Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman - Günter Dönges


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und markant geschnitten. Dieser Mann hätte ohne weiteres als männliches Mannequin arbeiten können. Er war wie aus einem Modejournal geschnitten.

      »Sie sind Mike Rander?« Er wandte sich an den jungen Anwalt.

      »Stimmt … Ihren Namen werden sie mir wohl nicht nennen, oder?«

      »Warum nicht, Rander? Ich heiße Dave Landers. Das braucht kein Geheimnis zu bleiben.« Der Gangster lachte ironisch.

      In diesem Augenblick wußte der Anwalt mit letzter Sicherheit, daß Josuah Parker und er ermordet werden sollten. Am Tonfall der Stimme hatte er es deutlich herausgehört, als dieser Gangsterboß seinen wirklichen Namen genannt hatte …

      *

      »Dann eben nicht«, sagte Dave Landers ohne jeden Ärger in der Stimme.

      »Wir kommen auch ohne Ihre Aussage hin, Rander!«

      »Wer nichts weiß, kann auch nichts aussagen«, gab der junge Anwalt zurück. »Ob Sie es glauben oder nicht, Landers, wir ahnen noch nicht einmal, um was es eigentlich geht.«

      »Rechnen Sie damit, daß ich Ihnen ein Licht aufstecke?«

      »Ein kleiner Hinweis könnte nicht schaden, Landers. Aber dazu haben Sie bestimmt zuviel Angst.«

      »Wollen Sie mir mit der psychologischen Tour kommen? Pech gehabt, Rander. Sie erfahren nichts von mir, auch wenn Sie und Ihr Butler gleich baden gehen.«

      Die Motorjacht schwamm bereits im offenen Fahrwasser. Sie hatte das Hafengebiet hinter sich gelassen. Ein frischer Wind ließ den Michigan-See in Bewegung kommen. Die kleine Motorjacht schlingerte heftig.

      »Ich möchte mit allem schuldigen Respekt vermelden, daß mir schlecht wird«, verkündete Josuah Parker in diesem Augenblick.

      »In zehn Minuten werden Sie das nicht mehr merken«, schaltete sich Stan Harris ein. Seine Augen glitzerten. Er freute sich im voraus darauf, die beiden Männer über Bord gehen zu lassen.

      »Sie müssen ein tolles Geschäft abwickeln, Landers«, sagte Mike Rander zu dem Gangsterboß. »Wegen der üblichen Gaunereien würden Sie nicht gleich drei Menschen ermorden. Miss Dalby geht bereits auf Ihr Konto.«

      »Stimmt haargenau. Und nun seid Ihr an der Reihe …!« Stan Harris lachte auf. Es war so etwas wie ein ersticktes Kichern.

      »Eine letzte Bitte sei mir gewährt«, machte Parker sich erneut bemerkbar.

      »Na, was haben Sie denn auf dem Herzen?« erkundigte sich Dave Landers.

      »Ich möchte wenigstens eine meiner Zigarren anrauchen«, bat der Butler mit äußerst leidender Stimme.

      »Von mir aus …!« Landers gab sich großzügig.

      »Aber keine faulen Tricks«, warnte Stan Harris. Er nahm den Lauf seiner Maschinenpistole hoch. Er bedauerte es bereits jetzt sichtlich, nicht schießen zu dürfen.

      Parker nahm sich Zeit.

      Er holte sein Zigarrenetui hervor, öffnete es umständlich und entnahm einen jener schwarzen Torpedos, für die er in Fachkreisen bereits berühmt und berüchtigt war. Mit gemessenen Bewegungen präparierte er sie für den Brand. Als er ein Streichholz anriß, trat Mike Rander unwillkürlich etwas auf die Seite.

      Ihm war bekannt, welche Giftschwaden solch einer Spezialzigarre entströmten.

      Doch zu seiner riesigen Überraschung roch der Rauch recht angenehm und würzig. Parker schien sich eine völlig neue Marke zugelegt zu haben. Ob sie ihm aber auch schmeckte, stand auf einem anderen Blatt.

      Der Butler schaute schon nach den ersten Zügen mißtrauisch auf das schwarze Deckblatt und runzelte die Stirn.

      Stan Harris ließ die beiden Männer hinter dem Tisch nicht aus den Augen. Er war und blieb mißtrauisch.

      Dave Landers hingegen fühlte sich als Herr der Lage. Er hatte sich eine Zigarette angezündet und warf Mike Rander die Packung zu. Der junge Anwalt nickte dankend und zündete sich ebenfalls eine Zigarette an.

