Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 5. Walter-Jörg Langbein

Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 5 - Walter-Jörg Langbein


Скачать книгу
Kirche, die der Maria Magdalena geweiht war. 1977 hat man den Grundriss des Gotteshauses mit großer Sorgfalt herausgearbeitet. Das Gebäude muss recht eindrucksvoll gewesen sein: eine dreischiffige Basilika von 34 Metern Länge und 12,60 Metern Breite.

      Bevor ich mit dem intensiven Fotografieren beginne, schreite ich das Areal ab. Ich stehe vor dem steinernen Halbrund der Apsis im Osten. Ich blicke gen Westen. Eine Schranke trennte einst das Gotteshaus in den Gemeinderaum und den Mönchschor. Vor der Schranke zum Gemeinderaum stand einst ein Altar, dessen Fundament zum Teil noch freigelegt werden konnte.

      Im Gemeinderaum gab es – anders als heute – keine Sitzbänke für die Gottesdienstbesucher. Steinerne Bankette entlang der Außenwände, so entnehme ich den Ausgrabungsberichten, dienten als Sitzgelegenheiten.

Der_Grundriss_des_Klosters_tom_Roden

      Der Grundriss des Klosters tom Roden

      1327 kam es zu heftigen Kämpfen zwischen Höxter und Corvey. Auszubaden hatte den Konflikt vor allem »tom Roden«. Es wurde zerstört… und wieder aufgebaut. Belegt ist urkundlich, dass anno 1422 der Kirche »Maria Magdalena« von »tom Roden« einen neuen Altar erhielt, zu Ehren der »Maria Solitaria«, der »Maria in der Einsamkeit«. 1456 wiederum wurde »tom Roden« geplündert.

      Der letzte Propst von »tom Roden« – Johann von der Lippe – verließ das Kloster 1501. Er zog nach Höxter. Damit war das nahe Ende des Klosters absehbar. Wir wissen, wann es endgültig aufgegeben wurde, nämlich anno 1538. In jenem Jahr verwaiste der sakrale Komplex. Die letzten Mönche packten ihre Habseligkeiten. Natürlich nahmen sie alles von Wert mit. Sie bauten auch den Fußboden aus und schleppten das Material weg, vermutlich nach Höxter.

      Damals stürzte wohl auch die Decke der Kirche ein, warum auch immer. Mag sein, dass sie durch Blitzschlag in Brand geriet, mag sein, dass »kriegerische Einwirkung« zur Katastrophe führte. Ohne Dach war die Ruine den Einflüssen von Wind und Wetter ausgesetzt. Die Mauern brachen zusammen, die Trümmer dienten als Steinbruch. So dürfte das einstige stolze Gotteshaus nach und nach bis auf die Grundmauern abgetragen worden sein. Das gilt auch für die zur Kirche der Maria Magdalena gehörenden Klostergebäude.

      1618 bis 1648 tobte der »Dreißigjährige Krieg«. Höxter und Corvey benötigten erhebliche Mengen an Baumaterial, um Häuser und das Kloster Corvey wieder neu aufzubauen. Da diente die Ruine von »tom Roden« als »Steinbruch«. Trotzdem soll es gegen Ende des 17. Jahrhunderts »tom Roden« noch als Ruine gegeben haben. Auch die verbleibenden Mauern wurden nach und nach abgetragen. Wo einst das Kloster stand, wurden Felder angelegt. »Tom Roden« geriet in Vergessenheit. Der Standort des einst altehrwürdigen Klosters verschwand unter Äckern.

      Zwei Gräber im Gemeinderaum der Kirche wurden bei den Ausgrabungen gefunden. Wurden hier einst die heute nicht mehr bekannten Stifter des Klosters »tom Roden« beigesetzt? Ließen die beiden Unbekannten einst »tom Roden« bauen? Und haben sie den Komplex dem Kloster von Corvey zum Geschenk gemacht? Vielleicht geschah dies nicht ganz uneigennützig? Wurde, als Gegenleistung für die großzügige Gabe, regelmäßig an den Gräbern der beiden Stifter gebetet? Wollten sie auf diese Weise erreichen, dass man ihrer gedachte und durch Fürbitten etwas für ihr ewiges Seelenheil tat? Es mag sogar vertraglich genau vereinbart worden sein, wann und wie oft der Stifter wie gedacht werden musste.

