G.F. Barner Staffel 5 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 5 – Western - G.F. Barner


Скачать книгу
Freunde. Ihr habt doch Spaß, wie? Gehabt habt ihr welchen, ihr bekommt noch mehr, damit die anderen sehen, wie es ihnen geht, wenn sie dumme Witze erzählen. Ist dir was, Morgen, sagst du was?«

      »Nichts, Sergeant«, erwiderte Quincy Burton knirschend. »Mir ist gar nichts, aber vielleicht wird dir eines Tages etwas sein, darauf kannst du Gift nehmen, Sergeant. Du bist der größte Schinder der Armee, das werde ich dir nie vergessen.«

      »Und ihr seid der größte Banditenhaufen, der jemals Uniformen getragen hat«, antwortet Ducan eisig. »Euch Gesindel werde ich so behandeln, wie ihr behandelt werden müßt, um hier auf keine dummen Gedanken zu kommen. Einige Tage habe ich mir eure Faulheit und Frechheit nun mitangesehen, jetzt ist damit Schluß. Ihr zwei seid die schlimmsten Radaubrüder unter all den anderen. Und euch beide mache ich nun fertig, das müßt ihr verstehen. Ihr seid wie zwei Geschwüre, die aufplatzen und den ganzen Verein vergiften können. Ich kenne euch, ich weiß genau, Quincy, was du denkst, weil ich es auch denken würde, läge ich an deiner Stelle hier. Du möchtest mich umbringen, was?«

      »Da brauchst du nicht mal zu raten«, antwortet Burton fauchend. »Ducan, ich bin genau dasselbe wie du gewesen, ich habe den gleichen

      Dienstrang gehabt, aber ich würde niemals so zu meinen Leuten gewesen sein.«

      »Jeder ist anders, hier bin ich anders als du denkst, Morgen. Man kann euren Haufen nicht anders als auf diese Art behandeln. Ihr seid schon so schlimm genug. Läßt man euch etwas Freiheit, dann werdet ihr frech wie Galgenvögel. Weiter, Kliburn… Quincy, weiter!«

      »Der Graben«, sagt Kliburn heiser. »Der Graben, Sergeant!«

      »Welcher Graben, Mensch? Ich sehe keinen Graben.«

      »Er sieht keinen Graben, dieser Schinder«, keucht Quincy abgerissen. »Er sieht ihn nicht. Vor uns ist der Graben, wir kriechen ja schon in diesem verfluchten Schlamm, Ducan!«

      »Schlamm? Ich sehe keinen Schlamm, ich sehe keinen Graben. Wenn ihr das alles seht, dann seht ihr mehr als ich. Weiter, habe ich gesagt, kriechen!«

      Quincy kriecht und sieht die Kante vor sich, eine schroffe und glitschige Kante, die Grabenböschung. Und unten, einen guten Schritt tief, ist Wasser, schmutzigdunkles Sumpfwasser, das sich im Graben gesammelt hat.

      Er zaudert, sieht Kliburn an, der seinen Blick mit einem wilden, mörderischen Ausdruck erwidert.

      »Was ist denn?« fragt Sergeant Harry Ducan gelangweilt. »Willst du nicht, Dicker? Dann muß ich…«

      Quincy Burton spürt einen Stich und kriecht ruckhaft vorwärts. In der nächsten Sekunde ist er über die Kante und kommt auf die Böschung.

      Auf einmal rutscht er, kann sich nicht mehr halten und glitscht nach unten.

      Da ist das Wasser, dieses Sumpfwasser, das kein Mensch trinken kann. Er taucht ein und stemmt sich hoch. Er kann knien, denn so blickt er gerade noch mit dem Kopf aus dem Wasser.

      Neben ihm klatscht es, Kliburn ist drin und taucht langsam wieder auf. Sein vom Moorwasser überschwemmtes Gesicht ist braun gefärbt wie das eines Mischlings. Er muß kauern, denn für ihn gibt es keine kniende Stellung, dazu ist er zu klein.

      »Kriechen, habe ich gesagt«, knurrt Ducan hinter ihnen. »Warum kriecht ihr denn nicht weiter, Freunde? Kriechen, immer weiterkriechen, hört ihr nicht? Marsch, vorwärts, die richtige Erfrischung, was, Quincy? Sage nur, daß du keine Erfrischung verdient hättest.«

      »Hundesohn«, zischt Quincy zwischen den Zähnen. »Du ver…«

      Er rutscht auf den Knien weiter, dann kommt ein Loch in der Grabensohle, von dem nichts zu ahnen gewesen ist. Irgendwer hat vielleicht einen der halbverfaulten Baumstämme, die man oft unter der Moordecke findet, ausgegraben und so ein tieferes Loch gemacht.

      Quincy sinkt nach vorn, ehe er sich zurückwerfen kann. Er macht unwillkürlich den Mund auf und schluckt beim Fall nach vorn Wasser. Danach taucht er wieder auf, spuckt das Wasser im weiten Bogen aus, sieht hoch zu Ducan und in dessen unbewegliches Gesicht.

