Leni Behrendt 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt 6 – Liebesroman - Leni Behrendt


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daß er sich so sehr verändern konnte. Wissen Sie, was ich vermute, Fräulein Adele?«

      »Nun –?« fragte diese, die der Erzählung mit atemloser Spannung gefolgt war, mit vor Erregung zitternder Stimme.

      »Daß er Almut liebt.«

      Adele lachte auf, so glücklich, frei und froh, daß die Gräfin sie tief verletzt ansah. Doch schon legte sie ihre Rechte auf die feine Frauenhand.

      »Bitte, Frau Gräfin, seien Sie mir nicht böse – aber ich bin ja so glücklich –!«

      »Aber, Fräulein Aldermann!«

      »Wirklich, sehr glücklich. Aber sagen Sie, Frau Gräfin, wenn Graf Marbod das Mädchen liebt, warum zeigt er es ihr denn nicht?«

      »Weil er ihrer Gegenliebe wahrscheinlich nicht sicher ist«, kam die Antwort frostig. »Er hält sie für oberflächlich und kokett genug, um mit ihm zu spielen, wie sie es mit vielen Männern schon getan hat – wodurch sie in ihrer Heimatstadt berühmt geworden ist. Sie ist ein sonniges Kind, das man liebhaben muß, ob man will oder nicht – doch ihren wahren Charakter kennen wir noch zuwenig.«

      »Aber ich –«, wurde Adele nun tiefernst. »Doch was soll ich da viel reden, ich will Tatsachen sprechen lassen –«

      Und nun bekam Gräfin Erdmuthe etwas zu hören, was ihre Augen immer heller strahlen ließ.

      »So ist es – und nichts anders«, schloß Adele aufatmend. »Das Kind hat unter unsern Augen gelitten – und hat dieses Leid still in sich verschlossen. Ist das nun tapfer oder nicht?«

      »Wenn es so ist, dann allerdings. Ach, Adele, kann es wirklich wahr sein, daß auch einmal das Glück bei uns einzieht?«

      »Das wird ganz vom Grafen Marbod abhängen. Von Almut kann ich nur sagen, daß tief in ihrem Herzen sitzt, was sie darin eingeschlossen hat. Das hat sie bei mir bewiesen und –«

      In diesem Augenblick stürmte Almut mit den Hunden um die Wette heran. Entzückend war sie anzuschauen mit ihrem hellen Kleid, den zerzausten Locken und leuchtenden Augen. Schachmatt ließ sie sich in einen Korbsessel sinken und lachte die Damen an.

      »Almut, es ist doch ein unverantwortlicher Leichtsinn, in einem Spinnwebenkleid im April herumzulaufen –«

      »Schilt nicht, Möpschen. Es kommt hier nicht auf den Monat an, sondern auf die Witterung. Und die hat Sommertemperatur. Übrigens sieh dir den Grafen Marbod an, der bedenklich naht. Auch er trägt eine leichte Jacke –«

      »Guten Tag«, grüßte er, als er vor den Damen stand. »Ich habe Kaffeedurst.«

      »Der soll gleich gestillt werden, mein Junge. Und zwar werden wir unsern Kaffee zum erstenmal in diesem Jahr hier auf der Terrasse trinken, weil doch heute Feiertag ist.«

      »Nanu, Muttchen, der ist doch erst morgen.«

      »Für mein Herz ist er heute. Ach, ich bin ja so glücklich –!«

      Marbod sah in ihre strahlenden Augen hinein – dann in die Adeles – und schüttelte verständnislos den Kopf, sich dabei an Almut wendend, die ebenso erstaunt war wie er.

      »Verstehen Sie das, gnädiges Fräulein?«

      »Nein.«

      »Ich bitte, mich einen Augenblick zu entschuldigen«, erhob sich Gräfin Erdmuthe, nickte allen lachend zu, ging davon – und der Sohn sah ihr versonnen nach.

      »So glücklich habe ich meine Mutter schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Ich möchte ihr am liebsten nachgehen –«

      »Tun Sie das nur, Herr Graf –«, riet Adele.

      »Dann gestatten Sie, meine Damen…«

      Rasch ging er zum Zimmer seiner Mutter, die er auch in Gesellschaft des Vaters dort vorfand. Und auch er hatte strahlende Augen.

      »Ja, sagt mal, was habt ihr denn nur?«

      »Glücklich sind wir, mein Junge.«

      »Warum denn bloß?«

      »Weil Almut dich liebt.«

      Er fuhr auf, als habe ihn ein Stich getroffen. Sein Antlitz wurde hart, die Augen kalt und glitzernd.

