Dr. Brinkmeier Staffel 2 – Arztroman. Sissi Merz

Dr. Brinkmeier Staffel 2 – Arztroman - Sissi Merz


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Heiraten, Max? Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich immer sicher gewesen, daß du als Erster in den Hafen der Ehe einlaufen wirst.«

      Der junge Mann lächelte schmal. »Ich auch. Leider hat es aber nicht sollen sein. Doch ich gebe die Hoffnung nicht auf.«

      »Du hättest die Julia zur Hochzeit einladen sollen. Vielleicht wäre sie dann hier geblieben. Ich weiß, wie schwer es ihr nach dem letzten Besuch geworden ist, wieder abzureisen.«

      »Aber sie ist abgereist, und nur das zählt. Afrika ist für sie wichtiger als alles andere. Dafür verzichtet sie auch darauf, mit mir zusammenzuleben. Das weiß ich längst.«

      »Max, ich bitt dich! Das ist doch kein Argument. Ihr zwei gehört zusammen. Und wenn die Julia das nicht selbst erkennt, dann mußt es ihr klarmachen. Immer und immer wieder. Solange, bis sie endlich hierher kommt und dein Leben teilt.«

      »Und wenn das nie geschieht?« Der junge Landarzt schüttelte leicht den Kopf. »Ist schon gut, es hat keinen Sinn, darüber zu reden. Ich kann nichts tun, ich kann nur hoffen. Und das ist auf die Dauer wirklich zu wenig…«

      *

      »Mei, Chefin, schauen Sie schick aus! Der Doktor wird Augen machen!« Susi Angerer, die Angestellte in der Rosenapotheke, bestaunte Anna Stadler voller Bewunderung. Die hübsche Apothekerin war ihr modisches Vorbild, denn sie verstand es, sich zu kleiden und hatte einfach Stil. Und in dem reich bestickten Festtagsdirndl aus tiefblauer Seide machte die Blondine eine überaus gute Figur. Ein wenig übermütig drehte sie sich um die eigene Achse und lachte.

      »So ein Hochzeitsfest, das ist schon was Schönes. Und wenn einem die Brautleute noch dazu sympathisch sind…«

      »Stimmt es eigentlich, daß der Lukas Brinkmeier mal in Sie verliebt gewesen ist?« wollte Susi mit neugierigen Augen wissen. »Man erzählt sich da so einiges…«

      »Mag sein, aber es war nix Ernstes, nicht von mir aus.«

      »Ich weiß.« Das Madel mußte kichern. »Sie haben schließlich einen anderen Traummann, auch wenn er aus der gleichen Familie kommt, net wahr?«

      »Wir sollten uns jetzt auf den Weg zur Kirche machen«, mahnte Anna gespielt streng. »Sonst verpassen wir noch alles.«

      »Und das wäre wirklich schade.« Susi folgte ihrer Chefin und lächelte verschmitzt. Sie war überzeugt, daß Anna Stadler sich diese Gelegenheit, ein wenig mit dem feschen Landarzt zu flirten, nicht würde entgehen lassen. Und Susi konnte das nur zu gut verstehen…

      Auf dem Brinkmeier-Hof herrschte derweil eine hektische Betriebsamkeit. Tina Bader war in der Zwischenzeit angekommen und kleidete sich mit Hilfe der Hauserin Lina um. Diese ging der Braut sehr geschickt zur Hand, trotzdem war Tina überaus nervös und wurde immer nervöser. Die patente Krankenschwester, die auch der schwierigste Patient nicht aus der Ruhe bringen konnte, wurde zum reinsten Nervenbündel.

      »Was hast denn, Tina? Wirst doch net im letzten Moment noch kneifen wollen? Oder gibt es einen Grund dafür, daß du so aufgeregt bist?« wollte die Hauserin schließlich wissen.

      »Mei, Lina, ich habe es mir nicht so beunruhigend vorgestellt«, gab die Braut da leise zu. »Die ganzen letzten Wochen habe ich mich wie narrisch auf die Hochzeit gefreut. Schließlich hab’ ich den Lukas von Herzen lieb. Und das Leben hier auf dem Erbhof, ja mei, das ist was, das ich mir immer gewünscht habe. Aber jetzt… Ich hab’ Angst!«

      Die Hauserin mußte schmunzeln. »Das geht einer jeder so. Wenn es ernst wird, dann spielen die Nerven nimmer mit. Aber keine Angst, das geht vorbei. Als ich meinen Xaver selig geheiratet habe, da wollte ich weglaufen. Ja, ehrlich! Lach net, ich war total in Panik. Wennst jetzt ja sagst, hab’ ich bei mir gedacht, dann sitzt in der Falle und bist für immer gefangen. Aber dann hab’ ich mich überwunden. Und hernach waren wir fast dreißig Jahr’ lang glücklich miteinander.«

      »Ach, du hast Glück gehabt. Aber was ist, wenn das bei mir nicht der Fall sein wird? Ich weiß nimmer, was ich noch machen soll. Lina?« Die Braut schaute sich irritiert um, denn die Hauserin hatte klammheimlich die Kammer verlassen. Tina betrachtete verdrossen ihr Spiegelbild. Bezaubernd schaute sie aus in dem traditionellen Hochzeitsdirndl aus cremefarbener Seide mit passendem kurzem Schleier und Haferlschuhen. Sie hätte glücklich sein können, ja, müssen. Aber sie war völlig unsicher, und ganz plötzlich war ihr sogar zum Heulen zumute!

