Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher


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inzwischen die Dämmerung hereingebrochen, aber immer noch herrschte eine ganz laue Temperatur.

      Eigentlich viel zu schade, um den Abend schon zu beenden…, überlegte Florian.

      Sehr gerne hätte er die junge Frau an seiner Seite noch zu einem Glas eingeladen. Aber das ging natürlich nicht. Schließlich konnte er nicht mit ihr ins Wirtshaus oder den Kaffeegarten gehen. Annette würde es sofort erfahren, schließlich wußten ihre Kolleginnen alle, daß sie und Florian ein Paar waren.

      Zu seiner Überraschung machte Carla Brinkmann einen ganz anderen Vorschlag.

      »Wollen wir uns nicht noch einen Moment auf die Terrasse der Pension setzen?« fragte sie. »Es ist schön, sich mit Ihnen zu unterhalten.«

      Dabei lächelte sie ihn an, daß ihm ein wohliger Schauer über den Rücken lief.

      »Ja«, nickte er hastig, als habe er Angst, sie könne es sich wieder anders überlegen.

      Ria Stubler hatte nichts dagegen, daß die beiden sich noch nach draußen setzen wollten. Die Wirtin erkundigte sich, ob sie ihnen noch etwas zu trinken bringen könne, und servierte ihnen zwei Gläser Apfelschorle.

      »Es muß ein ziemlicher Schock für Sie gewesen sein, als Sie erfuhren, daß der Mann, den Sie all die Jahre für Ihren Vater gehalten haben, Sie adoptiert hat«, sagte Florian.

      Carla nickte.

      »Im ersten Moment ja«, antwortete sie. »Aber dann hab’ ich mich daran erinnert, wie gut ich es bei ihm hatte. Kurt Brinkmann hat mich von Herzen geliebt und mich behandelt, als wäre ich sein eigen Fleisch und Blut.«

      »Er muß ein guter Mensch gewesen sein.«

      »Ja, das war er.«

      Die Arzthelferin blickte den Bauernsohn von der Seite her an. Schon als er die Küche des Pfarrhauses betreten hatte, war sie von ihm eingenommen. Florian Wagner sah nicht nur gut aus, er hatte das gewisse Etwas, das Frauen ansprach.

      Als hätte er ihren Blick bemerkt, wendete er den Kopf und schaute sie an. Ein Lächeln lief um seine Lippen, und Carla erwiderte es.

      »Wissen Sie, daß ich Sie schon einmal gesehen und beobachtet hab’?« fragte er.

      »Wirklich? Wo denn?«

      »Gestern«, gestand er. »Sie saßen im Kaffeegarten vom Hotel…«

      Carla erinnerte sich an den Moment, in dem sie sich beobachtet glaubte, und an den jungen Mann, der scheinbar in seine Zeitung vertieft gewesen war.

      »Sie waren das also«, lachte sie. »Dann hatte ich mich also doch nicht getäuscht.«

      Sie schauten sich an, und irgendwie schien ein Zauber zwischen ihnen zu schweben. Wie von selbst griffen ihre Händen und hielten einander fest.

      »Als ich dich sah«, sagte Florian mit belegter Stimme, »da spürte ich sofort, daß du etwas ganz Besonderes bist, Carla. So etwas ist mir noch nie passiert, aber ich glaube, ich habe mich auf den ersten Blick in dich verliebt…«

      Die junge Frau schluckte. Florian war ihr nicht unsympathisch. Ganz im Gegenteil, sie ahnte, daß er ihr sogar mehr als nur sympathisch werden könnte. Aber mit dieser Liebeserklärung hatte sie nicht gerechnet.

      »Hab’ ich jetzt was Falsches gesagt?« fragte er leise.

      Sie schüttelte lächelnd den Kopf.

      »Nein, es ist nur…, es geht halt ein bissel schnell«, erwiderte sie. »Wir kennen uns ja kaum.«

      »Ja, natürlich«, nickte Florian. »Aber wir haben Zeit, uns kennenzulernen. Du sollst wissen, daß ich dich zu nix dränge, aber auch, daß ich für dich da sein werd’, wenn du mich brauchst, Carla. Und vielleicht… vielleicht wirst du mich eines Tags auch mögen.«

      »Ich mag dich, Florian«, antwortete sie schnell. »Aber ich hab’ im Moment den Kopf so voller Dinge, daß ich eigentlich gar keinen klaren Gedanken fassen kann.«

      »Das versteh’ ich.«

      Plötzlich sah er sie zweifelnd an.

