Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark

Wyatt Earp Paket 1 – Western - William  Mark


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Temperament ging mit ihm durch. »Er muß verrückt sein, Boß.«

      Der Ingenieur wandte sich erschrocken um. »Sie schweigen, Gen­nan«, sagte er mit belegter Stimme. »Kommen Sie, wir reiten zurück…«

      Er stieg auf und ritt mit dem Vorarbeiter talwärts davon.

      Als er sich einmal umblickte, da sah er die Indianer noch oben auf der Felskuppe stehen. Unbeweglich folgten sie den beiden Davonreitenden.

      Nach dreihundert Yards machte Gennan seinem Ärger Luft. »Ich verstehe Sie nicht, Boß. Wie können Sie sich so einschüchtern lassen. Der Bursche ist offensichtlich wahnsinnig! Mr. Henderson hat mir selbst erzählt, daß es hier keine Roten mehr gäbe. Die Comanchen, die hier früher herumkrochen, sind schon vor dem Krieg in einem wilden Kampf bei Taon aufgerieben worden. Der Rest der Halunken stecke drüben an der Grenze nach Arizona im Reservat.«

      Boswell hatte unzählige glitzernde Schweißperlen auf der Stirn. »Sie sind naiv, Gennan. Ich habe schon wenig Ahnung von diesem rauhen Land hier – aber Sie begreifen es gar nicht. Die Regierung hat den Roten ein Gebiet zugewiesen, das kein Weißer betreten darf. Aber sie sind dort nicht eingesperrt. Sie können selbstverständlich durch das Land reiten…«

      »Boß, ich selbst werde heute nach Santa Fé reiten und mit Henderson und dem Sheriff sprechen. Sie müssen Soldaten heraufschicken und die Bande in ihren Käfig zurücktreiben oder, noch besser, wegpusten.«

      Der Ingenieur hielt sein Pferd an. Aus großen, verwunderten Augen blickte er Gennan an. »Was sind Sie für ein Mensch, Mr. Gennan. Das Land gehörte den Comanchen. Und niemand kann es ihnen abnehmen. Sie sind freiwillig in die Reservate gezogen…«

      Der Vorarbeiter winkte ab. »Sie sind ein Feigling, Boswell!« sagte er schneidend. »Neulich, als Sie den Wagen holten, habe ich Sie für einen Mann gehalten. Jetzt weiß ich, daß Sie ein Feigling sind. Sie kriechen vor den stinkigen Rothäuten davon wie ein geschlagener Hund. Merken Sie denn nicht, daß die Hunde bluffen? Was kann dieser rote Chief denn schon tun? Mit seinen acht Leuten? Nichts, gar nichts. Wir hätten sie gleich wegputzen sollen. Hier, ich habe zehn Schuß in meiner Winchester. Ich bin kein Feigling. Diese Banditen haben uns bedroht, wissen Sie, wie ich darauf antworte? Ich will es Ihnen zeigen.«

      Er riß sein Pferd herum, zerrte die Winchester aus dem Scabbard, legte an, ehe Boswell ihn daran hindern konnte, und schoß.

      Wie von Zauberhand weggewischt, waren die Comanchen von der Kuppe verschwunden.

      Gennan lachte hart auf. »Well, was habe ich gesagt. Ich kann mir sogar die Kugeln sparen, die ich ihnen zugedacht habe…«

      Da war Boswell bei ihm und entriß ihm die Winchester. Aus zornfunkelnden Augen blickte er ihn an. »Gennan, Sie reiten sofort zurück zum Lager!«

      Der Mann lachte laut auf. »Und so einer will eine Bahn durch New Mexico bauen. Ich wußte nicht, daß hier tatsächlich noch dieses rote Ungeziefer herumkriecht. Jetzt weiß ich es. Aber die Halunken haben nicht die Spur einer Chance. Wenn es allerdings nach Ihnen ginge, wäre der Bahnbau vorerst zu Ende. Was wollen Sie denn, he? Aufhören, die Schaufeln und Piken einpacken, die Wagen umkehren lassen? Und Henderson die Pläne zurückgeben? Hören Sie, Boswell, ich habe die Reise nicht hierher gemacht, um mich von Ihnen um den Lohn bringen zu lassen. Sie sind ein Feigling und…«

      Ein harter Faustschlag des Ingenieurs warf den Vorarbeiter aus dem Sattel.

      Gennan saß am Boden. Ein dünner Blutfaden zog sich aus seiner Nase. Der Mann sprang auf. »Du verdammter Hund! Ich werde dir sämtliche Knochen im Leibe zer…«

      Ein Schuß heulte auf.

      Gennans Körper bekam einen Stoß und torkelte zurück.

