Wer zuerst lacht, lacht am längsten. Felix Dvorak

Wer zuerst lacht, lacht am längsten - Felix  Dvorak


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      Als Taferlklassler, und das deshalb, weil man 1942 in der Schule noch mit einem Griffel auf einer Schiefertafel schrieb.

       Oskar Kokoschka sagte einmal: »Aus meiner Schulzeit sind mir nur die mannigfaltigen Bildungslücken in Erinnerung geblieben.«

      Mir ist aus meiner Schulzeit nur ein Lehrer in Erinnerung geblieben, und das auch nur deshalb, weil er ein brutaler Sadist war. Er gab mir eine Ohrfeige, dass meine Brille zerschmettert war, und quälte mich so in Mathematik und Geometrie, dass mein Interesse in dieser Richtung ein für alle Mal abstarb.

      Mark Twain ließ in seinen Romanen »Tom Sawyers Abenteuer und Streiche« und »Abenteuer und Fahrten des Huckleberry Finn« seine eigene Kindheit auferstehen. Über seine Schulzeit wusste er folgendermaßen zu berichten: »In meiner Schule war es streng verboten, die Schreibpulte mit Taschenmessern zu bearbeiten. Und es setzte darauf eine Strafe. Diese bedeutete entweder fünf Dollar, oder wenn diese nicht aufgebracht werden konnten, eine öffentliche Verprügelung. So war auch ich eines Tages an der Reihe und ich musste notgedrungen meinem Vater davon berichten.

       Äußerst verärgert sagte er: ›Ich will unseren guten Namen nicht durch dich schänden lassen, indem du vor den anderen zum Gespött wirst. Also bekommst du von mir die fünf Dollar. Aber damit alles seine Gerechtigkeit hat, komm jetzt mit mir auf mein Zimmer.‹

       Dort erlitt ich dann die gerechte Züchtigung. Als ich wieder ins Freie hinauskam, rieb ich mir mein Hinterteil, aber ich hatte fünf Dollar in der Tasche. Sodann überlegte ich mir: Ich habe also die schmerzende Strafe überstanden. Wieso sollte ich die Züchtigung in der Schule nicht genauso ertragen. Und so stellte ich mich zur Prügelung in der Schule zur Verfügung und behielt die fünf Dollar. Sie waren mein erstes selbstverdientes Geld.«

      Sigismund Schreferl

      Ich heiße Sigismund. Ich bin der Größte in meiner Klasse. Mein Papi sagt, ich bin frühreif und überentwickelt. Ich bin ja auch schon lange in meiner Klasse. Das dritte Jahr.

      Ich habe zwar immer neue Schulkameraden, bin aber trotzdem sehr beliebt. Weil im Frühjahr habe ich nämlich die Masern gehabt, und da habe ich die ganze Klasse angesteckt. Auch den Herrn Lehrer. Der war sicher auch froh, dass er nicht in die Schule hat müssen. Und trotzdem hat er mir schon in diesem Jahr den achten Fünfer gegeben.

      Der ist immer so grantig. Kein Wunder! Wenn ich ein Leben lang in die Schule gehen müsste, wäre ich auch grantig. Mein Papi sagt, der ist nur grantig, weil er bei der Lehrergewerkschaft ist und trotzdem arbeiten muss.

      Die Schule ist ja auch was Furchtbares. Das fängt schon an, wenn man in die erste Klasse kommt. Da sind nicht einmal die Sitze gepolstert.

      Gestern war mein Papi in der Schule und hat den Herrn Lehrer gefragt, wo es denn bei mir fehle.

      Hat der Herr Lehrer gesagt: »Eigentlich nur im Kopf.«

      Darauf hat der Papi zur Mami gesagt: »Dein Sohn ist ein Trottel!«

      Hat die Mami gesagt: »Mir gerät er nicht nach, weil ich hab schon mit zehn Monaten laufen können.«

      Da hat der Papi gesagt: »Was ist das schon? Ich habe mich noch mit vier Jahren tragen lassen.«

      Was einem die für blöde Fragen stellen in der Schule. Da hat mich doch der Herr Lehrer gefragt: »Sigismund, was weißt du über die Familie der Wiederkäuer?«

      Habe ich geantwortet: »Ich weiß über die gar nichts, denn meine Mami hat mir verboten, über andere Familien zu sprechen.«

      Da war der Herr Lehrer ganz böse und hat meine Eltern in die Schule bestellt. Darauf wollte mir der Papi das Taschengeld kürzen.

