Butler Parker 145 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 145 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      »Sind Sie sicher?« fragte der Butler in seiner höflichen Art.

      »Wer hat hier wen angerempelt?« fragte der erste Mann gespielt gereizt, »wer benimmt sich hier wie ein Elefant im Porzellanladen, he? Sie kaufen mir ein frisches Bier, ist das klar?«

      »Aber keineswegs«, erwiderte Josuah Parker gemessen, »wenn Sie erlauben, möchte meine Wenigkeit zur Aufklärung eines offensichtlich bestehenden Mißverständnisses beitragen.«

      »Wie war das? Die beiden Männer schauten sich verdutzt an und brauchten einige Sekunden, bis sie den Sinn des Satzes begriffen hatten. Die übrigen Männer bildeten bereits einen Halbkreis und sahen der weiteren Entwicklung des Geschehens erwartungsvoll entgegen. Die beiden Kerle nämlich, die sich mit Parker unbedingt anlegen wollten, waren als harte Schläger in einschlägigen Kreisen bestens bekannt.

      »Man sollte den an sich völlig unwichtigen Vorgang in aller Ruhe rekonstruieren«, schlug Josuah Parker vor, ruhig und höflich, »Sie hatten die Absicht, meine bescheidene Wenigkeit zu provozieren und rempelten bewußt. Sie hingegen waren nicht schnell genug, dem verspritzenden Bier auszuweichen.«

      »Gibt’s denn sowas?« staunte der erste Schläger.

      »Der muß doch wahnsinnig oder lebensmüde sein«, empfand der zweite Schläger. Er wirkte wie ein wenig ratlos.

      »Weder noch, wenn man dies versichern darf«, redete der Butler weiter, »Sie werden einsehen, daß die Darstellung des Geschehens den Tatsachen entspricht.«

      »Will der uns auf den Arm nehmen?« fragte der erste Schläger seinen Partner.

      »Der is’ nich’ ganz richtig im Kopf«, urteilte der zweite Schläger, um sich dann erneut vor Parker aufzubauen, »’raus mit dem Kleingeld! Ich brauch’ ’ne neue Hose.«

      »Un’ ich’n frisches Bier«, sagte der andere Bursche, »nun mach’ schon, du Pinguin, bevor ich richtig sauer werde.«

      »Oder brauchst du erst ’ne Abreibung?« erkundigte sich der Partner des Schlägers. »Die kannst du haben.«

      »Die Herren scheinen sich in einem Zustand leichter Aggression zu befinden«, meinte der Butler, der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. Sein Gesicht blieb glatt und ausdruckslos wie das eines professionellen Pokerspielers.

      Der erste Kerl schlug fast ansatzlos zu und hatte die feste Absicht, Parkers Kinn zu treffen. Der Butler jedoch nahm seinen Oberkörper genau im richtigen Moment zur Seite und ließ so den harten Schlag passieren. Die Faust des Mannes landete unter dem linken Ohr des zweiten Schlägers, der sofort Wirkung zeigte und in die Knie ging. Er klammerte sich an der Haltestange des Tresens fest und schnappte nach Luft wie ein gestrandeter Karpfen.

      »Wenn Sie erlauben, wird man Sie ein wenig erfrischen«, bot der Butler umgehend seine Hilfe an. In der rechten, schwarz behandschuhten Hand befand sich eine kleine Spraydose, wie sie zu medizinischen Zwecken angeboten wird. Parker drückte auf den Auslöseknopf und richtete den Strahl des Sprays auf das Riechorgan des Angeschlagenen.

      Dieser grinste plötzlich überaus freundlich, verdrehte verzückt die Augen und löste seine kohlenschaufelgroßen Hände von der Haltestange. Danach rutschte er nach unten auf den schmutzigen Boden und stimmte zur Überraschung aller Anwesenden ein an sich hübsches Volkslied an, das in seiner Wiedergabe allerdings penetrant falsch klang.

      »Die gute Absicht ist deutlich zu erkennen.«

      Er wandte sich jetzt an den Mann hinter dem Tresen und bestellte zwei Bier.

      *

      Der Schläger kaute deutlich sichtbar auf Parkers Bemerkung herum und brauchte viel Zeit, bis er endlich wieder reagieren konnte. Dann aber wollte er es wissen und den Butler attackieren, zumal die Umstehenden ungeniert grinsten und sich freuten. Sie schienen gerade diesen beiden Schlägern die Niederlage zu gönnen.

      Der Hauptakteur zog ein Messer, ließ die lange Klinge durch Knopfdruck vorschnellen, holte aus und wollte Parker in die Schulter stechen.

      Er wäre besser erst gar nicht auf diese Idee gekommen!