      »Oder gibt’s vielleicht jemanden, der zu Hause auf dich wartet…?«

      Carla schüttelte den Kopf.

      »Nein, außer meinem Onkel gibt’s niemanden.«

      Florian stieß erleichtert die Luft aus.

      »Da bin ich aber froh!« Er stand auf. »Ich glaub’, es wird Zeit«, sagte er. »Morgen muß ich wieder früh raus. Ich wünsch’ dir eine gute Nacht, Carla.«

      »Die wünsche ich dir auch«, nickte sie.

      Die Arzthelferin brachte ihn an die Tür.

      »Vielen Dank für alles«, sagte sie und gab ihm einen Kuß auf die Wange.

      Der Bauernsohn tastete vorsichtig auf die Stelle.

      »Jetzt werd’ ich mir mindestens eine Woche net das Gesicht waschen«, grinste er.

      Carla sah ihm lächelnd nach und winkte, als er den Wagen gewendet hatte und an ihr vorbeifuhr. Dann schloß sie seufzend die Haustür.

      *

      Die nächsten beiden Tage wollten für Florian einfach nicht vergehen. Es dauerte ihm viel zu lange, bis es endlich Samstag war und Carla auf den Hof kommen würde.

      Der Bauernsohn hätte sie natürlich schon gerne vorher wiedergesehen. Aber wie er versprochen hatte, wollte er Carla zu nichts drängen, und so übte er sich in Geduld.

      Dann war es endlich soweit. Schon beim Frühstück erkundigte er sich, ob für den Besuch alles vorbereitet sei.

      »Ja, mei’, was soll ich denn da groß vorbereiten?« fragte seine Mutter kopfschüttelnd. »Man könnt’ ja meinen, du erwartest die Königin von England zu Besuch, so wie dich aufführst.«

      Resl Wagner sah ihren Sohn mißtrauisch an.

      »Sag’ mal, was hast’ eigentlich jetzt so ein Interesse an der Frau Brinkmann?« wollte sie wissen. »Du kennst sie doch gar net.«

      Bisher hatte Florian nichts darüber gesagt, daß er im Pfarrhaus gewesen war. Jetzt allerdings gab er es zu.

      »Ich find’ halt, wir müssen ihr helfen, alles über ihre Familie herauszufinden.«

      Der Bäuerin schien diese Erklärung nicht zu genügen. Sie hatte festgestellt, daß ihr Sohn sich irgendwie verändert hatte. Mehrmals hatte sie beobachtet, wie er in der Diele vor dem Bild stand und, in Betrachtung versunken, nichts anderes sah oder hörte. Als er jetzt erzählte, Carla Brinkmann zu kennen, da schrillten bei Resl Wagner sämtliche Alarmglocken. Schließlich war sie eine Frau und wußte, daß Florian sich verliebt hatte.

      »Kommt Annette eigentlich auch?« fragte sie scheinheilig und erinnerte ihn daran, daß Florian eine Freundin hatte.

      Die hatte der Bauernsohn seit dem letzten Treffen allerdings nicht mehr gesehen. Gestern mußte Annette arbeiten, hatte keine Zeit, und als Florian ihr am Telefon für den heutigen Abend absagen wollte, kam es zum Streit zwischen ihnen. Er rief sie mit der fadenscheinigen Begründung an, daß er ein wenig Pause von der Beziehung brauchte, und Annette wurde mißtrauisch.

      »Hast du eine andere?« fragte sie geradeheraus.

      Florian wußte im ersten Moment nicht, was er antworten sollte.

      »Nein«, erwiderte er schließlich. »Jedenfalls net so, wie du denkst.«

      »Also doch«, rief sie durch das Telefon. »Warum, Flori, warum?«

      »Ich kann’s dir net erklären«, sagte er. »Ich hab’ jemanden kennengelernt, und sie bedeutet mir sehr viel…«

      »Können wir uns net noch einmal sehen und über alles reden?« bat Annette Hamberger. »Bitte, Flori, das kann’s doch net gewesen sein mit uns.«

      Der Bauernsohn atmete tief durch.

      »Doch,


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