Wyatt Earp Staffel 3 – Western. William Mark D.
ich kenne ihn. Es ist einer von Vaughams Cowboys. Ein kleiner dreckiger Halunke, der mich mehrmals bestohlen hat. Ich habe ihn vor kurzem erwischt. Er lag drüben in einem Gebüsch und hat Sie ganz sicher gesehen. Jedenfalls ist er nach der Stadt geritten.«
Cramers Hände flogen plötzlich, seine Lippen zitterten.
»In die Stadt. Zu dem Ungeheuer ist –«
»Sie müssen weg.«
»Wohin?«
»Kommen Sie, ich werde Ihnen ein Versteck zeigen. Bleiben Sie da, bis ich Sie wieder holen komme.«
Das Halbblut führte seinen Gast nur zwei Meilen von der Farm weg in eine Felsenhöhle, in der sicher niemand den Rancher Cramer suchen würde.
Conn war bereits eine Viertelstunde im Haus, als er draußen das Geräusch sich nahender Schritte hörte. Er rührte sich nicht, um keinen Verdacht zu erwecken. Als dann die Fensterscheibe klirrend zersprang, wandte er sich langsam um.
»Conn!« zischte Ceveller. »Wo ist er?«
Der Farmer blickte auf die Vorhänge, die sich im Abendwind blähten. Er konnte den Banditen nicht sehen.
»Was wollen Sie?«
»Wo ist er?« Cevellers Ton war eine Spur schärfer geworden.
»Ich weiß nicht, was Sie wollen«, versetzte der Indianer gelassen.
Da stieß der Tramp den Revolver vor und drückte ab.
Die Kugel fuhr in den Unterarm des Farmers.
Conn blieb trotz des rasenden Schmerzes ruhig.
»Sie müssen wahnsinnig sein«, sagte er nur. Dann riß er sich ein Stück vom Hemd ab und wickelte es um den Arm.
»Ich schieße dir noch sieben Kugeln in den Balg, wenn du nicht sprichst!«
»Ich sagte ja, Sie müssen wahnsinnig sein.«
»Hör gut zu, Rothaut. Wenn du mir jetzt nicht sofort sagst, wo Ed Cramer ist, schicke ich dich in die Hölle!«
Da lachte der Mischling hart auf.
Ceveller glaubte hinter sich ein Geräusch gehört zu haben. Da drückte er ab und warf sich herum.
Die Kugel hatte den Farmer an der Stirn gestreift. Er war vom Schemel gestürzt und lag am Boden.
Ceveller warf nur noch einen kurzen Blick in die Stube, sah den Mann mit der blutenden Stirnwunde am Boden liegen und hastete in wilden Sprüngen davon.
Erst als er bei seinem Pferd war, hielt er keuchend inne.
Der Rote war verstockt wie alle Indsmen! zuckte es durch den Schädel des Verbrechers. Er wußte irgend etwas von Cramers Verbleib!
Damned! Ceveller stampfte mit dem Fuß auf.
Was nun? Jetzt lag der riesige Mestize drinnen tot am Boden, und wo steckte der Rancher?
Eine rasende Wut auf den gichtigen Cowboy erfaßte den Banditen. Vielleicht hatte ihn diese Spinne belogen. Vielleicht war der Bursche von Wyatt Earp losgeschickt worden?
Ceveller wischte sich über die Stirn.
War er nun in eine richtige Falle gelaufen?
Nein, er mußte zurück in die Stadt. Vielleicht konnte er diesen Kuhtreiber noch abfangen.
Mit einem Sprung saß er im Sattel, hieb dem Gaul die großen Sporen brutal in die Weichen, und das Pferd schoß mit einem wilden Satz laut aufwiehernd davon.
*
Lester Behan wollte aus dem Tor reiten. Da sah er die Silhouette eines Mannes vor sich.
»Warten Sie!«
Behan stieß einen Fluch durch die Zähne und langte zum Colt.
