Butler Parker 145 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 145 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Ankündigung von Myladys Besuch erfolgte etwa eine Stunde zuvor, Sir«, antwortete der Butler, »meine Wenigkeit sprach mit dem Sekretär nicht über den Weg, Mike.«

      »Sie glauben, daß er diesen Schläger engagiert hat?«

      »Zeit genug hatte er bestimmt.«

      »Und Mr. Stokers ist schlank und mittelgroß«, fügte der Butler hinzu, »ihm fehlt allerdings das, was man wohl eine Glatze zu nennen pflegt.«

      »Unwichtige Details«, entschied die ältere Dame wegwerfend, »er wird sich eben eine Perücke übergestülpt haben. Erst vor einigen Tagen sah ich im Fernsehen einen Kriminalfilm, in dem man auch mit solch einem Trick arbeitete. Doch damit kann man eine Lady Simpson nicht täuschen!«

      »Wie beruhigend, daß Sie sich an Spekulationen nicht beteiligen«, sagte Rander spöttisch, doch Agatha Simpson nahm dies gar nicht wahr. »Eben«, erwiderte sie nur«, man muß sich stets an Tatsachen halten, nur auf sie allein kommt es an, wenn man als Kriminalist erfolgreich sein will.«

      »Sie haben dem Burschen doch auf die Beine zurück verholfen, Parker«, erinnerte da der Anwalt, »haben Sie bei dieser Gelegenheit etwas in seinen Brusttaschen gefunden?«

      »Nichts, Sir, wenn man von einem Wettschein mal absieht, der allerdings längst verfallen ist.«

      »Dann haben wir doch den Namen dieses Kerls, oder?«

      »Möglicherweise, Sir«, redete der Butler weiter, »auf dem Wettschein steht der Name eines gewissen Dick Locton.«

      Parkers Fingerfertigkeit konnte sich mit der eines professionellen Taschendiebes durchaus messen. Ja, er arbeitete wohl eleganter und schneller. Als er den Schläger gehoben hatte, war Parker natürlich nicht untätig geblieben und hatte die Innen- und Außentaschen des Jacketts des Untersetzten geschickt durchforscht.

      »Mein Plan steht fest«, verkündete Agatha Simpson, »nach Einbruch der Dunkelheit, Mr. Parker, werde ich mir dieses Subjekt kaufen und doch noch verhören. Und dann werde ich erfahren, daß der Schläger von diesem Denkmalssekretär gekauft wurde. Es ist doch völlig klar, wer die Fackel ist und wer die Brände legt. Ich werde dem Lümmel umgehend das Handwerk legen!«

      *

      Lady Agatha befand sich in einer Stimmung, die man nur als äußerst aufgekratzt bezeichnen konnte. Sie freute sich bereits im vorhinein auf den Besuch des Pubs, der sich »Sunrise« nannte.

      »Habe ich alle erforderlichen Vorbereitungen getroffen?« erkundigte sie sich bei Butler Parker. Die ältere Dame erschien unten in der großen Wohnhalle ihres Hauses und trug eines ihrer zu weiten Tweed-Kostüme. Auf dem Kopf saß eine eigenwillige Hutschöpfung, eine Mischung aus Sturzhelm und Napfkuchen. Dieses dennoch fast zarte Gebilde wurde von zwei langen Hutnadeln gehalten, die an kleine Bratspieße erinnerten. An ihrem linken Handgelenk hing der perlenbestickte Pompadour, ohne den sie nie das Haus verließ.

      »Mylady pflegen stets alle erforderlichen Vorbereitungen zu treffen«, beantwortete der Butler die Frage seiner Herrin. Er war wie üblich gekleidet und machte einen ungemein würdevollen Eindruck. Parker trug über dem schwarzen Zweireiher seinen in gleicher Farbe gehaltenen Covercoat. Auf dem Kopf saß die schwarze Melone, am linken, angewinkelten Unterarm hing der altväterlich gebundene Regenschirm.

      »Die Kinder müßten jetzt bereits in Soho sein, nicht wahr?«

      »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, Mylady«, versicherte Josuah Parker. Mit dem Ausdruck »Kinder« meinte Agatha Simpson selbstverständlich Kathy Porter und Mike Rander. Die ältere Dame nickte und setzte sich in Bewegung. Sie hatte den verglasten Vorflur noch nicht erreicht, als das Telefon läutete. Butler Parker begab sich an den Apparat, hob ab und meldete sich.

