Sämtliche Werke von William Shakespeare. Уильям Шекспир
Glaubt es, denn Ihr wißt es. – Hier ist Geld; verwendet es; verwendet noch mehr, verwendet alles, was ich habe, nur schenkt mir dafür soviel von Eurer Zeit, als Ihr bedürft, um einen verliebten Angriff auf die Tugend der Frau Fluth zu unternehmen. Gebraucht Eure Überredungskunst, gewinnt sie, Euch zu erhören; wenn's irgend jemand vermag, vermögt Ihr's eher als einer.
Falstaff.
Würde denn das der Heftigkeit Eurer Neigung zusagen, wenn ich erhielte, was Ihr zu besitzen wünscht? Mir scheint, Ihr verschreibt Euch ein sehr widersprechendes Mittel.
Fluth.
Oh, versteht nur, worauf ich ziele. Sie fußt so zuversichtlich auf die Reinheit ihrer Ehre, daß die Torheit meines Herzens sich nicht zu zeigen wagt; sie glänzt zu hell, als daß man ihr ins Auge sehn dürfte. Könnte ich nun mit irgendeiner Entdeckung zu ihr treten, so hätten meine Wünsche Beispiel und Beweggrund, sich ihr zu empfehlen; ich könnte sie dann aus der Verschanzung ihrer Keuschheit, ihres Rufs, ihres ehlichen Gelübdes und tausend andrer Schutzwehren heraustreiben, die jetzt zu mächtig wider mich streiten. Was sagt Ihr dazu, Sir John? –
Falstaff.
Herr Bach, ich will für's erste so frei sein, Euer Geld zu nehmen; sodann gebt mir Eure Hand; und endlich, so wahr ich ein Edelmann bin, Fluths Frau sollt Ihr, wenn Ihr es wollt, besitzen.
Fluth.
Oh, werter Sir! – –
Falstaff.
Herr Bach, ich sage, Ihr sollt.
Fluth.
Am Gelde, Sir John, am Gelde soll's nicht fehlen.
Falstaff.
An der Frau Fluth, Herr Bach, an der Frau Fluth soll's nicht fehlen. Sie hat mich selbst, daß ich's Euch nur sage, schon zu sich bestellt; eben als Ihr zu mir kamt, ging ihre Gehilfin, ihre Zwischenträgerin, von mir weg; ich sage Euch, ich werde mich bei ihr einfinden zwischen zehn und elf, denn um diese Zeit wird ihr Mann, der eifersüchtige, verdammte Kerl, nicht zu Hause sein. Kommt heut abend zu mir; Ihr sollt hören, wie mir's gelingt.
Fluth.
Eure Bekanntschaft ist ein wahrer Segen für mich. Kennt Ihr diesen Fluth, Sir?
Falstaff.
Zum Henker mit dem armen Teufel von Hahnrei! Ich kenne ihn nicht; indes, ich tue ihm Unrecht, wenn ich ihn arm nenne; man sagt, der eifersüchtige behornte Kerl hat ganze Haufen Gold; und darum kommt mir seine Frau auch hübsch vor. Sie soll mir der Schlüssel zu des Hahnreis Geldkasten sein, dort will ich mein Erntefest halten.
Fluth.
Ich wollte, Ihr kenntet Fluth, damit Ihr ihm ausweichen könntet, wenn Ihr ihn sähet.
Falstaff.
Zum Henker mit dem spießbürgerlichen Hökerkerl! – Ich will ihn mit meinen Augen durchbohren, daß er von Sinnen kommen soll; ich will ihn in Respekt erhalten mit meinem Prügel; wie ein Meteor soll der über des Hahnreis Hörnern schweben; – ja, Herr Bach, du sollst's erleben, ich triumphiere über den Flegel, und du schläfst bei seiner Frau. Komm nur gleich auf den Abend zu mir; Fluth ist ein Schuft, und ich will seine Titel noch weitläufiger machen; du, Herr Bach, sollst ihn als Schuft und Hahnrei begrüßen. Komm nur gleich heut abend zu mir. (Geht ab.)
Fluth.
