Wer zuerst lacht, lacht am längsten. Felix Dvorak
Den Florian Silbereisen und die Rosamunde-Pilcher-Geschichten.
Natürlich habe ich sie in einer Privatklinik untergebracht. Und dann habe ich von dort den Anruf erhalten, der Sigismund ist da.
Sofort bin ich in die Klinik gefahren. Gleich beim Eingang habe ich mich erkundigt, wo denn mein schöner Sohn zu besichtigen wäre. Die in der Information haben mir gesagt, ich soll nur in die Gebärstation gehen. Es steht sowieso an jeder Türe angeschrieben.
Auf der ersten Türe ist gestanden: WUNDERSCHÖNE BABYS. Bin ich hinein und hab gerufen: »Sigismund! Wo ist denn mein wunderschöner Sigismund?!« Aber es hat sich keiner gerührt. Bin ich raus und zur nächsten Türe.
Da ist draufgestanden: SCHÖNE BABYS. Bin ich hinein und habe gerufen: »Sigismund! Wo ist denn mein schöner Sigismund?!« Aber nichts hat sich gerührt. Bin ich raus und zur nächsten Türe.
Das ist draufgestanden: NICHT SO SCHÖNE BABYS. Bin ich hinein und habe gefragt: »Sigismund! Wo ist denn mein Sigismund?« Aber nichts hat sich gerührt. Bin ich hinaus und zur nächsten Türe.
Da ist gestanden: HÄSSLICHE BABYS. Bin ich hinein und habe gefragt: »Ist da vielleicht unser Sigismund?« Aber nichts hat sich gerührt.
Bin ich raus und zur nächsten Türe – und auf der ist gestanden: SIGISMUND.
Mit diesem globalen Programm verstörte ich 1964 im Kabarett »Rendezvous« die Hamburger.
Es war im Jänner 1964, als ich mit Heinz Reincke in der urigen Gaststätte »Grün« am Hamburger Hansaplatz beisammensaß und er kräftig »lütt un lütt« Bier mit Korn die Kehle runterrutschen ließ.
Da gesellte sich der Theaterarzt des Hamburger Schauspielhauses zu uns an den Tisch. Und als er so sah, wie der glänzende Mime immer benebelter wurde, warnte er ihn eindringlich: »Mein lieber Reincke, bedenken Sie, dass Alkohol ein langsam tötendes Gift ist.«
Reincke antwortete: »Das macht überhaupt nichts. Ich hab Zeit!«
Der erste große Blödler der Theaterbühne war Hanswurst. Der gebürtige Knittelfelder Josef Anton Stranitzky gilt als dessen Erfinder.
1972 spielte ich in einem biografischen, von Edwin Zbonek inszenierten Film den historischen Komiker. Natürlich sollte ich darin auch die Alkoholeskapaden Stranitzkys darstellen – und soll darin recht lustig gewesen sein.
Ob der erste Hanswurst darüber gelacht hätte, ist anzuzweifeln, denn er fand nie einen Kollegen gut. Aber er war auch ständig von Selbstzweifeln verfolgt. Diese Probleme bekämpfte er – natürlich – mit Alkohol. 1726 starb er im Alter von 50 Jahren in Wien und hinterließ neun Kinder und eine tieftraurige Witwe. Als man diese nach Stranitzkys Todesursache fragte, meinte sie tränenerstickt: »Die Liebe und das Saufen!«
Teilnahmsvoll erkundigte man sich: »Was Sie nicht sagen? Auch die Liebe?«
»Ja«, antwortete die Hinterbliebene, »zum Saufen!«
Genussakademie
Der große Vortragssaal der Genussakademie. Jeder Student hat vor sich eine gefüllte Flasche Wein und ein Glas. Der Professor betritt sicher, jedoch beschwingt das Podium. Die Studenten klopfen mit ihren Weingläsern auf die Pulte. Der Professor gießt sich aus der eben entkorkten Flasche Wein in sein Glas. Sofort kehrt gespannte Ruhe im Hörsaal ein.
»Meine Damen und Herren! Prost!« Der Professor prostet den Studenten zu. Diese erwidern. Der Professor nimmt einen herzhaften Schluck aus seinem Glas. Was die Studenten sofort nachahmen. »Endlich wurde einem dringenden Bedürfnis entsprochen. Wie Sie ja alle mit Stolz und Genugtuung vernommen haben, steht Österreich im Spitzenfeld der Länder mit den größten Kontingenten an Säufern und Deliranten. Deshalb wurde auch diese Genussakademie mit dem Institut ›Trinken will gelernt sein‹ gegründet. Prost!«
Nun nimmt der Professor nach jedem Prost einen kräftigen Schluck aus dem stets neu gefüllten Glas. Und die Studenten folgen seinem Beispiel.
