Dr. Brinkmeier Staffel 2 – Arztroman. Sissi Merz

Dr. Brinkmeier Staffel 2 – Arztroman - Sissi Merz


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es Kennedy nicht mehr, sich da einzumischen. Ich glaube, nur so können wir eine Basis für unsere Zusammenarbeit finden. Und diesmal eine tragfähige, die auf Dauer etwas aushält.«

      Schwester Mary hatte ihr aufmerksam zugehört, nun gab sie zu bedenken: »Sie haben etwas vergessen. Sie denken nur an Ihre eigenen Gefühle. Aber was ist mit Doktor Kennedy? Oder wollen Sie bestreiten, daß da auch persönliche Sympathie eine Rolle spielt?« Die Nonne lächelte weise. »Ich weiß, davon wollen Sie nichts hören. Doch ich habe Ihnen das schon einmal gesagt; die Gefühle dieses Mannes sind nicht zu unterschätzen. Auch wenn Sie sie nicht erwidern, sollten Sie doch nicht den Fehler machen, sie einfach zu ignorieren.«

      »Vielleicht haben Sie recht, Mary«, gestand Julia ihr da ein wenig zögernd zu. »Das ändert aber nichts an meiner Haltung. Ich werde mich bemühen, in Zukunft auf einer rein sachlichen Ebene mit dem Kollegen umzugehen. Ich kann keine Rücksicht auf seine möglichen Gefühle nehmen, das schaffe ich nicht. Es ist schon so schwierig genug.«

      »Ich verstehe. Aber das wird die Situation auch nicht eben einfacher machen. Es ist wohl eine Binsenweisheit, daß Doktor Brinkmeier hier an allen Ecken und Enden fehlt, nicht wahr?«

      Die schöne Ärztin konnte ihr nicht widersprechen. Als Schwester Mary sich zum Gehen wandte, erschien Tom Kennedy. Er machte Julia ein Zeichen, ihm ins Ärztebüro zu folgen und gab ihr dort ein Schreiben von der Organisation, die Ärzte in die Entwicklungshilfe vermittelte, und auch ihn nach Holy Spirit geschickt hatte.

      »Wir kriegen Unterstützung«, erklärte er knapp.

      Julia überflog die Zeilen. »Eine Kollegin aus Dänemark kommt für ein halbes Jahr hierher? Das ist mal eine gute Nachricht.«

      »Finden Sie?« Der Schotte wirkte alles andere als begeistert. »Sie bilden sich doch nicht im Ernst ein, daß das eine Verbesserung der Lage darstellt? Bis dieses junge Huhn eingearbeitet ist, wird es schon bald wieder Zeit sie nach Hause zu schicken. Ich finde das nicht sehr erfreulich.«

      »Hier steht, sie ist fertig ausgebildet. Das sind doch gute Voraussetzungen. Wir sollten uns überraschen lassen.«

      Tom Kennedy blickte verächtlich in die Luft. »Sie spekulieren wohl schon wieder auf eine Reise nach Wildenberg. Aber das würde ich mir an Ihrer Stelle aus dem Kopf schlagen. Wenn Sie sich mal für etwas entschieden haben, dann bleiben Sie auch dabei!«

      »Ich denke nicht daran, mit Ihnen mein Privatleben zu diskutieren, die Zeiten sind vorbei«, stellte Julia bestimmt klar. »Und was die neue Kollegin angeht; ich freue mich auf sie. Endlich mal ein Mensch, mit dem man vernünftig reden kann!«

      Der Schotte starrte sie einen Augenblick erbost an, dann verließ er türenknallend den Raum. Julia lächelte schmal und murmelte: »Sag ich doch…«

      *

      »Mei, ist das schön, daheim zu sein!« Tina Brinkmeier warf ihrem Mann Lukas einen verliebten Blick zu. »In Venedig war es traumhaft, aber auf dem Hof hier, da bin ich noch viel lieber!«

      Der Bauer lächelte zufrieden. »Das höre ich nur zu gern. Aber heut abend mußt dich mal von unserem Paradies losreißen, Schatzerl, da sind wir nämlich ins Doktorhaus eingeladen.«

      »Fein, das wird gewiß nett.« Die junge Frau dachte kurz nach. »Was meinst, ob aus deinem Bruder und der Anna Stadler doch noch was werden kann? Ich hab’ die Anna gestern beim Kramer getroffen. Sie kommt heut abend auch ins Doktorhaus, sagt sie. Und am Samstag will der Max mit ihr und uns beiden ausgehen.«

      Lukas hob die breiten Schultern. »Wünschen könnte man es den beiden. Ich glaub, sie würden gut beisammen passen. Aber der Max hat ja immer noch seine Julia im Sinn. Und ob sich das jemals ändern wird, wage ich zu bezweifeln.« Er legte seine starken Arme um die schmale Taille seiner Frau und erklärte: »Wir Brinkmeiers sind halt arg treu. Das war schon immer so.«

      »Aha. Klingt gar net schlecht.« Sie lachte, als er ihr ein Busserl stahl, dann mahnte sie ihn aber: »Jetzt aussi aus meiner Kuchel, sonst wird das Mittagessen nie fertig. Hast denn nix zum arbeiten?«

      »Schon, aber ich bin lieber bei dir.« Er drückte ihr noch ein Küßchen auf die Schläfe und trollte sich dann. Tina lächelte vergnügt vor sich hin. Zwei herrliche Wochen Venedig lagen hinter ihnen, doch seit sie wieder daheim in Wildenberg waren, da empfand die junge Frau erst so recht das große Glück, das sie gefunden hatte. Und sie genoß es jeden Tag aufs neue.

