Das Amulett Staffel 1 – Liebesroman. Patricia Vandenberg

Das Amulett Staffel 1 – Liebesroman - Patricia Vandenberg


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hätte Sie gern gesprochen. Ich war heute schon einmal hier, habe Sie aber leider nicht angetroffen.«

      Brigitte blickte unauffällig in das schöne Gesicht. Die kalten graugrünen Augen lösten in ihr Mitleid mit Fabian aus, der elegante Nerzmantel, der lässig über den Schultern hing, und das teuere Modellkostüm darunter beeindruckten sie nicht.

      »Ich bin Norbert Bredows Frau«, erklärte die späte Besucherin, und Brigitte atmete beinahe hörbar auf.

      Vera merkte es und ärgerte sich. Wäre es nicht besser gewesen, sie hätte dieses Mädchen, dessen Anblick ihre Sicherheit sofort verringerte, im unklaren darüber gelassen, wessen Frau sie war? Sehr genau schien sie über Fabian noch nicht informiert zu sein. Aber der Fehler war bereits gemacht. Sie konnte es nicht mehr ändern.

      Brigitte war sich nicht schlüssig, was sie tun sollte, aber schließlich bat sie Vera doch ins Haus.

      Die Besucherin blickte sich ungeniert um, und ihr geheimer Zorn auf dieses blonde Mädchen wurde noch größer.

      »Ich habe so viel von Ihnen gehört, daß ich neugierig wurde«, erklärte sie beiläufig und ließ sich in einem der Sessel nieder, bevor Brigitte sie noch dazu aufgefordert hatte.

      »Leider kannte ich die Gräfin Vincenti nicht persönlich«, fuhr sie im harmlosen Plauderton fort. »Ich bedauere das jetzt sehr. Sie muß eine interessante Frau gewesen sein.«

      »Sie war ein sehr gütiger Mensch«, erwiderte Brigitte leise.

      »Nehmen wir einmal an, die Gräfin Vincenti hätte Ihnen ein nicht unbeträchtliches Erbe zugedacht«, fuhr Vera fort.

      »O nein, das ist völlig ausgeschlossen«, rief Brigitte. »Dr. Ferera stand ihr doch viel näher, und ich habe schon das Amulett bekommen.«

      Ihre Worte klangen so unbedingt aufrichtig, daß selbst Vera sie glaubte. Neugierig betrachtete sie den Anhänger, dem sie bislang keine Beachtung geschenkt hatte.

      »Er ist sehr wertvoll«, meinte sie anerkennend. »Wissen Sie das zu schätzen?«

      »Mir würde er genausoviel bedeuten, wenn er nicht wertvoll wäre. Er hat eine geheimnisvolle Bedeutung«, erklärte das Mädchen zögernd.

      »Sie sind abergläubisch?« fragte Vera spöttisch. Doch gleich danach schlug sie einen anderen Ton an, um Brigitte nicht mißtrauisch zu machen. »Sie sind ja auch noch sehr jung und naiv. Das soll bei Gott keine Kritik sein. Ich finde Sie sehr nett«, fuhr sie scheinheilig fort. »Es ist durchaus zu verstehen, wenn Sie einem Mann gefallen. Nur muß ich leider sagen, daß ich Fabian nicht gerade für gefühlvoll halte. Sie sollten sich mehr auf meinen Mann verlassen, liebes Kind.«

      »Ich wüßte nicht, warum«, gab Brigitte befremdet zurück. »Ich komme recht gut allein zurecht.«

      »Auch wenn Sie Celia Vincentis Universalerbin wären?« fragte Vera lauernd. »Und vielleicht gilt das Interesse meines Schwagers dieser Erbschaft.«

      Brigitte schwieg verletzt und versuchte zu ergründen, was diese Frau mit ihrem Besuch bezweckte. Mit keinem Gedanken dachte sie daran, daß Gräfin Celia sie in ihrem Testament bedacht haben könnte, und vor allem wollte sie nicht hören, daß Fabian unlautere Motive unterschoben wurden.

      »Die Gräfin Vincenti ist noch nicht einmal begraben«, sagte sie fest. »Ich halte ein Gespräch über ein etwaiges Erbe deshalb für taktlos. Ich habe sehr viel Güte von dieser Frau erfahren und möchte nichts als diese wunderbare Erinnerung an sie behalten.«

      »Meine Andeutungen stützen sich auch nur auf Vermutungen«, lenkte Vera schnell ab. »Ich wollte Ihnen nur von Frau zu Frau raten, weil ich mir denken kann, daß ein Mensch, der ganz allein ist, leicht übereilte Entschlüsse trifft.«