»Doch dieses Institut soll nicht nur den Nachwuchs fördern, sondern auch Sammelpunkt aller Spitzentrinker im Lande sein. Prost!
Unsere Lehrkräfte werden Sie, meine lieben Damen und Herren, die Sie sich entschlossen haben, die Trinkerlaufbahn einzuschlagen, in Kurschen … Kursen … und Sche… Seminaren und Sch… Seminaren Ihrem Traumziel näherbringen, dem Delirium tremens, das bei uns als Reifeprüfungsnachweis gilt. Prost!
Das Studium ist nicht leicht. Sie werden hart arbeiten müssen. Aber schließlich haben Sie ja unsere strenge Aufnahmesprühung … Prüfung … mit eins Komma vier bis zwei Komma null Promille bestanden. Gratuliere! Prost!
Wie mir mitgeteilt wurde, sind einige unter Ihnen schon recht fleischig … fleißig. Diescher Eifer ist lobenswert, doch muss ich Schie doch erschuchen … ersuchen, sich künftighin genau an die schrikten Anweischungen … Anweisungen des Lehrpersonals zu halten. Prost!
Sauen Schie … schauen Sie, blindwütig durcheinandersaufen, das kann bald einer. Jedoch … Prost!
Jedoch wir Öschterreicher sind ein altes Weinkulturvolk, das mit … mit … ja mit Recht darauf stolz ist, auf seine Pädikatsweine! Prost!«
Der Professor wankt und droht seitlich abzusinken. Aber er fängt sich wieder. »Mit inniger Freude schauen wir zurück auf den schogenannten Weinschkandal. Genau den haben wir damalsch notwendig gebraucht. Scheit damalsch ist der Weinkonschum …sum unfasch… unfassbar gestiegen. Proscht!
Hochverehrte Tschecheranten! Trunken- und andere Bolde! Wir leben in einer harten Zeit. Ein verantwortungschvoller Schäufer hat es heute schehr schwer. Denken Sie nur an die radikale Besteuerung jedweden Alkohols. Und das in einem Land der besten Sch… Sommeliers! Die Frau Finanzminischterin ist ja noch viel schlimmer als die Reblaus! Und es gibt vorläufig auch kein Spritzmittel gegen schie. Wenn diesche Besteuerung nicht nachläscht, werden wir leider im Notfall zum Selberbrennten greifen müssen. Übrigens vermiddelt unser Inschtitut, zu äuscherst kulanten Bedingungen, Blindenhunde. Proscht!
Das echte Trinken, meine lieben Süler, schollte eigentlich von der ganzen Familie gepflegt werden. Proscht!«
Der Professor hat nun sein Glas bis zum Rand mit Wein gefüllt und trinkt es in einem Zug aus. Auch die Studenten machen es ihm gleich. »Ist es nicht ein beglückendes Gefühl, so im Kreise seiner Rauschkinder zu sitzen und schon am frühen Morgen von den lieben Kleinen mit einem kräftigen …« – der Professor stößt tief und genussvoll auf – »… begrüßt zu werden?! Proscht!
Meine Kinder, liebe Freunde, meine eigenen Kinder bekommen statt so einem ungeschunden Grieschbrei ausch dem Flascherl … einen Litler Vettiner … einen Litler Vlettiner … einen Hitler, einen Vitler Letiner … Proscht!
Zum Abschlusch meines Vortrages möchte ich noch hinweischen auf das zweiteilige Scheminar ›Der Trinker als Tierfreund‹.
a: Dein Freund der Kater!
b: Über die Aufzucht weißer Mäusche!
Proscht!«
Der Professor trinkt den Rest direkt aus der Flasche. »Beschuchen Schie auch unschere Schonderkurse, was da schind: Ein Vortrag von Professor Zechmeister – ›Der Trinker schwört auf seine Fahne!‹. Ferner gibt es eine DVD von Professor Dr. Sodbrenner mit dem Titel: Weinwanderung von Kalksburg nach Gugging und wieder retour!‹. Schowie eine Dischkuschionsrunde mit Notar Dr. Kotzebue über das Thema: ›Gehören Nierensteine zum Familienschmuck?‹«
Der Professor fällt unter das Vortragspult. Die Zuhörer werden auf Bahren aus dem Hörsaal getragen.
Sofort füllen sich wieder die Reihen mit neuen Studenten, die nun eifrig Zigarettenpackungen auf ihren Pulten auftürmen. Unter einer gewaltigen Rauchwolke betritt der Professor das Podium, um sich sofort eine