      Hab ich gesagt: »Wenn du das machst, Papi, dann sag ich der Mami alles, was ich weiß. Dann kriegst du überhaupt keines mehr.«

      Meine Mami ist nämlich ein Sparefroh. Weil die Zigaretten so teuer sind, wollte sie dem Papi das Rauchen abgewöhnen. Und da hat sie so ein afrikanisches Pulver gekauft und dem Papi immer in den Kaffee getan. Das hat gewirkt. Jetzt trinkt der Papi keinen Kaffee mehr.

      Die Mami spart so wie die Omi. Die Omi hat zum Papi gesagt: »Zu deinem 50er kriegst du ein Geschenk, das du gar nicht auf einmal tragen kannst.«

      Der Papi hat sich schon urgefreut – und dann hat er zwei Krawatten bekommen.

      Unlängst waren alle böse auf mich. Und das nur, weil ich mit meinem Freund, dem Kevin, gewettet habe, wer sich weiter aus dem Schulfenster hinauslehnen kann. Der Kevin hat gewonnen.

      Bums, hab ich wieder eine Strafe bekommen. Jetzt darf ich mir in der Nacht keine Pornos mehr im Fernseher ansehen. Dabei sind die so bildend. Da lernt man alles, was man später im Leben braucht.

      Mein Papi und meine Mami sind viel zu streng mit mir. Ich hab eh zu ihnen gesagt, wenn sie sich spielen, ziehe ich aus. Dann sind sie wieder in der Steuergruppe zwei: verheiratet, ohne Kind.

      An und für sich lernt man ja in der Schule sehr interessante Sachen. Unlängst haben wir gelernt, dass die Toten alle zu Staub werden. Hab ich mir gedacht, dann müssen unter meinem Bett schon einige gestorben sein.

      Ich habe einen Schulkollegen, der heißt Lukas, der ist urgescheit, wie der Harry Potter. Er hat mir sein Geheimnis verraten. Er ist mit dem großen Magier Lord Voldemort in Verbindung. Und deswegen kann er nämlich alles voraussagen. Der Lukas hat im Voraus gewusst, dass ich wieder einen Fleck auf die Schularbeit bekomme.

      Ja, der kann ganz geil in die Zukunft schauen. Wie sein Vater vor einem Monat im Lotto 3000 Euro gewonnen hat, da hat der Lukas gesagt, das habe er schon lange vorher gewusst. Da habe ich ihm zehn Euro gegeben und ihm gesagt, er soll mir sagen, ob mein Vater auch so ein Glück haben wird.

      Darauf hat er kurz nachgedacht und dann hat er gesagt: »Morgen um zehn Uhr Vormittag stirbt dein Papi!«

      Hab ich mir gedacht, das muss ich meinem Papi sagen, weil vielleicht will er das wissen. Hab ichs dem Papi gesagt.

      Der ist gleich weiß geworden wie die Wand. Er ist sofort ins Krankenhaus gefahren und hat sich untersuchen lassen. Aber die haben gesagt, er ist pumperlgesund. Die ganze Nacht hat er nicht schlafen können, weil doch mein Freund, der Lukas, gesagt hat: »Morgen um zehn Uhr Vormittag stirbt dein Papi!«

      Am nächsten Tag ist mein Papi gar nicht zur Arbeit gegangen und hat nur gewartet, bis es zehn Uhr Vormittag wird. Dauernd hat er auf die Uhr geschaut – und dann war es zehn. Auf einmal hört er einen lauten Pumperer vor unserer Wohnungstüre.

      Mein Papi reißt die Türe auf – liegt draußen vor unserer Tür unser Briefträger als ein Toter.

      Meine Welt – meine Bibliothek.

       In Salzburg befindet sich diese gar stimmige Hausinschrift:

      DAS BAUEN IST EINE GROSSE LUST,

      DASS SO VIEL KOST’, HAB I NET G’WUSST.

       GOTT BEHÜT UNS ALLEZEIT

       VOR MAURERN UND VOR ZIMMERLEUT!

      Mit meinen abenteuerlichen Erlebnissen mit Architekten, Baumeistern, Maurern und Handwerkern könnte ich Bücherfüllen.

      Einzige und absolut löbliche Ausnahme ist mein Freund Dietmar Matejcek. Wirklich alles, was dieser fabelhafte Architekt, Designer und Bühnenbildner für uns gearbeitet hat, war zu unserer größten Zufriedenheit. Er konstruierte unsere Häuser- und Wohnungsumbauten, entwarf Möbeln und war für mich Film-, Fernseh- und Theaterarchitekt.

      In seinem außergewöhnlichen Wohnhaus im Kamptal, das er aus einem uralten Gasthof geformt hat und in dem die Räumlichkeiten mit tollster zeitgenössischer Kunst vollbehängt sind, bekocht seine Frau Pinkie ihre Gäste auf das Vorzüglichste, und


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