Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 5. Walter-Jörg Langbein

Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 5 - Walter-Jörg Langbein


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zeugen zu können. Wie erfolgreich diese Bemühungen waren, lässt sich nicht ermitteln.

      Fußnote:

      (1) Eduard August Schröder: Das Recht im Irrenwesen, Zürich und Leipzig 1890, Neuausgabe durch Ursula Prem 2015. Als Quelle diente die von Ursula Prem herausgegebene E-Bookausgabe des wichtigen Buches.

      Angefangen hat es am 27. Juli 1978 in Chicago. Damals hielt ich im Rahmen der 5. Weltkonferenz der »A.A.S.« (»Ancient Astronaut Society«) einen Vortrag mit dem Titel »Rock drawings of Val Camonica« (»Felszeichnungen von Val Camonica«). Ich zeigte Dutzende von Felszeichnungen, die meiner Meinung nach fremdartige Wesen in Raumanzügen darstellen. Ein Teilnehmer drückte mir ein abgegriffenes Foto in die Hand. Es zeigte ein seltsames Gesicht, oval mit Augenbrauen, Augen, Nase und einem angedeuteten Mund. »Das ist ein riesenhafter Astronaut, vielleicht über einhundert Meter hoch… irgendwo in England! Man hat vor Jahrtausenden diese Riesenzeichnung geschaffen, zur Erinnerung an außerirdische Besucher!«

      Vergleichbar sei das gigantische Kunstwerk mit dem »Weißen Pferd« von Uffington. Es ist eine uralte, in England weit verbreitete Technik. Man trug gezielt Gras und Erdreich bis auf den darunter liegenden Kalkstein ab, so dass ein Bild entstand, so als habe man es mit weißer Farbe aufgetragen. »Weiße Pferde« gab es vermutlich zu Hunderten in England. Über die Bedeutung dieser weißen Pferde wird seit Jahrhunderten diskutiert. Im Volksglauben Englands gilt das weiße Pferd, das auftaucht und wieder verschwindet als »Manifestation der Anderswelt«, des Jenseits.

      Seit 1978 habe ich immer wieder nach dieser seltsamen Darstellung eines riesenhaften Astronauten in England geforscht, leider ohne Ergebnis. Dann erfuhr ich von Mythen, die von Kriegern berichteten, die den Himmel erobern wollten. Bei meiner intensiven Recherche in Sachen »Astronautengötter« kam mir eine weitere lokale Überlieferung zu Ohren. Man habe vor langer, langer Zeit bei »Fleam Dyke« alias »Mutlow Hill« bei Fulbourn, Cambridgeshire, England, ein »goldenes Fahrzeug«, vielleicht eine Art Streitwagen vergraben. Beim Studium von Kartenmaterial entdeckte ganz in der Nähe des mysteriösen »Mutlow Hill« eine kleine Hügelgruppe mit dem seltsamen Namen »Gogmagog«.

      Gog, so schreibt der Prophet Hesekiel im »Alten Testament« (1), war ein Stammesfürst im Lande Magog. Gog soll sich mit den Mächten der Finsternis gut ausgekannt haben, war vielleicht so etwas wie ein Schwarzmagier. In der nach Johannes benannten »Apokalypse« (2) heißt es, dass der Satan selbst am Ende der Zeit die Völker Gog und Magog verführen und zum Kampf gegen seine Feinde versammeln wird.

      Warum wurden Hügel in England »Gogmagog« genannt? Sollte es in jenen Gefilden so etwas wie einen heidnischen Kult gegeben haben? Vergeblich habe ich bei »Fleam Dyke« – alias »Mutlow Hill« – nach Hinweisen auf Gog und Magog gesucht. Erst im Raum Plymouth wurde ich fündig. Dort gab es einst Riesenbilder, vergleichbar mit dem Giganten von Cerne Abbas, die diese Bezeichnung verdient haben. Sie stellten Gog und Magog als Riesen dar! Noch im 17. Jahrhundert sollen sie zu sehen gewesen sein. Sie wurden lange Zeit – so berichtet C.W. Bracken (3) in seinem Standardwerk über die Geschichte von Plymouth – in regelmäßigen Abständen gereinigt und so erhalten. King Charles II (*1630; †1685) ließ eine gewaltige Zitadelle als Verteidigungsanlage zur See hin bauen. Dem massiven Bollwerk fielen die beiden Riesen Gog und Magog zum Opfer. Sie wurden zerstört.

      Wann und warum die beiden Riesen an der Küste von Plymouth geschaffen worden sind? Wir wissen es nicht. Angeblich hielten beide in ihren hoch gestreckten Armen Keulen wie ihr – zum Glück noch erhaltener – Kollege Riese von Cerne Abbas. Sollten sie schon frühe Seefahrer abschrecken? Waren es gigantische Symbole, vielleicht eines Fruchtbarkeitskults?