      Am Abend machten Tina und Lukas sich dann zeitig auf den Weg zum Doktorhaus. Es gab ein freudiges Wiedersehen, das junge Paar wurde von allen herzlich willkommen geheißen, und beim Essen herrschte eine überaus heitere Stimmung. Bis Max einen Anruf erhielt, der ihn ins Kinderheim St. Bartholomä rief. Seit einer Weile hatte der junge Landarzt nämlich dort die medizinische Betreuung der Waisenkinder übernommen.

      »Ein Kind hat Fieber, das sich nicht senken läßt. Ich muß hin«, ließ er die fröhliche Runde wissen, die er nur ungern verließ. Anna

      Stadler bot spontan an, mitzukommen. Sie hatte Max schon einmal zum Kinderheim begleitet und die Waisen bei dieser Gelegenheit ins Herz geschlossen. Der Landarzt hatte nichts dagegen, daß sie ihn begleitete.

      »Es geht dir wieder besser, gelt?« merkte Anna auf dem Weg nach St. Bartholomä an. »Ich weiß, du hast einen Kummer gehabt. Aber heut wirkst wieder ausgeglichen und zufrieden auf mich.«

      »Das macht deine nette Gesellschaft«, scherzte Max. »Aber im Ernst; du hast schon recht, Anna. In letzter Zeit hat es ein paar Unstimmigkeiten zwischen der Julia und mir gegeben. Die sind jetzt wieder aus der Welt geschafft. Und darüber bin ich froh.« Er lächelte ihr zu. »Du sollst dich aber nicht immer um mich sorgen, das leide ich net.«

      »Wieso denn nicht? Wir sind schließlich Freunde. Und die kümmern sich umeinander, das ist ganz normal«, warf sie betont gelassen ein, auch wenn ihr eigentlich ganz anders ums Herz war. Die vage Hoffnung, daß Max und sie einander vielleicht doch noch näherkommen würden, schien sich wieder einmal in Rauch aufgelöst zu haben. Und es kostete Anna sehr viel Selbstbeherrschung, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.

      Der Landarzt wurde im Kinderheim bereits erwartet. Eine junge Nonne, die auf der Krankenstation arbeitete, ließ Max Brinkmeier wissen, daß der kleine Tobias ganz plötzlich Temperatur bekommen hätte, die noch immer im Steigen begriffen war.

      »Wir haben vermutet, daß er sich erkältet hat. Aber es schaut nun doch ernst aus«, erklärte sie besorgt.

      Der Mediziner untersuchte den kleinen Jungen und setzte ihm dann eine fiebersenkende Spritze. Danach wachte er noch eine Weile am Bett des Kindes, bis die Temperatur allmählich sank.

      »Sein Zustand ist jetzt stabil, aber ich sehe morgen wieder nach ihm.«

      »Was ist die Ursache? Können Sie schon etwas sagen, Herr Doktor?« fragte die Krankenschwester ihn.

      »Es scheint sich um eine Virusinfektion zu handeln. Keine klassische Erkältung. Ich habe eine Blutprobe gezogen, die ich untersuchen lasse. Hernach wissen wir mehr.«

      »Was denkst? Ist es was Ernstes?« wollte Anna auf dem Rückweg nach Wildenberg wissen. Das Kind tat ihr leid.

      »Ich bin mir nicht sicher. Es könnte auch eine allergische Reaktion sein. Der Bluttest wird uns Aufschluß geben.« Er warf ihr einen knappen Blick zu. »Soll ich dir morgen Bescheid geben?« Er freute sich, daß sie solchen Anteil an seiner Arbeit nahm. Und als sie bat, ihn am nächsten Tag wieder zum Kinderheim begleiten zu dürfen, war Max einverstanden…

      Den Samstagabend wollten Max, Anna, Lukas und Tina zusammen verbringen. In der Zwischenzeit hatte sich gezeigt, daß der kleine Junge aus dem Kinderheim doch an einem Erkältungsvirus litt. Anna war erleichtert gewesen, daß es dem Kind besser ging. Als Max das seinem Vater erzählte, merkte dieser an: »Die Anna wäre auch eine gute Ärztin geworden. Sie engagiert sich ebenso wie du für die Menschen und ihr Wohlergehen.«

      Der junge Landarzt konnte seinem Vater nicht widersprechen. Als Anna Stadler dann erschien, merkte er charmant an: »Du schaust heut ganz besonders hübsch aus. Wirst unserem frisch gebackenen Ehepaar die Schau


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