Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark

Wyatt Earp Paket 1 – Western - William  Mark


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du?«

      »Ich komme aus Colorado…«

      »Wie heißt du?«

      »Bill.«

      Um die Mundwinkel des Ranchers zuckte es, und in seinen Augen stand ein unheilvoller Glanz. »Bill? Ein guter Name. Sicher gibt es oben in den Bergen eine Menge Halunken, die Bill heißen – Brother, aber den Colorado-Bill, den gibt’s nur einmal!«

      Der Fremde hob die dünnen Brauen ein wenig in die Stirn. Dann sagte er nicht ohne ein Spur von Stolz: »Yeah – Mister. Das stimmt genau.«

      »Und du willst dieser Colorado-Bill sein?«

      In den schiefergrauen Augen des Fremden wetterleuchtete es. »Yeah – Mister. Das will ich!«

      Portland rieb über sein Kinn. Seine glasharten Bartstoppeln verursachten ein lautes Kratzgeräusch.

      Ganz hinten in dem quadratischen Schädel Austin Portlands kroch ein Gedanke auf. Das heißt, vielleicht war er schon im Hirn des Ranchers gewesen, als er den ungebärdigen wilden Burschen auf der Straße gesehen hatte.

      »Hör zu, Brother. Vielleicht gibt es doch eine Chance für dich!«

      Colorado-Bill erhob sich. »Sie irren, Mister. Ich habe durchaus eine reelle Chance vor einem reellen Richter. Ich habe den Burschen gefordert, nachdem er mich in der Bar beleidigt hatte. Er hat zuerst gezogen. Dann schossen diese feigen Schufte von allen Seiten nach mir…«

      Portland senkte den Kopf. Seine Stimme klang wie aus einem Gewölbe heraus. »Du hast keine Chance, Colorado-Bill. Dieses ist meine Stadt. Und der Bursche, den du umgelegt hast, ist mein Sohn!«

      Der andere kniff die Augen ein. Dann stieß er einen leisen Pfiff durch die Zähne. »Sie sind Austin Portland?«

      Der Rancher nickte. »Damit dürfte dir klar sein, Bill, daß dein Spiel zu Ende ist. Du bist ein übler Revolverschwinger und wärest ohnehin über kurz oder lang an den Falschen geraten, der dich ausgepustet hätte. Du bist an mich geraten – und hast noch eine Chance.«

      Der Mann aus den Bergen rührte sich nicht.

      Da flog der Schießer an die Stahltrallen, spannte seine behaarten Finger um die Stäbe. »Was wollen Sie von mir?«

      Der Rancher blickte sich um, dann trat er näher an die Tür. »Ich habe eine Overland-Linie von hier nach Santa Fé. Es ist die einzige Linie, die zwischen den beiden Städten läuft. Ich habe sie mit sechs Kutschen besetzt. Das bringt ein gutes sicheres Stück Geld ein. Denn ich bestimme den Fahrpreis und die Preise für die Frachtgüter…«

      »Es will also ein anderer eine zweite Overland aufbauen?«

      »Du bist nicht ganz dumm, aber du kannst nicht warten«, gab der Rancher zurück. »Sicher hat es ein paar Burschen gegeben, die mir Konkurrenz machen wollten, aber die haben nicht lange Spaß an dieser Idee gehabt.« Portland nahm eine Pfeife aus der Jackentasche, stopfte sie ohne Hast und zündete sie an. »Da unten in Santa Fé gibt’s einen Mann, der auf den verrückten Gedanken gekommen ist, eine Bahnlinie heraufzulegen. Immerhin hat er erkannt, daß der Verkehr sich auf der Strecke lohnen würde. Aber er wird sich nur für mich lohnen.«

      »Sie wollen also die Bahn bauen?«

      Portland nahm die Pfeife aus dem Mund und tippte sich mit dem Mundstück unmißverständlich gegen die Schläfe. »Dieser Bahnbau kostet eine Riesensumme. Ich habe eine bessere Verwendung für mein Geld.«

      »Also ist der Mann, der die Strecke legen will, reich.«

      »Ob er tatsächlich reich ist, weiß ich nicht; er ist Bankier. Ich habe meine Leute losgeschickt, damit sie den Arbeitern das Leben sauer machen. Das rollte auch ganz gut, bis Henderson auf einen ziemlich ausgefallenen Gedanken kam. Er ließ sich einen echten Wolf kommen, der die Arbeiten bewacht. Und seitdem läuft mein Karren schief.«

