Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark

Wyatt Earp Paket 1 – Western - William  Mark


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in den du genau hineinpaßt…«

      Der Fremde lachte schnarrend auf. »Well, dein kleiner Freund da hat ungefähr meine Länge. Da ist ja für alles gesorgt!«

      Er wandte sich ab und stieß den Burschen auf die Straße.

      John Portland taumelte. In seinem Schädel dröhnte und hämmerte es, die Häuserreihen tanzten vor seinen Augen auf und nieder.

      »Los, stell dich auf!« befahl der Kalbsleder-Mann und schritt fünfzehn Yards ab. Dabei kehrte er dem Ranchersohn unbedenklich den Rücken zu.

      John sah seine Chance. Er zerrte den Colt aus dem Halfter und hob ihn an. Lautlos sprang der Hahn zurück.

      Aber der Bursche spürte, daß sein Zeigefinger steif war, daß er ihn nie und nimmer krümmen konnte.

      Da wirbelte der Fremde plötzlich herum. Er hatte beide Revolver in den Fäusten und schoß sofort.

      John Portland brach in die Knie und fiel dann aufs Gesicht.

      Da zog der Sargtischler seinen Colt und feuerte drei Schüsse auf den Fremden ab. Aber er war ein schlechter Schütze. Alle drei Kugeln verfehlten ihr Ziel.

      Dafür traf der Kalbsleder-Mann.

      Der Tischler wurde von einer Kugel, die ihn an der Schläfe streifte, von den Beinen gerissen.

      In diesem Augenblick heulten über die bastgeflochtene Schankhaustür Schüsse.

      Auch von der anderen Straßenseite, aus dem Barbershop, brüllte ein Revolver auf.

      Wie ein Phantom wirbelte der Fremde hin und her.

      Es war ein wahres Wunder, daß er nur von zwei Kugeln gestreift wurde.

      Austin Portland, der in dem Augenblick, als sein Sohn niedergeschossen wurde, durch eine Seitengasse in die Front Street einbog, was sekundenlang vor Entsetzen wie gelähmt, dann zog er seine Winchester aus dem Gewehrschuh, riß sie hoch und lud sie durch.

      Der Kalbsleder-Mann hatte das Geräusch gehört. Er fuhr herum und starrte den Reiter an.

      Portland hatte spaltenge Augen. Schweiß stand auf seinem kahlen Hunnenschädel. Sein Mund verzerrte sich. Aber mit eisiger Ruhe hielt er das Gewehr. »No, Brother – den Spaß sollst du nicht haben. Ich knalle dich nicht nieder! – Sheriff!« Der Ruf gellte über die Straße.

      Drüben in einen kleinen roten Sandsteinbau öffnete sich die Tür, und ein kleiner grauhaariger Mann trat auf den Vorbau.

      Er hatte einen Revolver in der Rechten und trug links auf der Brust den Stern.

      Portland machte eine herrische Geste mit dem Kopf. »Los, sperr ihn ein!«

      Aus dem »Whiskyparadies«, kamen der froschäugige Salooner mit zwei Männern heraus. Alle hatten ihre Revolver in den Händen.

      Der Kalbsleder-Mann blickte sich entgeistert um.

      »Los, Sheriff, nimm ihm die Waffen ab. Bring ihn in eine Zelle. Ich halte die Winchester im Anschlag!«

      Mit harten Augen und staksigem Gang ließ sich der Mann mit den schiefergrauen Augen abführen.

      Es war leichte Arbeit für Sheriff Wooley.

      Portland hatte den Fremden mit dem Gewehr in Schach gehalten, bis die Gittertür hinter ihm ins Schloß fiel. Dann wandte der Rancher sich um und ging langsam auf die Straße zurück. Links stand noch sein Pferd mit hängenden Zügeln und spielenden Ohren.

      Zwanzig Yards weiter rechts, mitten auf der Straße, lag sein Sohn.

      Portland ging mit harten Schritten auf ihn zu. Dann senkte der gefühllose Mann den Gewehrlauf und schob den Niedergeschossenen damit auf den Rücken.

      John hatte die Augen geschlossen.

      Der Vater blickte unbewegt auf sein blasses Gesicht.

