Butler Parker 152 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 152 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Agatha Simpson, als der Wagen förmlich vorschoß und Fahrt aufnahm.

      »Mylady, Sie waren wunderbar«, antwortete Kathy Porter, »so etwas dürften die Gangster noch nicht erlebt haben.«

      »Schade, Kindchen, daß das Schwert zersplitterte«, erwiderte die ältere Dame und hob die halbe Klinge hoch, »ich glaube, ich hätte mich sonst etwas vergessen.«

      »Mr. Parker wird tief beeindruckt sein.«

      »Und einsehen, daß es auch ohne ihn geht«, fügte die Lady hinzu, »er wäre mit dieser Situation nie fertiggeworden.«

      *

      »Ich kann mich nur noch tief verbeugen«, sagte Chief-Superintendent McWarden und sah die Detektivin bewundernd an.

      »Wenn es erlaubt ist, Mylady, möchte meine Wenigkeit sich dieser angekündigten Verbeugung vollinhaltlich anschließen«, ließ Josuah Parker sich vernehmen.

      »Genieren Sie sich nicht.« Agatha Simpson deutete auf den geöffneten Bambuskoffer. »Sie müssen zugeben, daß ich ein Vermögen gerettet habe.«

      »Genau zweihundertzehntausend Pfund«, bestätigte McWarden, »das wird die Gangster tief treffen.«

      »Weiß man schon, wieviel sie insgesamt aus der Bank holten?« erkundigte sich Mike Rander.

      »Rund fünfhunderttausend Pfund«, warf McWarden ein, »das wäre eine Riesenbeute geworden.«

      »Ich werde auch den Rest herbeischaffen, nicht wahr, Mr. Parker?« Lady Agatha sah ihren Butler abwartend an.

      »Mylady werden dies mit der sprichwörtlichen linken Hand besorgen«, bestätigte Josuah Parker in seiner höflichen Art, »wäre ein weiterer und zusätzlicher Sherry genehm?«

      »Aber ja, Mr. Parker.« Sie nickte huldvoll, »dieser Sieg muß doch schließlich gefeiert werden. Auf der anderen Seite muß man ja nicht gleich eine Orgie veranstalten.«

      Sie war immens reich und wußte kaum, wie groß ihr Vermögen war, doch sie war sehr sparsam, wenn es um Sherry ging. Sie konnte um einen Penny hartnäckig feilschen, das Geld dann aber wieder mit vollen Händen ausgeben, wenn es galt, sich als Kriminalistin zu betätigen. An diesem Mittag war sie in großzügiger Stimmung.

      »Mylady hörten einen englischen Fluch?« erkundigte sich Parker, nachdem er die Sherrygläser gefüllt hatte.

      »Eindeutig«, erwiderte Lady Agatha, »dieser Samurai muß Engländer gewesen sein.«

      »Dann täuschen die Samurais uns nur etwas vor«, meinte der Chief-Superintendent.

      »Das Schwert ist aus Bambus«, schaltete Kathy Porter sich ein. Sie hatte es gründlich untersucht und reichte es an den Butler weiter.

      »Dies erlaubte ich mir bereits zu bemerken«, erwiderte Josuah Parker, »ähnliche Geräte findet man im sogenannten Kendo-Sport.«

      »Aha«, meinte die Detektivin, »und was ist das, Mr. Parker? Natürlich weiß ich es, aber ich möchte doch mal wissen, ob Sie orientiert sind.«

      »Es handelt sich um das Stockfechten, Mylady«, faßte der Butler zusammen, »es ist ein Relikt aus der Zeit der Samurai. Um diese Kunst des Kendo wirksam zu erlernen, bedarf es einiger Jahre und sehr viel Übung.«

      »Hier in London gibt es Schulen, die Kendo-Sport treiben«, warf der Anwalt ein.

      »Eine heiße Spur.« Agatha Simpsons Augen funkelten unternehmungslustig. »Die Gangster stammen aus einer dieser Kendoschulen. Für mich steht das einwandfrei fest. Ich hoffe, Mr. Parker, Sie denken auch so!«

      »Mylady lösen in meiner Wenigkeit Verblüffung aus«, bekannte der Butler höflich.

      »Das war auch so gedacht«, redete sie weiter und wandte sich an McWarden, »nehmen Sie sich diese Kendoschulen vor, mein lieber McWarden.«

      »Worauf Sie sich fest verlassen können, Mylady.« McWarden nickte, wenn auch ein wenig zögernd.

