Leni Behrendt 6 – Liebesroman. Leni Behrendt
die Omi, den Opa –«
»Auch Möps –«
»Auch Möpschen, mein Jungchen. Komm nur.«
Sie steuerten dem Platz zu, wo in einem Halbrund von herrlichblühenden Rosen ein weißlackierter Tisch nebst Armstühlen stand, an dem die Familie Wetters frühstückte. Sie hatten sich kaum verändert, die da saßen. Nur »Möpschen« war noch etwas rundlicher geworden.
Ihre Gäste, Adalbert Fahrenroth nebst Gattin und Sohn, fühlten sich auf der Wettersburg so behaglich, daß sie diese aufsuchten, sobald der Kaufherr dazu Zeit hatte. Selbst die mondäne Gilda kam gern hierher, wo sie ihren Sinn für Romantik plötzlich entdeckt hatte.
Der kleine Adalbert benahm sich hier immer recht manierlich, schon um Stephans willen, der bei jeder Unart von ihm immer so komische Augen machen konnte.
»Sag mal, Almut, wann kommst du endlich wieder einmal in dein Vaterhaus?« fragte soeben Adalbert. »Über drei Jahre bist du schon nicht mehr dort gewesen.«
»Habe bisher dazu noch keine Zeit gehabt.«
»Warum denn nicht?«
»Weil ich mich freuen mußte.«
»Nimmt das denn so viel Zeit in Anspruch?«
»O ja. Es machte müde und – glücklich.«
»Verdreht bist du doch immer noch, Almut«, lachte Gilda. »Woran mußtest du dich denn jahrelang freuen?«
»Zuerst an der Wettersburg mit allem, was da kreucht und fleucht. Später kam der Junge – das alles gibt Freude für tausend Jahr. Gesegnet sei meine Winterfahrt in die Romantik jeden Tag aufs neu.«
»Vielleicht ist dann eine Sommerfahrt aus der Romantik auch einmal schön, liebste Frau?« sah Marbod sie zärtlich an. »Du mußt tatsächlich einmal Abwechslung in Form einer Reise haben –«
»Laßt mir das Kind in Ruhe«, meldete sich nun »Möpschen« energisch.
»Ihr würdet hier schön jammern, wenn es wirklich Ernst machte und uns wochenlang hier allein ließe. Wenn Almut nur auf eine halben Stunde nicht sichtbar ist, möchtest du am liebsten die Polizei alarmieren, Marbod, Erdmuthe ringt die Hände und Veit läßt vor Kummer seine Pfeife ausgehen…«
»Nur du bist ruhig, Möpschen?« neckte Marbod.
»Natürlich. Weil ich die Vernünftigste von allen hier bin … Aber schaut mal, wer kommt denn da?«
Das ungleiche Paar war nun angelangt. Stephan löste seinen Finger aus der kleinen Faust – und schon trippelte das goldige kleine Kerlchen allein davon, auf den Vater zu, der es mit einem glücklichen Lachen hochhob und durch die Luft schwenkte –
»Bengel, du läufst ja!«
»Ja, wir laufen«, bestätigte Stephan würdig. »Dafür sind wir ja auch was Besonderes.«
»Natürlich –!« lachte Almut übermütig. »Wenn Seine Majestät, Herr Veit Marbod Wetters läuft, ist es eben ganz etwas Besonderes. Und nun soll ich etwa von hier fort, wo ich mich wieder so freuen muß? Was sagst du dazu, Stephan?«
»Wir haben das gar nicht nötig – wir bleiben hier.«
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