Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher


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auch längst vorbei, und die meisten Wanderer hatten sich wieder auf den Rückweg gemacht. Ulli hoffte, daß er dennoch eine Kleinigkeit zu essen bekäme. Die Proviantpäckchen, die er am Morgen aus dem Hotel mitgenommen hatte, waren längst gegessen, und in der Wasserflasche war nur noch ein winziger Rest.

      Der Pfad von der Kuppe zur Hütte war einigermaßen zu gehen. Langsam machte der Bursche sich daran, ihn hinunterzuhumpeln, wobei er den rechten Fuß nachzog.

      Diese seltsame Art der Fortbewegung mußte einem der Männer, die auf der Terrasse saßen, aufgefallen sein. Er sprang auf und kam Ulli entgegen.

      »Haben S’ sich verletzt?« rief er.

      »Ausgerutscht und den Knöchel verdreht«, erklärte der Wanderer.

      Der Mann legte seinen Arm um ihn.

      »Stützen S’ sich nur auf.«

      »Dank’ schön«, nickte Ulli. »So geht’s.«

      Erschöpft ließ er sich auf die Bank sinken und lächelte seinen Helfer an. Auf der anderen Seite des Tisches saß eine junge Frau, die ihn besorgt anschaute.

      Er lächelte auch ihr zu.

      »Blöd«, meinte er. »Aber ich hätt’ besser auf dem Weg bleiben sollen. Jetzt ist der Fuß hin.«

      »Wie ist das denn passiert?« wollte der Mann wissen.

      Der andere, es war offenbar der Senner, verschwand in der Hütte und kam wenig später mit einem Glas Milch und einer Dose zurück.

      Ulrich Vogler hatte unterdessen von seinem Mißgeschick erzählt. Der Senner bat ihn, Stiefel und Strumpf auszuziehen und bückte sich dann zu Ullis Fuß hinunter.

      »Das tut gut!« rief der junge Bursche aus, als er die kalte Salbe auf der wehen Stelle spürte. »Was ist denn das für ein Wundermittel?«

      »Nix weiter als Lammfett und Kräuter«, antwortete Franz Thurecker. »Ein paar Tag’ sollten S’ den Fuß ruhig halten. Dann wird’s wieder.«

      »Danke schön«, sagte der Verletzte. »Vielleicht sollte ich mich erst mal vorstellen, ich heiße Ulrich Vogler, aber meine Freunde nennen mich alle Ulli.«

      Bei den letzten Worten hatte er besonders die junge blonde Frau angesehen, die ihm ausnehmend gut gefiel, wie er feststellte…

      »Das ist die Frau Jansen«, übernahm der Mann, der ihm den Pfad hinuntergeholfen hatte, die Vorstellung. »Der Franz Thurecker ist der Hüttenwirt und Senner, und ich bin Pfarrer Trenker aus St. Johann.«

      Ulli war erstaunt, aber auch erleichtert. Er hatte nämlich vermutet, daß dieser attraktive Mann und Eva Jansen ein Paar sein würden… Als er jetzt hörte, daß es sich bei seinem Helfer um einen Geistlichen handelte, war er irgendwie beruhigt. Er trank das Glas leer und leckte sich die Lippen.

      »Sagen Sie«, wandte er sich an den Senner, »gibt’s vielleicht noch eine Kleinigkeit zu essen? Ich hab’ meinen ganzen Proviant schon aufgebraucht. Wenn mir dieses Mißgeschick nicht passiert wäre, dann wäre ich ja schon längst hier oben angekommen.«

      Franz nickte und ging in die Hütte. Während er etwas von der Suppe aufwärmte, unterhielten sich seine Gäste.

      »Ich wohne im Löwen«, erzählte Ulli. »Gestern bin ich angekommen. Leider nur für eine Woche. Aber herrlich ist es hier.«

      »Woher kommen Sie, wenn ich fragen darf?« erkundigte sich Sebastian.

      »Aus Aachen«, erklärte der Bursche. »Mein Vater besitzt dort eine kleine Printenfabrik. Ein Unternehmen, das schon seit drei Generationen in Familienbesitz ist.«

      »Und Sie werden einmal die vierte Generation sein?«

      Ulli nickte, aber dem Bergpfarrer fiel auf, daß hinter diesem Nicken nicht viel Begeisterung zu stecken schien.

