Butler Parker 104 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 104 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Bambusgriff war mit Blei ausgegossen und wurde dadurch zu einer Keule und zu einem Schlaginstrument wie in der Steinzeit. Parker langte mit dieser Waffe herzhaft zu und wehrte sich seiner Haut. Dabei sorgte er ungewollt dafür, daß mindestens zwei Zahnärzte neue Kunden bekamen.

      Nach ihrem ersten Überraschungserfolg merkten die vier jungen Männer schnell, daß für sie kaum etwas zu holen war. Sie hatten im übertragenen Sinn auf Granit gebissen und setzten sich schleunigst ab, wobei sich zeigte, daß sie einige kräftige Blessuren davongetragen hatten. Zwei Burschen hielten sich den Kopf, schwankten leicht und glichen Barbesuchern, die einen über den Durst getrunken hatten. Der dritte junge Mann hinkte und hatte Schwierigkeiten mit seiner Hüfte, der vierte hielt sich den Mund und fingerte nach seinen Schneidezähnen.

      Sie schnappten sich den fünften jungen Mann mit der lädierten Kniescheibe, lupften ihn an und verschwanden dann alle zwischen den Wohnwagen.

      Josuah Parker fühlte sich nach dieser Diskussion ein wenig derangiert und sah an sich hinunter. Sein linkes Hosenbein war leider leicht eingerissen, zwei Knöpfe seines schwarzen Zweireihers waren nicht mehr vorhanden. Der weiße Eckkragen hatte sich zusätzliche Ecken eingehandelt, und die schwarze Melone wies einige kräftige Dellen auf.

      Während dieser Inspektion entdeckte Parker zu seinen Füßen ein Armkettchen, wie es junge Männer hin und wieder zu tragen pflegen. Dieses Amulett bestand aus massivem Silber und war förmlich übersät mit Anhängern und kleinen Glücksbringern.

      „Oh, Mister Parker, ich hätte Sie warnen müssen“, hörte er hinter sich die Stimme seines Berufsfreundes.

      „Sie kennen diese jungen Männer?“ Parker sah den Kollegen fragend an.

      „Nicht direkt“, erwiderte der Mann, der dem Butler entfernt glich, was die Kleidung anbetraf. Parkers Kollege trug einen dunklen Anzug und einen steifen, runden Bowler.

      „Muß ich annehmen, daß man mich mit Ihnen verwechselt hat?“ fragte Parker.

      „Sieht so aus, Mister Parker. Diese Rüpel sind seit Tagen hinter mir her und hänseln mich, sind aber noch nie tätlich geworden.“

      „Wie schön für Sie, Mister Angels“, erwiderte Parker sarkastisch, „und was hat man gegen Sie einzuwenden?“

      „Ich weiß es wirklich nicht“, erwiderte Angels. „Es ist vielleicht meine Kleidung, die sie reizt.“

      „Wenn ich mir einen Rat erlauben darf, Mister Angels, würde ich meine Zelte an Ihrer Stelle schleunigst abbrechen beziehungsweise den Wohnwagen an die Autodeichsel spannen. Ich fürchte, daß die jungen Männer nachtragend sein werden.“

      Parker hatte das Silberkettchen in der Tasche verschwinden lassen.

      „In einer Stunde fahre ich los“, sagte Parkers Berufskollege hastig, „und tun Sie’s auch, Mister Parker! Der Badeort ist nicht mehr das, was er mal war. In den letzten vierzehn Tagen gab es, hier zwei Tote. Ich möchte nicht, daß Sie meinetwegen der dritte sind.“

      *

      Kathy Porter drückte die Tür ihrer Badekabine auf und prallte zurück. Dicht vor ihr stand einer der beiden Männer, die sie vor der Kabine des Mannes mit der flachen Nase beobachtet hatte.

      Er bemühte sich um ein Lächeln, was ihm offiziell schwerfiel. Dann kaute er auf einem Zahnstocher herum und maß sie mit einem taxierenden Blick.

      Was er sah, konnte sich auch in der Verpackung sehen lassen.

      Kathy Porter, die junge Frau mit dem kupferroten Haar und den schlanken Beinen, trug ein einfaches Sommerkleid, das ihre Körperlinien dezent unterstrich.

      „Dan Hodner möchte Sie sehen“, sagte er endlich, ohne den Zahnstocher aus dem Mund zu nehmen.

      „Und wer ist das?“ Kathy Porter, oft schüchtern und scheu wirkend, ließ sich innerlich nicht aus der Ruhe bringen, wenngleich sie instinktiv etwas ängstlich tat.