      »Mutter, ich bitte, so geschmacklose Scherze zu unterlassen«, sagte er unwillig, doch sie lachte ihn freundlich an.

      »Habe ich dich nun endlich gefangen, mein Sohn? Also haben wir doch recht vermutet, Veit. Brauchen jetzt nicht mehr herumzurätseln, warum du dummer Junge seit deiner Reise so verändert warst. Und nun werde ich dir etwas erzählen, was ich von Adele erfuhr –«

      Als sie geendet, entfuhr es dem Gatten: »Donnerwetter ja – alle Achtung vor dem tapferen Kerlchen! Und anständig bis in die Fingerspitzen. Solche Mädchen gibt es also noch, die auf den Ehering eines Mannes Rücksicht nehmen? Die eher unter ihrer Liebe still und klaglos leiden, als auch nur einen Augenblick unfair zu handeln? Nun hopp, mein Sohn, suche eine passende Gelegenheit, um mit ihr allein zu sein. Nimm sie dann ohne viel Worte an dein Herz, das, wie ich vermute, gleich beim ersten Sehen für das traute Marjellchen entbrannte. Eine bessere und liebere Schwiegertochter kannst du uns ja gar nicht bringen, mein Sohn, und zwar heute abend noch, damit ihr goldiges Lachen in die Feiertagsglocken hineinklingen kann.« –

      Als sie auf der Terrasse erschienen, war der Kaffeetisch bereits gedeckt. Almut hielt den Dackel auf dem Schoß, mit dem sie allerlei Schabernack trieb, während die andern beiden Hunde zu ihren Füßen lagen und mit aufmerksamen Augen das neckische Spiel verfolgten.

      »Wird dem duftigen Kleidchen guttun, wenn Bösewicht mit seinen ungeschickten Beinen darauf herumtritt«, schmunzelte der Hausherr, worauf Adele bekräftigend nickte.

      »Hab’ ihr das auch schon gesagt und ihr dabei geraten, sich einen Krösus als Mann auszusuchen, der ihre so leichtsinnig behandelte Garderobe bezahlen kann.«

      »Solche Männer haben immer einen dicken Bauch und eine Glatze, Möpschen. Möchtest du so einen Schwiegersohn haben?«

      »Warum nicht? Dicke Menschen pflegen immer gemütlich zu sein. Nun warte ich nur noch darauf, daß du mich als schlagenden Beweis hinstellst.«

      »Wo werde ich denn so respektlos sein.«

      Da sie gerade damit beschäftigt war, dem Dackel ihr Taschentuch um den Kopf zu binden, bemerkte sie nicht, wie Marbods Augen das Glück förmlich widerspiegelten, das er jetzt im Herzen trug. Sie sah erst erstaunt auf, als Adele sagte: »Und damit wäre alles in schönster Ordnung.«

      »Was denn, Möpschen?«

      »Deine Tierquälerei, mein Kind. Laß den Hund laufen, damit wir endlich zu unserm Kaffee kommen.«

      »Vorher muß ich mir noch die Hände waschen.«

      Als sie gegangen war, beugte Marbod sich tief über Adeles Hand.

      »Ich danke Ihnen, gnädiges Fräulein.«

      »Nichts zu danken, Herr Graf«, entgegnete sie so tiefernst, wie man sie selten sah. »Sie bekommen da einen klaren Edelstein in Ihre Hände, den Sie sich ganz nach Ihrem Gefallen zurechtschleifen können. Dann werden Sie stets Ihre Freude an ihm haben.«

      »Junge, tu das nicht«, lachte der Vater. »Laß uns das Marjellchen so, wie es ist. Gerade ihre entzückende Keckheit, ihr unbekümmertes goldiges Lachen hat unsere Herzen bezwungen. Mit geziertem Fein-sein-Wollen und hochmütigem Lächeln haben wir uns lange genug das Leben vergraulen lassen müssen. Wem die Vornehmheit angeboren ist, der kann sich jede Natürlichkeit leisten, dafür liefert unsere Kleine das beste Beispiel.«

      Da trat Almut wieder hinzu. Sie hatte sich rasch umgezogen, die Locken gebürstet, die nun wie schimmernde helle Seide das Gesicht umbauschten, das bereits von der Frühlingssonne ein wenig gebräunt war.

      »Bitte um Entschuldigung, daß ich so lange auf mich warten ließ –«

      »Ist für eine Dame erstaunlich rasch gegangen«, blinzelte der Hausherr ihr verschmitzt zu.


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