      In seinem grauen Kattunhemd, oben links in der Brust, war ein kleines schwarz-rotes Loch.

      Langsam fiel der Vorarbeiter über die Absatzspitzen zurück auf den felsigen Grund.

      Boswell starrte entsetzt auf ihn nieder.

      »Gennan!« Er sprang aus dem Sattel und kniete neben dem Niedergeschossenenen am Boden, nahm seinen Kopf in die Hände und blickte in seine Augen. »Jim!«

      Der Vorarbeiter hatte plötzlich ein breites Lachen um den Mund. Nur seine Augen blickten den Ingenieur seltsam starr und gläsern an. »Es ist aus, Boß… Sie haben recht gehabt… Ich… ich…« Der Kopf des Arbeiters fiel zur Seite.

      Boswell preßte die Zähne knirschend aufeinander und starrte auf die leblose Gestalt in seinen Armen. Er wollte schreien, brüllen, aber er brachte keinen Laut aus der Kehle.

      Über das Bergland spannte sich ein graudunstiger Himmel.

      Boswell nahm den Toten auf und schleppte ihn zu seinem Pferd.

      Dann stieg auch er auf und ritt langsam zum Lager zurück.

      *

      An diesem Abend ritt der Arbeiter Jonny Fuller nach Santa Fé.

      Er suchte erst den Sheriff auf und ritt mit diesem zusammen zu Henderson.

      Der Bankier hörte sich den Bericht an und rieb sich das bärtige Kinn. »Das ist eine vertrackte Sache…«

      McCrea zog die Stirn in tiefe Falten. »Was ist das mit dem Vertrag, von dem der Indianer gesprochen hat?«

      Henderson kratzte sich am Kopf. »Der Mayor hat damals einen Vertrag mit den Roten gemacht. Weil sie immer wieder die Randgebiete der Stadt angriffen, Häuser anzündeten und einzelne Reiter überfielen. Owen Lloyd ist ein alter Indianerkämpfer. Aber er paßt nicht mehr in unsere Zeit. Es wird Zeit, daß die Stadt einen neuen Bürgermeister bekommt…«

      »Ich verstehe nicht«, unterbrach ihn der Sheriff.

      Henderson zündete sich eine Zigarre an.

      »Die Sache ist ziemlich einfach, Sheriff. Lloyd hat den Weg des geringsten Widerstandes gewählt. Er hat mit Yellow Horse, dem Comanchen-Chief, damals einen Vertrag abgeschlossen. Der Rote spricht und liest die englische Sprache ziemlich gut. In diesem Vertrag wurde vereinbart, daß Lloyd sich verpflichtete, dafür zu sorgen, daß die Indianer von der Stadt aus unbehelligt blieben. Yellow Horse mußte die Zusicherung geben, daß von nun an auch die Weißen von ihm aus unbehelligt blieben. Das ist eine verrückte Sache…«

      »Vielleicht ist sie gar nicht so verrückt«, meinte der Sheriff nachdenklich. »Der Mayor hat um jeden Preis den Überfällen ein Ende machen wollen.«

      »Um was für einen Preis aber!« begehrte der Bankier auf. »Wie wirkt sich dieser unsinnige Vertrag, der mich an die Pionierzeit erinnert, denn heute aus? Die Banditen kriechen aus ihren Nestern und wollen den Bahnbau aufhalten. Auf Grund ihres Vertrages…«

      Henderson zündete sich eine große helle Zigarre an. Dann machte er eine wegwischende Handbewegung. »Überlassen Sie das nur mir, McCrea. Ich werde die Sache erledigen.«

      Der Sheriff ging zur Tür, wandte sich dann aber noch einmal um und blickte den Banier an. »Was wollen Sie tun?«

      »Ich werde Militär anfordern, um den Bahnbau bewachen zu lassen.«

      Der Sheriff zog die Brauen zusammen.

      »Militär? Woher?«

      »Aus Fort Dawson!«

      McCrea lachte hart auf. »Als das Camp der Arbeiter angefallen wurde, habe ich eine Nachricht nach Fort Daw­son geschickt. Wissen Sie, was mir Captain Collins geantwortet hat? Hier, ich habe den Wisch noch in der Tasche…« Der Sheriff nestelte ein zusammengefaltetes Papier aus der Tasche und hielt es dem Bankier hin.

      Der nahm es und warf einen Blick darauf. Dann reichte er es McCrea zurück. »Yeah – kann ich mir denken. Für ein paar Rowdies macht der Captain keine Leute frei. Das ist klar. Aber wenn es darum geht, die Rothäute in ihre Löcher zurückzutreiben, ist er verpflichtet, der Stadt Beistand zu leisten.«

      »Der Stadt?«

      »Ja, wem sonst?«

      McCrea stemmte die klobigen


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