Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman - Günter Dönges


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war peinlich berührt.

      Nicht wegen der Worte, die er und sein junger Herr zu hören bekamen. Sentenzen dieser Art waren schließlich das tägliche Brot im Umgang mit Gangstern. Hier im Fall Stan Harris aber kam hinzu, daß der korpulente, junge Mann mit den harten Augen sich in einen wahrhaften Wortrausch hineinsteigerte. Speichelbläschen bildeten sich in den Mundwinkeln. Stan Harris war außer sich. Er schäumte vor Wut, und zwar in des Wortes wahrster Bedeutung.

      »Sie werden sehr auf ihn aufpassen müssen«, sagte Parker später zu Dave Landers. »Es ist nicht ausgeschlossen, daß er selbst Sie eines Tages erschießen wird.«

      Dave Landers antwortete nicht darauf. Er bemühte sich, Stan Harris nicht anzusehen. Ob Parkers Worte ihn beeindruckt hatten …?

      *

      Zehn Minuten später schrammte der Bootskörper an einem harten Gegenstand entlang. Mike Rander eilte an eines der Bullaugen und sah hinaus. Hastig wandte er sich zu Parker um.

      »Wir sind an einem Holzsteg«, rief er leise. »Ende der Reise. Mal sehen, ob die beiden Gangster an Deck jetzt verschwinden werden.«

      Nun, ihre Schritte waren deutlich zu hören. Sie klapperten über die Holzbohlen und verloren sich in der Dunkelheit. Für Mike Rander und seinen Butler schien der Weg frei zu sein.

      »Das kann eine Falle sein«, meinte Rander nachdenklich. »Sie wollen uns nur an Deck locken und uns dann mit ihren Maschinenpistolen beharken.«

      »Dagegen ließe sich einiges tun, Sir.«

      »Zum Beispiel?«

      »Wir könnten die beiden Herren dort veranlassen, vor uns an Deck zu gehen.«

      »Ausgeschlossen, Parker. Das wäre gleichbedeutend mit Mord. Lassen Sie sich etwas Originelleres einfallen.«

      »Ihr kommt nicht heil durch«, schrie Stan Harris gehässig. »Steckt auf, ihr schafft es nicht.«

      »Nehmen Sie endlich Vernunft an, Rander«, schaltete sich Dave Landers wieder ein. »Lassen Sie uns frei. Ich sorge dafür, daß Sie auch unbehelligt in die Stadt zurückkommen können.«

      »Sie werden beleidigend«, meinte Parker verweisend. »Auf Ihre Gedanken und Anregungen eingehen, hieße, sich zu ausgemachten Trotteln abzustempeln. Ich werde einen Test machen.«

      Sowohl Landers als auch Harris sahen neugierig und fasziniert zu, was der Butler mm tat. Er holte aus einem schmalen Spind einen Besen und drapierte ihn mit einem alten Malerkittel, der ebenfalls im Spind hing. Dann nahm er Landers Hut und stülpte ihn auf die Spitze des Besens.

      Mit dieser improvisierten Vogelscheuche trat Parker auf den Niedergang zu. Schritt vorsichtig über die steilen Stufen nach oben und umfaßte den Besenstiel dieser Figur. Ruckartig schob er die Vogelscheuchte nach oben. Vom Pier aus mußte man unbedingt den Eindruck gewinnen, daß ein Mensch aus Fleisch und Blut sich anschickte, vorsichtig an Deck zu steigen.

      Mike Rander war gespannt, was sich mm ereignen würde. Warteten die beiden bereits geflüchteten Gangster in der Dunkelheit? Würden sie schießen?

      Zu seiner ehrlichen Überraschung tat sich nichts.

      Selbst Parker war leicht indigniert. Auch er hatte mit einer schnellen Schußfolge gerechnet.

      »Ich möchte fast sagen, daß dieses Verhalten gegen die allgemeinen Regeln verstößt«, sagte er zu dem jungen Anwalt. »Ich kann mir kaum vorstellen, daß meine bescheidene Kriegslist durchschaut worden ist.«

      »Die machen euch fertig«, kreischte Stan Harris wieder einmal dazwischen. Die Speichelbläschen in seinen Mundwinkeln vermehrten sich. Er riß an den dünnen Stricken, die seine Hände zusammenhielten.