      »Ich bin nicht allein. Ich habe meine Eltern und einen Bruder«, widersprach Brigitte ruhig. »Es ist sehr freundlich von Ihnen, Frau Bredow, daß Sie sich eigens hierher bemüht haben, doch ich kann sehr gut allein zurechtkommen.«

      »Dann will ich Sie nicht länger stören. Aber vielleicht werden Sie sich an meine Worte bald erinnern und darüber nachdenken. Gute Nacht, Fräulein Dahl!«

      Brigitte dachte noch lange über diesen rätselhaften Besuch nach. Was immer diese Frau auch im Schilde führte, sie konnte nicht glauben, daß Fabian Bredow aus purer Berechnung Gefühle heuchelte. Nein, sie wollte sich nicht unsicher machen lassen. Ihr Vertrauen in ihr war nicht zu erschüttern. Sie wünschte sich nichts anderes, als seine Liebe.

      *

      Die Beerdigung war vorüber. Nur drei Menschen hatten der Gräfin Vincenti das letzte Geleit gegeben. Brigitte, Dr. Ferera und Fabian Bredow. Sein Bruder Norbert hatte sich mit einem dringenden Termin entschuldigen lassen.

      Nun waren sie in ihrem Haus versammelt, und Brigitte konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß sie noch unter ihnen weilte.

      Langsam wanderte sie durch die stillen Räume. Sie hatte kaum ein Wort mit den beiden Männern gewechselt.

      »Was wird nun mit diesem Haus geschehen?« fragte sie später den Arzt.

      Dr. Ferera blickte sie prüfend an.

      »Was würden Sie vorschlagen, Brigitte?«

      Ein trauriges Lächeln legte sich um ihren Mund. »Wenn ich Geld hätte, würde ich es kaufen. Es dürfte nichts verändert werden. Es ist alles so märchenhaft lebendig«, flüsterte sie.

      Fabian wollte etwas sagen, aber Ferera warf ihm einen warnenden Blick zu. Er verschränkte die Arme und lehnte sich an den Kamin.

      »Es war auch Celias Wunsch, daß in diesem Haus nichts verändert wird«, erklärte er gedankenverloren. »Aber wann wird schon der letzte Wunsch eines Menschen erfüllt.« Er drehte sich um und machte sich an der Holztäfelung zu schaffen. Ein leises Summen ertönte, und wie gebannt nahmen Brigitte und Fabian wahr, daß ein Teil der Wand sich zurückschob und den Blick auf vier Bilder freigab.

      Celia Vincenti, ihr Mann Frederico, ihr Sohn Manuel und Fatima. Brigitte wußte es, ohne daß es einer Erklärung bedurfte. Wie hinreißend schön Celia als junge Frau gewesen war! Daneben das interessante Antlitz des Grafen, das klassisch schöne des Jünglings und das Exotische

      von blauschwarzen Haaren umgebene und von einem orientalischen Kopfputz gekrönte Fatimas.

      »Ich kannte Frederico schon, bevor er Celia heiratete«, erzählte Dr. Ferera. »Wir studierten beide an der gleichen Universität. Wir waren Freunde, und wir liebten dieselbe Frau. Sie hat es nie erfahren«, fuhr er mit einem wehmütigen Lächeln fort. »Frauen wie sie lieben nur einmal. Ich durfte mich glücklich schätzen, ihr Freund zu sein.«

      »Wird Ihnen dieses Haus gehören, Dr. Ferera?« fragte Brigitte leise.

      »O nein, es...« Er unterbrach sich. »Es hat geläutet.«

      Brigitte achtete nicht darauf, sondern betrachtete immer noch fasziniert die Porträts.

      »Es wird Dr. Bredow sein«, meinte Dr. Ferera und schickte sich an, die Tür zu öffnen.

      »Ich gehe schon«, sagte Brigitte überstürzt und eilte aus dem Zimmer.

      Ferera wandte sich an Fabian Bredow. »Sie wird es nicht begreifen können«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Aber sie hat zwei Freunde. Ich täusche mich doch nicht, Dr. Bredow?«

      »Genügt Ihnen mein Wort?« fragte der jüngere.

      Ferera wehrte lächelnd ab. »Ich bin ein alter Mann. Lange werde ich ihr nicht mehr zur Seite stehen können.« Er ließ die Täfelung wieder zurückrollen, und im selben Augenblick, als sie sich mit einem Klicken schloß, traten Norbert Bredow und Brigitte ein, und die Testamentseröffnung konnte beginnen.

      Brigitte bemerkte den gehässigen Blick, mit dem Norbert Bredow seinem Bruder den schwarzen Aktenkoffer übergab, nicht. Sie hatte auf dem Sofa Platz genommen und blickte schweigend auf ihre gefalteten Hände.

      Fabian Bredow zögerte. Er hätte gern vor der Verlesung des Testamentes ein paar Worte allein


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