wollte gerade nach der Saaltochter winken und eine neue Bestellung aufgeben, als er an der Tür jemanden sah, den er am allerwenigsten hier erwartet hätte.

      Blasius Eggensteiner!

      Er suchte mit den Augen die Tische ab und sah schon im selben Moment seinen Amtsbruder. Aufgeregt winkte er hinüber.

      Max nickte mit dem Kopf in die Richtung des Geistlichen.

      »Ich glaub’, der will was von dir«, meinte er zu seinem Bruder.

      Sebastian schaute hinüber und nahm den Pfarrer erst jetzt wahr. Erstaunt stand er auf und ging zu ihm. Blasius Eggensteiner war, im Gegensatz zu sonst, leichenblaß im Gesicht.

      »Ist was passiert?« fragte der Bergpfarrer.

      Sein Amtsbruder rang die Hände. »Das kann man wohl sagen«, keuchte er. »Eine Katastrophe!«

      *

      »Sie ist fort!« jammerte der Geistliche.

      »Wer? Schwester Klara?«

      Blasius Eggensteiner nickte.

      »Und mit ihr über zweitausend Euro!«

      »Also doch!« stieß Sebastian hervor. »Ich hab’ doch gleich geahnt, daß mit der was net stimmt.«

      Sie saßen in der Jägerstube, in der um diese Zeit sonst niemand war. Sepp Reisinger, der Wirt, hatte bereitwillig aufgeschlossen, als Sebastian ihn darum bat.

      Zuerst war es nicht aufgefallen, daß die Nonne nicht im Pfarrhaus war. Während der Abendmesse saß sie noch in der Kirche. Blasius Eggensteiner hatte anschließend noch mit dem Mesner und einigen Leuten des Kirchenrates zu sprechen gehabt und war erst spät ins Pfarrhaus zurückgekommen. Auch da hatten weder er noch seine Haushälterin etwas geargwöhnt. Hermine Wollschläger war schon eine Weile zuvor in ihr Zimmer gegangen; das Magengeschwür hatte sich wieder gemeldet, offenbar war ihr das frische Brot, das sie in den letzten Tagen gegessen hatte, doch nicht bekommen. Froh, daß die Schmerzen irgendwann nachließen, war sie schließlich eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als Pfarrer Eggensteiner an ihre Tür klopfte.

      Natürlich waren sie beide erstaunt gewesen, als Schwester Klara sich immer noch nicht blicken ließ, indes nahmen sie an, daß die Nonne sich ebenfalls hingelegt hätte und eingeschlafen war.

      Die Haushälterin deckte den Tisch für ein verspätetes Abendessen und wollte die Besucherin wecken. Als diese sich auch nach hartnäckigem Klopfen nicht meldete, schaute Hermine Wollschläger in das Gästezimmer hinein und – fand es leer.

      Keine Spur von der Nonne, auch die Reisetasche war nicht mehr da.

      Blasius Eggensteiner wurde dann doch unruhig. Er bewahrte ziemlich viel Geld im Pfarrhaus auf. Normalerweise war das nicht der Fall, aber es waren Beiträge für eine Ferienfahrt der Kommunionskinder eingesammelt worden, und zwar recht spät, am Vorabend, so daß keine Gelegenheit mehr war, das Geld zur Bank zu bringen. Das sollte am Montag geschehen.

      »Was mach’ ich denn jetzt bloß?« fragte der Geistliche hilflos.

      »Nix«, erwiderte Sebastian. »Oder doch, du trinkst erst mal einen Schnaps. Ich laß ihn dir gleich bringen. Und dann hol’ ich den Max. Dem erzählst die ganze Geschichte noch mal.«

      Der Bruder des Bergpfarrers war natürlich nicht begeistert darüber, in seinem Freizeitvergnügen gestört zu werden. Aber pflichtbewußt, wie Max Trenker war, sagte er sich, daß ein Polizeibeamter immer im Dienst war.