      „Wird er Ihnen dann schon rechtzeitig sagen, Miß. Kommen Sie, er wartet nicht gern!“

      Kathy Porter, Sekretärin und Gesellschafterin der Lady Agatha Simpson, wußte eigentlich genau, wer dieser Dan Hodner war. Es mußte sich um den dicken Mann handeln, der die fünf Rüpel am Strand zusammengeschlagen hatte.

      Normalerweise hätte Kathy Porter sich solch eine Frechheit niemals bieten lassen und ihre scheinbare Scheu abgelegt. Sie sah aber noch sehr deutlich die kalten Augen des Mannes, spürte seinen abschätzenden Blick und war neugierig.

      Sie bemerkte, daß der Mann vor ihr einen Schulterhalfter umgeschnallt hatte, der mit einer Waffe gefüllt sein mußte. Er schien eine Art Leibwächter dieses Dan Hodner zu sein.

      „Ich glaube nicht, daß ich viel Zeit habe“, sagte Kathy Porter, um nicht zu willig zu erscheinen.

      „Nehmen Sie sich, was Sie kriegen können, Miß, kommen Sie mit!“

      Er war sich seiner Sache vollkommen sicher und ging einfach voraus. Der Mann, er mochte etwa fünfundzwanzig Jahre alt sein, hatte keine Ahnung, mit wem er sich da gerade herablassend unterhalten hatte. Er hätte sich sonst wohl sehr gehütet, der jungen Frau den Rücken zuzuwenden. Wenn es sein mußte, verwandelte Kathy Porter sich in eine kalt und präzise reagierende Kampfmaschine, die sich in vielen Arten der Verteidigung auskannte.

      Sie folgte ihm also und war auf die Begegnung gespannt.

      Dan Hodner erwartete sie oben an der Promenade.

      In seinem etwas zu hellen Anzug sah er noch dicker und massiver aus. Er trug ein teures Produkt, das auf keinen Fall von der Stange stammte.

      „Nett, daß Sie gekommen sind“, sagte er ohne jeden Gruß. „Nehmen wir doch einen Drink drüben in der Bar, ja?“

      „Ich kenne Sie ja gar nicht“, widersprach Kathy Porter.

      „Dan Hodner“, sagte er in einem Ton, als würde sein Name jeden Abend im Fernsehen genannt. „Und wer sind Sie, Kleines?“

      „Kathy Porter.“

      „Und Kathy Porter liegt ganz allein am Strand herum?“ wunderte sich Hodner gespielt und bemühte sich, ein wenig neckisch zu wirken, was ihm aber völlig mißlang.

      Sie überschritten die Fahrbahn hinter der Promenade und gingen auf eine Hotelbar zu. Rechts vom Eingang stand der zweite Mann, der Kathy ausdruckslos musterte.

      „Waren Sie es nicht, der unten am Strand die fünf Rowdys niedergeschlagen hat?“ fragte Kathy, als sie die Bar betraten. Es handelte sich nicht um ein Allerweltslokal, der Luxus sprang den Eintretenden förmlich in die Augen.

      Das geschulte Personal buckelte servil, als Dan Hodner hereinstampfte und auf eine Fensternische zuhielt. Er schien in diesen Räumen bekannt zu sein.

      „Ich hab’ Sie die ganze Zeit über beobachtet“, bekannte Hodner, nachdem er sich gesetzt hatte. Seine Bewegungen waren trotz seiner Fülle schnell und geschmeidig.

      „Davon habe ich aber überhaupt nichts gemerkt“, erwiderte Kathy Porter und hielt genau das Gleichgewicht zwischen Überraschung, einer gewissen Schüchternheit und engagierter Selbstverständlichkeit. Früher oder später mußte sie ja schließlich sagen, welchen Beruf sie ausübte. Daher durfte sie sich auf keinen Fall zu naiv geben.

      „Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen“, begann Hodner, nachdem er die Drinks bestellt hatte. „Und spielen Sie nicht gleich beleidigt, wenn ich offen mit Ihnen rede.“

      „Ich muß mir oft eine Menge anhören“, behauptete Kathy Porter.

      „Welchen Beruf haben Sie?“

      „Ich bin Sekretärin bei Lady Simpson“, bekannte sie freimütig, da dies leicht nachzuprüfen war.

      „Sekretärin.“ Seine Stimme klang nicht gerade verächtlich, aber doch etwas abwertend. „Bei mir können Sie sich eine goldene Nase verdienen.“

      Sie schaltete auf Abwehr und tat so als habe sie ihn völlig mißverstanden.


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