      »Legen die Kendo-Ritter nicht eine falsche Spur?« gab Mike Rander lächelnd zu bedenken.

      »Das könnte natürlich auch sein«, räumte McWarden ein.

      »Schnickschnack«, grollte die ältere Dame prompt, »begreifen Sie denn nicht, mein Junge? Die Kendoleute wollen mir doch nur Sand in die Augen streuen. Ich soll annehmen, Mitglieder solch einer Sportschule würden nie mit den Rüstungen und Waffen antreten, mit denen sie trainieren. Tatsächlich aber tun sie’s! Das ist ein doppelter Trick, nicht wahr, Mr. Parker?«

      »Mylady lösen in meiner Wenigkeit erneut eine tiefe Verblüffung aus«, lautete Parkers ausweichende Antwort.

      »Das wußte ich«, sagte Agatha Simpson zufrieden, »jetzt geht es nur noch um die Kleinigkeit, die Kendoritter zu überführen, aber um solche Details kümmere ich mich nicht.«

      »Sehr wohl, Mylady.« Parker deutete eine knappe Verbeugung an.

      »Ich möchte mich verabschieden«, erklärte der Chief-Superintendent, »ich werde eine schlagartige Gesamtfahndung einleiten.«

      Parker brachte McWarden zur Tür. Man befand sich im altehrwürdigen Fachwerkhaus der Lady Simpson, das in Shepard’s Market stand, einer Oase inmitten von London.

      »Auf ein Wort, Mr. Parker«, bat McWarden, als man in der großen Wohnhalle war, »nehmen Sie auch an, daß die Gangster aus dem Kreis der Kendo-Sportler stammen?«

      »Unmöglich, Sir, ist nichts«, erwiderte der Butler, »bisher sind die Gangster allerdings noch den Beweis schuldig geblieben, daß sie mit Kendo-Schwertern umzugehen verstehen.«

      »Das stimmt allerdings.« McWarden nickte.

      »Mit baldiger Klärung dieser Frage dürfte auch durchaus zu rechnen sein«, fuhr Josuah Parker höflich fort, »den Verlust der zweihundertzehntausend Pfund werden die angeblichen Samurai als ausgesprochen schmerzlich empfinden.«

      »Sie glauben, daß die Gangster sich melden werden, Mr. Parker?«

      »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, Sir«, lautete die Antwort des Butlers, »man dürfte sich Myladys Wagenkennzeichen gemerkt haben und zusätzlich aus der Presse erfahren, wie wehrhaft Mylady waren.«

      *

      Als Parker in den Salon zurückgehen wollte, klingelte das Telefon. Ohne seinen Schritt zu beschleunigen, schritt Parker zum Apparat und meldete sich.

      »Genau Sie wollte ich haben«, sagte eine Stimme, »Sie sind doch die Butler von Lady Simpson, oder?«

      »Sie sagen es«, gab Parker höflich zurück, »kann meine Wenigkeit davon ausgehen, mit einem sogenannten Samurai zu sprechen?«

      »Wie kommen Sie denn darauf?« wunderte sich der Anrufer.

      »In der Nähe Ihrer Sprechstelle scheint man gerade dem Kendo-Sport zu huldigen«, sagte Parker, »das typische Geräusch der Bambus-Schwerter ist keineswegs zu überhören.«

      »Ihre Lady hat uns bestohlen«, tönte es aus dem Hörer unverzerrt und in gutem akzentfreiem Englisch, »Sie wissen doch, was ich meine, oder?«

      »Sie sprechen sicher von zweihundertzehntausend Pfund Sterling.«

      »Die uns gehören«, reagierte die Stimme, die einem Mann gehörte, »und Sie werden sich viel Kummer ersparen, wenn Sie uns das Geld so schnell wie möglich zurückgeben.«

      »Worin, wenn man höflich fragen darf, sollte der erwähnte Ärger bestehen?« wollte Josuah Parker wissen. Er zeichnete die Unterhaltung längst auf dem angeschlossenen Tonband auf. Parker hörte im Hintergrund nach wie vor das harte Klicken und Klappern von Bambusschwertern.

      »Sie wissen hoffentlich, was Kendo ist.«

      »Nur oberflächlich, wie meine Wenigkeit bekennen muß.«

      »Man kann die Bambusschwerter auch durch echte Samurai-Schwerter ersetzen«, drohte die Stimme weiter, »aber glauben Sie ja nicht, daß wir Sie


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