      Er saß dem Geistlichen von St. Anna gegenüber und machte sich Notizen auf einem Block, den Sebastian bei einer Saaltochter erbeten hatte. Viel war es allerdings nicht, was Blasius Eggensteiner über die Nonne, die wohl gar keine war, berichten konnte.

      »Dabei machte sie doch so einen vertrauenerweckenden Eindruck«, klagte er.

      »Das ist ja wohl auch ihre Masche«, entgegnet der Bergpfarrer.

      »Und der Habit?« fragte sein Amtsbruder verzweifelt, der wohl immer noch nicht glauben konnte, daß er auf eine Diebin und Hochstaplerin hereingefallen war.

      »Sehr wahrscheinlich gestohlen«, vermutete Max. »Ich ruf’ jedenfalls gleich auf dem Revier in der Stadt an und laß eine Fahndung herausgeben. Wenn sie zu Fuß unterwegs ist, kann sie noch net weit sein.«

      »Täusch’ dich net«, meinte Sebastian. »Als Nonne verkleidet wird’s ihr leichtfallen, einen Autofahrer zu bewegen, sie mitzunehmen.«

      »Was mach’ ich denn jetzt bloß«, fragte Blasius verzweifelt. »Was soll ich denn den Leuten sagen, die das Geld für ihre Kinder bezahlt haben? Wie steh’ ich denn jetzt da?«

      Sebastian versuchte, ihn so gut es ging zu trösten.

      »Mach’ dich net verrückt und wart’ ab«, sagte er. »Vielleicht sitzt die Frau morgen schon hinter Schloß und Riegel. Und den Eltern der Kinder wirst vorerst nix sagen. Sollte das Geld net wieder auftauchen, wird uns schon was einfallen.«

      Blasius Eggensteiner sah ihn einen Moment an.

      »Ich dank’ dir, Sebastian«, sagte er dann. »Ich weiß, du hast’ es net immer leicht mit mir. Um so höher weiß ich deine Hilfsbereitschaft zu schätzen.«

      »Schon gut«, winkte der gute Hirte von St. Johann ab.

      Weiter sagte er nichts dazu, indes hoffte er, daß Blasius’ Einsicht möglichst lange anhielt und vielleicht sogar eine Änderung in seinem Verhalten ihm gegenüber bewirkte.

      Glauben mochte er es allerdings nicht so recht…

      *

      Annette Hamberger hatte erst die Zeit auf ihrem Zimmer totgeschlagen, doch dann wurde es ihr langweilig. Das Buch, in dem sie lesen wollte, war nicht so spannend, wie sie gehofft hatte, im Fernsehen gab es auch nichts Gescheites, und außerdem war sie mit ihren Gedanken ohnehin nur bei Florian.

      Zugegeben, die erste Trauer war verflogen, aber jetzt machte sich Ärger in ihr breit, daß er sie so einfach abserviert hatte, und natürlich war sie neugierig, wer wohl das andere Madl war, wegen dem er mit ihr Schluß gemacht hatte.

      Es war schon nach zehn Uhr, als sie sich doch noch umzog und nach unten ging.

      Im Saal war die Stimmung auf dem Höhepunkt, die Wachnertaler Bu’am spielten, was das Zeug hielt, und an der Theke standen die trinkfreudigen Gäste in Zweierreihe.

      Annette zwängte sich durch die Menge und fühlte sich plötzlich am Ärmel gepackt. Sie drehte sich um und schaute in das Gesicht Resl Wagners.

      »Komm, setz’ dich zu uns an den Tisch«, forderte die Bäuerin sie auf.

      »Ist Florian auch da?« fragte Annette.

      Resl schüttelte den Kopf.

      Sie zog die frühere Freundin ihres Sohnes einfach mit und ließ sie sich neben sich auf den Stuhl setzen.

      Die anderen am


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