      Lady Agatha, die längst die kleine Nische verlassen hatte und näher gekommen war, reagierte auf ihre unverwechselbare Art, obwohl Parker sich bereits umwandte, um diesen Stich zu parieren. Er hatte an den Gesichtern der Thekengäste abgelesen, daß sich hinter seinem Rücken etwas tat.

      Lady Agatha schlug ausgesprochen lustvoll zu, setzte ihren Pompadour gezielt auf den Unterarm des Schlägers und brachte dessen Hand dazu, das Messer hoch in die Luft zu werfen. Dann setzte sie mit einer ihrer überlangen Hutnadeln nach und rammte sie in die linke Gesäßhälfte des Messerhelden.

      Der Aufschrei des Mannes war beachtenswert schrill und klang gequält. Mit einem Ruck zog Agatha Simpson die Hutnadel wieder aus den Gesäßmuskel und ließ sie oben im Hut verschwinden. Der Mann riß beide Hände nach hinten, umfaßte die gesamte Fläche des Hinterteiles und hüpfte dann wie eine aufgescheuchte Heuschrecke durch den Pub. Dabei stieß er Kiekser am laufenden Band aus, die überhaupt nicht zu seiner muskulösen Erscheinung paßten.

      »Wenn Mylady erlauben, möchte meine Wenigkeit sich in aller gebotenen Form bedanken«, sagte der Butler und lüftete die schwarze Melone.

      »Was wären Sie ohne mich, Mr. Parker«, gab sie zurück und beobachtete dabei interessiert die grotesken Sprünge des Mannes, der sich inzwischen gesetzt hatte und nun mit dem Hinterteil über den Steinboden rutschte. Ihm ging es darum, das bösartige Brennen wenigstens andeutungsweise zu bekämpfen. Er hatte das Gefühl, mit einem glühenden Stück Eisen angebohrt worden zu sein.

      Nun, beide Hutnadeln der älteren Dame waren von Josuah Parker chemisch präpariert worden. In Myladys Hand waren die Nadeln so zu Waffen geworden, mit denen sie außerordentlich gut umzugehen verstand. Der Schläger rutschte noch immer umher, doch seine Bewegungen waren eindeutig langsamer geworden. Ihn hatte eine gewisse Schlaffheit und Müdigkeit erfaßt. Er sehnte sich nach Ruhe und Schlaf. Als er die Tür zu den Toilettenräumen erreicht hatte, streckte er sich aus und blieb danach regungslos liegen. Daß er gesundheitlich nicht geschädigt worden war, ließ sich den tiefen Schnarchtönen entnehmen.

      »Hätten Sie nun die Güte, die gewünschten Getränke zu zapfen?« fragte Parker den Mann hinter dem Tresen, der sich gerade die Augen rieb. So etwas hatte er in seinem Pub noch nie erlebt. Zwei der härtesten Schläger, die zu seiner Kundschaft gehörten, waren auf eine mehr als ungewöhnliche und auch unblutige Art außer Gefecht gesetzt worden.

      Während Agatha Simpson sich in die Nische zurückbegab, bekam Parker die Getränke und trug sie zurück zu seiner Herrin, die dem Mann hinter dem Tresen energisch zuwinkte. Der so Aufgeforderte beeilte sich, zu ihr zu kommen und dienerte verlegen, als er vor der älteren Dame stand.

      »Ich suche ein Subjekt namens... Wie heißt dieser Lümmel noch, Mr. Parker?«

      »Es handelt sich um einen gewissen Dick Locton«, warf Josuah Parker ein, »er ist untersetzt, breitschultrig und dürfte möglicherweise mit jenen beiden Männern befreundet sein, die Mylady eben erst zu beleidigen trachteten.«

      »Dick Locton? Klar, den kenn’ ich. Un’ der is’ mit den beiden Typen da wirklich befreundet. Die stecken oft zusammen. «

      »Wo, bitte, kann man diesen Mr. Locton erreichen?«

      »Tja, das weiß ich nicht und...«

      »Hören Sie zu, junger Mann«, schnitt Lady Agatha ihm brüsk das Wort ab, »noch bin ich recht friedlich, wie Sie ja wohl deutlich sehen, doch das kann sich schnell ändern.«

      »Mylady fühlt sich in Ihrem Etablissement noch immer in einer Art behandelt, die man nur als unverschämt bezeichnen kann«, schaltete Josuah Parker sich ein, »die Polizei könnte unter gewissen Umständen zu dem Schluß kommen, daß man Ihnen die Konzession entziehen müßte. Sie fassen meinen bescheidenen Hinweis sicher nicht als Drohung auf.«

      »Wer...Wer sind Sie eigentlich? Ich hab’ Sie hier in der Gegend noch nie gesehen. Is’ das ’ne besondere Masche von euch?«

      »So


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