      »Hier spricht die Fackel«, sagte eine verzerrte Männerstimme, »genau Sie wollte ich sprechen, Parker.«

      »Mr. Parker, wenn ich bitten darf«, gab der Butler zurück, »soviel Zeit muß sein.«

      »Sperren Sie die Ohren auf, Mr. Parker«, redete die verzerrte Stimme weiter, »Sie und Ihre Lady mischen sich da in Dinge, die Sie einen Dreck angehen. Ist das klar?«

      »Keineswegs und mitnichten«, sagte Parker, »durch Ihre diversen Brandlegungen zerstören Sie Kulturgüter, die unersetzbar sind. Dem muß Einhalt geboten werden, wenn man es so höflich umschreiben darf.«

      »Sie werden sich die Finger verbrennen und noch mehr: Ich werde Ihnen einen guten Rat geben.«

      »Sie fühlen sich in Ihren Aktivitäten gestört, falls Mylady versucht, Ihnen das Handwerk zu legen?«

      »Überschätzen Sie sich bloß nicht, Mr. Parker«, entgegnete die verzerrte Stimme, »hören Sie, es gibt da doch einige Landsitze von Ihrer Lady, die ebenfalls unter Denkmalschutz stehen, oder?«

      »Dem kann und soll nicht widersprochen werden.«

      »Passen Sie auf, dort wird’s bald brennen.«

      »Sie kündigen damit Akte an, die man nur als unfreundlich bezeichnen kann.«

      »Wenn schon, Mr. Parker, aber nur so kann man Ihre alte Dame wohl zur Vernunft bringen.«

      »Sie sollten davon ausgehen, daß Mylady nicht zu erpressen ist.«

      »Warten Sie’s doch ab, Mr. Parker Wenn die ersten Landsitze mal in Flammen aufgehen, wird sie schon den Kopf einziehen und vernünftig werden.«

      »Darf man erfahren, was sie eigentlich wollen?« fragte Josuah Parker. »Sollte da wirklich nur der sogenannte schnöde Mammon im Spiel sein?«

      »Der auch, Mr. Parker, der auch.«

      »Sie verfolgen noch zusätzliche Absichten?«

      »Ich werde alle Geldsäcke hier auf der Insel heiß enteignen, falls sie nicht freiwillig zahlen.«

      »Sie haben sich viel vorgenommen und werden demnach wohl ununterbrochen unterwegs sein müssen.«

      »Wollen Sie mir die Würmer aus der Nase ziehen, Mr. Parker?«

      »Wenn Sie gütigst erlauben, möchte ich mir die Freiheit nehmen, Ihnen einen Rat zu erteilen.«

      »Lassen Sie mal hören, Mr. Parker. Jetzt bin ich aber mächtig gespannt.«

      »Sie sollten einen renommierten Psychiater aufsuchen, Mr. Fackel«, redete der Butler weiter, »falls es Ihnen an Geld fehlt, wird Mylady gern die diversen Behandlungskosten übernehmen.«

      Auf der Gegenseite wurde es für einige Sekunden still, und Josuah Parker wußte, wie sehr er seinen Gesprächspartner getroffen hatte.

      »Das hätten Sie nicht sagen dürfen, Parker«, äußerte die verzerrte Stimme endlich, »damit haben Sie sich Ihr eigenes Grab geschaufelt. Sie werden nicht mehr lange leben.«

      Auf der Gegenseite wurde aufgelegt.

      *

      Man mußte über eine steile Treppe hinunter in den Pub steigen. Das Licht war nur andeutungsweise vorhanden. Aus dem Kellerlokal drang eine Wolke herauf zur Straße, eine pikante Mischung aus Tabakqualm, schalem Bier und Schweiß.

      Butler Parker, der vorausgegangen war, betrat die Kneipe und löste sofort allgemeines Schweigen aus. Die Männer am Tresen wandten sich zu ihm um und starrten ihn an, als käme er aus einer anderen Welt. Als dann auch noch Agatha Simpson erschien, erreichte die allgemeine Irritation einen Höhepunkt.

      Parker steuerte eine kleine Sitznische an und lüftete höflich die schwarze Melone, als Mylady Platz nahm. Anschließend schritt der Butler gemessen zum Ausschank und verlangte dort zwei Gläser Bier.

      Zwei dubios aussehende Männer, groß und breitschultrig, zwinkerten sich zu und erhofften sich eine hübsche Abwechslung. Sie wollten sich auf Kosten des Butlers amüsieren.

      Einer von ihnen rempelte Parker an und verschüttete dabei absichtlich Bier aus seinem Glas. Da Parker aber geschickt zur Seite auswich, landete das verschüttete Bier auf der Hose des zweiten Mannes, der mit dieser Entwicklung


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