Die fünf Sprachen der Liebe für Familien. Randy Southern
im Verhalten meines Partners, die ich hätte beachten müssen? Warum habe ich sie damals als unwichtig abgetan?
Was würde mein Ehepartner dazu sagen, dass ich von unserer Beziehung enttäuscht und frustriert bin?
Die Persönlichkeit eines Menschen verändert sich nicht über Nacht. Wahrscheinlich ist Ihr Ehepartner nicht viel anders, als er in der ersten Zeit Ihrer Beziehung war. Die Wesenszüge oder Verhaltensweisen, von denen Sie sagen, dass sie sich im Zusammenleben verändert haben, gehörten wahrscheinlich schon lange vor Ihrer Hochzeit zu ihm. Das bedeutet, dass Sie Hinweise darauf entweder nicht beachtet haben oder ignorieren wollten.
Und mehr werden wir dazu nicht schreiben. Der Sinn dieses Kapitels ist es nicht, Ihnen vorzuwerfen, dass Sie die falsche Entscheidung getroffen haben, als Sie heirateten. Nachdem Sie diese Fragen bedacht haben, haken Sie sie ab und vergessen Sie sie! Es besteht keine Notwendigkeit, sich mit vergangenen Fehlern aufzuhalten – vor allem, wenn Sie sich dafür entschieden haben, Ihre Beziehung gegenwarts- und zukunftstauglich zu machen. Das Wissen um frühere Fehler kann für Sie ein Anhaltspunkt zur Lösung des Problems sein, aber es wird Ihre Situation nicht verändern. Es ist einfach so, dass Sie immer noch mit jemandem verheiratet sind, der Ihnen Enttäuschungen und Frustrationen bereitet hat.
Um diese Enttäuschungen zu überwinden, schauen Sie am besten nach vorne und nicht nach hinten. Anstatt sich nach dem Menschen zu sehnen, den Sie meinten geheiratet zu haben (ein Mensch, der – nebenbei bemerkt – nur in Ihren Träumen und Vorstellungen existiert), sollten Sie lernen, den Menschen, den Sie in Wirklichkeit geheiratet haben, anzunehmen und zu lieben.
Das heißt nicht, dass Sie das Unentschuldbare (wie etwa körperlichen oder seelischen Missbrauch) entschuldigen oder unakzeptable Einstellungen (wie Rassismus) akzeptieren sollen. Doch anstatt Ihren Ehepartner zu dem Menschen machen zu wollen, den Sie sich bei der Hochzeit vorgestellt haben, ist es eine bessere Strategie, mit der Person leben und reden zu lernen, die er tatsächlich ist.
Die Chancen stehen gut dafür, dass Ihr Ehepartner trotz seiner himmelschreienden Unzulänglichkeiten doch auch einige positive Eigenschaften besitzt! Konzentrieren Sie sich auf diese Eigenschaften. Drücken Sie Ihre Wertschätzung aus. Bauen Sie anhand der positiven Wesenszüge Ihres Ehepartners Ihre Ehe neu auf. Lassen Sie die Vergangenheit ruhen.
b) Sie unterschätzen die Herausforderung des Zusammenlebens
Wenn Sie mit dem Glauben in die Ehe gingen, dass man zwei Leben mühelos unter einen Hut bringen kann, müssen Sie als Erstes Ihre Erwartungen herunterschrauben. In Wahrheit werden durch das Zusammenziehen nach der Hochzeit oft genau so viele Probleme geschaffen wie gelöst. Es ist schwer, zusammen unter einem Dach leben zu lernen. Denken Sie daran, dass Sie neben den Umzugskisten auch noch andere Dinge mit in die Ehe schleppen, vor allem dann, wenn Sie und Ihr Partner schon eine Weile allein gelebt haben. Je mehr Zeit Sie hatten, Ihre eigenen Vorlieben und Gewohnheiten im Alltag zu entwickeln, desto schwerer ist es, diese mit denen eines anderen Menschen unter einen Hut zu bringen – selbst wenn dieser andere Mensch Ihr Ehepartner ist.
Liebe stirbt nur, wenn sie nicht weiterwachsen kann.
Pearl S. Buck
Wenn Sie dem noch die Aufgabe hinzufügen, mit Ihrem Ehepartner ein gemeinsames Leben aufzubauen, wird deutlich, welch ungeheurem Druck eine junge, noch wenig stabile Ehe ausgesetzt ist. Es ist etwas ganz anderes, sich im Studentenwohnheim eine Zeit lang ein Zimmer zu teilen oder in einer Wohngemeinschaft zu leben, wo man sich dafür entscheiden kann, die etwas störenden Eigenschaften und merkwürdigen Angewohnheiten der Mitbewohner bis zum Ende des Semesters oder bis zum Auslaufen des Mietvertrags zu ignorieren. Hier geht es um Ihren Lebenspartner, um denjenigen, an den Sie sich bis zu Ihrem Tod gebunden haben.