      »Verdammt, Boß, wie lange sollen wir warten?« fragte Stan Harris ungeduldig.

      »Nur nicht so hastig«, dämpfte Landers den Eifer seines Vormannes. »Du kommst noch früh genug dran. Laß sie ein paar Züge rauchen!«

      »Die kommen uns mit faulen Tricks«, warnte Harris mißtrauisch.

      »Wie denn …?« Dave Landers lachte leise. »Bei der geringsten falschen Bewegung drückst du ab.«

      »Ich glaube, die Zigarre nicht zu Ende rauchen zu können«, klagte Josuah Parker plötzlich. Er griff sich an den Hals und schloß die Augen. Ihm war schlecht geworden. Er schwankte leicht und legte die Zigarre in den schweren Aschenbecher, der an der rechten Tischkante stand. Er mußte sich weit Vorbeugen, um ihn zu erreichen.

      »Soll ich Sie raufscheuchen?« Harris wandte sich an seinen Boß.

      »Gleich, Stan, gleich, wenn ich das Zeichen gebe. Ich, verstehst du?«

      »Schon gut, Boß …!« Harris war nicht eine Spur verlegen. Er sah seinen Boß eher fuchsschlau und abschätzend an.

      Parker lehnte sich mit dem Rücken gegen die Kajütenwand und sah sehr elend aus. Das Wiegen und Stampfen des Bootes setzte ihn außer Gefecht.

      Mike Rander war peinlich berührt, wie sein Butler sich ausgedrückt hätte. Solch einen Totalausfall seines Butlers hatte er nicht erwartet. Im Gegenteil, er hatte bis zu diesem Zeitpunkt fest damit gerechnet, daß Josuah Parker wieder einmal in letzter Sekunde einen Trick hatte, der ihnen das Leben rettete.

      Schade, dachte Mike Rander, er hat sich im Laufe der Zeit doch zuviel zugemutet und nun übernommen. Einmal mußte es ja so kommen. Schade um ihn, er war ein prächtiger Mensch. Hoffentlich bringt er es auch schnell hinter sich …

      Dave Landers schaute auf die Zigarre im Aschenbecher. Ihr Rauch stieg steil hoch, zerfaserte, kräuselte sich und breitete sich unter der niedrigen Decke der Kajüte wie ein Atompilz aus.

      In diesem Augenblick passierte es.

      Die schwelende Zigarre explodierte mit der Gewalt einer Granate. Sie fetzte auseinander und stieß einen Funkenregen aus, der an einen mittelschweren Vulkanausbruch erinnerte. Die Gewalt der Explosion war derart stark, daß das Deckenlicht zersprang.

      Stan Harris wurde vollkommen überrascht.

      Er hörte die Explosion, wirbelte herum und schoß ganz automatisch auf die zerplatzte Zigarre. Der Funkenregen irritierte und blendete ihn. Er kam überhaupt nicht auf den Gedanken, auf Mike Rander oder Josuah Parker zu zielen.

      Es hätte jetzt auch keinen Sinn mehr gehabt.

      Rander und sein Butler warfen den Tisch um.

      Die Tischkante fiel auf den linken Fuß von Stan Harris. Genauer gesagt, sie traf den rechten Zeh des Gangsters.

      Stan Harris brüllte auf, riß die Maschinenpistole herum und beackerte die hochgekippte Tischplatte.

      Große Holzsplitter lösten sich aus ihr und wirbelten als gefährliche Geschosse durch die Luft.

      Dave Landers nahm das alles nicht mehr zur Kenntnis.

      Getroffen von Parkers Universal-Regenschirm, lag er am Boden. Und zwar ohne Waffe. Mike Rander hatte sie ihm weggenommen.

      Stan Harris brüllte wütend in der Dunkelheit herum.

      Er hatte sein Magazin leergeschossen und mußte nachladen. Dazu fehlte ihm aber die Zeit. Josuah Parker war sehr dagegen, daß Stan Harris ein zweites Mal herumschoß. Er ging von der durchaus richtigen Vorstellung aus, daß ein Zufallstreffer schließlich Schaden anrichten konnte.

      Kurz, als Harris sich vorsichtig auf den Niedergang zuschieben wollte, da fühlte er einen tippenden Finger auf seiner linken Schulter. Er wirbelte herum. Er war wie eine Stahlfeder, so elastisch und kraftvoll. Sekundenbruchteile später war diese Stahlfeder weich und schlaff. Das hing mit dem Bambusgriff von


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