      Der Schießer grinste. »Hallo, ich verstehe, Ihre Leute kneifen vor einem Revolverschwinger!«

      »Hm«, Portland wiegte den massigen Schädel, »ein Revolverschwinger ist er eigentlich nicht. Und meine Leute haben auch nicht vor ihm gekniffen. Aber immerhin hat der Kerl Nerven genug gehabt, meine halbe Crew festzunehmen!«

      Colorado-Bill grinste. »Ziemlich weiche Burschen, die Sie sich da angelacht haben, Mister.«

      »Du bist mir entschieden zu vorlaut, Bill. Meine Leute sind so ziemlich das rauheste Gesindel, das ich hier in der Gegend auftreiben konnte. Speedy Turner führte die Männer an. Vielleicht hast du mal den Namen Greg Boston Smith gehört…«

      »Ja, ich habe den Jungen in Colorado Springs vor drei Jahren getroffen. Er schießt ziemlich gut.«

      »Er ist auch dabei gewesen. Trotzdem, der Wolf hat sie alle gestellt.«

      »Ein Mann allein?«

      Portland wischte sich in einer für ihn typischen Geste mit dem Ärmel über den kahlen Schädel. »Yeah – ein Mann allein.«

      »By gosh! Das ist eine feine Story, Rancher, aber…«

      »Yeah, das dachte ich auch. Aber es stimmt. Einer meiner Cowboys hat mir die Nachricht heute mittag überbracht.«

      Der Revolvermann rieb die beiden Daumen plötzlich nervös an den Zeigefingern. »Sie machen mir den Mund wässrig, Portland. Wer soll denn dieses Untier sein? Es fehlt noch, daß Sie mir erzählen, Wild Bill Hickok oder gar Wyatt Earp säßen in den Bergen bei dem Bahnbau…«

      Der Rancher klopfte seine Pfeife hart an den Eisenstäben aus. »Du hast diesmal besser getroffen.«

      »Wild Bill?« rief der Schießer und riß die Augen auf.

      Portland schüttelte den Kopf.

      Da wich der Mann aus Colorado zwei Schritte zurück. »Wyatt Earp also?« kam es nur halblaut von seinen Lippen.

      »Yeah, Wyatt Earp!« brüllte der Rancher und hieb mit seiner unverletzten Faust gegen die Tür, daß die Stäbe in ihrem Gefüge sangen und ächzten.

      Der Mann aus den Felsenbergen war um einen Schein blasser geworden. »Ah – jetzt verstehe ich. Das soll also meine Chance sein?«

      Portland nickte.

      Da schüttelte der Revolverschwinger den Kopf wie ein nasser Hund. »No, Rancher – verzichte. Das ist keine Chance!«

      Da stieß Portland seinen Schädel vor wie ein Raubvogel. »Wenn es keine Chance ist, Colorado-Bill, dann hast du keine mehr!«

      Er wandte sich ab und ging stampfend zum Office zurück.

      »Mr. Portland!« rief der Revolvermann ihm nach.

      Der Rancher wandte sich halb um. Seine bernsteinfarbenen Augen waren zu dünnen Spalten zusammengezogen.

      Der Schießer rief: »Well – es bleibt mir ja keine Wahl.«

      Portland kam langsam an die Gittertür zurück. »Keine Wahl, da hast du recht. Entweder wählst du ihn – oder den Strick.«

      Im Gesicht des Schießers zuckte es. »All right, ich nehme den Job.« Er griff in seine Tasche, nahm eine Prise Tabak heraus, zog ein braunes Papierblättchen aus der Reverstasche und rollte sich eine Zigarette. »Was habe ich zu tun?«

      Austin Portland zog sich einen Hocker heran. »Das ist ziemlich schnell gesagt, Bill. Der Kerl muß verschwinden.«

      Der Schießer nickte nachdenklich.

      »Fragt sich bloß, wie.«

      »Mit einem guten schnellen Schuß am besten.«

      Colorado-Bill rieb wieder die Daumen gegen die Zeigefinger. Er, der bisher keine Nervosität gekannt hatte, spürte plötzlich ein unbehagliches Kribbeln in den Armen. »Das ist auch ziemlich schnell gesagt – und schwer getan, Boß.«

      Daß er Boß gesagt hatte, gefiel dem Rancher offensichtlich. »Yeah – ich weiß, er ist ein fataler Bursche. Ich habe so einiges von ihm gehört.«

      Bill


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