      Im zwölften Jahrhundert war die finanzielle Seite von Kloster Corvey nicht gerade eine rosige. Grabungsbefunde deuten aber darauf hin, dass »tom Roden« just in jener Zeit gebaut wurde. Ein Säulenkapitell aus dem zwölften Jahrhundert wurde im Klosterbereich ausgegraben… aus der Entstehungszeit der Anlage? Oder lag die Gründungszeit noch weiter zurück? Seine Glanzzeit erlebte das Kloster vermutlich im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert. Im fünfzehnten Jahrhundert war das Kloster wohl noch bewohnt, das lassen Keramikfunde vermuten, die am Boden von zwei Brunnen geborgen wurden. Zerbrochenes Geschirr wurde ja oft in alten Brunnenschächten entsorgt. Heute werden beide Brunnen von »zivilisierten« Besuchern gern und ausgiebig als große Abfalleimer missbraucht. Unrat wird hineingeworfen, was auch nicht durch Anbringung von eisernen Gittern verhindert werden kann. Diese Missachtung eines altehrwürdigen sakralen Areals wirft ein beschämendes Licht auf heutige Besucher.

      Zu Beginn des dritten nachchristlichen Jahrtausends wird gern postuliert, dass der Islam zu Deutschland gehört. Vor allem aber gehört das Christentum zu Deutschland. Unsere Wurzeln sind, auch wenn das manche befremden mag, christlich. Wir sollten wirklich einmal darüber nachdenken, wie wir mit unserem eigenen historischen Erbe umgehen. Ich glaube, da ist ein Umdenken dringend erforderlich! Respekt vor fremden Kulturen sollte eine Selbstverständlichkeit sein und wird auch von Politikern lautstark eingefordert. Respekt vor der eigenen Kultur wird allerdings von manchen Zeitgenossen herablassend belächelt, die so gern das hässliche Wortgebilde »multikulti« im Munde führen.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAQEAYABgAAD/2wBDAAMCAgMCAgMDAwMEAwMEBQgFBQQEBQoHBwYIDAoMDAsK CwsNDhIQDQ4RDgsLEBYQERMUFRUVDA8XGBYUGBIUFRT/2wBDAQMEBAUEBQkFBQkUDQsNFBQUFBQU FBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBT/wAARCANSAlgDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwD1bxx+ zh4ik+Ftull4q8O6X4mtobSK+8VrZG+mvVU7HRrWVBGwHzHcx7Y75Hmr/Cj4d6J5Xh7WZNV8avPe LZWVxqMi2tqsrcvJBDagog6gAkkV7J+0DpGnXPhPwxqGqeJNe0j7BcuLWy8ORMlxe3LEnJKA4QAM CGwDkV8d337U3xJufihqWt+H/DqaNZ6i72l1o2qaX5aGERhZ/NRCR53y71c8fN3ryakUm6dNWt3Z tUslGc9bnteq/Br4RLPqY0vw5d3XjbTIylrc3finU9PZwvSDegxtPrgn8qz4P2Zfgra3uvjWPDSr ql/qFtcTWmvaneNBZ4t2kZlnADSR7ixbJyemcYA8L+IX7VfjWy8LR6dJ4lWwW3eKSyvUjEk6xoeN zZ5bGOOtM1H9qj/hL5IrXxR4qtL+O/tWinTTox++kYbQxxyp56dfaq9hN/aXyGuTVRR7Vq/7Mvw/ 8Va3pmo/DnwL8NPiL4RgeJ7y10fWb/T9Ss1mChnkLSOJYv4o2AUrg9c0z4n/ALK3wh1B7W4jT4iC eDXf7J0248G6o2t3EYwPNlljnAMUMeOZVYYxyDxXzFpfxIl8KW1lrPhO8e28QaQ8iwNcvuS4twCg V0ODsYSH3yBXY23i/WPhx4I8NxeEvESeCtVluw9zaRH7O7W8hLSQRuRjbuIOAaIwmpaS/X9SopN8 vU9s1z9jb4VXEcM9j4t8c+K72GaRdI0XxP4misxqLAlZHicQAr0JBHUYzmrdv+yj8PYU0rULTwBa 2WgacrQXFlqvirUJ0S+P+sjKoVXzCmWXbtViRkYrxjxx4zm8YtLca/qTtJpmwae7QZNtMcZnjYAl Sx6n15rPh8RzRaFYeHJZby50dpt9zbSrv+3yO2S856lgTlT9M1NRTeilaxbglfQ+ndQufAGraXp2 jaVo+n6Br80c0uk3N9HiG58tfnjmJO6UAAkIxOcVymqfB7TdcvPCs+o+MPMtvDOmLeanp+ix/YrD VnDmaOZ4QcIwDFeeu0Yxg55y5+MtzDpd/ZeINKh8bXMjJJY3N6cPZ3CjAlj44G3C/hXJSeO/Gnhj TrdtBuNI0V5/Ma91G6V57lt2MbQCFwPmzuB6jHes03fojCVJaNrc9G8Uf8In4y8B2niP4Rf

Скачать книгу