      »Das bezahlst du«, sagt er heiser. »Ich sage dir, ich schwöre dir, du wirst es eines Tages bezahlen!«

      »Was?« fragt Ducan eiskalt. »Du bist doch eine Wasserratte, Morgen. Weiter, du auch, Kliburn!«

      Sam Kliburn spürt seine Muskeln in dieser angespannten Stellung doppelt. Er schiebt sich weiter, ist dicht neben Quincy, als der auf einmal den Ellbogen unter der trüben Wasserfläche zur Seite stößt.

      Der Ellbogen trifft den kleinen Sam Kliburn an der rechten Schulter, alles aber unter der Wasserfläche.

      »Links«, sagt er im Plätschern zischend. »Sammy, links. Der Ast.«

      Sam Kliburn dreht langsam den Kopf herum, er tut es unauffällig und sieht aus den Augenwinkeln Ducan links über sich. Dann erfaßt er mit seinem Blick den Ast, einen dicken Zweig, der hier am Rande der Grabenböschung liegengeblieben ist. Oben ist der Ast gegabelt und anscheinend

      geknickt. Genau kann Kliburn das nicht erkennen, aber seine Zweige oben werden weit über der Kante liegen.

      »Weiter, ihr Schlafmützen«, sagt Ducan scharf. »Niemand hat etwas von einer Ruhepause gesagt. Marsch, weiter!«

      Quincy plätschert nun wieder heftig und sagt dann zischelnd:

      »Laß mich nach links, rutsche aus und tue so, als wenn du keinen Halt finden kannst. Ich halte dich dann und schiebe dich nach rechts, verstanden?«

      Kliburn blinzelt einmal kurz. Es sind noch sieben oder acht Schritte bis zu dem Ast. Langsam schiebt sich Kliburn weiter und kommt plötzlich mit dem Oberkörper nach vorn. Er rutscht anscheinend und streckt die Arme aus. Dann verschwindet er, die Luft anhaltend, im Wasser.

      »Sam«, sagt rechts neben ihm Quincy erschrocken. »Sam – he, was ist?«

      Dann packt er zu und reißt Sam Kliburn, dabei aber nach links rutschend, mit einem Ruck aus dem Wasser.

      »He, Quincy«, meldet sich über ihnen Ducan scharf. »Laß ihn los, nächstens hebst du ihn nicht heraus, verstanden? Wenn er baden will, dann soll er es tun!«

      Quincy gibt keine Antwort. Er schiebt Kliburn nach rechts und ist nun endlich linker Hand.

      Der Ast, denkt Quincy grimmig, tritt du nur auf den Ast, Mensch, dann erlebst du was. Da oben ist es so herrlich glitschig, daß du dich nicht halten kannst.

      Er schiebt sich weiter und konzentriert sich ganz auf den Ast. Der Ast ist braungelb, schmutzig vom Wasser, in dem er gelegen hat. Er ist am Ende etwa drei Zoll dick, gut anzufassen und mit Leichtigkeit zu halten.

      Die Zweige oben, es sind viele Zweige, denkt Morgen. Er tritt bestimmt auf die Zweige, er geht ja nahe genug an der Kante. Na, warte, du Halunke, trittst du wirklich auf die Zweige, dann saust du hier herunter, das ist ein Versprechen. Und bist du erst im Wasser, dann kannst du etwas erleben.

      Ducan geht nun links neben ihm, genau auf seiner Höhe. Der Sergeant ahnt nichts von jenen Gedanken, die in Quincy Morgens Kopf sind. Im Wasser kommen Quincy und Kliburn zu langsam voran, der Sergeant kann sie antreiben, soviel er will, es geht nicht schneller.

      Hoffentlich, denkt Quincy und ist dem Ast bis auf drei Schritte nahe, kommt er nicht auf die Idee, uns jetzt aus dem Graben zu jagen. Dieser Schinder, dieser Bulle, der im ganzen Lager als scharfer Hund verschrien ist, der nichts durchgehen läßt, gar nichts, den möchte ich zu gern mal erwischen, wenn er allein ist.

      Fünf Monate habe ich bekommen, fünf Monate, von denen drei herum sind, aber diese drei Monate haben schon genügt. Ich habe einmal 200 Pfund gewogen, vor einem Monat, wie? Heute wiege ich keine 180 Pfund mehr. Das Essen, diese verfaulten Kartoffeln, stinkenden Mais, kaum einmal gibt es Fleisch, wer hält das fünf Monate durch, wer? Am Ende ist man fertig. Ich kann schon meine Rippen zählen, meine Haut flattert bereits an einigen Stellen, aber Kraft habe ich noch. Genug für den dort, diesen Burschen, der mich vom ersten Tag an gefressen gehabt hat. Na, warte, Bursche, gleich geht es los. An der Kante wirst du wohl auf den Ast treten, du Schinder.

      Noch


Скачать книгу