COLD KILLS. Alex Shaw

COLD KILLS - Alex  Shaw


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wäre prima, danke«, sagte Snow trocken.

      »Und dann? Du drückst ‘nen Knopf und es verwandelt sich in ein Motorboot?«

      Snow zwang sich dazu, über den Witz lachen. »Hältst du mich vielleicht für James Bond?«

      »Nein, tu ich nicht. Hast du keine Nachrichten gesehen? Pierce Brosnan ist der neue Bond und er ist hier aus County Louth!«

      Snow blieb still unter seinem Sack. Er war der Gefangene eines Film-Nerds.

      »Kein Telefon, aber ich hol dir Wasser. Werd’s dir auch nicht überschütten. Diesmal zumindest.«

      Mit leichtem Schwindelgefühl schob sich Snow in eine sitzende Haltung, als Glendon sich aus seinem Blickfeld entfernte. Snow lauschte angestrengt und konnte immer noch niemanden sonst in der Scheune hören.

      Glendon kehrte mit einer Plastikwasserflasche zurück, ging in die Hocke und nahm seinem Gefangenen den Sack vom Kopf. Snow sah nun, dass Glendon rothaarig, muskulös und mit einer Pistole im Hosenbund bewaffnet war.

      Snow lehnte sich der Flasche entgegen, ihre Blicke trafen sich und dem unerfahrenen Iren wurde plötzlich klar, dass er einen Fehler begangen hatte.

      Snows Kopf ruckte plötzlich vorwärts. Es knackte hörbar, als Snows Stirn auf Glendons Nasenrücken traf und der Knorpel wegknickte. Glendon stieß einen Schrei aus und fiel um, wobei er die Flasche fallen ließ, während Blut aus seiner Nase strömte.

      Snow rollte sich vorwärts und auf die Seite und unter gewaltiger Anstrengung streifte er seine auf dem Rücken gefesselten Arme über seine Beine. Die Fesseln schnitten tief in seine Handgelenke, aber so konnte er immerhin seine Arme nutzen. Glendon sammelte sich wieder und seine strampelnden Beine trafen Snow in die Nieren. Ein weiterer Schmerzblitz durchzuckte ihn. Glendon griff nach seiner Pistole, die Snow nun als russische Makarow identifizierte, und zerrte sie aus seiner Jeans. Snow drehte sich und warf dem Jugendlichen seine noch gefesselten Hände um den Hals. Glendon fuchtelte mit den Armen, seine Linke traf Snow am Kopf, während die Rechte versuchte, mit der Pistole zu zielen.

      Snow verdrehte seine Arme, bis es knirschte. Glendons Genick brach und die Makarow fiel zu Boden. Der Aushilfssoldat war tot.

      Snow rutschte ein Stück zurück und merkte, dass er keuchte wie ein wildes Tier. Er starrte auf den Jungen. Das erste Mal, dass er getötet hatte. Ein Leben im Tausch für ein anderes. Seit dem Tag seines Beitritts war es nur eine Frage der Zeit gewesen, aber es war ihm nie in den Sinn gekommen, eines Tages einen einfältigen Jungen töten zu müssen. Snow war kalt und er fühlte sich leer, aber er hatte keine Zeit für Reue oder Reflexion.

      Seine Tat verdrängend, durchsuchte er Glendon, fand ein Taschenmesser und befreite sich von seinen Fesseln. Mit der Makarow in der Hand zwang er sich auf die Beine. Er schwankte, sein Blickfeld verengte sich und er verlor beinahe das Gleichgewicht. Ein Pochen wütete in seinem Kopf und ein Feuer in seiner Wirbelsäule. Er war ziemlich hart auf den Asphalt aufgeschlagen, als Paddy ihn mit dem Taser angegriffen hatte. Eine mögliche Gehirnerschütterung, aber was war mit seinem Rücken? Snow war kein Arzt, aber wie alle Mitglieder des SAS hatte er eine medizinische Grundausbildung erhalten. Er konnte die Stimmen seiner Ausbilder in seinem Kopf hören, sich zusammenzureißen und die Mission fortzuführen. Wenn er stehen und eine Waffe halten konnte, konnte er auch kämpfen.

      Snow hielt sich an einem Holzbalken der Scheunenwand fest, schloss seine Augen, holte mehrmals tief Luft und richtete sich auf. Als er seine Augen wieder öffnete, konnte er klar sehen, aber die Schmerzen waren nicht geringer geworden. Er konzentrierte sich auf die Makarow. Sie hatte ein volles Magazin mit acht 9.22mm-Geschossen. Eine einfache Waffe, aber ihm gefiel, wie sie in der Hand lag. Es war auch die erste Pistole gewesen, die er als Teenager auf einem Schießstand in Moskau jemals benutzt hatte.