      »Das ist aber ein Zufall«, mischte sich Eva in das Gespräch. »Ich komme nämlich fast aus derselben Ecke. Von uns zu Hause bis Aachen sind’s nur knapp zwei Stunden.«

      »Ist das wahr?«

      Ulli war erstaunt. Gleichzeitig freute er sich, denn diese hübsche Frau gefiel ihm immer mehr, je länger er sie betrachtete.

      »Wie komme ich denn jetzt wieder ins Tal hinunter?« fragte er, nachdem er die Suppe gegessen hatte.

      »Zu Fuß werden S’ es kaum schaffen«, antwortete Sebastian.

      »Der Alois muß eigentlich jeden Moment kommen, um den Käse abzuholen«, sagte Franz. »Der könnt’ Sie mit ins Tal nehmen.«

      »Das ist gut«, nickte der Geistliche und sah Eva Jansen an. »Wir werden uns am besten auch gleich auf den Weg machen.«

      Die junge Frau nickte.

      Die Blicke, die Ulli ihr zugeworfen hatte, waren ihr nicht entgangen, und die ganze Zeit fragte sie sich schon, warum ihr Herz plötzlich so rasend schnell schlug.

      Diese Frage beschäftigte sie auch noch während des Abstiegs ins Tal. Sie hatten gewartet, bis der Knecht über den Wirtschaftsweg heraufgefahren kam, um die reifen Käse abzuholen. Der Senner hatte sie zuvor durch das Käselager geführt und von den Köstlichkeiten probieren lassen. Jetzt steckten zwei große Stücke Bergkäse in den Rucksäcken. Nachdem Pfarrer Trenker Ulli auf den Wagen geholfen hatte, winkte der ihnen zu.

      »Vielen Dank noch mal, für alles.«

      »Gute Besserung«, rief Eva.

      »Das wird schon«, hatte der Bursche zuversichtlich geantwortet. »Die Salbe vom Franz ist ein wahres Wundermittel. Vielleicht kann ich am Samstag schon wieder das Tanzbein schwingen.«

      Daß er sich sie als seine Tanzpartnerin wünschte, war aus seinen Worten deutlich hörbar.

      »Ein netter Bursche, der Ulli Vogler, net wahr?« meinte Sebastian Trenker.

      Als erfahrener Menschenkenner waren ihm die Blicke, die der junge Mann und das Madl getauscht hatten, nicht entgangen.

      Eva nickte.

      Gleichzeitig spürte sie, daß sie vor Verlegenheit rot wurde. Der Geistliche sah darüber hinweg und reichte ihr die Hand.

      »Also, dann ruh’n S’ sich mal schön aus von uns’rer Tour.«

      »Das mach’ ich«, antwortete sie. »Und nochmals herzlichen Dank für diesen wunderschönen Tag.«

      Eva klopfte auf den Fotoapparat, der um ihren Hals hing.

      »Das werden die schönsten Bilder, die ich je gemacht habe.«

      Dabei dachte sie vor allem an das letzte Foto, das sie geschossen hatte – es zeigte Ulli Vogler, auf dem Wagen sitzend…

      *

      »Jetzt brauch’ ich erst mal eine Dusche«, verkündete die junge Frau, nachdem sie die Pension betreten hatte.

      »Und dann kommen S’ zum Abendessen in die Küche«, nickte Ria Stubler. »Wie war denn der Aufstieg?«

      »Herrlich«, schwärmte das Madl. »Dabei fällt mir ein, daß ich noch was für das Abendbrot mitgebracht hab’.«

      Sie holte das Käsepäckchen aus dem Rucksack und reichte es der Pensionswirtin.

      »Mit einem schönen Gruß vom Thurecker-Franz.«

      »Ach, der leckere Bergkäs’«, freute Ria sich. »Den lassen wir uns nachher schmecken.«

      Eva ging in ihr Zimmer hinauf. Nach einer ausgiebigen Dusche fühlte sie sich wie neugeboren. Sie setzte sich an den Tisch, der vor dem Fenster stand, und schrieb rasch ein paar Zeilen an die Eltern. Maria und Wolfgang Jansen hatten schon öfters einen Urlaub in den Alpen verbracht, als Kind war Eva natürlich dabeigewesen. Doch als sie ihr Studium aufnahm, gab es kaum noch Gelegenheiten für gemeinsame Ferien. Aber bestimmt rührte ihre Begeisterung für die Berge von den frühen Erfahrungen, die sie hier gemacht hatte.

      Sie


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