      »Sie wiederholen sich stereotyp«, stellte der Butler fest. »Liegt es nur an Ihrer mangelhaft ausgebildeten Phantasie, daß Ihnen keine neuen Redewendungen einfallen?«

      »Dich krieg’ ich noch dran«, slangte der Gangster und erstickte fast an seiner Wut. Er wollte noch mehr herauskeuchen, als plötzlich ein Schuß fiel. Das Geschoß, in nächster Nähe des Piers abgefeuert, prallte gegen einen Eisenträger, der wie ein Gong schepperte. Dann jaulte dieses deformierte Geschoß als Querschläger unkontrolliert durch die Nacht.

      Dann ein Schrei …!

      Mike Rander sah seinen Butler erwartungsvoll an.

      »Wenn Sie gestatten, Sir, werde ich mich um Einzelheiten kümmern«, sagte Parker und war blitzschnell auf dem Niedergang. Parker überhörte absichtlich einen Warnruf seines jungen Herrn. Innerhalb weniger Sekunden stand er auf Deck.

      Der nächste Schuß blieb aus. Die beiden Gangster mußten sich tatsächlich abgesetzt haben.

      Mike Rander kam nun ebenfalls nach oben. »Was machen wir mit Landers und Harris?« fragte er seinen Butler.

      »Da sie zur Zeit bewegungsunfähig sind, Sir, sollte man sich oben auf dem Pier etwas umsehen. Nach diesem Schuß ist mit dem schnellen Erscheinen der Polizei zu rechnen.«

      »Der Sie gern aus dem Weg gehen möchten, wie?«

      »Allerdings, Sir. Es wird nach wie vor mein Bestreben sein, der Polizei bereits geklärte Fälle zu übergeben, eine kleine, bescheidene Marotte von mir.«

      »Dann sollten wir uns beeilen …!« Mike Rander stieg auf den Holzsteg über. Parker folgte unmittelbar. Die Gefahr war für sie noch längst nicht gebannt. Die Dunkelheit konnte noch immer tödliche Überraschungen bereithalten.

      Die beiden Männer hatten gerade den Pier erreicht, als plötzlich eine Maschinenpistole ratterte.

      Doch die Schüsse galten nicht ihnen. Sie wurden in der Höhe eines flachen, langgestreckten Holzbaus abgefeuert. Das Mündungsfeuer war nicht zu sehen.

      Parker drückte sich seine schwarze steife Melone fest auf den Kopf und hakte den Bambusgriff seines Universal-Regenschirms über den linken Unterarm. Er war somit bereit, etwaigen Gangstern zu begegnen.

      Beide Männer besaßen längst wieder ihre Waffen. Sie hatten sie sich von Stan Harris zurückbesorgt. Wenn es sein mußte, konnten sie sehr wirkungsvoll mitmischen.

      »Vorsicht, Sir …!«

      Parker blieb jäh stehen und nahm Deckung hinter einem Telefonmast. Mit der Spitze seines Regenschirms deutete er auf eine Gestalt, die sich mühsam heranschleppte.

      Oder handelte es sich um einen Betrunkenen?

      Parker war sich seiner Sache nicht vollkommen sicher.

      Die Gestalt taumelte, stolperte, raffte sich wieder auf und taumelte weiter. Sie schien alle Orientierung verloren zu haben. Sie hielt schnurstracks auf die Kante des Piers zu, als habe sie vor, sich ins Hafenwasser zu stürzen.

      Mike Rander schob sich von seinem Butler weg. Er huschte über Gleise, duckte sich und schnitt dem Torkelnden den Weg ab.

      Sekunden später erkannte der Butler die beiden Männer, die neben dem langgestreckten Bau auftauchten. Sie waren etwas unvorsichtig und vergaßen, daß sie vom Licht einer weit entfernt stehenden Bogenlampe beleuchtet wurden.

      Einer der Männer hielt einen länglichen Gegenstand im Arm. Dieser Mann blieb stehen und nahm diesen seltsamen Gegenstand etwas höher, als wollte er eine Waffe in Anschlag bringen.

      Parker war schneller.

      Eine Maschinenpistole!

      Sein vorsintflutlicher Colt, Kaliber 45, spuckte Feuer. Parker zielte nicht auf die Gestalt, sondern nur auf das Pflaster. Die Geschosse prallten und funkten gegen den Basalt und stoben feuersprühend zum Nachthimmel hoch.

      Die beiden Männer drehten hastig ab. Sie flüchteten und kümmerten sich nicht weiter um den Torkelnden, den Mike Rander fast erreicht hatte. Daß in diesem Augenblick das nervenzerreißende Gekreisch einer Polizeisirene zu vernehmen war, konnte nur als durchaus stilvoll bezeichnet werden, weshalb Parker sich auch überhaupt nicht darüber wunderte …

      *

      Kraftvoll


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