      Bei »Fleam Dyke« alias »Mutlow Hill« (Fulbourn, Cambridgeshire, England) gab es meinen Recherchen nach ebenfalls einen Kalkriesen. Heute lockt ein nobler Golfkurs Sportbegeisterte an, früher war es ein magisch-mystischer Riese. Der Name »Gogmagog«-Hügel taucht erstmals anno 1574 in einer schriftlichen Urkunde auf. Den »Gogmagog« Riesen mag es schon früher gegeben haben. William Cole, angesehener Antiquar in der Universitätsstadt Cambridge, berichtet, man habe ihm in Kindertagen um 1724 immer wieder den Riesen von Gogmagog gezeigt. Damals muss das überdimensionale Scharrbild eine Art örtliche Touristenattraktion gewesen sein.

      Im Jahr 1605 erschien in Frankfurt ein bemerkenswertes Buch aus der Feder von Bischof Joseph Hall, gefolgt von einer Ausgabe in englischer Sprache über den »Gogmagog«-Riesen. Der sei von »unglaublicher Größe« gewesen. Anno 1640 ging der Historiker John Layer, Cambridge, auf den Riesen ein. Seiner Überzeugung nach verdanken die »Gogmagog«-Hügel dem Kreise-Giganten ihren Namen.

      Bis heute ist unklar, wer wann und warum das Riesenbildnis erschaffen hat und wann es wieder unter Erdreich und Gras verschwand. 1954 nahm sich eine schillernde Persönlichkeit des Rätsels von »Gogmagog« an: Thomas Charles Lethbridge (*1901; †1971), der auch Archäologe war. Nachdem Lethbridge unterschiedliche Beschreibungen aus unterschiedlichen Zeiten sorgsam studiert hatte, begann er mit Engelsgeduld zu »sondieren«. Mit metallenen Stangen wurde im Erdreich herumgestochert, wurde lockereres Auffüllmaterial entdeckt.

      Zur Erinnerung: Auch der »Gogmagog«-Riese entstand dadurch, dass seine Konturen von Gras und Erdreich befreit wurden, bis der weiße Kalkstein durchkam. Die Linien, mit denen das große Bild »gezeichnet« worden waren, bestanden aus Gräben bis zum hellen Kalkstein. Irgendwann wurden diese Gräben vielleicht bewusst wieder aufgefüllt. Vielleicht haben auch Wind und Wetter die Gräben zum Verschwinden gebracht. Das Material in den Gräben ist weicher als das umgebende Erdreich. Wenn man nun mit viel Geduld möglichst viele Löcher ins Erdreich piekt, kann man erkennen, wo einst die Gräben verliefen… die Linien der Riesenzeichnung vom Riesen!

      Thomas Charles Lethbridge staunte nicht schlecht, als er zunächst auf das ovale Gesicht seines Riesen stieß. Mund und Augenbrauen waren klar auszumachen, die Augen wirkten starr, verliehen dem Gesicht etwas Maskenhaftes. Verblüfft war Lethbridge, als bei seinen Metallsondierungen etwas ganz anderes herauskam als er erwartet hatte, nämlich kein männlicher Riese wie der von Cerne Abbas, sondern offensichtlich ein weibliches Wessen mit klar erkennbarem Busen. Lethbridge stocherte und suchte weiter, das rekonstruierte Bild wurde immer größer. Lethbridge fertigte eine maßstabsgetreue Zeichnung seines Fundes an und konsultierte Sir Thomas Kendrick vom »British Museum«, London. Kendrick gratulierte zur Entdeckung, meinte Teile der Darstellungen eines Pferdes ausmachen zu können. Cyril Fox, angesehener Kenner keltischer Kunst, studierte die zeichnerische Rekonstruktion und telegrafierte seine Interpretation. Demnach wurde einst die keltische Pferde-Göttin Epona mit zwei Pferden dargestellt.

Die_Wandlebury_Goettin_Goettin_nicht_Riese

      Die Wandlebury-Göttin –

      Göttin, nicht Riese

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      Das seltsame Gesicht der riesigen Göttin

      Und ich staunte nicht schlecht, als ich das ovale Gesicht in einer zeichnerischen Rekonstruktion sah. Die Göttin mit dem ovalen Gesicht kannte ich doch. Jahrzehnte zuvor, am 27. Juli 1978, hatte man mir in Chicago ein Foto gezeigt. Nur war der vermeintliche »Außerirdische« eine Göttin, vermutlich Epona. Sie hieß Diana bei Römern, Epona bei den Kelten und war für Pferde und den Mond zuständig, als »Erd-Mutter« und »Mondgöttin«. Ein Epona-Relief wurde bei Ausgrabungen im Limeskastell Kapersburg gefunden. Es befindet sich im Wetterau-Museum in Friedberg. Da kann durchaus die gleiche Göttin dargestellt worden sein wie in den Gefilden von »Gogmagog«.

      Lethbridge sondierte und sondierte. Schließlich glaubte er drei Darstellungen unterschiedlicher Art ausfindig gemacht zu haben, auf einer Fläche von etwa einhundert Metern Länge und dreißig Metern Höhe: In der Mitte Erdmutter Epona, rechts daneben eine Art Streitwagen mit einem martialischen Krieger, der ein mächtiges Schwert schwingt. Links neben Epona wurde ein Wesen von bizarren Formen verewigt. Seine geschwungenen Linien könnten weite Kleidung, einen wehenden Umhang darstellen.


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