Ob es Ihnen gefällt oder nicht – Sie müssen einen Weg finden, bis dahin zusammen zu leben. Natürlich ist das leichter gesagt als getan, vor allem wenn …
• … er schnarcht wie ein Holzfäller,
• … sie die Zahnpastatube in der Mitte ausdrückt,
• … er einen romantischen Abend am liebsten bei McDonald’s verbringt,
• … sie zu jedem Song im Radio aus voller Kehle den falschen Text singt,
• … er seine Fußnägel vor dem Fernseher schneidet und sie auf dem Wohnzimmertisch liegen lässt,
• … sie mindestens zweimal in der Woche Hamburger zum Mittagessen serviert.
Der Schlüssel, um mit solchen Ärgernissen umgehen zu lernen, liegt darin, sie im richtigen Verhältnis zu anderen, wichtigeren Dingen zu sehen. Lassen Sie es nicht zu, dass in Ihrer Beziehung Kleinigkeiten zu großen Problemen werden. Bedenken Sie, dass das Problem nicht Zahnpastatuben, einfallslose Mahlzeiten oder andere Mängel im Haushalt sind – es ist Ihre unzulängliche Kommunikation mit Ihrem Ehepartner. (Glück für Sie, dass die folgenden fünf Kapitel dieses Buches Ihnen konkrete Möglichkeiten an die Hand geben, wie Sie Ihre Kommunikation mit Ihrem Ehepartner verbessern können.)
c) Sie haben seit Ihrer Hochzeit nichts mehr für Ihre Ehe getan
Viele Paare betrachten die Hochzeit als Ziel ihrer Beziehung. Sie unternehmen eine ganze Menge, um sich bis zu ihrer Hochzeit in einer intakten Beziehung zu befinden. Dann lehnen sie sich zurück und warten auf die Erfüllung des Satzes: „Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.“
Liebe ist der Zustand, in dem das Glück eines anderen Menschen ausschlaggebend für Ihr eigenes ist.
Robert A. Heinlein
So funktioniert Ehe nicht. Wenn Sie glauben, Sie könnten Ihre Ehe durch Nichtstun am Leben erhalten, sind Sie schon in Schwierigkeiten. Die Hochzeit ist der erste Schritt, nicht der Letzte. Wenn Ihre Ehe langfristig funktionieren soll, müssen Sie genauso viel Zeit, Energie und Anstrengung in Ihre Beziehung investieren, wie Sie es vor der Hochzeit getan haben.
Der beste Weg, die Liebe am Leben zu erhalten, ist zu lernen, mit Ihrem Ehepartner über Ihre Gefühle zu sprechen und sie ihm deutlich zu zeigen, und zwar auf eine Art und Weise, die ihm viel bedeutet.
Wo ist unsere Liebe geblieben?
Es mag erstaunen, dass die Menschen in unserer Ratgeber-besessenen, von den Medien geprägten Gesellschaft das Problem haben, die Liebe in ihren Beziehungen lebendig zu halten. Schließlich mangelt es wohl kaum an Orten, wo man sich Rat holen kann. Sehen Sie sich das Nachmittagsprogramm im Fernsehen an. Gehen Sie in der Buchhandlung zum Regal der „Beziehungsratgeber“. Blättern Sie an einem Kiosk die Zeitschriften durch. Sie werden mehr Strategien, Tipps, Methoden, Regeln und Hinweise zum Thema „Beziehungen“ finden, als Sie jemals anwenden könnten.
„Machen Sie sich rar – und Ihr Ehepartner wird sich nach Ihnen sehnen!“
„Aromatherapie – Wie Sie durch Düfte Ihre Beziehung verbessern.“
„Getrennter Urlaub wird für Ihre Ehe Wunder wirken.“
„Erneuern Sie Ihr Eheversprechen und Ihre Liebe wird sich erneuern.“
„Kindermund tut Wahrheit kund – Fragen Sie Ihre Kinder, was in Ihrer Beziehung schief läuft.“
„Schönheitsoperationen – Ihr Mann wird sich ganz neu in Sie verlieben.“
Sicher können einige Methoden und Ratschläge Ihre Ehe in manchen Bereichen