      Hundert Meter entfernt saß Fox und wirkte entspannt. »Hast du immer noch die Narbe am Bauch, Marty?«

      »Halt’s Maul, Paddy, natürlich ist die noch da.«

      »Zeig sie deinem Freund.«

      »Uch, wieso das denn?«

      »Sieh es einfach als Purple Heart

      Grew hob sein Hemd hoch und tat angenervt.

      »Wo ist das denn her?«, fragte Quinn.

      »Hat er mir mit ‘nem beschissenen Spielzeuggewehr verpasst.«

      »Du Weichei.«

      »Was? Ich war sechs und er fünf. Hat tierisch wehgetan.«

      »Nicht so sehr wie die seelische Narbe, was, Marty?«, stichelte Fox.

      Die drei Männer kicherten kurz und verfielen wieder in Schweigen.

      »Wo sind die anderen Jungs?«

      »Das weißt du nicht, Paddy?«, fragte Quinn misstrauisch.

      »Dolan meinte, ich bräuchte das nicht wissen.«

      »Dann wird’s wohl so sein«, gab Quinn zurück.

      »Was kann’s schon schaden?« Grew tippte an seine Nase. »Zwei Jungs warten in Keady mit ‘ner kleinen Überraschung für Taylor. Wir jagen das Großmaul in die Luft, wenn er morgen Früh zur Arbeit fährt.«

      »Und die anderen?« Fox blieb beharrlich.

      »Machen einen drauf«, fügte Quinn verärgert hinzu. »Ich wär’ auch gern einen trinken gegangen.«

      »Wär’ das auch recht?« McCracken kam in den Raum und hielt eine Whiskey-Flasche in der Hand.

      Quinn griff nach der Flasche. Fox vermutete, dass McCracken zwar das Sagen hatte, aber auch eine gewisse Hochachtung für den Mann.

      »Also, was passiert als Nächstes?« Fox spürte sein Herz schneller schlagen.

      »Ich konnte Dolan nicht erreichen, hab keine Telefonzelle gefunden und dieses Ding benutz’ ich bestimmt nicht!« McCracken hielt sein Handy an der Antenne hoch wie eine Maus am Schwanz. Er ließ es sanft schaukeln, bevor er es auf die Arbeitsplatte legte. »Das lässt mir immerhin Zeit zum Trinken und du hast nun reichlich Zeit, mich zu überzeugen, dass du mich nicht verarschst. Und wenn du das nicht schaffst, dann …«

      »Dolan würde nur ungern auf mich verzichten, musst du wissen.« Fox bemerkte eine Reflexion auf der Glasflasche und ließ sein Auge folgen.

      »Das Risiko muss ich eingehen. Ich bin nicht sein Prügelknabe.«

      »Nur sein Strichjunge?«

      McCracken trat einen Schritt nach vorn und fuchtelte wütend mit seinem Zeigefinger umher. »Noch mehr Klugscheißereien und ich verpass’ dir eine, egal, wer du bist.«

      »Jimmy!« Grew fuhr aus seinem Stuhl und richtete seine Waffe auf das Fenster.

      Fox sprang auf und trat Grew zwischen die Beine. Er taumelte. Fox schnappte sich die AK-47 und in der gleichen Sekunde explodierte das Küchenfenster hinter ihnen. Quinns FN Browning kam zum Vorschein, als zwei Kugeln durch seinen Schädel sausten. Fox richtete die Kalaschnikow auf McCracken, aber der war bereits auf dem Sprung und die 7,62mm-Geschosse verpufften in der Wand. Der IRA-Soldat huschte durch den Flur davon.

      Snow trat durch die Hintertür ein, die Makarow fest mit beiden Händen umschlossen. Seine Zielpeilung wanderte von Fox zu Grew.

      »McCracken«, sagte Fox. »Ist geflitzt.«

      Snow hielt eine Millisekunde inne, bevor er zustimmend nickte. Er hielt Grew in Schach, der auf dem Boden lag und seine Leiste umklammerte, woraufhin Fox sich auf die Suche nach McCracken machte.

      Fox stürmte den Flur entlang, ungeachtet seiner persönlichen Sicherheit. Die Vordertür schlug zu und Fox prallte dagegen, bevor er sie öffnete. Mehrere Schüsse waren zu hören, aber Fox wich nicht zurück, als der Türrahmen neben ihm zersplitterte. Im dunklen Grau des frühen Morgens erstrahlten die Bremsleuchten von McCrackens Wagen, als er um eine Kurve schlitterte und von der Bildfläche verschwand. Fox nahm die Verfolgung auf und erreichte die Straße rechtzeitig,


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