      Als die Kammertür sich wieder öffnete, murmelte das Madel verdrossen:

      »Am liebsten würde ich die Hochzeit absagen.«

      »Aber ich nicht«, kam es da von der Tür her.

      Tina schrak leicht zusammen und machte große Augen. »Lukas, was tust du denn hier? Weißt denn nicht, daß es Unglück bringt, wenn der Bräutigam die Braut vor der Trauung sieht?«

      »Schmarrn.« Er nahm ihre Hände und schaute ihr in die Augen. Lukas Brinkmeier war ein fesches Mannsbild, dunkelhaarig, mit samtbraunen Augen. Im schneidigen Festtagsloden sah er noch besser aus als sonst.

      Und als er Tina ein sanftes Busserl schenkte, wurde sie schon ein wenig ruhiger.

      »Ich möchte, daß du dich nimmer aufregst. Die Lina sagt, du bist ein Nervenbündel. Schau, Liebes, heut ist doch unser großer Tag. Wir zwei haben uns lieb, und das sollen alle wissen. Was ist denn das für ein Grund, die Nerven zu verlieren?«

      Sie blickte zu ihm auf, und ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre ebenmäßigen Züge, als sie zugab: »Du hast recht, ich hab’ mich ganz dumm benommen. Sei mir nicht bös, Lukas. Wenn du bei mir bist, dann ist die ganze Aufregung wie weggeblasen. Aber jetzt müssen wir uns sputen, sonst lassen wir den Hochwürden noch warten. Und das bei unserer eigenen Hochzeit!«

      »Das wäre nicht sehr passend.« Er lachte, drückte ihr noch ein Busserl aufs Haar und verließ dann eilig die Kammer.

      Nachdem die Braut diese kleine Krise überstanden hatte, verließ die Hochzeitsgesellschaft noch relativ pünktlich den Erbhof. In der kleinen Kirche von Wildenberg versammelte sich derweil bereits die Festgemeinde. Josef Brinkmeier, der als Brautführer fungierte, weil Tina keine Verwandten mehr hatte, machte ständig einen langen Hals und spähte aus der Tür nach draußen. »Ich hätte sie abholen sollen«, murmelte er vor sich hin. »Der Lukas ist imstande, seine eigene Hochzeit zu versäumen. Herrschaftszeiten, das gibt’s doch net…«

      »Jetzt beruhige dich, Vater, sie kommen«, konnte Max ihn da wissen lassen. »Net, daß du mir noch stolperst…« Er lächelte frech und verzog sich in die Bank neben Anna Stadler.

      Und wenig später ging es dann los. Am Arm von Dr. Josef Brinkmeier schritt die zarte Braut zum Altar, wo Lukas bereits auf sie wartete. Hochwürden Hirtner hielt eine ergreifende Predigt, und als das Paar die goldenen Ringe tauschte, seufzte Anna Stadler so vernehmlich, daß Max schmunzeln mußte.

      In der kühlen, nach Weihrauch duftenden Atmosphäre des kleinen, barocken Gotteshauses fand da eine Liebesgeschichte ihr Happy-End, die doch nicht ganz alltäglich war. Lukas, der in sich gekehrte Eigenbrötler, hatte in der schönen Tina die Frau fürs Leben gefunden. Und als die beiden dann zu den rauschenden Klängen der Orgel die Kirche als Mann und Frau verließen, in den sonnigen Frühlingstag hinaustraten, da spürten sie beide, daß für sie nun ein ganz neues, ein gemeinsames Leben beginnen sollte. Und das Glück, das strahlte ihnen nur so aus den Augen.

      Das große Hochzeitsfest wurde auf dem Brinkmeier-Hof gefeiert. Bei dem schönen Wetter konnte man sogar draußen essen, im Wirtschaftshof war eine lange Festtafel aufgebaut worden, und das deftige Menü mit Speisen aus der Region ließ keine Wünsche offen. Ein wenig enttäuscht war einzig die Hauserin Lina, denn sie hätte dieses große Festmahl am liebsten ganz allein hergerichtet. Aber das hatte Lukas doch einem Partyservice überlassen, und so bot sich Lina und ihrer Kollegin aus dem Doktorhaus ausgiebig die Gelegenheit, überaus kritisch an kulinarischen Kleinigkeiten herumzumäkeln.

      Allen anderen Festgästen – und an diesem Tag war wirklich ganz Wildenberg auf dem Brinkmeier-Hof versammelt – mundete es dagegen hervorragend. Man sah nur zufriedene Mienen, hörte Lachen und angeregte Gespräche. Natürlich stand das Brautpaar


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