Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark

Wyatt Earp Paket 1 – Western - William  Mark


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Der Kerl da mit den beiden Federn im Haar hat einen meiner Leute nachts überfallen…«

      »Richtig. Und deshalb werde ich jetzt mit ihm sprechen. Aber er hat nichts mit dem Tod des Vorarbeiters zu schaffen.«

      Wyatt Earp benötigte das ganze Gewicht seiner starken Persönlichkeit, die Indianer freizubekommen.

      Auch Owen Lloyd fand sich ein. »Ich habe mit Yellow Horse einen Vertrag geschlossen. Und den werde ich halten!« sagte er mit seiner tiefen Baßstimme.

      »Well, das sollen Sie auch«, lenkte der Marshal ein. »Die Leute können in ihr Reservat zurückreiten.«

      Da sah der Häuptling ihn an.

      »Wer bist du?«

      Der Mayor erklärte:

      »Er ist Wyatt Earp…«

      Da nickte der Häuptling. »Es ist gut. Wir haben schon viel von ihm gehört. Viel Gutes. Wir werden zurückreiten. Ich bin überzeugt, daß er sich an den Vertrag halten wird, den ich mit dir geschlossen habe.«

      Der Marshal ergriff den Unterarm des Häuptlings. »Sicher, das werde ich. Aber es ist da ein Punkt, über den ich mit dir sprechen muß…«

      Henderson lachte rauh auf. »Sie müssen mit ihm sprechen? Well, Marshal, Sie haben die Halunken von der Austin-Ranch gestellt! Aber Ihr Umgang mit diesem Gesindel gefällt mir ganz und gar nicht. Die Halunken haben absolut nichts in diesem Lande zu…«

      Der Missourier senkte den Kopf. Ein scharfer Blick traf den Bankier. »Sie haben mich beauftragt, den Schutz des Bahnbaus mit allem, was dazugehört, zu übernehmen. Und das werde ich!«

      »Aber die Indianer haben doch nicht das geringste Recht…«

      »Ich werde dieses Recht überprüfen und mit Yellow Horse verhandeln.«

      Lächelnd wandte Henderson sich ab. »Good, wenn Sie glauben, zuviel Zeit zu haben, so verhandeln Sie meinethalben getrost noch eine Woche mit diesen Kerlen.«

      Da versetzte der Marshal schneidend: »Es geht hier um das Recht, Mr. Henderson. Und da ich einen Stern trage, werde ich genau nach diesem Recht und nach dem Gesetz handeln.«

      Zwei Stunden sprach der Missourier im Hof des Sheriff-Office mit Yellow Horse.

      Dann sahen der Sheriff und Henderson, wie der Häuptling dem Marshal die Hand reichte und sich mit seinen Leuten auf die Pferde setzte. Ganz langsam verließen sie den Hof.

      Die Leute auf der Mainstreet blieben stehen und blickten mit haßerfüllten Augen auf die Indianer.

      Vereinzelte Rufe wurden laut.

      Und als ein halbwüchsiger Bursche nach einem Stein griff, erschien Wyatt im Hoftor und herrschte ihn an: »Laß den Stein liegen, Boy!«

      Es herrschte sofort Ruhe.

      Die Comanchen zogen nach Nordwesten aus der Stadt.

      *

      Der Bahnbau ging weiter.

      Nur mit Bedauern hatte Boswell, der den Wert des Marshals längst erkannt hatte, eingewilligt, ein paar Tage mit dem Arbeitstrupp allein in den Bergen zu bleiben.

      »Arbeiten Sie ruhig weiter. Ich komme bald zurück«, hatte ihm Wyatt gesagt und war dann nach Norden davongeritten. –

      Der weite Ranchhof der Portland-Ranch lag in der Stille des Mittags. Müde hockten zwei Peons vor dem Corralgatter und blinzelten in die heiße Sonne.

      Oben auf der Veranda saß ein etwa zwanzigjähriges Mädchen im Schaukelstuhl und blickte schläfrig vor sich hin.

      Da trat ein mittelgroßer vierschrötiger Mann aus dem Ranchhaus. Er trug einen grauen Anzug und ein rotes Hemd. Auf den breiten Schultern saß ein vierkantiger Bauernschädel, der von einer gelbbraunen kahlen Haut bezogen war. Bernsteinfarben glimmten die etwas zu weit auseinanderstehenden Augen unter dünnen, hochgeschwungenen Brauen. Die kurze Nase war breit und zog von ihren Flügeln zwei tiefe senkrechte Falten um den harten, strichschmalen Mund. Eckig und breit schob sich das wuchtige Kinn vor.

