Babyernährung. Ulla Arens

Babyernährung - Ulla  Arens


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Muttermilch, die man um die Brustwarze streicht und trocknen lässt. Wenn die Schmerzen nicht mehr auszuhalten sind, fragen Sie lieber eine Hebamme oder eine erfahrene Stillberaterin (Adressen in Ihrer Nähe finden Sie zum Beispiel unter www.bdl-stillen.de, www.afs-stillen.de, www.lalecheliga.de). Die Expertin sucht mit Ihnen nach einer individuellen Lösung – das kann kurzzeitiges Abpumpen sein oder sogar ein geeignetes Schmerzmittel.

      Ziemlich gut: moderne Babynahrung

      Falls es mit dem Voll-Stillen nicht klappt oder Sie ganz abgestillt haben, gibt es gute Alternativen

       Bunt stillen

      Es gibt immer wieder Gründe, warum eine Mutter ihr Baby nicht voll stillen kann. Zum Beispiel, weil die Milchbildung stressbedingt nicht richtig anläuft, etwa nach einer Frühgeburt und das Baby zu wenig Milch bekommt. In solchen Fällen ist das Teilstillen, auch Zwiemilchernährung genannt, ein prima Kompromiss. Dabei füttert man pro Tag einfach ein, zwei Flaschen zu. Sie können Ihrem Kind die Fertigmilch entweder direkt nach dem Stillen geben oder zwischen Brustmahlzeit und Fläschchen abwechseln. Die meisten Kinder machen diesen Wechsel zwischen Brust und Flasche problemlos mit – nur bei wenigen kann es zu einer sogenannten Saugverwirrung kommen. Wer seinem Kind in den Anfangsmonaten kein Fläschchen geben möchte, nimmt stattdessen in den ersten Tagen einen kleinen Spezialbecher oder versucht es später mit einem Brusternährungsset. Dabei trinkt der Säugling die Fertigmilch über einen dünnen, weichen Schlauch, der an die Brustwarze geklebt wird. Egal, für welche Methode Sie sich am Ende entscheiden – Experten sind jedenfalls sicher: Es ist vorteilhafter, „bunt“ zu stillen als gar nicht.

       Die richtige Milch für den Anfang

      Für alle Mütter, die zufüttern oder gar nicht stillen, ist die „Pre-Nahrung“ erste Wahl. Sie ähnelt in ihrer Zusammensetzung der Muttermilch am meisten und enthält als einziges Kohlenhydrat Lactose, also Milchzucker. Ebenfalls erhältlich: „1er-Nahrung“, die wie Pre-Nahrung zusammengesetzt ist, aber zusätzlich Stärke, also weitere Kohlenhydrate, enthält. Beide Säuglingsnahrungen basieren auf Kuhmilch, deren Milcheiweiß allerdings reduziert wurde, um es der Muttermilch anzupassen.

      Ernährungsexperten sind sich einig, dass die Pre-Nahrung bis zur Einführung von Beikost völlig ausreicht. Babys brauchen die Kohlenhydrate der 1er-Milch in der Regel nicht – und sie schlafen damit auch nicht besser durch, weil sie satter seien, wie manche Eltern vermuten. Noch unnützer sind aus Expertensicht sogenannte Gute-Nacht-Mahlzeiten.

      Neugeborene, deren engste Angehörige unter Allergien leiden, bekommen heute meist hypoallergene Säuglingsmilch, die HA-Nahrung. Darin ist das Milcheiweiß in kleinere Bruchstücke aufgespalten, das macht die Milch verträglicher und weniger allergen. Für Kinder ohne erhöhtes Allergierisiko ist HA-Milch allerdings nicht sinnvoll.

      Ganz wichtig für Fläschchenmütter: Babys, die nicht an der Brust trinken, brauchen genauso viel Körper- und direkten Hautkontakt wie gestillte Kinder. Deshalb: viel mit dem Baby schmusen und es ruhig öfter mit nacktem Oberkörper füttern.

      Endlich mit den Großen essen

       Drei Experten erklären den Beikoststart aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln – mit ein paar klaren Ratschlägen und der Ermutigung, das Thema „Essen“ zwanglos und mit Freude anzugehen

       Dr. Annett Hilbig ist Ernährungswissenschaftlerin und arbeitet am „Forschungsinstitut für Kinderernährung“ (FKE) in Dortmund:

      Die Beikost sollte parallel zum Stillen zwischen dem fünften und siebten Monat eingeführt werden. In Deutschland ist es üblich, mit Möhren zu starten. Man kann mit Möhren-Kartoffel-Brei weitermachen. Dann folgt Fleisch, das sich hierzulande als Eisenlieferant eingebürgert hat. Denn der Eisenspeicher, den die Kinder von Geburt an mitbekommen, leert sich zwischen dem fünften und siebten Monat. In dieser Spanne sollte auch glutenhaltiges Getreide, z. B. Weizen, Roggen, Gerste, eingeführt werden – die optimale Zeit, um das Risiko einer Zöliakie, einer entzündlichen Darmerkrankung, zu reduzieren, wie verschiedene Untersuchungen belegen.