Was für ein verdammter epikureischer Schurke das ist! Mein Herz möchte vor Ungeduld zerspringen. Wer will nun noch sagen, dies sei unzeitige Eifersucht? Meine Frau hat zu ihm geschickt, die Stunde ist bestimmt, der Handel geschlossen; – wer hätte so etwas denken sollen! Da seht, welche Hölle es ist, ein falsches Weib zu haben! Mein Bett soll entehrt, meine Koffer gebrandschatzt, mein guter Name zernagt werden; und nicht genug, daß ich diese nichtswürdige Kränkung erdulde, soll ich mich noch mit den verruchtesten Benennungen schelten lassen, und zwar von ebendem, der mir diesen Schimpf antut. Und welche Namen! welche Titel! Amaimon klingt gut, Luzifer gut, Barbason gut, und doch sind es Teufelstitulaturen, die Namen böser Geister; aber Hahnrei? Hörnerträger? Der Teufel selbst führt nicht solche Namen. – Page ist ein Esel, ein sorgloser Esel; er verläßt sich auf seine Frau; er weiß nichts von Eifersucht. Lieber will ich einem Holländer meine Butter, Pfarrer Hugh, dem Walliser, meinen Käse, einem Irländer meine Aquavitflasche und einem Diebe meinen Wallach, den Paßgänger, zu reiten anvertrauen, als meine Frau sich selbst. Da kabaliert, da sinnt und grübelt sie – und was sie in ihrem Herzen beschließen, das müssen sie ausführen, und sollte ihr Herz darüber brechen, sie müssen's ausführen. Dem Himmel sei Dank für meine Eifersucht! Um elf ist die Stunde; ich will dem Dinge zuvorkommen, mein Weib entlarven, mich an Falstaff rächen und Page auslachen. Gleich will ich daran; besser drei Stunden zu früh, als eine Minute zu spät! – Pfui, pfui, pfui! – Hahnrei, Hahnrei, Hahnrei! – (Geht ab.)
DRITTE SZENE
Park von Windsor
Cajus und Rugby treten auf
Cajus.
'ans Rugby!
Rugby.
Herr Doktor!
Cajus.
Was is die Klock, 'ans?
Rugby.
Die Stunde ist schon vorbei, Herr, wo Sir Hugh sich einstellen wollte. –
Cajus.
Pardieu, er 'aben kerett' sein Seel, weil er nik is gekomm; er 'aben kuth gepett' seine Bibel, daß er nik is gekomm'; pardieu, 'ans Rugby, er sein schon tot, wann er sein gekomm'.
Rugby.
Er ist gescheit, Herr Doktor, er wußte, Eur Gnaden würden ihn umbringen, wann er käme.
Cajus.
Pardieu, das 'ering is nik so tot, als ik ihm will totmaken. – Nimm deine Degen, 'ans, ik will dir weisen, wie ik will ihn totmaken.
Rugby.
Ach, Herr, ich kann nicht fechten.
Cajus.
Coquin, nimm deine Degen.
Rugby.
Still doch! hier kommen Leute.
Es kommen der Wirt, Schaal, Schmächtig und Page.
Wirt.
Gott grüß dich, mein Rolandsdoktor.
Schaal.
Euer Diener, Herr Doktor Cajus.
Page.
Guten Tag, lieber Herr Doktor!
Schmächtig.
Schön guten Morgen, Sir.
Cajus.
Was sein ihr all, ein, swei, drei, vier, gekomm' 'ieher? –
Wirt.
Dich fechten zu sehn, dich legieren zu sehn, dich traversieren zu sehn, dich hier zu sehn, dich da zu sehn, dein Punto, deine Stoccata, dein Renvers, deine Distanz, deinen Montant zu sehn. Ist er tot, mein Äthiopier? Ist er tot, mein Franzmann? Ha, Rodomont! Was sagt mein Äskulap? mein Galen? mein Holundermark? Ist er tot, mein Harnmonarch? – Ist er tot?
Cajus.
Pardieu, er sein die größte Memmenpriester von die Welt; er 'aben nik geweisen sein Visage.
Wirt.
Du bist ein König von Kastilien, Don Urinal; Hektor von Graecia, mein Junge!
Cajus.
Ik bitten, mir su attestier', daß wir ihm 'aben gewartet, wir sechs oder sieben, swei bis drei Stunde, und er sein nik gekomm'.
Schaal.
Er ist der Klügste, Herr Doktor; er ist ein Arzt der Seelen und