Ein hartes metallisches Klicken ließ ihn zusammenfahren und belehrte ihn darüber, daß der Mann, der da vor ihm stand, schon den Revolver in der Hand hatte.
»Steigen Sie ab!«
Der Cowboy rutschte aus dem Sattel.
Wyatt Earp schob ihn in den Hof zurück.
»Wo ist Billock?«
»Ich weiß es nicht. Er ist weggeritten, vor ein paar Minuten.«
»Wohin?«
Der Kuhtreiber fürchtete zwar die Rache des Sheriffs, gedachte aber andererseits von diesem Mann hier nicht auch Schläge und Fußtritte einzustecken. Deshalb entschloß er sich rasch, ihn sich mit einer Lüge vom Hals zu schaffen.
»Well, ich will es Ihnen sagen. Ichkenne Sie nämlich. Abe Westrup hat Sie mir heute gezeigt. Sie und Ihr Freund haben Billock vor Careys Mietstall ganz schön auf den Arm genommen…«
»Wo ist der Sheriff?«
»Ich habe Ed Cramer gesehen. Yeah…«
»Was?«
»Ich habe ihn gesehen. Unten im Süden, in der Nähe von Duffles Ranch.«
»Und das haben Sie dem Sheriff erzählt?«
»Yeah.«
»Weshalb?«
Und jetzt sagte der Kuhtreiber zum erstenmal die Wahrheit.
»Weil ich endlich mal einem Sheriff imponieren wollte. Ich habe jahrelang im Gefängnis gesessen. Sie wissen es hier alle. Und…«
»Und jetzt sind Sie noch zum Verräter geworden. Was hat Ihnen Cramer getan?«
»Nichts. Aber der Sheriff sucht ihn.«
»Yeah. Und wissen Sie auch, weshalb?«
»Natürlich. Er will ihm das Land abkaufen…«
»Vielleicht will er nicht nur das…«
Behan blieb unbeteiligt.
»Kann ich jetzt reiten?«
»Yeah – aber noch eines, Cowboy. Falls du mir die Unwahrheit gesagt hast, sperre ich dich ein.«
Behan fuhr herum und starrte den hochgewachsenen Fremden an. Er sah trotz der Dunkelheit dessen kantiges Gesicht deutlich vor sich.
»Sie wollen mich einsperren?«
Wyatt nahm seinen Marshalstern aus der Tasche und hielt ihn dem Kuhtreiber vors Gesicht.
»Sagt dir das was, Freund?«
»Devils! Sie sind ein Staaten-Marshal?«
»Wohin ist Billock geritten?«
Lester Behan spürte, daß ihm die Knie zitterten. Ein Staaten-Marshal! Teufel auch, das hatte ihm noch gefehlt. Der Mann würde nicht zögern, ihn einzusperren, wenn er ihm eine Unwahrheit nachweisen konnte.
Und gerade das Eingesperrtwerden, die kühlen eisernen Gitter und die kahlen Wände, das war genau das, was der einstige Sträfling Behan haßte wie die Pest.
Er wies mit dem Kopf nach Norden.
»Ein paar Meilen vor der Stadt liegt Joe Conns Farm. Da habe ich am späten Nachmittag den Rancher gesehen. Er arbeitete bei Conn auf dem Hof.«
»Denk an die Zelle, Cowboy!« Wyatt hatte mit dem Scharfblick des echten Marshals die Schwäche dieses Mannes erkannt.
Behan stieß einen Fluch durch die Zähne.
»Yeah, ich habe jahrelang in Abilene gesessen. Wegen kleiner Diebstähle. Ich will nicht mehr, Marshal… Ich will bestimmt nicht mehr…«
»Steig auf«, entschied der Missourier kurz.
Der schlotternde Mann kroch auf sein Pferd.
Wyatt hatte draußen in der Gasse seinen Falben stehen, zog sich in den Sattel und ritt neben dem Cowboy aus der Stadt.
Sie kamen eine Viertelmeile weiter südwestlich