      Dieser Mann war der Rancher Austin Portland. Er warf einen herrischen Blick über den Hof.

      Sofort erhoben sich die beiden Pferdeknechte drüben und verschwanden schleunigst hinter dem Corral.

      Portland blickte das Mädchen?an. »Träumst du schon wieder?« fragte er mit einer ungnädigen, rostigen Stimme.

      Das Mädchen erhob sich. »Ich habe Kopfschmerzen, Vater.«

      »Du hast immer Kopfschmerzen«, entgegnete er düster und schritt über die Veranda in den Hof. Bei der Pferdetränke blieb er stehen. »Mac!« brüllte er heiser.

      Sofort sprang das Stalltor auf, und ein olivfarbener Bursche mit blau­schwarzem Haar und unsteten Augen stolperte in den Hof, als habe er auf diesen Ruf gewartet.

      »Sattle meinen Fuchs!«

      »All right.«

      Mac Gibbons stiefelte zum Corral hinüber und kam bald darauf mit einem gesattelten prächtigen Weißfuchs zurück, der tänzelnd vor dem Rancher stehenblieb.

      Portland schwang sich in den Sattel. Gewiß war er weit über fünfzig Jahre alt, aber er hatte die Bewegungen eines ganz jungen Mannes. Mit einem Ruck nahm er die Zügel auf und lenkte das Tier zur Veranda zurück. »Hör zu, Susan. Wenn ich deinen Bruder, diesen Herumtreiber, in der Stadt finde, zerschlage ich ihm alle Knochen. Und wenn er inzwischen hier aufkreuzen sollte, dann kannst du ihm sagen, daß es hier in Zukunft keinen Platz mehr für ihn gibt.«

      Das Mädchen blickte ängstlich in das harte Gesicht des Mannes.

      »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«

      Susan nickte.

      Portland nahm den Fuchs hart auf der Hinterhand herum, hätte um ein Haar den Cowboy umgerissen und sprengte zum Tor.

      Da hielt er inne und beschattete die Augen mit der Hand.

      Von Süden näherte sich ein Reiter im scharfen Galopp.

      Der Rancher wartete, bis er herangekommen war.

      Es war ein blutjunger Bursche, der auf schweißbedecktem Pferd vor dem Tor anhielt.

      Portland blickte ihn kalt und forschend an. »Was willst du hier, Jimmy? Weshalb läßt Speedy die Leute umherschwirren? Vorgestern kamen hier acht angeschossene Halunken an, die behaupten, zu meiner Mannschaft zu gehören.«

      »Sie sind in einem Feuergefecht mit den Bahnbau-Arbeitern verwundet worden, Boß. Speedy hat sie heimgeschickt…«

      »Und dich hat er wohl auch weggeschickt, weil du zu nichts zu gebrauchen bist, he?«

      Der Cowboy wischte sich durchs Gesicht. Schweiß und Staub hatten seine Züge mit einer schmierigen Schicht bedeckt.

      Der Mann nahm den Hut vom Kopf und fuhr sich durch das verklebte Haar. »Er hat mich nicht weggeschickt, Rancher…«

      »Ah, du bist also geflüchtet, du dreckige Kröte?«

      »Nein!« versetzte der Cowboy heiser. »Ich bin kein Feigling, und…«

      Da drängte der cholerische Mann seinen Fuchs an den Cowboy heran und hieb dem völlig erschöpften Burschen seine klobige Faust mitten ins Gesicht.

      Jimmy brauchte seine letzte Kraft, um nicht aus dem Sattel gerissen zu werden. Er krallte die Hände um den Sattelknauf und warf dem Rancher einen Blick zu, in dem sich Haß und Angst spiegelten.

      »Feiglinge seid ihr alle!« röhrte Portland. »Ich habe eine Bande von unfähigen Tagedieben und Feiglingen angeworben. Ich weiß es. Larry White hat mich gewarnt. Ich Schafskopf habe ihn übergangen… Aber wenn er zurückkommt, wird alles anders.«

      Der Cowboy öffnete die blutenden Lippen. »Er wird nicht mehr zurückkommen«, versetzte er rauh.

      Portland riß die Augen auf. »Was?


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