      Ob Eltern nun selbst kochen oder lieber schnell mal ein Gläschen verwenden, ist ihre Sache. Für Fertigprodukte spricht, dass sie in der Regel sehr wenig Schadstoffe enthalten – es gibt bei uns sehr strenge Grenzwerte für Schwermetalle und Pflanzenschutzmittel. Sogar Bio-Lebensmittel können da nicht mithalten. Aber in puncto Geschmack und Duft schlägt Hausgemachtes die meisten Gläschen natürlich.

       Dr. Herbert Renz-Polster ist Kinderarzt, Wissenschaftler an der Uni Heidelberg und Autor des Buchs „Kinder verstehen“, Kösel, 19,95 Euro:

      Wann und wie zugefüttert wird – das ist in jeder Kultur anders. Es gibt weltweit auch keinen wissenschaftlichen Konsens, was genau Babys zu Beginn essen sollten. Physiologisch reif für die Beikost sind sie etwa zwischen dem Ende des vierten und dem sechsten Monat. Aber wenn ein Baby schon vorher seine Neugier befriedigen will, ist das für mich kein Problem, solange es weiter gestillt wird. Denn die Muttermilch schützt beim Vorstoß in neue Nahrungswelten. Deshalb ist es so schade, dass das Beifüttern oft als Startschuss zum Abstillen angesehen wird. Nur Mütter, die nicht stillen, sollten es genauer nehmen – zu früh eingeführter Brei könnte problematisch sein.

      Geben Sie Ihrem Kind am besten Dinge zu probieren, die Sie selbst gern essen. Denn die sind dem kindlichen Immunsystem noch übers Fruchtwasser in der Schwangerschaft und über die Muttermilch bekannt.

      Eine spezielle Babykost ist unnötig. In welcher Kultur hat man schon Zeit, extra fürs Baby zu kochen? Da werden die Säuglinge gestillt – und sobald sie bereit sind und Zeichen geben, kriegen sie das, was auf dem Tisch steht. Klar: Man muss die Speisen altersgerecht zerkleinern und ein paar Regeln fürs Baby beachten, etwa: keinen Honig im ersten Lebensjahr.

      Das heißt nicht, dass Gläschenkost schlecht fürs Baby wäre. Die Zutaten sind meist hervorragend. Wenn das Selberkochen gerade nicht in den Alltag passt, fahren die Babys mit Gläschen bestimmt besser als die Großen mit Fertigpizza.

      Überhaupt lautet meine Botschaft bei der Beikost: Entspannung! Eltern haben heute viel mehr Freiheit, als sie denken.

       Professor Marguerite Dunitz-Scheer ist stellvertretende Leiterin der Kinderpsychosomatik an der Unikinderklinik Graz:

      Gemeinsames Essen in der Familie ist ganz wichtig. Das fängt zum Beispiel damit an, dass die Mutter am Tisch sitzt und stillt, während sie ihre Suppe löffelt. Mit spätestens fünf, sechs Monaten möchte das Baby selbst kosten und mitessen. Kartoffelpüree, gekochtes Gemüse und püriertes Fleisch lassen sich leicht selbst kochen. Es muss nicht immer Gläschennahrung sein.

      Wenn das Baby, das jetzt frei sitzen kann, seine Hand-Mund-Motorik entwickelt hat, ist die Zeit für Biokekse mit Fruchtzucker, Dörrobst, Mangostreifen oder Reiswaffeln gekommen.

      Ich persönlich bin kein großer Freund von Brei. Geben Sie Ihrem Kind lieber Fingerfood – in Streifen geschnittene Karotten, Kartoffeln oder Äpfel und Vollkornbrot-Rinde. Also ballast- und vitaminreiche Kost mit Kohlenhydraten und zwei- bis dreimal die Woche Eiweiß, also Ei, Schnitzel, Hühnerfleisch. Und bitte: zum Trinken nur Wasser – für Kinder bis zu einem Jahr etwa einen halben Liter täglich.

      Was Kindern nicht so gut bekommt

       In den meisten Familien ist Essen ein positives Thema. Wenn etwas schiefläuft, sagt Marguerite Dunitz-Scheer, Spezialistin für frühkindliche Essstörungen, dann steckt meist einer dieser drei Fehler dahinter

      1. Der Versuch, es perfekt zu machen

      Viel über Essen mit Kindern lesen, alles richtig machen, die Kontrolle behalten wollen: Wenn Eltern diesen Wunsch


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