      Mit keuchendem Atem kam ein älterer weißbärtiger Mann herangehumpelt und blickte den Rancher angstvoll an. »Ist er tot?«

      Portland schob das Kinn vor. »Bin ich Doktor oder Sie?« Danach wandte er sich ab und ging auf das »Whiskyparadies« zu. Er stemmte seine Ellbogen auf das Thekenblech und knurrte: »Eine Flasche von meiner Sorte!«

      Doc Gilbert untersuchte indes den Niedergeschossenen. Er stellte sofort fest, daß der Bursche eine Kugel in der Lunge hatte und einen Steckschuß im linken Oberschenkel.

      John Portland war noch nicht tot.

      Und sein Vater, der Rancher Austin Portland, stand drüben im Saloon und trank Whisky.

      Die Menschen in Raton wußten längst, daß zwischen Vater und Sohn kein gutes Verhältnis bestand. Hatte doch der Rancher den Burschen bei einem Rodeo einmal vor aller Augen derart geohrfeigt, daß John blutend davonrannte. Nicht umsonst trieb sich der Bursche ständig in der Stadt herum.

      Aber er war kein schlechter Kerl, der Sohn des großen Austin Portland. Das hatten die Leute bald herausgefunden. Deshalb mochten ihn eigentlich alle und sahen ihm sein Herumstromern nach. Und daß er trank – nun ja, trug daran nicht auch der Vater Schuld?

      Jetzt aber, in dieser Stunde, da zeigte der kaltherzige Mann ihnen seine ganze Härte.

      Obgleich es eine Menge Männer in der Stadt gab, die von ihm abhängig waren, jetzt gab es kaum einen, der ihm nicht im stillen grollte.

      Und der Sargtischler Ruby Bertram stampfte, mit einem gewaltigen Verband um seinen grauen Schädel, in den Saloon. Er blieb neben dem Rancher stehen und schnaufte: »Mr. Portland, Ihr Sohn ist nicht tot…«

      Der Rancher hielt das große Glas mit der goldbraun schimmernden Flüssigkeit in seiner schwieligen Rechten.

      Plötzlich zogen sich die Finger zusammen wurden weiß, die Knöchel spannten sich beinern unter der gelbbraunen Haut.

      Das Glas zersprang.

      Die Scherben fielen klirrend auf die Theke.

      Tiefrote Blutstropfen rannen von der Hand des Ranchers.

      Dann warf der Mann den Kopf herum. »Es interessiert mich nicht, verstehst du!« Bertram zuckte zusammen. Da schnappte er Luft und krächzte: »Well, ich habe verstanden, Mr. Portland. Ich habe verstanden…«

      Der Rancher schob das Kinn vor wie ein großer Raubvogel und fegte die Whiskyflasche mit der blutenden Hand von der Theke. Sie zerschellte an der Wand.

      Portland wandte sich um. Die großen weißgescheuerten Dielen ächzten unter seinem Gewicht. Er verließ den Saloon und ging in das Sheriff-Office hinüber.

      Der Salooner und die Männer im Schankraum atmeten auf.

      Bertram wischte sich über das schweißbedeckte Gesicht. »Auch den wird’s noch erwischen. Auch er ist groß genug für den Sarg, den ich heute morgen fertiggestellt habe…« Vor sich hin knurrend, verließ er den Raum.

      Während der alte Doc Gilbert in seinem Haus um das Leben des blutjungen John Portland rang, stampfte der Rancher in das Büro des Sheriffs.

      Der kleine Sternträger erhob sich sofort von seinem Stuhl, beugte sich über den Schreibtisch und blickte den Herrscher von Raton unterwürfig an.

      »Verschwinde!« zischte der Rancher schroff.

      Der alte Jack Wooley nahm seinen Hut vom Tisch und machte schleunigst, daß er durch die Hoftür kam.

      Austin Portland ging auf den Zellentrakt zu.

      Vor der Gittertür, hinter welcher der Mann im Kalbslederanzug auf einem Schemel hockte, blieb er stehen.

      Der Gefangene hob den Kopf. Er sah den breiten, kahlen Schädel des Ranchers vor sich, sah dessen Augen, die sich in sein Gesicht hineinzubohren schienen.

      Von Portlands Hand fiel ein schwerer Blutstropfen und blieb auf dem hellen Steinboden als ein dunkler schimmernder Fleck stehen.

      Der Rancher fuhr mit dem Daumen seiner Linken sinnend über


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