Die fünf Sprachen der Liebe für Familien. Randy Southern
gerade gefragt, wo das wohl geblieben ist.“
„Aha“, sagte Liz. „Wo liegt das Problem?“
„Also“, fing Anne an, „entweder ist Phil von Mächten aus dem Weltall verzaubert worden oder er hat einen mir bisher unbekannten Zwillingsbruder, mit dem ich jetzt lebe, seit wir aus den Flitterwochen zurück sind.“
„Das ist doch erst vier Monate her“, meinte Liz. „Hat sich Philipp denn so verändert?“
„Es ist unglaublich“, erwiderte Anne. „Es ist so, als ob man jemandem eine Arbeitsstelle gegeben hat und dann herausfindet, dass er im Vorstellungsgespräch die ganze Zeit etwas vorgespielt hat.“
„Was meinst du damit?“
„Er ist nicht im Geringsten so, wie ich gedacht habe“, erklärte ihr Anne. „Als wir miteinander ausgingen, erzählte mir Philipp zum Beispiel ständig, dass er Sport liebt. Ich dachte, dass er damit meinte, wir würden mehrere Male in der Woche zusammen Tennis oder Badminton spielen, wenn wir verheiratet sind. Es war mir nicht klar, dass er damit meinte, er würde jede Nacht mit seinem Bruder in unserem Keller sitzen, Computerfußball spielen und Wettbewerbe im Traktorziehen anschauen – oder was sie um drei Uhr morgens eben im Sportfernsehen bringen.“
„O nein.“
„Du sagst es“, erwiderte Anne. „Und weißt du noch, wie er mir – bevor wir verheiratet waren – immer meinen Rücken massiert hat und mit mir Hand in Hand spazieren gegangen ist?“
„Ja.“
„Klasse, dann habe ich das nicht nur geträumt“, sagte Anne. „Ich war mir nicht mehr so sicher, weil mir dieser gesamte Teil unserer Beziehung wie ein Traum vorkommt.“
„Hast du mit ihm darüber gesprochen?“, fragte Liz.
„Und ob“, erwiderte Anne. „Wir hatten vor einigen Tagen einen Riesenkrach darüber, wessen Bedürfnisse am meisten ignoriert werden.“
„Was sagte er denn?“, fragte Liz.
„Er hat gesagt, dass ich mich über die Dinge, die er im Haushalt tut, nie ‚anerkennend‘ äußere“, entgegnete Anne. „Aber was will er denn? Soll ich jedes Mal wild Beifall klatschen, wenn er eine Glühbirne auswechselt?“
„Sprichst du manchmal mit Freundinnen über dein Problem, die selbst verheiratet sind?“, fragte Liz.
„Na klar“, war Annes Antwort, „mit fast allen.“
„Und was sagen sie?“
„Sie sagen: ‚Willkommen in der Ehe!‘“
VORGEGRIFFEN
Die Realität der Ehe erfüllt im seltensten Falle die Erwartungen der Paare, die sich darauf einlassen – eine Tatsache, die eine Menge Enttäuschungen und Frustrationen mit sich bringen kann.
Die Menschen sprechen unterschiedliche „Sprachen der Liebe“, das heißt, dass sie sich in bestimmten Ausdrucksformen der Liebe finden, in anderen aber nicht.
Der Schlüssel dazu, die Liebe in Ihrer Ehe lebendig zu halten, ist, die Liebessprache Ihres Partners zu lernen.
Was ist passiert?“ Das ist gewöhnlich die Frage, die sich viele Paare nach wenigen Monaten des erhofften, aber ausbleibenden ehelichen Glücks stellen. Sie erleben die Wirklichkeit des Ehelebens – oder ihre Version davon – als wesentlich weniger strahlend, romantisch und erfüllend, als sie es sich vorgestellt hatten. Das ist ein häufiges Problem und es kann ernsthafte Folgen haben, wenn man nichts unternimmt.
Leider können Gefühle der Enttäuschung und Frustration, die von unerfüllten vorehelichen Erwartungen herrühren, einer jungen, verletzlichen Beziehung schaden. Das Gute ist jedoch, dass diese Gefühle meist vorübergehen. Paare, die an ihrer Beziehung arbeiten, können die Enttäuschung und Frustration überwinden und ein für beide erfüllendes Zusammenleben erreichen.
Große Erwartungen
Wenn Sie lernen wollen, mit Enttäuschungen und Frustrationen in Ihrer Beziehung umzugehen, sollten Sie als Erstes erkennen, woher diese Gefühle kommen. In vielen Beziehungen sehen die Partner von dem Zeitpunkt an, wo ihre Beziehung ernsthaft wird und sie sich auf die Ehe vorbereiten, das „Zusammensein“ als das letztendliche Ziel der Beziehung. Diese Einstellung drückt sich in Sätzen aus wie:
• „Alles wird anders sein, wenn wir erst verheiratet sind.“
• „Ich kann es nicht erwarten, bis wir die ganze Zeit zusammen sein können.“
• „Wird es nicht toll, wenn wir uns nicht mehr jeden Abend ‚Auf Wiedersehen‘ sagen müssen?“
Körperliche Nähe wird mit einer Vertrautheit in der Beziehung gleichgesetzt. In anderen Worten lautet diese Vorstellung: Das Zusammenleben wird ein Paar automatisch näher zusammenbringen. Das klingt so wie die Behauptung, dass man allein durch den Aufenthalt in einem Schulgebäude schon klüger wird. Dieses Ergebnis wird man nur erreichen, wenn man sich entsprechend anstrengt.
Es wird sich etwas verändern
Die Leute, die fragen: „Warum ist plötzlich alles anders als zu der Zeit, als wir uns kennen gelernt haben?“, erkennen nicht, dass das anfängliche Hochgefühl der Verliebtheit in einer Beziehung die Ausnahme und nicht die Regel ist. Überwältigende Gefühle und leidenschaftliche Liebeserklärungen sind am himmelhochjauchzenden Anfang einer Beziehung ganz in Ordnung. Die Realität hat es jedoch an sich, dass sie uns in den Rücken fällt und uns aus unseren romantischen Träumen holt.
Wenn Sie verheiratet sind und sich wundern, dass sich vieles verändert hat, kommen drei Möglichkeiten in Frage:
a) Sie haben sich nicht gut genug kennen gelernt, bevor Sie heirateten
Füllen Sie in Gedanken die Lücken aus:
„Wenn ich gewusst hätte, dass mein Ehepartner so ……………. ist, hätte ich mir zweimal überlegt, ob ich ihn/sie heirate.“
„Ich kann nicht fassen, dass mein Ehepartner ……………………………..
………………………………………………………. Er/sie hat so etwas früher nie getan, als wir uns kennen lernten.“
Kommt Ihnen das bekannt vor? Wenn Ihnen bestimmte Wesenszüge oder Verhaltensweisen Ihres Ehepartners zuvor nicht aufgefallen sind, sollten Sie sich fragen:
Romantische Liebe ist eine Illusion. Die meisten Menschen entdecken diese Wahrheit am Ende einer Liebesaffäre oder dann, wenn uns das Feuer der Liebe in die Ehe lockt und dann erlischt.
Thomas Morus
Habe ich während unserer Kennenlern- und Verlobungszeit meine Augen vor den Fehlern und Schwächen meines Partners verschlossen? Habe ich in meiner Verliebtheit bewusst meinen gesunden Menschenverstand ausgeschaltet?
Hat mir mein Ehepartner etwas vorgespielt, damit ich glauben sollte, dass er ein anderer Mensch ist als in Wirklichkeit?